Liszt: Rigoletto-Paraphrase

Hallo Rolf,
ich habe mich durch Deine Texte noch nicht ganz durchgelesen, aber kennst
Du die Aufnahme von Byron Janis?
Er ist unter den Aufnahmen, die ich kenne, der
einzige Pianist ist, der die Repetitionsstelle am Schluss im richtigen Tempo und mit phantastischer Leichtigkeit spielen kann. Dabei behält er auch noch die melodische Führung. So muss es in meinen Ohren sein.
Ich erinnere mich, die Paraphrase zu letzt live im Konzert von Barenboim gehört zu haben, wo diese Stelle einfach nur ein peinliches langsames Geklapper war.

Beste Grüße
Claudius


Piano.Aktiv
http://www.pianoaktiv.de
 
die linke Hand spielt in stark akzentuierten 16tel Oktaven ein Thema, welches Rigoletto gegen Ende des Quartetts singt (er teilt verschwörerisch seine rächenden Mordabsichten mit (den fiesen Duca totmachen))

Leider wieder nur ein kurzer Beitrag zu diesem super Thema von mir. Ich wusste gar nicht, dass die Oktaven in der LH tatsaechlich auch Bezug zu einem Thema haben. Vielen Dank wieder mal, und wie einige andere auch werde ich mir Deine Anmerkungen jetzt ausdrucken und beim Ueben sorgfaeltig studieren. Ich stimme voll ueberein, dass man idealerweise bei allen Stuecken so ins Detail gehen sollte!

- - die rechte Hand spielt nachschlagende Akkorde in 32steln auf jedes der 16tel
nun hört man aber oft die "Erleichterung", dass der jeweils zweite Akkord (anstelle des jeweils ersten!!) auf das 16tel fällt, und der erste Akkord wie ein Vorschlag vorausgespielt wird - - das ist zwar deutlich leichter, aber falsch. Douchable demonstriert diesen Moment (letzter Takt) sehr deutlich.
Ein astreiner Reggae-Rhythmus ist das :D
Uebrigens steht ueber dem letzten Takt dieser Stelle in meiner Ausgabe (Schott) ein ritardando. Das kommt vielleicht vom Herausgeber als von Liszt, aber ich finde, musikalisch ist ein leichtes rit. angebracht.

Noch eine Frage, Rolf: Waehrend der ganzen Repetitionsstelle (und in der unrepetierten Variante davor) spielt die linke Hand ja auch eine Art von Gegen-Melodie (worauf Du frueher schon hingewiesen hast). Kommt die auch von Verdi?
 
Hallo Rolf,

als Ergänzung zum Händevertauschen kann ich noch empfehlen, die erste Invention von Bach mit gekreuzten Händen zu spielen. Zwar werden wohl einige Wechsel bei den Fingersätzen notwendig, aber das ganze ist eine schöne Übung, die musikalischen Gedankengänge etwas von den Fingern zu entkoppeln.

Viele Grüße,
Kristian
 
zur Nutzanwendung

als Ergänzung zum Händevertauschen kann ich noch empfehlen, die erste Invention von Bach mit gekreuzten Händen zu spielen. (...) eine schöne Übung, die musikalischen Gedankengänge etwas von den Fingern zu entkoppeln.

hallo,

als "Einstieg" ist die Invention (oder Teile von ihr) brauchbar, das angenehme ist, dass die Imitationsstimme der Oberstimme ja recht ähnlich ist. Man könnte auch ganz am Anfang mal die Melodiestimme des Menuet d-Moll (Notenbüchlein) nur mit der linken Hand spielen, dann zusehen, dass diese es ebenso wie die rechte hinkriegt.

Die Formulierung vom "Entkoppeln" ist sehr schön!! Ich meine, dass man damit schon früh anfangen sollte.

Gruß, Rolf
 
hallo,

wer z.B. den ersten oder zweiten Satz der "Sonata facile" von Mozart übt, oder wer des Prelude h-Moll von Chopin übt: bei Mozart könnte man mal probieren, ob die linke Hand die Melodie ebenso gut wie die Rechte Hand kann, bei Chopin könnte man mal die Melodie mit der rechten Hand spielen. In beiden Fällen wird man viel über die eigenen Hände lernen können!!...

