Kritische Überlegungen zu Klavierwettbewerben für junge Pianisten

Vielleicht werden wir am 19. März mehr dazu erfahren.

 
Von der Regisseurin Irene Langemann gibt es zwei Filmdokumentationen mit dem Titel „Russlands Wunderkinder“ von 2000 und 2010 - aufschlußreich auch, wie sich kindliche Begabungen über die Jahr hinweg entwickeln. Die DVDs sind (noch) im Handel erhältlich und in jedem Falle sehenswert, nicht zuletzt auch für Klavierlehrer …
 
Meine Beobachtung bei JuMu über mehrere Jahre hinweg: in der jüngsten Altersgruppe IA gibt es nur erste Preise.
Und das wird auch bewusst von der Jury so gemacht.
@Jeremias
Ich verstehe nicht ganz, warum dieses Thema bei dir solche Emotionen hervorruft. Wenn du Wettbewerbe nicht magst, dann hake das Thema doch ab und lass andere teilnehmen, die das möchten. Ich fand JuMu immer toll und es hat meiner Entwicklung Schub gegeben. Ich kenne persönlich auch niemanden, dem das geschadet hätte.
Falls du Angst um die psychische Verfassung deines Sohnes hast, kannst du ihn getrost beim Regionalwettbewerb JuMu teilnehmen lassen. Er wird, wie alle anderen Kinder in AG IA einen ersten Preis bekommen und es wird sicher nichts anderes als ein spannendes Erlebnis für ihn sein.
LG,
NaMu
 
Deswegen noch eine Bosheit, denn es ärgert mich, wenn talentierte Kinder und Jugendliche derart pauschal verdächtigt werden: man muss selber ein ziemliches Wrack sein, um solche Gehässigkeiten vom Stapel zu lassen.
im Wesentlichen werden hier nicht Kinder und Jugendliche verdächtigt, sondern die Erwachsenen, die sich um das Wettbewerbswohl der Kinder kümmern (damit meine ich nicht die Juroren oder Veranstalter, sondern Eltern und Instrumentallehrer).
Wir sind nun einmal eine Migrationsgesellschaft - was ist schlimm daran?
Ich weiß sehr wohl, dass der Leistungsgedanke bei Menschen aus diesem Kulturraum öfters ausgeprägter ist als in Europa, finde es jedoch nicht störend.
Wenn ich es recht weiß, findet es keiner hier schlimm, dass wir eine Migrationsgesellschaft sind.
Was ich persönlich wohl schlimm finde, ist, mit welcher Verbissenheit in asiatischen Kulturen mit Musik umgegangen wird.
Letztlich tut man damit der Musik keinen Gefallen.
 
im Wesentlichen werden hier nicht Kinder und Jugendliche verdächtigt, sondern die Erwachsenen, die sich um das Wettbewerbswohl der Kinder kümmern (damit meine ich nicht die Juroren oder Veranstalter, sonder Eltern und Instrumentallehrer).
Die KL haben natürlich auch ein wirtschaftliches Interesse an der Leistung ihrer SchülerInnen. Schließlich können unter den Zuhörern auch potentielle SchülerInnen oder schlimmer deren Eltern sein.
 
Die KL haben natürlich auch ein wirtschaftliches Interesse an der Leistung ihrer SchülerInnen. Schließlich können unter den Zuhörern auch potentielle SchülerInnen oder schlimmer deren Eltern sein.
Das halte ich für Quatsch. Klavierlehrer, die Schüler auf Wettbewerbsniveau ausbilden, haben i.A. lange Wartelisten und sind darauf nicht angewiesen. Davon abgesehen werden vermutlich viele Teilnehmer der höheren Altersgruppen schon in Begabtenklassen von Musikhochschulen unterrichtet.
 
Das halte ich für Quatsch. Klavierlehrer, die Schüler auf Wettbewerbsniveau ausbilden, haben i.A. lange Wartelisten und sind darauf nicht angewiesen. Davon abgesehen werden vermutlich viele Teilnehmer der höheren Altersgruppen schon in Begabtenklassen von Musikhochschulen unterrichtet.
Die Rede war von "Kindern". Das hat dann bei mir falsche Vorstellungen geweckt. Mehr so in Richtung Schüler-Vorspielen,
 
im Wesentlichen werden hier nicht Kinder und Jugendliche verdächtigt, sondern die Erwachsenen, die sich um das Wettbewerbswohl der Kinder kümmern (damit meine ich nicht die Juroren oder Veranstalter, sondern Eltern und Instrumentallehrer).

