Es ist wohl ein bisschen einfacher. Hier ist eine halbwegs muntere Ü80 Lady, sie versteht sich als Teil der Community, sie hat auch – ausweislich z.B. ihrer sehr schmackhaften Hackbällchen ehedem in Köln und unter Koblenz – so ihre Verdienste um uns.
Sie hat – was angesichts der fortgeschrittenen Lebenserfahrung kein Wunder ist – an den Tasten ein paar Schwierigkeiten, und sie hat auch sonst noch anderweitige Päckchen im Leben zu tragen.
Und sie hat vielleicht sonst im Leben kaum jemanden, der sie mal in den Arm nimmt.
Da verlangt es sie einfach mal wieder nach ein klein wenig positivem Zuspruch und Aufmerksamkeit. Der sei ihr doch gegönnt.
Manchmal ist mir auch zwar nicht langweilig, aber ein bisschen einsam an den Tasten. Hatte letztens aber ein schönes Erlebnis: meine klaviermusik-enthaltsame Lady (mangels meines Tastentuns) saß plötzlich mal ganz stiekum auf der Treppe, abseits meines Blickfeldes, und freute sich still, als ich mal wieder das Mozart-Andante KV 467 machte, erst ein bisschen stolperig, dann aber wieder mit der alten Verve und gewisser Kunde aus jahrelanger Übung. Und unendlicher bis haltloser Liebe zu dieser Art von Musik, die mich - ob des originalen Violinen-Plumm-Plumm-Plumm des Klavierkonzertes - auch an meine Vergangenheit an diesem kleinen Klangholz "Antonivs Stradivarivs - faciebat anno 1698" - OK Kopie aus Mittenwald 1898 - erinnert.
Mein Mozart ist jedenfalls deutlich ... besser als der vom ollen Walter "Wally" Boot in Queens in der Endfertigung der US-Fabrik, der im Film auf der DVD von "Making a Steinway" (L1037) gezeigt wird, der in der Kontrolle der Endfertigungs-Fertigkeiten vom Bruce "I do the D" nicht ganz 100pro parfetto gemacht wurde, jedenfalls nicht so, dass Wally, das alte Schlachtross mit 42 Jahren Werkszugehörigkeit, als Kontrolleur allen Tuns der intoneure nicht doch noch was zu meckern bzw. nachzubessern gehabt hätte. Als Wally dann mit seinem Tun zufrieden war, als er dachte, jetzt ... jetzt erst ... sei der neue D schön gleichmäßig, dass man ihn auf die Menschheit loslassen könne, immerhin spendiert der künftige Eigner über 100.000 USD (2003 oder 2004...), da fingerte er ein paar Takte Mozart Andante in den nagelneuen D-Flügel.
Diesen Film kann ich enormst empfehlen. Wenn man nachempfindet, wie es alten und uralten Menschen geht, die diese tiefe Liebe zur Musik (und den Menschen, unweigerlich) haben, dann ist dieser Film - nachdem man das Buch vom Baron zum Vorgänger 0862 gelesen hatte - einfach nur ein herzerwärmendes Gedicht. Wenn du einen 70jährigen Mann am zagen Ende seines Berufes siehst, der sein ganzes Leben mit schwieligen Händen arbeitete, und siehst, wie seine Augen wie die eines Kindes zu Weihnachten leuchten, wenn er von 42 Jahren bei Steinway erzählt, und von dem, was für ihn die Arbeit am guten Klang ausmacht, das ist irre, einfach nur große Superklasse. Dann ahnt man wieder, wofür der Mensch auf der Welt ist.
Beide Flügel gingen dann zum "Big Boy" Ron Coners in die Konzert-Flügel-Bank ins Kellergeschoss an der 57. Straße. Der den lieben Kölner Klavierprof Pierre-Laurent Aimard versuchte zufrieden zu stellen, einen Mann, der unglaublich "finnicky" ist, was Klang angeht, nervig ohne Ende, bis er hat, was er will - und dennoch was fand, was den Kölner Franzosen für sein Konzert in der Carnegie befriedigen konnte.
Liebe Moni, fühl dich mal ganz dolle gedrückt.