Ist das nicht ein Indiz dafür, dass die Bedingungen in der Branche nicht besonders attraktiv sind?
Ich glaube, das kann man nicht so sagen. Der Beruf ist wirklich spannend und interessant. Und mindestens 80 % der Azubis sind Leute, die viel getan haben, um an eine Lehrstelle zu kommen. Die sind hoch motiviert, weil sie richtig Bock darauf haben. Bei mir in der Berufschulklasse war lediglich eine Handvoll, die den Job gewählt haben, weil schon der Vater in derselben Fabrik arbeitet und die Lehrstelle besorgt hat. Und auch später im Beruf sind die meisten Kollegen, die ich kenne, immer noch sehr interessiert und machen Fortbildungen, besuchen Tagungen und besichtigen Fabriken und sind untereinander gut vernetzt.
Die Bezahlung nachher ist aber tatsächlich nicht die Beste. Vergleichbar mit einem Tischler, da haben wir den gleichen Tarifvertrag. Die Frage ist, ob das der Markt auf Dauer regelt? Entweder, man bezahlt Klavierbauer deutlich besser und dann kostet die Wartung halt deutlich mehr. Oder aber das wird den Kunden alles zu teuer und sie greifen zu Digitalpianos.
In anderen Branchen wird das womöglich auch der Markt regeln: irgendwann (bald) sind Handwerker so gefragt, dass sie so richtig gut verdienen, damit der Betrieb sie halten kann. Und dann können sich die Akademiker mit ihrem noch viel höherem Gehalt kaum noch Handwerker leisten.
Dass so viele Leute heute studieren war ja politisch gewollt. Das haben wir uns von der OECD einreden lassen, dass wir zu niedrige Studierendenzahlen haben. Und das geht ja immer noch so weiter: um eine Akademisierung voran zu treiben werden Berufskollegs einfach umbenannt. Das ist dann plötzlich eine Akademie, wo Erzieher oder was weiß ich ausgebildet werden.