Wenn ich es recht weiß, findet es keiner hier schlimm, dass wir eine Migrationsgesellschaft sind.
Was ich persönlich wohl schlimm finde, ist, mit welcher Verbissenheit in asiatischen Kulturen mit Musik umgegangen wird.
Letztlich tut man damit der Musik keinen Gefallen.

Ich finde persönlich schlimm, wie hier mit Pauschalverdächtigungen und Vorurteilen argumentiert wird. Kein einziges Kind kommt aus Asien, dann muss also die asiatische Kultur herhalten. Weil man das ja aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes und teilweise des Nachnamens (die Vornamen sind ja alles andere als typisch asiatisch, warum wohl?) feststellt. Dann müssen die Eltern ja alle wie der Vater von Lang Lang sein, geht ja gar nicht anders, auch wenn sie schon lange in Deutschland leben. Auf die Idee, dass die Eltern ihren Kindern nur die bestmögliche Förderung ermöglichen können und wollen, und das unter Berücksichtigung des Kindeswohls, kommt man anscheinend gar nicht. Vielleicht hat die klassische westliche Musik ja in Ländern wie Japan oder China mittlerweile einen höheren Stellenwert als z.B. in Deutschland und "deutsche Kinder" werden deshalb von ihren ehrgeizigen Rabeneltern zum 6-maligen Training/Woche ins Schwimmbad, auf den Tennisplatz, Rasen oder in die Turnhalle gezwungen. Behaupte ich jetzt einfach mal:007: .
 
Ich finde persönlich schlimm, wie hier mit Pauschalverdächtigungen und Vorurteilen argumentiert wird. Kein einziges Kind kommt aus Asien, dann muss also die asiatische Kultur herhalten.
Du hast recht, es sind alles persönliche Gedanken, die sich aus Erfahrungen speisen. Und natürlich hat die klassische Musik in den asiatischen Ländern einen erheblich größeren Stellenwert.
Das Wesen von Vorurteilen ist, dass man aufgrund persönlicher Erfahrungen generalisiert. Ja, so ist der Mensch - schon wieder pauschal -.
Meine Erfahrung ist obengenannte und ich habe keine anderen gemacht.

Und wie gesagt: Es sind selten die Juroren, nie die Kinder, oft die Eltern, manchmal die Lehrer.
 
Vielleicht hat die klassische westliche Musik ja in Ländern wie Japan oder China mittlerweile einen höheren Stellenwert als z.B. in Deutschland
Ja! Nicht vielleicht! Sicher!
Etwaige Arroganz in diese Richtung ist nur noch peinlich.
Ich bin auch im Zweifel, ob wir Deutschen aus unserer Sesselperspektive wirklich zwischen Engagement und verbissenen Ehrgeiz unterscheiden können. Übertriebene Bildungsanstrengungen sind bei uns eher selten!
Dass es in Asien pianistische 'Eislaufmütter/väter' gibt und auch Übertreibungen ist unbezweifelt, aber wo gibt es die nicht!
 
Ich finde persönlich schlimm, wie hier mit Pauschalverdächtigungen und Vorurteilen argumentiert wird.
Es ist kein Vorurteil, dass in Ostasien die Einstellung zu Arbeit und Leistung tendenziell(!) anders als bei uns ist. Nicht umsonst kommt das Konzept der "Tiger Mom" aus der Gegend.
Klar ist nicht jeder Asiate fleißig und nicht alles tiger moms. Und auch so manches europäische Kind wird von den Eltern gefordert (o, nicht ö, weit über das, was noch als Förderung durchgeht). Aber dass es einen Unterschied im Durchschnitt gibt, siehst du doch auch, oder?
 

Auch wenn das Buch in den USA geschrieben und der Ausdruck dort geprägt wurde, kommt das Konzept(!) aus Asien.
A ... average
B ... beating
C ... can't have dinner
D ... don't come home
F ... find another family
 
Mein Senf dazu:

ich finde den Kronberg- Wettbewerb, und wie Chiarina das Ganze angeht, sehr schön und vermutlich unter diesen Voraussetzungen motivierend für alle TeilnehmerInnen.

Leider gibt es da bei anderen Wetbewerben doch sehr Fragwürdiges: Als Klavierbegleiter bei Landeswettbewerben von Jugend Musiziert hatte ich gewisse Einblicke in das Gebaren gewisser Juroren:
Da wurde durchaus gemauschelt nach dem Motto: hilfst du meinem Schüler, helfe ich deinem. Oder eine sehr fähige Cellistin hat das Tempo eines Satzes einer Bach-Suite in einem den Juroren nicht genehmen Tempo genommen. Hatte sie dann Pech.
Ganz zu schweigen von dem Klavierprofessor, der einerseits durch die Lande fuhr, um die "guten" Schüler abzuwerben, und wo andererseits bei dessen teilnehmenden Schülern die ehrfurchtsstarren Restjuroren gleich ein Pünktchen mehr gaben.

