Kraftentfaltungsgrenze - kein echtes forte möglich?

Exkurs Paganini-Erlebnis

das Paganini-Erlebnis war Chopin nicht fremd :D

der "Teufelsgeiger" hatte gleich doppelt Eindruck gemacht: zum einen seine innovative Geigenvirtuosität (die so groß war, zeitweilig die Violine als das virtuoseste Instrument vorzuführen, scheinbar unmöglich Dinge doch möglich zu machen), zum anderen die wie man heute sagen würde "PR-und Marketing-Effekte", die "Teufelsgeiger-Show".

das führte zu einer beeindruckenden Reaktion der Klavierkomponisten der Romantikergeneration: angeregt von der innovativen Violinvirtuosität dasselbe für das Klavier zu machen.

Liszt schrieb seine Transkription der 1829 fertiggestellten "fantastischen Sinfonie" von Berlioz, Chopin seine großen Etüden op.10. Auch andere Komponisten folgten und schrieben "Paganini-Etüden" (Liszt, Schumann) sowie überhaupt allerlei Etüden (Alkan, Mendelssohn usw.) - daraus wurde durchaus eine Art "Tradition": Brahms, Rachmaninov, Lutoslawski

Musikalisch kam die Anregung, das Klavierspiel zu revolutionieren, die virtuosen Möglichkeiten zu erweitern von der Geigenkunst Paganinis (den man nicht unterschätzen sollte. das Finale des D-Dur Konzertes ist ein wunderbar charmantes Stück, von Ideen wie La Campanella zu schweigen) - - - die Showeffekte allerdings... ... Handschuhe a la Tausig, Oktavendreschen a la Dreyschock, Liszt erst als Konzertsaalgladiator (in dieser Pose allerdings hat er immerhin das Solo-Programm eingeführt!) und später in der Soutane... Chopin als publikumsscheues Salon-Geheimnis (auch das ist eine Art Marketing...)

@Lalona: Du meinst sicher mehr den außermusikalischen Bereich

Gruß, Rolf
 
Korrektur zum "Chopinbild" von Rolf

dieses "sich getrost verlassen können" bezweifle ich aus textkritischen und textimmanenten Gründen. Die "Zeitzeugen-Berichte" bilden und transportieren (tradieren) ein gewolltes, gewünschtes romantisches Künstlerbild von Chopin in Abgrenzung zu anderen Komponisten und Pianisten, um Chopin als "anders" und "besser" zu präsentieren. Wenn ein solches konstruiertes Bild (Imago, Image) dazu führt, dass es von eindeutig notierten Partituren allzu arg abweicht (((und pardon: das tut ein nur maximal mf-säuselndes Chopin-Bild))), dann ist es um die Seriösität dieses Bildes oder dieser Wunschvorstellung nicht allzu günstig bestellt... denn eine solche Wunschvorstellung würde ja
stillschweigend voraussetzen (präsupponieren), dass ihr verehrter Gegenstand nicht in der Lage war, dynamische Zeichen sinngemäß zu verwenden...
... allein das läßt das beliebte Chopin-Wunschbild schon zusammenfallen wie ein Kartenhaus.

Rolf, bzgl. "Chopinbild" verlasse ich mich vor allem auf das, was von glaubwürdigen Zeitzeugenaussagen zusammengetragen wurde, meines Wissens nirgendwo akribischer und fundierter als im erwähnten Buch von Eigeldinger. Die sind so zahlreich und voneinander unabhängig, dass man keine Mutmaßungen anstellen muß.Es sind so viele Zeitzeugenaussagen, die unabhängig voneinander von verschiedenen Lebensstationen und Auftrittsorten Chopins zu übereinstimmenden Meinungen kommen bzgl. des Klangcharakters von Chopins Klavierspiels, daß man weder von einem allgemein "gewolltem" oder "gewünschten" oder "konstruiertem" Künstlerbild Chopins sprechen kann.

