Man kann zwei Extremen nachhängen:
Entweder spielt man Stücke, die man mehr oder weniger zufällig gelernt hat und die zeigen, wie gut man doch spielen kann - ein buntscheckiges Programm,
oder man lernt seine Stücke gezielt für ein thematisch abgeschlossenes Programm, vielleicht auch zwei für sich abgeschlossene Programmteile.
Die meisten konzertierenden Pianisten finden sich da irgendwo zwischen drin.
Die Frage, an welcher Stelle dieses Spektrums heute ein Solo-Programm anzusiedeln wäre, wäre mal einen extra Faden wert - oder gab es schon mal so einen?
schwingt da nicht eine leicht vorurteilsbehaftete Wertung mit? Für mich liest sich das so, als ob das erste "Extrem" etwas unseriöser, das zweite hingegen seriöser seie - beidem kann ich nicht zustimmen.
...irritierend ist die Formulierung "die zeigen, wie gut man doch spielen kann"... lieber Walter, tut man das denn nicht gemeinhin ohnehin schon mit dem Konzertprogramm selber??...
wie gut man spielen kann, das kann man mit aufwändigen und schlichten Klavierwerken tun.
...die Tatsache, dass manche beliebte schwierige Konzertetüde oft in Zugaben Verwendung findet, sagt über die musikalische Qualität dieser Zugabe gar nichts aus - aber erfeulicherweise befinden sich unter solchen Zugabe-Zugpferden Musikstücke von höchster musikalischer Qualität: z.B. die Etüde op.8 Nr.12 von Skrjabin (die nicht grundlos mit einem Gedicht von Alexander Blok assoziiert wurde). Und mit dieser Etüde zeigt man hinterher nicht als Hauptanliegen, wie gut man spielen kann (denn das ist doch platte Vorausestzung, um überhaupt Zugaben zu spielen), sondern man bietet den Hörern ein kurzes, hoch expressives und leidenschaftliches Musikstück.
Und auch bei Zugaben, so mehrere durch entsprechenden Beifall gefordert werden, ist eine ganz normale Spannungssteigerung allgemeiner Usus. Ich kann nichts, aber auch absolut nichts Verwerfliches daran finden, dass nach einem Nocturne eine Etüde und evt. ein russischer Tanz gespielt werden - - aber das quasi musikmoralisiernde Abwerten, welches zumeist mit bestenfalls diffusen Gründen virtuose Stücke betrifft, das halte ich für verwerflich.
Ansonsten: wer Zugaben spielt bzw. spielen darf und kann, der wird diese zumeist aus kürzeren Stücken, die man schon lange und darum auch sicher kann, rekrutieren.