Also: hinschauen was abläuft. Genau abwägen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist anscheinend wie im wirklichen Leben: Große Fähigkeiten und Begabungen sind keine Garantie auf Erfolg. Leichter geht es mit Beziehungen und gelegentlich indirekter finanzieller Unterstützung. Ohne Beziehungen bist du meistens genau das: Ein armes Schwein.
Deswegen sagen ja auch manche Musiker, dass die Arbeit mit Social Media (Self-Management) ungefähr die Hälfte der Arbeit als Künstler neben der Beschäftigung am Instrument ausmacht. Denn das ist - Beziehungsarbeit.
 
Eine schöne Gegenüberstellung der Pro- und Contra-Haltungen zu Schülerwettbewerben findet sich in diesem Artikel bei Zeit Online:

"Nutzen oder schaden Schülerwettbewerbe? - Schülerwettbewerbe boomen: Befürworter sind von den Leistungen beeindruckt, zu denen sie Schüler antreiben. Die Gegner glauben, zu viele werden entmutigt. Ein Pro und Contra"

--> Pro: https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2011-03/pro-contra-schuelerwettbewerbe
--> Contra: https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2011-03/pro-contra-schuelerwettbewerbe/seite-2

Die meisten dort beschriebenen Aspekte sind hier im Faden bereits genannt worden.
Mein persönliches Fazit: "Die" einzig richtige Antwort gibt es zu diesem Thema wohl nicht....

Schöne Grüße und konkurrenzfreies, entspanntes Üben und Klimpern :-) (ggf. auch im Rahmen eines Wettbewerbs ;-)) wünscht
chopinfan
 
Nicht umsonst kommt das Konzept der "Tiger Mom" aus der Gegend.
Ich habe mal eine kennengelernt. Eine sehr gebildete Frau, mit der man sich auf hohem Niveau über so gut wie alles unterhalten kann. Und die ihre Kinder nicht nur ultimativ fordert, sondern ebenso mit allem, was ihr möglich ist, fördert - unter enormer finanzieller Belastung und bis hin zur persönlichen Selbstaufgabe. Klavierspielen auf höchstem Niveau (mit Teilnahme der Tochter z.B. am Chopin Wettbewerb) ist da nur ein Teil, mindestens genauso wichtig sind die akademische Ausbildung und der Sport. Wenn ich je jemanden getroffen habe, dem ernsthaft an ganzheitlicher Ausbildung der Kinder gelegen ist, dann war sie es. Ob der Druck, den sie den Kindern und sich selbst macht, gesund ist, ist natürlich schon fraglich. Genauso fraglich ist jedoch das hiesige Mimimi, welches sofort einsetzt, wenn Kinder mal ein klein bisschen gefordert werden. Maßhalten ist nicht das Ding unserer Zeit.
 
Vielleicht hat die klassische westliche Musik ja in Ländern wie Japan oder China mittlerweile einen höheren Stellenwert als z.B. in Deutschland
Ich habe mich darüber kürzlich mit einem koreanischen Klavierstudenten unterhalten. Er sagte, in Korea würde man sich für westliche Klaviermusik (Klassik generell?), wenig interessieren und es sei sehr schwierig, in diesem Bereich beruflich Fuß zu fassen. Das hat mich auch überrascht. Aber wenn man nicht gerade tiefe Einblicke in die verschiedenen Kulturen hat - China, Japan, Korea, Taiwan, schert man leicht alle(s) über einen Kamm, was natürlich Quatsch ist.

Was übrigens die Jurys in Wettbewerben angeht: Das sind auch alles nur Menschen mit ihrem Stolz und ihren Befindlichkeiten. Es kommt nur allzu regelmäßig vor, dass sie sich auch nicht gerade engelsgleich verhalten. Zu mir sagte mal jemand schroff "You are not for competitions", später habe ich noch mehrere erste Preise gewonnen und Meisterklasse studiert; gegenüber einem (asiatischen) Wettbewerbsteilnehmer vernahm ich in einem anderen Wettbewerb einmal die in jeder Hinsicht deplazierte und blödsinnige Aussage, seine ungarische Rhapsody von Liszt sei "nicht ungarisch genug" gewesen.

Man gibt sich in Wettbewerbssituationen sehr verletzlich und empfindlich. Es ist dennoch wichtig, bei sich zu bleiben und sich Aussagen nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen, denn es sind nur kurze, subjektive Stimmungsbilder eines Moments.
 

Zurück
Top Bottom