Es ist wie ein roter Faden, der sich durch alle Kritiken in seiner Pianistenlaufbahn durchzieht, dass sein Klavierspiel eher auf der leisen Seite zu suchen ist. Oftmals wurde er dafür kritisiert, dass er sehr leise oder zu leise spielte, aber trotzdem wurde er gerühmt ob seiner äußerst nuancenreichen Klangfarben, die er gerade im leisen Bereich hervorzaubern konnte.

Des weiteren wissen wir, dass Chopin bei der Aufführung eines seiner Klavierkonzerte kurzerhand das Orchester in den Orchestergraben verbannte, damit das Orchester nicht sein Klavierspiel überdecken konnte.

Nicht zuletzt ist ein Brief von ihm selber an die Eltern erhalten (ich glaube, aus Wien geschrieben), wo er die Kritik erwähnte, dass er zu leise gespielt hätte und sinngemäß anfügte, dass ihm das viel lieber wäre als wenn sie geschrieben hätten, er hätte zu laut gespielt. Man braucht sich also nicht mal auf Zeitzeugen berufen, die Fakten sind auch von Chopin selber wiedergegeben worden.

Deine hier irgendwo versuchte Darstellung, dass sich Chopin und Liszt in pianistischer Hinsicht ähnlich gewesen seien, finde ich abwägig. Die Ähnlichkeit beschränkt sich mehr oder weniger darauf, dass beide Genies an den Tasten waren, aber sie waren nach allem, was wir aus dieser Zeit an Fakten vorliegen haben, pianistisch so unterschiedlich, wie es kaum unterschiedlicher sein kann. Chopin sagte mal, Liszt versuche, die Massen im Konzert zu unterwerfen. Er selbst versuche, die Herzen zu gewinnen.
 
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Die Frage ist natürlich, wie man sich die Diskrepanz zwischen Chopins eigener Dynamiknotierung und seinem eigenen Spiel - die historischen Beschreibung halte ich durchaus für glaubwürdig - erklären soll.

In der Oktavenetüde op.25-10 schreibt er sogar am Schluß il piu forte possibile! Also lauter geht ja garnicht.

Es erinnert mich an Schumanns "So schnell wie möglich" der g-moll Sonate.

Vielleicht war es ja auch satirisch/sarkastisch gemeint.

In Chopins b-moll Sonate war es aber sicher nicht satirisch gemeint, wenn der 1.Satz gegen Ende die Lautstärkeangabe ff und danach crescendo und dann fff hat. Das ist Katastrophenmusik. Auch wenn Chopin selbst nicht so gespielt hat, sondern in einer Art Understatement die Musik nur angedeutet hat - die Musik verlangt das Lärmende und Beängstigende unbedingt.

Im Prinzip stellt die Musik Chopins das Leiden des Menschen an der schrecklichen Welt dar. Dazu gehört die dramatische Darstellung des Schrecklichen, die dann auch begreiflich macht, woher die Traurigkeit der leisen Stellen kommt.

Liszt ist da ganz anders - Liszt liebt das Spiel mit dem Feuer, sein fortissimo hat immer etwas Heldenhaftes. Mit Chopin hat man Mitleid, Liszt wird als Held gefeiert.

Persönlich ist mir Chopin viel sympathischer ^_^
 
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Chopin - Liszt: Gemeinsamkeiten, Unterschiede und manchmal verzerrende Bilder

Rolf,Deine hier irgendwo versuchte Darstellung, dass sich Chopin und Liszt in pianistischer Hinsicht ähnlich gewesen seien, finde ich abwägig. Die Ähnlichkeit beschränkt sich mehr oder weniger darauf, dass beide Genies an den Tasten waren, aber sie waren nach allem, was wir aus dieser Zeit an Fakten vorliegen haben, pianistisch so unterschiedlich, wie es kaum unterschiedlicher sein kann. Chopin sagte mal, Liszt versuche, die Massen im Konzert zu unterwerfen. Er selbst versuche, die Herzen zu gewinnen.

hallo Mindenblues,

mit Sicherheit hat Chopin sein Leben lang im besten Sinne "fein" Klavier gespielt: klar, differenziert, rhythmisch (nur manchmal in seinen Mazurkas sehr eigenwillig). Zu den in den 30er Jahren und danach populären "Klavierzertrümmerern" wollte er nicht zählen, und überliefert ist sein Spott über seinen Schüler Gutmann: "er hat nur eine Klangfarbe, fortissimo".

