Wiedereinaussteiger
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Was ist den an Steinw. u. Steingr. objektiv besser als an Yamaha? Würde mich mal interessieren.
Was ist denn an Mercedes besser als an Seat? Würde mich mal interessieren. (..Frage geht an mich, es stehen beide hier vor der Türe, täglicher Vergleich..)
So (…pauschal, platt..) kann man das nicht fragen. Ein Auto hat eine Aufgabe. Entweder einen Geschäftsmann bequem über sehr weite Strecken zu bringen, oder zB eine Studentin preiswert zur Uni. Für das eine ist ein Seat besser, für das andere ein S-Klasse-Benz.
Eine Facette dieser Betrachtung: Udo Steingräber arbeitet – neben seiner eigenen Fertigung und dem Verkauf – auch ein paar wenigen Menschen zu, die an Ultra-Klavieren forschen. Ich vermute, dass das hier weitenteils unbekannt ist. Es sei denn, jemand läse konstant im US-Forum mit und kenne dort ein paar Leute. Steingräber arbeiet meist im konventionellen Segment, mit lobenswerten Ausflügen ins Unkonventionelle (Carbon-Mechanik, Phoenix-Soundboard).
Ich kenne zwei Unternehmen, deren Produkte am Ultra-Flügel ausschließlich auf Steingräber-Flügeln basieren: Larry Buck in den Neuengland-Staaten der USA, bei Boston. Und die Hurstwood Farm in England, u.a. im Besitz eines der zwei Flügel, deren persönlicher Gebrauch durch Frederic Chopin verbürgt ist. Ein Konzertflügel von Pleyel, Paris, 1840 - eine unfassbare Granate an Klang-und Farbenreichtum. DER Wunderflügel. Für mich das wertvollste Klavier der Erde.
Larry Buck arbeitet seit langen Jahren mit Marc Wienert zusammen, dem New Yorker Klaviertechniker, der dem einen oder anderen aus dem Klavierklang-Buch von Perri Knize bekannt sein wird. Marc ist Besitzer von vier Centennial D, die in Österreich von einem Klaviermachermeister in Hainburg, der einen 1884er Centennial der Letztserie mit "Hydrant Post Legs" restaurierte, mal als "The Stradivaris of the Pianos" betitelt wurden. Aber diese Instrumente sind zu selten. Zu alt. Ich kenne noch 45 von ihnen, ich bezweifle, dass der Klavierbau-Historiker Bull Shull in Los Angeles noch mehr kennt.
Zu beiden, zu Lawrence Buck und der Hurstwood Farm, kommen wohlhabende Menschen, Klavier-Aficionados, denen es auf 300.000 oder 350.000 Pfund oder USD eher weniger ankommt, als auf die Gewissheit, dass sie an Klang, an Einrichten eines Flügels auf „ihre“ … individualen Bedürfnisse auf der Welt keine besseren Adressen kennen.
Allen Beteiligten käme es niemals in den Sinn, Gleiches mit Instrumenten von Steinway New York oder Yamaha oder Kawai zu probieren.
Dann gibt es Borgato in Norditalien, Ravenscroft und Rubenstein in den USA, dann einen Australier, der einen Glasboden mit Stegagraffen in Flügel einbaut, und Del Fandrich in Montana. Alles Menschen, die „das Besondere“ am Klavier anstreben - mit einem hohen Kenntnisstand und sehr viel Erfahrung.
Es gibt einen, der etwas anderes Interessantes versucht: Richard Galassini in Philadelphia, USA, Miteigner von Cunningham Pianos. Er lässt sich „Rohlinge“, nach seinen Angaben speziell veränderte Siebenfuß-Instrumente von Hailun, Ningbo, China, fertigen – und unternimmt dann in seiner eigenen Restaurierungswerkstatt mit hochqualifizierten Technikern den Versuch, daraus Ultra-Klaviere zu bauen – die im Gegensatz zu Borgato oder Ravenscroft restlich noch bezahlbar sind. Preise auf dem Level eines Mason & Hamlin BB oder eines Steinway B-211. Der Trick, das weniger Wichtige preiswerter vorzufertigen. Um dafür umso mehr Spielraum bei der „eigentlichen“ Arbeit zu haben. Resonanzboden, Stege, Saiten, Hämmer, intonieren.
Es gibt mehr Klavierspezialitäten zwischen Himmel und Erde, als des normalen Klaviermeisters Kenntnisstand ausweist. Es ist unglaublich interessant, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen.
Die Welt ist Klang. (co Joachim Berendt)
Kawai? Shigeru Kawai? Yahama? Yamaha CF? Steinway in Serienausführung, statt den Instrumenten, die ein begnadeter italienischer Spezialist intoniert?
Pah. Sorry.
Wer es sich leisten kann, besucht die Hurstwood Farm oder stattet Larry Buck einen Besuch ab. Beide nutzen Instrumente von Steingräber - und versuchen sie NOCH einen Tick besser zu machen. Oder man kaufe einen Steinway in Venedig oder Verona. Dann wird der von einem "Hammer-Mann" (.. ..) intoniert.
Und das Bescheuerte - im Zusammenhang dieses Threads:
von all dem ist mit "Klappe auf - gucken" NICHTS zu sehen. Null.
Man muss hören. Denn die Welt ist: Klang.