Es schien mir eher darum zu gehen, sezierende Sekundärliteratur in die Schranken zu verweisen. In diesem Bereich agieren eben oft Persönlichkeiten, die sich mit ihrem Tun ungerechtfertigterweise allzu sehr in den Mittelpunkt stellen, wirklich kulturschaffend sind diese dagegen nur bedingt.
@Felix Hack
Das ist eine gewagte These. Kannst du Beispiele nennen für Persönlichkeiten, die sich in den Mittelpunkt drängen? Diese Formulierung impliziert ja auch, dass andere, die es verdient hätten, aus dem Mittelpunkt verdrängt werden. Wer wäre das dann bzw. in welcher Situation ist so etwas vorgekommen?
Ich sehe den Bereich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kunstwerken, egal welcher Art, kritisch, sofern diese denn um ihrer selbst willen geschieht und dann sozusagen intrinsisch motiviert ohne irgendeine Bremse bis zum Exzess getrieben wird. Da schaffen sich ein paar der Welt entrückte Wissenschaftler in ihrem Elfenbeinturm ausgehend von realen, nennen wir es mal „primären“ Kunstwerken, so eine eigene sekundäre gedankliche Kunstwelt, die dann kaum jemand mehr nachvollziehen kann, und wenn dann doch, mit welchem Gewinn und für wen? Kann man da denn wirklich von dem dabei entstehenden Output (d.h. das dabei angehäufte Wissen), wieder vorne in den Primärkreislauf etwas Sinnvolles einspeisen? Gibt es wirklich viele gelungene Beispiele dafür? Ist eine gelungene Rückkoppelung in den Primärkreis dann vielleicht nicht doch eher ein Zufallsprodukt, dass natürlich nie ausgeschlossen werden kann? Kann man denn nicht eigentlich jegliches künstlerisches Produkt, das erstmal aus der unmittelbaren akustischen / optischen oder wie auch immer gearteten sinnlichen Wahrnehmung heraus absolut nichts taugt, wiederum als hohe Kunst missverstehen und darstellen, wenn man bei der gedanklichen analyitischen Nachmodellierung des Werkes nur den Abstraktionslevel hoch genug ansetzt?
Umso mehr Fragezeichen sich da vor ihren Füßen ansammeln, desto mehr scheinen die handelnden Personen in dieser ihrer ganz eigenen Kunstwelt unter Rechtfertigungsdruck zu stehen, was dann zu einiger Wichtigtuerei und an den Haaren herbeigezogenen Streitereien im Kollegenkreis führt. Alles völlig nachvollziehbar. Ach ja, und umso höher die Fresstöpfe in der betreffenden Branche hängen, desto vehementer werden diese Schaukämpfe ausgetragen, weil jeder eben umso mehr darauf bedacht sein muss, einen höchstmöglichen Rang in seiner Zunft einzunehmen.
Ich höre mir ja öfters, wenn ich abends mit dem Auto unterwegs bin (also somit, wenn ein anspruchsvolles Radioprogramm nicht zu sehr stört) auf D-Radio Kultur solche Diskussionen über vielfältige kulturelle Themen an. Oft sehr spannend und interessant, deshalb höre ich das ja auch. Aber oft eben auch grauslich, was die z.T. hochdekorierten Diskutanten da so an Haarspalterei, Übertreibungen, künstliche Empörung und sonstiges Gegockele usw. betreiben. Eigentlich nur erklärbar damit, dass es ihnen eben zuerst um sich selbst und ihren Marktwert auf solchen Podien geht. Die Kunstwerke, um die es geht, na ja, die sind unter diesem Aspekt eigentlich beliebig austauschbar. Also hört Euch mal, falls Ihr das nicht sowieso tut, oder falls ihr solche Erfahrungen nicht ständig sowieso anderweitig macht, solche Sendungen an, dann findet Ihr genug der geforderten Beweise für diese These.
Letztendlich lohnenswert finde ich eine eingehende analytische Auseinandersetzung mit Kunstwerken da, wo die gewonnenen Erkenntnisse dazu genutzt werden, einen eigenen Schaffensprozess anzureichern, bzw. anderen dazu zu verhelfen, dies zu tun. In einem solchen Falle tut man das dann aber eben nicht mit derart pseudo-leidenschaftlichem Getöse (zwecks Mittelpunkt). Vielleicht auch schon deshalb nicht, weil man das, das man sich dabei mühsam erarbeitet hat und das einem auch tatsächlich zu etwas nütze ist, ja auch nicht beliebig in die Welt streut.