nun sind allerdings ebenso glaubwürdig dieselben Tugenden von Liszt überliefert: ein müheloses, differenziertes, rhythmisches und klares Klavierspiel - freilich auch von überwältigender Virtuosität, wo diese gefordert war (vornehmlich in seinen Opernfantasien - eine Gattung, zu welcher Chopin sich nicht hingezogen fühlte).

das Paganini-Erlebnis, eine Art Initialzündung für die innovativen großen Klavierkomponisten der Romantikergeneration, hatte sie alle (auf ihre jeweils individuelle Weise) ergriffen - den Katalog der Chopinwerke dieser Richtung habe ich ja erwähnt.

was nun die glaubwürdigen Zeitzeugen betrifft:
- einerseits bescheinigen sie (weniger während, als nach Chopins Lebensspanne) in der Tat sein im besten Sinne kultiviertes und feines Klavierspiel, immer hochexpressiv
- andererseits bescheinigen sie auch, dass er z.B. die gewaltigen Steigerungen seiner op.53 Polonaise und seines Scherzos der Trauermarschsonate realisiert hatte - und das bedeutet, dass er seine eigenen Relationen der Klangstärke von ppp bis ff inklusive des virtuosen Tempos mal salopp gesagt "drauf" hatte. Eventuelle Phonzahlen a la Liszt spielt op.53 "lauter" gibt es nicht, und sie würden auch nicht helfen: wir können aber ziemlich gewiß sein, dass beide op.53 spielen konnten.
- bedenkenswert ist, dass in den "Urteilen" nur selten der direkte Vergleich von gleichen Programmen auftaucht; stattdessen kann man lesen, dass Liszt in einem großen Saal die Hammerklaviersonate "uraufführte" (da wäre ich gerne dabei gewesen!) und dass Chopin seine Nocturnes unvergleichlich schön gespielt hatte (zart, fein, farbig, expressiv - oder wie Heine ihn nannte: "der Raffael der Musik", und da wäre ich auch gerne dabei gewesen). Über Gutmann wissen wir aus Chopins eigenen Mund, dass dieser das 3. Scherzo ziemlich gedroschen hatte, was Chopin selber sicher nicht getan hat (denn neben ff gibt es dort ja auch viel p-pp) :) - - - in diesem Sinne hilft es für ein möglichst realistisches Bewundern von Chopin und Liszt nicht, wenn man ungleiche Repertoireteile gegenüberstellt. Interessanter ist da, dass beide (auch ein berühmtes Zeitzeugnis!!) den ersten Satz der Mondscheinsonate direkt nacheinander so spielen konnten, dass es den Zuhörern unvergeßlich blieb (und da wäre ich am allerliebsten dabei gewesen, mit professionellem Aufnahme-Equipment!!!).

die Anfang der 30er Jahre in Wien aufgeführten Klavierkonzerte mit Chopin am Flügel litten unter zwei nicht eben optimalen Bedingungen: zu wenig Orchesterproben und ein eher "dünnhäutiges" Instrumen (da stand noch keine großer Pleyel oder Erard) - und die schwächeren Instrumente konnten keine große Lautstärke produzieren.

Fest steht: Chopin als Pianist war in der Lage, die Klangrelationen seiner Werke überzeugend darzustellen - ohne Lärm zu produzieren. Nun sind es gerade die Übertreibungen, die (wenn auch in guter Absicht) so manches verzerrte Bild haben entstehen lassen: da wird im Nachhinein Chopin zunehmend zarter und ätherischer, und Liszt immer titanischer und lauter. Solche Verzerrungen gilt es kritisch zu hinterfragen. Das bedeutet nicht, dass dadurch Chopin zum Fortissimo-Heroen verzerrt werden soll - ich meine das eher im Sinne von spätere Verzerrungen und Übertreibungen so weit es geht abzuziehen. Fest steht: Liszt als Pianist war in der Lage, die Klangrelationen seiner Werke überzeugend darzustellen - ohne Lärm zu produzieren. Und fest steht, dass die Klaviermusik wie auch das Klavierpiel entscheidend von beiden weiterentwickelt wurde.

