Klavier oder Flügel

Die Länge der Basssaiten ist entscheidend. Beim Klavier gehen die Saiten von links oben schräg nach rechts unten (nicht ganz, aber vom Prinzip). Beim Flügel zählt zur Länge der Spieltisch hinzu, jedoch trägt dieser nicht zur Länge der Basssaiten bei.

Um die Saiten bei gegebener Länge und Mindestspannung (entscheidend ist hier die Klangübertragung über den Steg auf den Resonanzboden) bei einer bestimmten Frequenz schwingen zu lassen, muss man sie dicker umspinnen, wenn die Länge abnimmt. Daher findet man in sehr kleinen Klavieren bzw. Flügeln relativ dicke Basssaiten. Diese haben einen disharmonischen Klang, das bereitet nicht nur beim Stimmen Probleme, sondern es klingt einfach nicht gut. Das hat gar nicht primär etwas mit Lautstärke zu tun, sondern mit Tonschönheit.

Es ist zwar richtig, dass eine Flügelmechanik prinzipielle Vorteile hat gegenüber dem Klavier, jedoch hängt es vom gespielten Repertoire ab. Ferner muss auch noch berücksichtigt werden, dass zu kurze Tasten bei einem Kleinflügel sich negativ auf die Spielart auswirken. Mit 137cm kann man keinen guten Flügel bauen. 180cm ist eine schöne Größe für einen Wohnzimmerflügel. Im Bereich 150cm bis 180cm würde ich einige Instrumente finden, die akzeptabel sind, abhängig vom Repertoire.
 
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: an meinem alten Ibach (160 cm) habe ich einen gewaltigen Bass (und glücklicherweise einiges an Abstand zu den Nachbarn an allen vier Seiten ;-)). Okay, es ist einer der seltenen Doppelkreuzsaiter, das mag eine Rolle spielen.
Aber ich habe auch sonst einiges im "Kleinflügelbereich" ausprobiert und würde jederzeit dem Flügel den Vorzug vor dem Klavier geben.
@Miko , probier einfach alles an Instrumenten aus, was Dir so unter die Finger kommt.
 
@Barratt ICH mach mir wg. der Baßstärke keine Gedanken, zu schmächtig war meine Vermutung ob des Einwurfs der unschönen Bässe von Henry. Wie das Zustand kommt (dicker umwickelte Saiten klingen disharmonisch) hat @jensen1 inzwischen ja auch für mich begreifbar erklärt. Werd ich mal mein Augenmerk drauf richten. Sollt halt im Ganzen akzeptabel klingen.
Wenn ich meine Nachbarn ärgern will, kann ich die auch mit Hell's Bell's auf Maximallautstärke aus der Stereophonieanlage beschallen :musik024::005:

Hab heute mal ein wenig auf dem 150cm Yamaha (mit Silent System) einer Freundin geklimpert. Raum, vllt. 12/max. 15m², aber mit Schräge gut 3,50 hoch. Klang ausreichen bassig. Bei mir wären auch nur knapp 20m² zu beschallen.
Zum Vergleich dann auf ihrem 70iger Jahre 200cm Bösendorfer in 60-70m²
ok, da geht schon noch etwas mehr :musik018:- aber nun auch nicht sooo, das der kleine Yamaha dagegen durchfallen würde. Der hat schon ausreichend Wums. Signifikanter war, das der Wiener sich gefühlt merklich leichter spielte als der im Vergleich dagegen etwas strammere Japaner.


Was meiste mit minimal schmaler? - ist das ein Insider? Wenn ich ohne Brille meine Meßlehre richtig ablese höchstens im 1/10mm Bereich...

Werde mir die Mechanik bei dem Winzflügel bzgl. Funktionslänge genauer ansehen.
Hab auf Millimeterpapier mal ein paar Papierschnipsel hin und her geschoben. Mit bißcken gutem Willen, Phantasie und wohngestalterischen Kompromissen könnte ich auch 150/160cm noch leidlich akzeptabel unterbringen...
wenn's sche mocht.
 
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Mein Yamaha CF-II war auf 20 m² eine geile Kiste.

Löst Euch bitte mal von der angeblichen Korrelation von Länge eines Flügels und der Raumgröße.

Bei Flügeln leider ein Axiom: Size matters.
 
Aus dem Lexikon deutscher Klavierbauer vpm Hubert Henkel:
Großbach 1999 gibt die Firma mit Gründungsjahr 1893 an, doch kann ich sie nur als Exportfirma nachweisen, die als solche bis um 1930 besteht.
Exportfirma wäre zu deuten als: die lassen wo und von wem auch immer bauen und verkaufen unter ihrem Namen?

Und was weiß das Lexikon über "Schröther" (wahrscheinlich Reinhold Schröther, Berlin) und "Hans Pirkl, Wien"?
Instrumente beide 1920iger Jahre.
 
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Und was weiß das Lexikon über "Schröther" (wahrscheinlich Reinhold Schröther, Berlin) und "Hans Pirkl, Wien"?
Instrumente beide 1920iger Jahre.

