Ambros_Langleb
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natürlich habe ich in Heidelberg und in Freiburg die Unis bei Vorlesungen als Gasthörer besucht,
damals in den APO - Zeiten war ich ständiger Besucher der Universität in meiner Stadt,
Also, ich habe 38 Jahre Universitätsdienst hinter mir und gehöre damit zu der von Dir so belächelten Spezies. Wenn ich Deine Zeilen lese, habe ich den Eindruck, daß Du dich da eher der Nibelungentreue zu den eigenen Vorurteilen hingibtst als Dich auf belastbare Ergebnisse der empirische Sozialforschung zu stützten. Glaub mir, ich kann eine Deckenlampe auswechseln, und ich tue das auch, weil ich keine Lust habe, wochenlang auf den Elektriker zu warten. Und wenn es mir Spaß macht, mache ich auch andere handwerkliche Dinge - alles andere als perfekt, aber das ist mir egal.
Du berufst Dich auf Gasthörer-Erfahrungen für deine Urteil über die Zustände an den Unis. Mit Verlaub, das ist etwa so, also ob Du Dich zum Experten für Bundeslige-Interna erklären wolltest, weil Du ab und zu ein Fußballspiel besuchst. Was Du über mangelnde Motivation bei Studenten schreibst, stimmt teilweise, aber nur teilweise. Die motivierten, aus Motivation fleißigen, und wegen ihres Fleißes und ihres Gripses exzellenten Studenten, die es übrigens auch heute noch gibt, hast Du offenbar gar nicht kennengelernt, möglicherweise weil das nicht unbedingt diejenigen waren, die große Lust hatten sich vom obersten Studentensowjet die immer gleichen APO-Phrasen sevieren zu lassen oder bei der Ankunft des DKP-Bonzen anzutreten, um jubelnd Hämmer und Sicheln in die Luft zu schmeißen.
Und in noch einem Punkt möchte ich Dir entschieden widersprechen: so gewiß die "Studentenbewegung" Veränderungen innerhalb der Unis bewirkt hat, die mehr als notwendig waren, so wirkungslos war sie mittelfristig politisch-gesellschaftlich. Im Gegenteil, das unreflektierte, weil undifferenzierte, Anti-Vietnam-USA-BRD-Bürgertum- und Pro-RAF-Geheul war maßgeblich daran beteiligt, das zarte Pflänzchen der Liberalität, das die Regierung Brandt-Scheel gepflanzt hatte, wieder abzutöten. Bei Zweitausendeins wird gerade Habermas' Sammelband "Protestbewegung und Hochschulreform" verramscht. Da kannst Du für wohlfeiles Geld nachlesen, wie dieses denkfaule Rudelgebaren schnell auch Wohlmeinende abgeschreckt hat. Die fortdauernde romantische Verklärung der "Bewegung" dient meiner Beobachtng nach in erster Linie dem Zweck, die Verklärer vor der kritischen Einschätzung ihres damaligen Tuns als ideolgisch verbrämten Karnval zu bewahren.
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