In diesem Sinne ist ein allzu "ätherisches" Chopinbild eine Verzerrung - und diese ist ja nicht die einzige Verzerrung, die sich im Lauf der Rezeptionsgeschichte der Chopinschen Klavierwerke wie auch des Bilds vom Künstler ereignet hat. Man denke nur an die willkürlichen Rubato-Exzesse.

Was nun die Ähnlichkeiten, manchmal Wesensverwandschaft gar, der Klavierkompositionen von Chopin und Liszt betrifft: zieht man mal Genres wie Opernfantasien und Transkriptionen von gewaltigen Orchestersachen (Wagner, Berlioz, Beethoven) ab, so sind sich Chopin und Liszt sicher ähnlicher als Chopin und Schumann oder Chopin und Mendelssohn.

Zieht man manche sonderbare Übertreibung ab (Chopin hat die Atonalität nicht erfunden!), so ist das recht neue polnische Buch über Chopin (Hg. Tomaszewski) lesenswert (es ist übersetzt).

Und ehe es Schelte hagelt: dass in Liszts Persönlichkeit wie Werk mehr extrovertierte Komponenten wahrnehmbar sind, als bei Chopin, wird niemand (nicht mal ich) bestreiten - schön wäre, die Ausbrüche und oftmals vehemente Virtuosität des Chopinschen Oeuvres ebenso wahrzunehmen, wie auch die vielen introvertierten Komponenten bei Liszt. Dass sich Liszt der Gladiatoren-Arena stellte, unterscheidet seine "Karriere" von der Chopins, der sich in der Gladiatoren-Arena befangen fühlte, aber dennoch dort Eindruck machte - egal in welchem Rahmen: spielte einer von den beiden, dann war das eine Sensation!

Gruß, Rolf
 
In Chopins b-moll Sonate war es aber sicher nicht satirisch gemeint, wenn der 1.Satz gegen Ende die Lautstärkeangabe ff und danach crescendo und dann fff hat. Das ist Katastrophenmusik. Auch wenn Chopin selbst nicht so gespielt hat, sondern in einer Art Understatement die Musik nur angedeutet hat - die Musik verlangt das Lärmende und Beängstigende unbedingt.

da stimme ich dir (fast) komplett zu! :) - auf seine Weise konnte Chopin seine Klangrelationen darstellen.

eigentümlich ist, dass der 1. Satz der b-Moll Sonate eigentlich in einer grandiosen Dur-Apotheose endet, aber dennoch nichts Beängstigendes verliert oder aufhebt - - im Gegenteil: umso schrecklicher folgt kontrastierend das diabolisch-infernalische Scherzo!

ein immer wieder faszinierendes Stück, diese große Sonate!!!

was mir noch einfällt: von Chopin ist bzgl. seiner Interpretation der Beethovenschen As-Dur Sonate (die mit den Variationen) überliefert, dass er gesgt haben soll, er deute nur an, was der Zuhörer vollenden müsse (eine interessante frühsymbolistische Haltung - andererseits vielleicht auch kein Wunder: E.A. Poes Gedicht "Der Rabe" gilt als Vorbild der lit. Symbolisten, und Chopin und Poe hatten dieselbe Lebensspanne 1810-49, und für einen Symbolisten wie Skrjabin war Chopin ja Vorbild)

Gruß, Rolf
 
Hallo Rolf,

schade, daß du mir beim Lärmenden nicht zustimmst ;)

hallo Haydnspaß,

heimlich bin ich ja auch eher auf Chopins Seite :D und mag wüstes Gedresche nicht so gern (womit ich das Spielen, nicht ggf wilde Musik meine!) - insofern, bei aller Wertschätzung, kann ich den Hintersinn von Wilhelm Buschs berühmtem Spruch
"Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden."
nachempfinden, aber aber mag selber in Musik weder Geräusch- noch gar Lärmbelästigung feststellen :)

also meiner privaten Ansicht nach sollte auch ein tumultuoso und gr martellato mit Geschmack realisiert werden, was auch für das fff-Ende des 1.Satzes der b-Moll Sonate von Chopin gilt oder manchen nicht weniger dramatischen fff-Ausbruch bei Liszt gilt. Klaviere sind keine Ambosse :)

