Jeder wirklich sensible Spieler mit geschultem Gehör weiß einfach schon durch die Erfahrung, daß das Material eines Instruments sich auf die individuellen Frequenzverteilungen eines Spielers einschwingt. Das IST übrigens pure Physik.
Der unfassbar gute Klaviertechniker Stefan Knüpfer ("Pianomania") erläutert das übrigens in diesem Interview:
Lieber hasenbein,
ich zitiere hier mal den besagten Ausschnitt aus dem Interview:
"Im Film sagen Sie, dass ein Flügel ein akustisches Gedächtnis hat. Können Sie einem Flügel anhören, wer zuletzt darauf gespielt hat?"
Knüpfer: "Sie können das selber ausprobieren, wenn Sie ein Klavier haben: Sie spielen einfach chromatisch, am besten in der Mitte, wo die Töne mehr oder weniger gleich lang klingen. Dann suchen Sie sich einen Ton aus, der ein bisschen schwächer ist. Bisschen weniger Obertöne, bisschen weicher vielleicht. Jetzt treten Sie das rechte Pedal und schlagen diesen Ton stark an. Der ganze Flügel klingt dann ja, weil alle Dämpfer oben sind. Lassen Sie es klingen, bis der ganze Flügel ruhig ist. Wiederholen Sie es. Dann spielen Sie dieselben chromatischen Töne vom Anfang noch mal – und Sie werden sehen, dass der Ton, den Sie ausgewählt hatten, nun der lauteste ist.
Ja? Warum?
Wenn Sie bei getretenem Pedal einen Ton anschlagen, fängt durch das Hochheben der Dämpfer der ganze Resonanzboden zu schwingen an und kriegt dabei eine Energie von diesem Ton. Er wird auf dessen Schwingung eingepegelt, der ganze Boden richtet sich nur nach diesem einen Ton. Geiger wissen das: Ein guter Geiger würde niemals seine Geige verleihen. Wenn jemand anderes darauf spielt, verändert sich das Instrument."
Natürlich klingt jedes Instrument bei jedem Spieler anders, weil jeder Spieler eine individuelle Klangvorstellung und eine individuelle Art der Umsetzung dieser besitzt (s. auch Interview).
Aber folgt man diesem Teil des Interviews, dann hat der Einfluss der
Stücke, die auf einem Instrument gespielt werden, einen erheblich größeren Einfluss auf den Klang des Instruments als die individuelle Spielweise von Pianisten.
Das ist doch der logische Schluss aus der von Knüpfer gemachten Feststellung, oder hapert's da an meiner Logik? :p
Mein Flügel klingt eher unterschiedlich je nachdem wie das Wetter ist, trotz DampChaser, wie viel darauf gespielt wird................ . Ich kann auch nicht sagen, dass er in den Ferien, in denen nur ich darauf spiele, anders klingt, als wenn meine Schüler in der Schulzeit darauf spielen.
Ich frage mich, ob es nicht eher daran liegt, dass ein Instrument einen dem Pianisten entsprechenden individuellen Klang annimmt, weil dieses Instrument auf ihn in allen Belangen der Mechanik, Regulierung, Intonation etc. individuell zugeschnitten ist und so eine Einheit in Klangvorstellung und deren Umsetzung entsteht.
Ich glaube, dass mein Flügel deshalb so klingt, wie er klingt, weil ich so auf/mit ihm spiele. Natürlich wird ein Flügel, auf dem sehr hart gespielt wird, auch hart klingen, schon weil die Filze der Hämmer ziemlich traktiert werden, aber man schaue sich das von mir in meinem vorigen Beitrag zitierte Erlebnis an der Musikschule an................ .
Liebe Grüße
chiarina