Gewiß kann man einwenden, dass das nicht nötig sei - bon. Dann ist es halt nicht nötig. Und wenn man weiter stramm voran schreitet und Fortschritte macht, dann kommt vielleicht mal der dritte Satz der Mondscheinsonate dran - und siehe da: dort spielt mal die r.H. die Melodie und die l.H. schnelle Albertibässe, mal ist es aber auch umgekehrt.

In Maßen betrieben ist Transponieren eine Tugend - nicht minder ist das Vertauschen der Hände eine solche!

Gruß, Rolf



spaß macht auch das h moll prelude mal mit oktaven in beiden händen zu spielen :D
 
endgegen meiner gewohnheit hab ich mir meinen satznochmal angeschaut :D also nciht beide hände gelichzeitig sondern in beiden mal die melodie in oktaven :D:D auch bei den inventionen spaßig , da gibts ja keine akkorde :P
 
:D

beides ist eine sehr gute Idee!!

In der Paraphrase kommt eine Melodie (Maddalena) nur in Oktaven vor - insofern ist es sinnvoll, Melodien auch in Oktaven spielen zu können: und wie Du anmerkst, kann man das zum Testen gerne auf alle möglichen Melodien anwenden. Und das so lange, bis sie wie Melodien klingen :)

ob links, ob rechts, ob in Doppelgriffen oder Akkorden: erst wenn das keine Rolle mehr spielt, keinen Unterschied macht - erst dann hat man eine der nötigen Grundlagen.

Gruß, Rolf


zum beispiel in quinten, autsch xD
 
Hallo Rolf,
ich habe mich durch Deine Texte noch nicht ganz durchgelesen[/URL]

hallo Claudius,

das ist nun nicht mehr nötig, Schnee von gestern, quasi weggetaut - ich habe sie allesamt aus gegebenem Anlaß gelöscht (lediglich nichtssagende eigene Beiträge habe ich stehen gelassen)

die Rigoletto-Paraphrase ist eine Opernparaphrase von Franz Liszt, wem sie gefällt, der mag sie spielen, wem sie nicht gefällt, der wird sie nicht spielen - mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.

Gruß, Rolf
 

ich finde die Aimi unglaublich, spielt ganz tief aus ihrem Innern heraus, dass kann ihr keiner antrainiert haben.:o:kuss: Wird bestimmt eine große Pianistin.

So würde ich auch gerne spielen können, das wäre schon etwas.
Schade um Deine Beiträge, rolf.:(
 

völlig richtig!!!

A & O

so schließen die Außenteile Allegro (Intro) und Presto die Paraphrase sinnfällig ein, runden sie ab und weisen thematisch-inhaltlich (auf der Basis, dass man gefälligst weiß, wie es um das Quartett der Verdioper Rigoletto bestellt ist) das Verstehen an:
-- allegro:
das Thema des erkennenden Lachens (Maddalena) wechselt mit dem Thema des betrogenen Herzens (Gildas 2. Thema) ab, am Ende breitet sich in einer nach Des-Dur gewendeten Passage der böse verlogene Duca aus (Überleitung zum bella figlia Thema)
-- presto:
betrogenes Herz - erkennendes Lachen - - triumphaler Protzglanz der Lüge

und in der Mitte, im Andante, als "Herzstück" das bella figlia Thema, die da capo Melodie der Verlogenheit

am Ende "siegt" ---- die Lüge!

übrigens findet sich im Presto noch ein verborgener Querverweis auf den parallel konzipierten Mephistowalzer: der verbogene "A-Dur" Akkord (des-e-g-a) neben Des-Dur - A-Dur ist im Walzer die Tonart der vom Teufel umstrickten leichtsinnigen Tanzgesellschaft, Des-Dur ist die Tonart des Teufels, des Bösen. In der Paraphrase möchte der dominantische Beginn mit dem Thema des erkennenden Lachens gerne nach A-Dur führen, aber das gelingt nicht: auch hier dominiert das Böse, die Lüge.

