Hallo Gomez,
Um den Anschluss zu knüpfen:
Du hattest zitiert, was ich sagte, bzgl. Gründen für frühe Tode.
Zitat von LMG:
[...] damit sind zum einen nat. unnatürliche Todesfälle gemeint, die wir ja in verschiedener Weise bei Cobain, Stradella, und den Koksern und Heroin-Freaks vorfinden. [...]
Die Abhängigkeit von Hof und Adel [...]
und hattest geantwortet:
Eine ganz gefährliche Sucht.
Da stimme ich zu. Daher hatte ich es auch erwähnt. Dazu nehmen wir uns Janis Joplin vor. Zitat aus 1000 Jahre Illustrierte Musikgeschichte, auch ist ein Bild von ihr zu sehen, sie sitzt an einer Wand und raucht ein Kippchen und lächelt. Zitat unter dem Bild wörtlich :
"Janis Joplin war bei ihren Auftritten von ungeheurer Energie und Vitalität. Mit siebenundzwanzig war sie ausgebrannt."
Und auch Hof und Adel konnten, wie Du annimmst, "abhängig" machen: Die glitzernde Luxuswelt von Grafen und Fürsten, bei denen z.B. Mozart verheizt wurde, war ebenfalls wie Rauschgift: Einerseits tolle Schlösser, andererseits MISSACHTUNG der Person des Musikers. Ich habe in einem Buch das Plakat für die "Zauberflöte" ( erste Aufführung ) gesehen: Man bekommt den Eindruck, dass Schikaneder sie komponiert hat. Oben groß drüber:
"Zum Erstenmale: Die Zauberflöte. Eine große Oper in 2 Akten, von Emanuel Schikaneder."
Dann werden die Personen aufgelistet, die mitspielen bzw. singen, neben ihren Rollen-Namen.
Ganz weit unten steht in ganz klein folgendes:
"Die Musik ist von Herrn Wolfgang Amade Mozart, Kapellmeister, und wirklicher K. K. Kammerkompositeur. Herr Mozard [sic] wird
aus Hochachtung für ein gnädiges und verehrungswürdiges Publikum, und aus Freundschaft
gegen den Verfasser deß Stücks, das Orchester heute selbst diregiren."
Ein gefährlicher Vampir, der die Lebensessenz aus Musikern quasi aussaugte. Musiker hatten kaum was zu melden, wurden als "Beiwerk" und "Background" angesehen, während es auf dekadenten Bällen neuesten Hoftratsch laut zu erörtern galt, saß der Klavierist unbemerkt am Klavier...besonders schwierig für die besonders genialen, soweit sie IN DIESE "Hof / Adel" - Epoche passen. Sie können so etwas nicht aushalten. Auch Mozart kon te es nicht aushalten.
Das Ende ist ähnlich wie bei Janis Joplin: Der Tod bedeutet überall dasselbe: Das Ende.
Man ist ausgebrannt - Schluss.... Man musste von der Robustheit eines Beethoven ( solche, die ihm entgegenstanden, bezeichnete er als "Nichtsnutze" und trat entsprechend auf ) , oder Ausgeglichenheit eines J. Haydn sein, der sich, wie ich bereits mal erwähnte, als "sclavisches Geschöpf, das stets geplagt von vieler Arbeith sey" ansah, jedoch ruhig und gelassen blieb.
Gegenteilige Charaktereigenschaften scheinen zum früheren Verenden zu führen...Aufregung, Auflehnung, AUfruhr, Unzufriedenheit....usw...
Ich wäre nicht so gelassen geblieben. Wahrscheinlich wäre ich aus Ärger früh verstorben....
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Ich hatte ferner gesagt:
Ich nehme an, weil dieser "30er"-Lebensabschnitt die anstrengendste Zeit für sie war. Familiäre Obliegenheiten ( Gründung einer Familie ), berufliches Fußfassen, und die weiter vorn im Thread von mir schon genannten Belastungen / Stress und evtl. besondere Persönlichkeitsmerkmale dürften da in hohem Maße verantwortlich sein.
Du hattest geantwortet:
Wer will das so genau wissen?
Die Frage ist in zweierlei Hinsicht aufzufassen. Zunächst einmal - in der einfacheren Version, Gomez, :
Ich will es gerne genau wissen.
Und nun die "schwierigere" Antwort-Version: Wer das so genau weiß bzw. wissen KANN ? Das ist doch ganz einfach:
Umsichtige Biographen, neutral denkende Freunde, unbeeinflusste Familienmitglieder und Nahestehende, und spezialisierte interessierte Zeitzeugen als Experten.
Es gilt aber hier nun, herauszufinden, ob sich die Ursächlichkeit frühen Todes in einer bestimmten untersuchten Gruppe mehr auf die besonderen Persönlichkeitsmerkmale zurückführen lässt, oder ob die Umwelt ob der besonderen Positionierung des jew. Listenelementes in der jeweiligen Gesellschaft evtl. maßgeblicher war.
Meiner Ansicht nach keins von beiden. Die Umwelt mit all ihren Einflüssen prägt, formt und gestaltet den Musiker und sein Leben wie ein Bildhauer, der ein optimal formbares Material zum bearbeiten vor sich hat.
Die Feinfühligkeit und ausgeprägten soziokulturellen Eigenschaften, Intelligenz, Genie, unfassbarer Erfolg gepaart mit extremst hohen geistigen und körperlichen Anstrengungen usw. von BESTIMMTEN Musikern sind aber für die Zeitepochen, in denen sie lebten, inadäquat gewesen.
Besonders bei Musikern schlägt sich dies natürlich nieder: Je intelligenter man z.B. ist, desto eher kann so einer "durchleuchten", wie die Umwelt ihre Reaktionen auf z.B. seine Kompositionen darbringt, und vor allem: was EIGENTLICH dahintersteckt.: Wird man auf Hass und Ablehnung stoßen, oder übermannt einen der frühe Ruhm ?
Wie wir sahen, starben die meisten aus der untersuchten Gruppe in ihren 30ern. Dort fand die Saat der beeinflussenden, tödlichen Faktoren den fruchtbarsten Boden!
LG, Olli