Leichte Bearbeitung von original Klavierstücken
Dass jeder große Instrumentalpädagoge davon abrät, ist mir schon klar. Die sitzen aber meist nicht in gewöhnlichen Musikschulen und leben davon, dass sie ihre Schüler bei Laune halten.
Natürlich ist man bemüht bei Originalliteratur zu bleiben, aber wenn der kleine Seppi unbedingt nach zwei Monaten „Für Elise“ spielen möchte, so tu ich ihm den Gefallen. Seppi ist glücklich, Mama und Papa auch und die Oma obendrein.
Hallo Pianomobile,
dasselbe sollte auch für gewöhnliche Musikschulen gelten. Auch an gewöhnlichen Musikschulen sollten
gute Instrumentalpädagogen arbeiten. Auch gute Instrumentalpädagogen sitzen in Musikschulen und leben davon. Wenn ein Klavierschüler nach zwei Monaten unbedingt "Für Elise" spielen will, ist das ein gutes Zeichen, den er ist an Klaviermusik interessiert.
Umso schlechter ist es jetzt, daß der Lehrer ihm eine Leichtbearbeitung von "Für Elise" gibt, um ihn bei Laune zu halten. Daraus folgt: Guter Schüler, schlechter pädagogischer Lehrer!
Wenn ein Schüler nach zwei Monaten "Für Elise" spielen will, muß er damit warten, bis er die Originalfassung spielen kann. Bei einem guten Klavierpädagogen wird er dafür auch nicht lange warten müssen. Ich habe noch nie erlebt, daß ein Schüler die Lust verliert, weil man ihm sagt, er muß, um "Für Elise" spielen zu können noch etwas warten. Der Gegenteil ist der Fall, der Schüler wird motiviert mehr zu üben, wenn der Lehrer ihm das Stück vorspielt und sagt: Und in ein oder zwei Jahren wirst Du, so gut wie Du jetzt schon spielen kannst, es auch spielen können!
Natürlich freut sich ein sehr keiner Klavierschüler zunächst das in einer Leichtbearbeitung spielen zu können. Aber man kann kleine Klavierschüler auch anders motivieren, d. h.: Der Lehrer hat ihn falsch motiviert, weil der Lehrer es nicht schafft ihn anders zu motivieren, ihm die Lust und Freude am Klavierspiel zu übermitteln. Diese falsche vorgezogene Motivation hat aber später negative Auswirkungen für den Schüler. Später wird er vieleicht die Lust dann wirklich verlieren, wenn er in einem Alter ankommt, wo er merkt: Ich spiele ja eigentlich viel schlechter als meine Freunde oder Mitschüler. Warum wird er schlechter spielen:
Einem Schüler eine Leichtbearbeitung von "Für Elise" zu geben hat zur Folge:
Daß, wenn er dann später die Originalfassung spielen soll, er keine Lust mehr hat die schwierigeren Stellen zu üben, die z. B. nach dem bekannten Thema kommen, die in allen Leichtbearbeitungen verdorben wurde.
Ein Schüler der noch keine Leichtbearbeitung von "Für Elise" gespielt hat, hat unheimliche Lust das ganze Stück mit den schwierigen Stellen zu üben und er selbst interessiert sich auch für die anderen Stellen des Stückes und nicht nur für das bekannte Thema.
Ich habe eine Schülerin, die hat bei ihrem vorigen Klavierlehrer solche Leichtbearbeitungen von original Klavierwerken gespielt. Sie hat später die Lust permanent verloren, als sie ihre Mitschüler, die ebenfalls Klavier spielen mit der Originalfassung der Stücke hörte. Zweifel kamen für sie auf: Bin ich zu schlecht?
Nein. Sie war nicht schlecht. Der Klavierlehrer war schlecht!
Ein weiterer Punkt ist die Klavierkomposition an sich, die in Leichtbearbeitungen verhundst wird und es die Komponisten sicherlich nicht gewollt haben, ihre Kompositionen zu verhundsen. Als z. B. Franz Liszt die h-moll Sonate komponierte, wollte er, daß dieses Stück nur die spielen, die diesen technischen Anforderungen gewachsen sind.
Originale Klavierkompositionen in einer Leicht-Bearbeitung für Klavier zu spielen ist eine Vergewaltigung der orinalen Klavierkomposition.
Wenn dann läßt man lieber Synphonieteile in einer leichten Bearbeitung für Klavier spielen, wie z. B. 9. Syphonie von Beethoven der letzte Satz.
Aber niemals originale Klavierwerde in einer leichten Bearbeitung für Klavier.
Außerdem hat ein Klavierlehrer, der so etwas macht mangelnde Literaturkenntnisse in Klavier. Es gibt so viel schöne Stücke für Klavier in Originalfassung, die die Komponisten geschrieben haben, für Klavierspieler oder Klavierschüler, die noch nicht so weit in der Technik sind, die aber wunderschön klingen. Warum muß man dann ausgerechnet eine schwere originale Klavierliteratur in einer Leichtbearbeitung (die furchtbar hässlich und verhundst klingt) spielen lassen?????
Es gibt auch unzählige weitere Gründe, warum man das als Klavierpädagoge nicht macht. Weiß jetzt nicht mehr in welchen Klavierpädagikbüchern zu diesem Thema genau geschrieben wurde.
Liebe Grüße, Mario