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wir haben Karneval!!! :D

ich würde mir ja gerne sprachlich das Kostüm eines Schulmeisters überstülpen und... ... eine kleine Klassenarbeit, eine Klausur vorschlagen:
a) wie viele Themen verarbeitet die Paraphrase?
b) was sind die schwierigsten Stellen für die Ausführung?
c) was reizte Liszt gerade an diesem Sujet, welches im Original eine Meisterleistung des vierstimmigen Gesangssatzes ist?
d) welche charakteristische und bedeutsame Änderung macht Liszt in der Melodie des Duca (bella figlia del amore)?
e) Bonusfrage: was hielt Verdi von dieser Paraphrase?

Helau!!!

Gruß, Rolf

p.s. @ Walter:
Du darfst die Klausur nicht mitschreiben: Du hast einen umfangreichen "Spickzettel" :D
 
p.s. @ Walter:
Du darfst die Klausur nicht mitschreiben: Du hast einen umfangreichen "Spickzettel" :D
Realitätsnaher wäre ja mit Spickzettel :D

Freut mich sehr, dass du doch noch weiteren Einblick in dieses wunderschöne Klavierwerk gibst!

Ist denn die Rigoletto-Paraphrase in Liszts Klavierwerk eher ein Ausnahmewerk oder weist eine Vielzahl seiner Werken (welche?) eine derartig ausgeklügelte Konzeption auf ?
Zumindest die h-Moll Sonate ist ja offenbar ein ähnliches Kaliber (und gleich noch um einiges länger). Ich habe Brendels (kurze) Analyse des Werkes gelesen und war erstaunt, wie innovativ hier komponiert wurde.
Das nur nebenbei.

lg marcus
 
der unbekannte Liszt?? :)

Ist denn die Rigoletto-Paraphrase in Liszts Klavierwerk eher ein Ausnahmewerk oder weist eine Vielzahl seiner Werken (welche?) eine derartig ausgeklügelte Konzeption auf ?

hallo marcus,

es erstaunt mich, dass Dir der Komponist Liszt als singuläre Erscheinung noch nicht aufgefallen ist - das erstaunt mich wirklich! Schlagworte wie Wagner-Liszt-Schule, sinfonische Dichtungen, "Programmmusik" finden sich in allen musikgeschichtlichen Büchern. In seiner Antrittsvorlesung hatte Professor Bela Bartok ganz speziell auf den Umstand absoluter formaler Vollkommenheit der Lisztschen h-Moll Sonate hingewiesen! Auch dass die Tristanharmonik ohne Liszt nicht denkbar ist, wissen wir aus berufenem Munde:
dass ich durch Dich harmonisch ein anderer Kerl geworden bin
Richard Wagner an und überLiszt

Sein Oeuvre ist freilich recht buntscheckig, heterogen - und neben Genialem findet sich auch Triviales. Aber man misst z.B. Bethoven ja auch nicht einzig an "Wellingtons Sieg" :)

zu den formal, harmonisch etc. besonders gelungenen oder wenn man so will "ausgeklügelten" Werken Liszts zählen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Sonate h-Moll
Mephisto-Walzer Nr.1
Les Funerailles
Gnomenreigen (Etüde)
Rigoletto-Paraphrase
Les Preludes (sinfonische Dichtung)
Dante-Sinfonie
heilige Elisabeth (Oratarium)
nahezu das gesamte (oft atonale) Spätwerk
Klavierkonzert A-Dur
Klavierkonzert Es-Dur
Variationen und Fuge über b-a-c-h
Isoldens Liebestod Transkription
La Campanella (Etüde)
La Leggierrezza (Etüde)

und natürlich gibt es effektvolle und immergrüne weitere Werke (Rhapsodien, Etüden, Charakterstücke, Transkriptionen, Bearbeitungen)

auf einen Nenner gebracht: Liszt ist doch viel mehr, als nur schwieriges Klavierspiel :)

Gruß, Rolf
 

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