Ich habe Musik auf Lehramt studiert und zwar nicht, weil ich unbedingt Lehrerin werden wollte, sondern weil ich mich intensiver mit Musik auseinandersetzen wollte, weil ich das Bedürfnis hatte, alles über die mir so liebgewonnene Musik zu erfahren. Für ein reines Instrumentalstudium mit theoretischen Nebenfächern an einer MSH hätten sowohl meine pianistischen, als gehörbildungstechnischen Fähigkeiten wohl nicht ausgereicht.
Ich hätte vor dem Studium sicher Amfortas Aussage unterschrieben, dass ich zwar gerne Klavier spiele, aber auch die Musik liebe und deswegen auch viel theoretisches Wissen über sie haben möchte. Letztendlich wollte ich aber auch richtig Klavierspielen lernen, weil ich es so sehr liebte, mich über das Klavierspiel auszudrücken.
Nun bin ich im siebten Semester, muss nur noch meine Examensarbeit weiterschreiben und noch eine theoretische Prüfung machen. Wenn ich so auf mein Studium zurückblicke, habe ich nicht Dank des Studiums mich zu dem Menschen auf musikalischer und persönlicher Ebene entwickelt, der ich heute bin, sondern Dank meiner großartigen Klavierlehrerin (an der Uni) und anderer Personen, die dazubeigetragen haben, dass ich mich selbst mit mir auseinandergesetzt habe. Was ich damit sagen möchte ist, dass aus meiner Sicht nicht ein Musikstudium unbedingt zur Weiterentwicklung beiträgt, sondern 1. was man daraus privat macht und 2.: Wenn man außerhalb des Studiums die richtigen Leute trifft (treffen würde), braucht man die Uni nicht unbedingt.
Bücher über Musikgeschichte, Musiktheorie, Allgemeine Musiklehre, Formenlehre, Musikdidaktik..... gibt es in zahlreichen Ausführungen zu kaufen. Letztendlich ist das bei mir am meisten hängen geblieben, womit ich mich intensiv eigenständig auseinandergesetzt habe. Abgesehen von einer Musikgeschichtsvorlesung bei einem wahnsinnig guten Prof. der aus der längst vergangenen Zeit erzählte, als wäre er selbst dabei gewesen, waren die Veranstaltungen nicht besonders toll. Ich dachte mir früher, Musik zu studieren wäre was ganz Besonderes und Tolles, eine ganz andere "Welt". Doch so war es leider nicht. Es tut aber sehr gut, unter Gleichgesinnten zu sein, die ebenso diese Wunschvorstellung hatten, die sie dazu getrieben hat, diese Aufnahemprüfung zu machen. Außerdem sind Musiker einfach die nettesten und aufgeschlossensten Menschen auf der Welt, die sich gleich miteinander verbunden fühlen und das tut an einer sonst großen und anonymen Uni sehr gut.
So, nun bin ich bald Musiklehrerin in einer Grundschule, musste nebenbei noch Deutsch, Erziehungswissenschaften und Mathe studieren. Wenn mich in drei Jahren jemand fragt, was ich denn so mache, dann kann ich nicht mals mehr sagen, ich sei Musikstundentin, nein, dann bin ich Lehrerin :confused: !
Es sei denn, jemand hat einen besseren Vorschlag, was ich mit so nem Studium noch anfangen könnte, etwa: doch Musiktherapeutin werden (wollte ich auch mal)? zur Zeitung gehen und journalistische Arbeiten machen? In die Musikpsychologie gehen und forschen?
Ach, ich weiß auch nicht, bin nur irgendwie ein wenig gefrustet und möchte das anderen ersparen, die vllt. Ähnliches planen...
So, nun muss ich weiter lernen, schreibe nämlich Dienstag eine Matheklausur, mit Klavierspielen ist da erst mal nicht viel. Bis zu meiner Klavierprüfung habe ich jedoch täglich 4-5 Stunden gespielt, nur mal um das noch mal aufzugreifen...
Macht's gut, oder besser,
Pianika