Gruß, Rolf
 
oh, jetzt sind wir uns alle aber echt einig :)
Uebrigens kenne ich von Busch die Versionen

Musik wird oft nicht schoen gefunden,
weil stets sie mit Geraeusch verbunden

oder

Musik wird oft nicht schoen gefunden,
weil immer sie mit Laerm verbunden

weill sie stets mit Geraeusch... bringt mich irgendwie aus dem Takt :D (nein ich war noch nie penibel ^^)
glg
 
PS ^^ : man koennte auch sagen,

...weil sie stets mit Laerm verbunden

lg von einer Lalona, die ganz aus dem Haeuschen ob ihres neuen Fluegels ist und deshalb bestimmt lauter Mist schreibt der ihr verziehen werden sollte :)
 

Dann sollten wir das Originalwerk in die Ecke werfen wegen seiner Taktlosigkeit! Oder findest du nicht, dass der Takt hier nicht eingehalten wird? Da ist einfach eine Hebung zu viel drin...

Auszer man betont von weil sie stets nur SIE
aber dann muesste man auch MIT betonen also das kann ja wohl nicht sein, er hat doch sonst sein Versmasz eingehalten...manmanman

Ein Yamaha aber ein schoener und ein gewaltiger Unterschied zu dem Stutzi den ich vorher hatte :)

liebe Gruesze
von der orginaluntreuen aber dafuer taktvollen Lalona
 
Auszer man betont von weil sie stets nur SIE
aber dann muesste man auch MIT betonen also das kann ja wohl nicht sein, er hat doch sonst sein Versmasz eingehalten...manmanman

genau das tut Busch, er hält das Vermaß ein - und betont ist sinnfällig das "mit" --- nicht STETS mit geRÄUSCH sondern stets MIT geRÄUSCH :)

denk an Heine:
ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so traurig bin -
ein Märchen aus alten Zeiten,
das wil mir nicht aus dem Sinn

sic! aus alten Zeiten - nicht aus uralten, wie man gerne singt.

Yamaha! prima!! viel Freude damit, die haben gute Klaviaturen!!

liebe Grüße, Rolf

ansonsten: man könnte auch mal wieder bissle Kraft entfalten... :D
 
Ich würde gern nochmal kurz auf die Ausgangsfrage zurückkommen, diesmal ganz praktisch:

Wie laut soll denn nun ff sein?

Welche der folgenden Aufnahmen würdet ihr als korrekt im Sinne der Chopinschen fortissimo-Angabe durchgehen lassen? ;)

Chopin Scherzo No.3

Argerich Warschau 1965
http://www.youtube.com/watch?v=Tl9MvizSf78

Argerich Saarbrücken 1972
http://www.youtube.com/watch?v=ELKc9ZBL4SA

Yundi Li
http://www.youtube.com/watch?v=-x-y2DuHSec

Pogorelich
http://www.youtube.com/watch?v=QwMnYP91tMo

Richter
http://www.youtube.com/watch?v=RNyY6IywXRY

Pollini
http://www.youtube.com/watch?v=7Qq3MpYdwpg
 
Wie laut soll denn nun ff sein?

Welche der folgenden Aufnahmen würdet ihr als korrekt im Sinne der Chopinschen fortissimo-Angabe durchgehen lassen?

Habe mir noch nicht alles angehört.

Aber, um auf die Frage von Haydnspaß zurückzukommen, was den nun "korrekt" sei im Sinne Chopins bzgl. ff, will ich einen weiteren Aspekt dazu in den Raum werfen, der bisher noch nicht genannt wurde.

