Hallo alle Freunde der minimierten Achsreibung...
Hat jetzt etwas länger gedauert, aber ich musste mit Erschrecken feststellen, dass meine Freizeit nach Ende der Kurzarbeit auf der Arbeit dramatisch geschrumpft ist
Nach den diversen Ölungs , bzw. CLP , bzw. auch Alkoholkuren für das Schimmelchen, welche sich zwar alle als durchaus wirksam herausgestellt haben, aber leider allesamt nach einiger Zeit an Effekt verloren haben, blieb nur eines übrig:
Neuachsen der Hebegliedkapseln (und weils so schön ist, der Hammernusskapseln gleich mit...)
Benötigtes Werkzeug für den engagierten Laien beim 69er Schimmelchen:
- Schlitzschraubenzieher für die Schrauben der Hebeglieder und Hammernusskapseln (vorhanden)
- Achsenaustreiber (in Stiftform nicht die Nobelvariante) für die Hebegliedkapseln (11,30€)
- Spitzzange für die Achsen Hammernusskapseln (vorhanden)
- Seitenschneider modifiziert als Achsenzwickzange (vorhanden, mittels Flex abgeflacht)
- Akkuschrauber für Kapseltuchbearbeitung (vorhanden)
- Schlüsselfeile für eventuell überstehende Achsen(vorhanden)
- Messschieber Preciva zum Achsen ausmessen (19,90€)
- Grobes Schleifpapier zum Achsendraht anschleifen (1,-€)
- Reibahlen 0,6 bis 2,0 aus dem Bastelzubehör (19.-)
An Spezialwerkzeug wird eigentlich nur (in einem eventuell besser sortierten Bastlerhaushalt kann alles andere auch so vorhanden sein) der Achsenaustreiber benötigt! Ein paar Sachen musste ich mir kaufen, allerdings lassen die sich auch noch anderweitig später verwenden (die mit Preisen)
Benutztes Material:
- Achsenstifte 1,30 mm (200St. 9,50 €)
- Achsenstifte 1,40 mm (200St. 9,50 €)
- Achsendraht 1.30mm, 1325mm, 1,35 mm (Restposten ca. 10€)
- Protec CLP zur letzen Ölung....(optional, 21,30€)
Beim Material konnte ich vernünftige Qualität über Umwege von Jahn organisieren, für Laien zu kaufen gibts das auch von Meyne, allerdings hat mich da die Qualität der vorher bestellen Teile überhaupt nicht überzeugt (hatte da testweise mal einzelne Kapseln und ein komplettes Hebeglied bestellt... ziemlich gruselig im Vergleich zu den im Schimmelchen verbauten Teilen)
Durch den Umweg hatte ich leider nicht die optimale Zusammenstellung, hätte lieber Achstifte in 1,275 1,3 und 1,325 gehabt, da aber ein gewisser Zeitdruck aufkam (wollte das in meinem Urlaub noch anpacken..) kam es zu oben genannter Zusammenstellung, was dann auch funktioniert hat.
Arbeitsschritte:
- Ausbau der Mechanik
- Abschnittsweise (Mittellage, Bass, Diskant) Ausbau der Hebeglieder (Bändchen aushängen, Schraube los)
- Austreiben der Achsen der Hebegliedkapselachsen mittels Achsenaustreiber und "hohler" Unterlage
- Ausmessen der Achsen der Hebegliedkapselachsen ( 95% bei 1,275mm) mittels Messschieber
- Aufreiben der Achstuchung mittels in Akkuschrauber eingespannten und leicht aufgerauten Achsendraht 1,30mm
- Montage des 1.30mm Achsenstiftes in Hebeglied
- Abzwicken des überstehenden Achsstiftes mittel Seitenschneider, eventuell Nacharbeit mit Schlüsselfeile
- Prüfen des Achsenspiels der Hebelgliedkapsel (Klopftest, Beschreibung weiter unten)
- Nach dem Ausbau aller Hebeglieder des Abschnitts:
- Ausbau der Dämpferpralleiste (Hammerausbau beim Schimmelchen deutlich vereinfacht)
- Abschnittweiser Ausbau der Hämmer
- Abschrauben der Hammernusskapsel
- Entfernen des Achsstiftes (seitlich rausschieben per Spitzzange)
- Ausmessen der Hammernusskapselachsen (95% bei 1,275mm)
- Aufreiben der Achstuchung mittels in Akkuschrauber eingespannten und leicht aufgerauten Achsendraht 1,30mm
- Montage des 1.30mm Achsenstiftes in Hebeglied
- Abzwicken des überstehenden Achsstiftes mittel Seitenschneider, eventuell Nacharbeit mit Schlüsselfeile
- Anschrauben der Hammernusskapsel an Hammernuss
- Prüfen des Achsspiels der Hammernusskapsel mittels Festspannen der Kapsel und Spielprüfung am Hammerkopf
- Nach der Fertigstellung aller Hämmer eines Abschnittes:
- Montage der Hämmer in die Mechanik nach Ölung der Achsen mittels CLP
- Montage der Hebeglieder in die Mechanik nach Ölung der Achsen mittels CLP
- Montage der Dämpferprallleiste
- Montage der Mechanik ins Klavier
- Erfreuen an der superleichten Spielart der Mechanik im ersten Abschnitt
- Dann wieder nach oben zum nächsten Abschnitt
- ganz zum Schluss habe ich noch sämtliche Dämpferfedern ein ganzes Stück schwächer eingestellt um auch hier die maximale Leichtigkeit im Anschlag zu unterstützen, die hatten echt ein irren Andruck. Auch hier eindeutig ein Zeichen dafür, das das Schimmelchen bis jetzt nicht viel im Leben gedroschen wurde (sah man ja auch an den Garnierungen, bei der nicht eine durch war, und viele fiel zu fest)
Das abschnittsweise Arbeiten erleichtert enorm den Zeitaufwand bis zum ersten Erfolgserlebnis, und erlaubt es die Arbeiten auf mehrere Tage zu verteilen, da alle Arbeiten mit Konzentration und Sorgfalt erfolgen sollten um Kollateralschäden zu vermeiden! Der Zeitaufwand für einen Abschnitt lag bei mir bei etwa 4h reine Arbeitszeit (Pausen machen!)