Zu viel, um das hier wiederzugeben. Aber was dich wahrscheinlich interessiert: ab 1919 baut Schröther "den kleinsten Flügel der Welt" mit 1,29 m Länge, mit fast geradem Steg und eigener, patentierter Mechanik. 1927 hatte er auch noch einen 1,41 m Flügel im Programm. 1929 Insolvenz.

Zu Pirkl steht nix drin. Aber Wien ist ja auch nicht deutsch. Na ja, nicht so richtig jedenfalls :004:
 
Danke für die Info.

Hab gerade in den Tiefen des Netzes noch einen Artikel über Schröther gefunden.

Hat bei Bechstein gelernt/gearbeitet und dann mit nur 25 Jahren 1914 eigene Firma gegründet und u.a. eigene Schröther-Erard Mechanik entwickelt und patentieren lassen. War nach Insolvenz später Inhaber von W.Biese, unter deren einstmals wohl recht renomiertem Namen, wie unter so vielen anderen ehemals klangvollen Markennamen, heute Chinaware angeboten wird.
Scheint ein pfiffiges und umtriebiges Kerlchen gewesen zu sein und ein Blick auf eins seiner Instrumente recht interessant.
 
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Stutzflügel kauft man wegen der Flügelmechanik, nicht wegen der Klangwucht. Die Flügelmechanik bietet definitiv einige Vorteile gegenüber der Klaviermechanik.
genau so sehe ich das auch!
Klar hat ein hohes Klavier einen evtl. volleren Klang im Bass als ein 150cm Flügel.
Allerdings hat ein 150cm Flügel auch einen sehr schönen warmen Klang und man hat die Mechanik! Damit lässt sich doch unbestritten wesentlich spaßiger spielen. In alle Höhen oder Tiefen, laut, leise geht beim Klavier niemals so gut wie beim Flügel. Und da ist es egal, ob der Flügel 210 oder 170 ist.
Und ich spiele lieber auf einem Flügel mit einer geilen Mechanik und trotzdem geilen Klang (wenn auch mit etwas weniger tollem Bass) als auf einem Klavier. Scheiß auf den Bass. Wer zu Hause in seinem Wohnzimmer sitzt hat Freude am Spielen. Er will ja nicht die Carnegie Hall beschallen.
 
Genau das war/ ist meine Intension. Hab mir in den letzten Tagen einige um 140/150cm angesehen/gehört. Fand ich überwiegend, mit individuellen Unterschieden, durchaus ausreichend. So langsam höre ich mich da auch rein.
Werde demächst mit einer Freundin, Pianistin mit absolutem Gehör, losziehen - als Unterstützung beim Aufspüren von fiesen Mißklängen. Wenn die sagt das klingt, dann klingt das.
 
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Was ist grundsätzlich von Flügeln (160 -170 cm) älteren Baujahrs (1900-1930) zu halten, wenn Mechanik reguliert und Hämmer abgezogen
Petrof um 1910
Bösendorfer um 1900
C. Bechstein um 1920/30
Im Vergleich z.B. zu einem Grotrian Steinweg aus den 1960iger?
 
durchaus ausreichend. So langsam höre ich mich da auch rein.

Natürlich sind sie ausreichend. "Ausreichend" ist immer abhängig vom Sinn und Zweck.
Um Ärger mit den Nachbarn zu bekommen: Dafür ist ein 110-cm-Klavierchen ausreichend.
Um Freude an der Flügelmechanik (und am "Flügel-Feeling) zu haben: Mehr als nur ausreichend.
Um Konzerte in einem etwas größeren, akustisch nicht optimalen Saal vor Publikum zu geben: Nicht ausreichend.

Was ist grundsätzlich von Flügeln (160 -170 cm) älteren Baujahrs (1900-1930) zu halten, wenn Mechanik reguliert und Hämmer abgezogen

Viel. Den Bechstein würde ich mir mit Präferenz anschauen. Das ist aber reine Geschmackssache meinerseits, ich mag Bechstein. :001:

Die Vorkriegsinstrumente (erneut: nur meine persönliche Beobachtung) klingen nicht so offensiv wie neue Instrumente. Sie haben oft deutlich leichtgängere Mechaniken (= "weniger stramm")

Im Vergleich z.B. zu einem Grotrian Steinweg aus den 1960iger?

Kann dir kein Mensch sagen! Je älter ein Instrument ist, desto geringer ist die Aussagekraft Marke/Modell/Alter. Es gilt bei Gebrauchten noch mehr als bei Neuen: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren.

Da Dir als Laie die Kenntnis fehlt, die Gesundheit eines Instruments zu beurteilen, empfehle ich Dir, Deine Suche nach Gebrauchten auf Pianohäuser (gewerblich) zu begrenzen und Dich noch nicht allein in die freie Wildbahn des anonymen Privatverkaufs zu wagen. Wenn schon, dann nur mit einem gelernten Klavierbauer an der Seite.

Also bei privat: Termin ausmachen, angucken. Falls es in Frage kommt: Fachmann drübergucken und Zustand beurteilen lassen. Dann erst kaufen.
 

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