Begriff
Die ursprüngliche Bedeutung des Namens Klavier hat sich im englischen Keyboard noch erhalten, das wörtlich übersetzt "Schlüsselbrett" heißt und jede Art von Tastatur meint. Schlüssel, lat. clavis, waren in mittelalterlicher Buchstabennotation nämlich die Bezeichnungen der einzelnen Tonhöhen, und die wurden zur besseren Orientierung auf die Tasten geschrieben.
Klavier bezeichnete ursprünglich also alles, was Tasten hatte, und schloß damit auch das Cembalo und die Orgel mit ein. Darum heißt eines der wichtigsten Werke Johann Sebastian Bachs Das wohltemperierte Clavier, obwohl es dem Cembalo (oder dem Klavichord) zugedacht ist.
Heute wird das Wort sehr oft zur Unterscheidung vom Flügel gebraucht, dient aber je nach Verwendung auch als Oberbegriff für beides, genauso wie das Wort Piano oder Pianoforte, das zu Beethovens Zeiten den Flügel oder das Tafelklavier bezeichnete, während das aufrechte Klavier, wie wir es heute kennen, erst nach Beethovens Tod allmählich in Gebrauch kam. Pianino, "Klavierchen" also oder "kleines Klavier", nannte man es, während man heute unter einem Kleinklavier Instrumente bis etwa 110 cm Höhe versteht.
Spricht man heute vom Klavier, so meint man immer das Hammerklavier oder den Hammerflügel, d.h. ein Instrument, dessen Töne dadurch erzeugt werden, daß Hämmer gegen die Saiten schlagen. Trotzdem benutzt heute niemand mehr das Wort Hammerklavier für unsere modernen Instrumente, denn diese Bezeichnung ist wiederum anders besetzt: Sie dient der Benennung historischer Instrumente aus der Zeit um 1800 und davor. Ausgerechnet jedoch Beethovens Hammerklavier-Sonate wird man darauf kaum angemessen spielen können, denn deren dynamische Anforderungen und die der späteren Romantik führten schließlich zur Weiterentwicklung und Vervollkommnung des Instruments, die erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen ist.