Das Ausreiben der Tuchung mittels Akkuschrauber und (teilweise) angerauter Achse erlaubt dem Nichtprofi ziemlich gut ein exaktes reproduzierbares und schnelles Ergebnis beim Anpassen auf eine etwas grössere Achse! Ich musste a von 1.275 auf 1.3mm. Mittels Reibahle ist das megaaufwändig und fehlerträchtig, da Ahlen ja immer Spitz zulaufen, und man da schnell mal zuviel rausgeschubbelt hat.
Der Klopftest bei den Hebegliedern habe ich glaube ich irgendwo mal hier gesehen, finde das aber nicht wieder:
Hebelglied senkrecht halten, und die Kapsel im 90 Grad Winkel stellen. Die Kapsel darf nicht von alleine runterfallen, und sollte beim Klopfen oben auf das Hebeglied mit 4 bis 5 Klopfern oben anschlagen. Oder hatte mir das
@Tastenscherge gezeigt, weiss ich gar nicht mehr... auf jeden Fall reagieren jetzt alle Hebeglieder im Schimmelchen genau so.
Alle beschrieben Arbeitssschritte funktioniern SO natürlich nur wenn keine Überraschungen auftauchen, als da wären:
- Achsen der Hebegliedachsen gehen einfach nicht raus... Luftfeuchtigkeit nach Starkregen plötzlich megahoch , oder aber auch: Grössere Achse verbaut!
- Grössere Achsen statt 1,275m --> erfordert dann stärkere Ausreibung der Tuchung als mit 1,3mm, zum Teil mit Reibahlen bis auf 1.4mm hoch, damit ich meine vorhandenen Achsstifte nutzen konnte.
- Kapsel zerbricht beim Austreiben der Achse....doppeldoof, liess sich allerdings mit Leim wieder herstellen...
- Prüfung des Achsspiels zeigt wackelnde Achse: Fast nicht passiert, aber dann halt auf grössere Achse wechseln
- Montage der Hebeglieder im Diskant immer schief....erst da ist mir aufgefallen das meine Zange nicht immer ganz exakt abzwickt und die Achsen sich berühren, in den anderen Lagen war das nicht so, da genug Platz zwischen den Hebegliedern... also mittels Schlüsselfeile runterfeilen (oder eine gescheite Abzwickzange kaufen...)
Ach, und die Hammernusskapseln habe ich auch gemacht, da auch diese zum Teil auch nach mehrmaliger Ölung nicht vernünftig leichtgängig waren... Nach der Demontage konnte man bei vielen Achsen schwarze Rückstände an der Achse und am Tuch sehen, also Abrieb des Materials mit Beschädigung der Oberfläche.
Jetzt haben also alle Performance relevanten Kapseln neue JAHN Achsen, dann ist da erstmal Ruhe! Und die übrigen Achsen haben auf die "Ölungen" meines Erachtens gut reagiert, wobei da natürlich auch noch Potential sein könnte
Habe jetzt keine grossartig aussagekräftigen Bilder mehr gemacht, da sieht man eh nicht so viel.
Viele Videos die mich inspiriert haben, habe ich aus dem Youtube Kanal von Stefan Lang aus Aachen, wer die als Klavier Hobby Bastler nicht kennt ist selbst schuld
Piano Lang Aachen
Bin mit dem Schimmelchen jetzt schon ziemlich zufrieden, fehlt eigentlich nur noch das Thema Intonation... Habe mir in der Bucht mal so Intoniernadelhalter geschossen (Aus China für 11.-) der exakt so aussieht wie das Profiwerkzeug aus den deutschen Shops für 40,- bis 50.- Mal schauen wann ich mich an das Thema heran traue...