Nämlich, dass die "Kraftentfaltungsgrenze" (was für ein Wort, als ob so viel Kraft nötig wäre, um laut spielen zu können..) auf den Pleyel-Flügeln, die Chopin nutzte, viel niedriger lag als bei heutigen Flügeln. Es gibt zum Glück Aufnahmen von Pleyel-Flügeln mit Baujahr aus Chopins Zeit. Da kommt nicht so sehr viel Power raus. Das hat vor allem 2 Gründe:
a) die Flügel hatten damals nicht so große Saitenspannung und
b) die Hämmer waren viel leichter

Heutzutage sind die Hammerköpfe viel schwerer, und der mögliche Klang ist per se schon viel wuchtiger, aus beiden genannten konstruktiven Gründen.

Also, wenn man ein ff erzeugen will (die Frage ist natürlich, ob man das will), was Chopin im Ohr hatte, muß man sich erstmal auf den Klang einstellen, den ein Pleyel-Flügel von 1845 erzeugen kann. Und weiterhin, was Chopin unter ff verstand (siehe der "Übersetzungstabelle" von Zeitzeugen bzgl. der Chopin'schen Dynamikangaben und seiner Spielweise).

Wenn man das alles zusammenzieht, kann man nicht umhinkommen, als zu erkennen, dass es eben bei Chopin offenbar ziemlich leise zuging, einmal wegen seiner Spielweise, zum anderen wegen der von ihm benutzten Instrumente.
Das ändert natürlich nichts an der von so vielen gerühmten Fähigkeit Chopins, unzählige Klangnuancen auf seinem Pleyel-Flügel hervorzaubern zu können!
 
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Es gibt tatsächlich eine maximale Lautstärke, die man am Instrument erzeugen kann. Leider habe ich vergessen, wie das begründet wurde, aber es bezieht sich lediglich auf den Ton, der von den Saiten erzeugt wird, Nebengeräusche werden dabei nicht berücksichtigt, auch nicht die, die bei üblichen Anschlagsvarianten entstehen können.

Ich verstehe nicht, wie man sich so über die Lautstärke von Chopin und Liszt ereifern kann, denn Liszt ging offensichtlich rabiater zur Sache, jedenfalls ist von ihm bekannt, daß er stabilere Instrumente benötigte, von Chopin nicht - das könnte Rückschlüsse auf die Lautstärke erlauben. Auf der anderen Seite hätte Chopin sicherlich mehr ps und weniger fs verwendet, wenn er seine Musik leiser als durchschnittlich gewollt hätte. Wie laut Chopin objektiv gespielt hat, werden wir nicht mehr erfahren, subjektive Berichte gibt es ja anscheinend einige. Aber man verteidigt ja gerne seine Lieblinge...
 
Was unterscheidet eigentlich ein echtes forte von einem unechten?? :confused:
 
Gubu! :D:D:D Immer den Finger in die Wunde ...
 
scherzando


in diesem Sinne ein kleines Rätsel :D

beliebt waren schon im frühen 19. Jh. Zirkusveranstaltungen wie das effektvolle und bravouröse Improvisieren (woraus dann später solche Angelegenheiten wie Bravour-Improvisation über spontan gestellte Themen sowie die berüchtigten Opernfantasien a la "Norma-Reminiszenzen" etc. wurden)

a)
aus einer Zeitungskritik vom 20.9.1829:
"[...] In seiner Unbefangenheit ließ der junge Virtuose es sich eingehen, zum Schlusse des Concertes mit einer freien Phantasie vor unserem Publicum aufzutreten, vor dem außer Beethoven und Hummel noch wenig Improvisatoren Gnade gefunden haben. Wenn der junge Mann durch mehrfachen Wechsel der Themata es vorzüglich auf Amüsement angelegt hatte, so war der ruhige Fluß der Gedanken, die sichere Verbindung derselben, und die reine Durchführung dennoch genügend Beweis von seiner Fähigkeit für diese seltene Gabe. Herr ... machte heute einem kleinen Publicum so viel Vergnügen, daß man wirklich wünschen muß, er möchte bei nochmaligem Auftreten vor einem größeren sich hören lassen."

b)
vom 07.02.1839:
"[...] Diese Technik hat, wie keiner vor ihm, dem Piano die weichsten Melodien entlockt und dadurch die Behandlung des zu solchem Zwecke unbehülflichen Instrumentes eine neue Bahn aufgeschlossen. [...]"

???

Gruß, Rolf
 

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