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J. Gedan
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Sorry, meine Antwort bezieht sich nur auf Mindenblues' Frage "sollte man dann wohl deiner Meinung nach konsequenterweise die Inharmonizität JEDES Tones messen, oder sehe ich da was falsch?" Die folgenden Beiträge sehe ich erst jetzt, da ich dies absende.
Theoretisch müßte man das gesamte Spektrum durchmessen, ja. Aber natürlich wird eine Stimmung, die anhand von wenigen Messungen immerhin die Mittelwerte berücksichtigt, besser als eine, die nur nur eine 08/15-Streckung berücksichtigt, wie manche Stimmgeräte sie eingebaut haben, und natürlich entschieden besser als eine, die gar nix berücksichtigt und einfach alles mit dem Stimmgerät auf 0 Cent stimmt.
Tunelab ermittelt die Meßwerte, nehme ich an, mittels Fourier-Analyse. Falls es damit genau genug möglich ist (gewünschte Genauigkeit wäre 0,5 Cent, das entspricht einem Fehler von ca. +/- 0,15 Promille bezogen auf Frequenzwerte), sollte es ja kein Problem sein, das GESAMTE Sprektrum zu messen und daraus die Stimmung zu errechnen. Nur leider gibt es dafür, meines Wissens, keinen Algorithmus; gäbe es ihn, würde ihn Tunelab wohl anwenden. Außerdem wirft schon das Messen Probleme auf, denn ein Klavierton ist keineswegs frequenzstabil, denn die Tonhöhe ist lautstärkeabhängig und pegelt sich erst allmählich ein. Das kann man an den Anzeigen von Stimmgeräten zweifelsfrei ablesen.
Ob die Tatsache, daß die Schwebungen nicht gleichmäßig zunehmen, aber die Stimmung trotzdem einen guten Eindruck hinterläßt, damit zu tun hat, daß evtl. verschiedene Intervalle berücksichtigt wurden, ist schwer zu entscheiden, da es aufgrund eines fehlenden Algorithmus eben nicht skalierbar ist. Anhand von Inharmonizitätskurven läßt sich feststellen, daß die Unregelmäßigkeiten nicht nur von Grundton zu Grundton auftreten, sondern auch von Oberton zu Oberton, d.h. die Werte des 2. Teiltons bilden evtl. eine andere Zickzacklinie als die des 3. Teiltons. Das bedeutet, daß man nicht bei allen Intervallen, also bei Quinten genauso gut wie bei kleinen und großen Terzen dieselbe Regelmäßigkeit hinbekommen kann: Entweder nehmen die Schwebungen aller Quinten gleichmäßig zu, oder es nehmen die Schwebungen der Terzen oder Quarten gleichmäßig zu. Zwischen beidem ist evtl. ein Kompromiß zu schließen. Der Stimmer, der diesen Kompromiß mit seinem Ohr anhand von Terzproben ermittelt, wird die besseren Ergebnisse hervorbringen, denn rechnerisch ist das viel schwieriger zu lösen und ist darum bisher nicht gelöst.
Aber noch einmal: In der Praxis ist Chorreinheit wichtiger als optimale Temperierung. Die Temperierte Stimmung ist ja deswegen erträglich, weil unser Gehör "ein bißchen unrein" noch in Kauf nimmt. Deswegen sind auch Fehler in der Temperierung zu ertragen, solange sie innerhalb eines gewissen Rahmens bleiben.
"Ennicke, unser bester Klavierstimmer ist tot, und ich habe nun kein nach meinem Geschmack gut gestimmtes Klavier", schrieb Chopin einst in einem Brief (aus dem Gedächtnis zitiert, ich glaube an Fontana). Seither sind Äußerungen der Unzufriedenheit mit Klavierstimmungen nicht weniger zahlreich, ich kenne aus Kollegenkreisen viele Klagen. Insofern wäre es wünschenswert, das Problem rechnerisch zuverlässig zu lösen. Damit wäre es allerdings handwerklich noch nicht gelöst. Die Klavierindustrie ist dem gegenüber aber einigermaßen ignorant und hat es bisher nicht geschafft, im Zeitalter hoch entwickelter Technik eine Vorrichtung zum Spannen von Stahldraht zu entwickeln, die von jedem bedienbar ist.
Theoretisch müßte man das gesamte Spektrum durchmessen, ja. Aber natürlich wird eine Stimmung, die anhand von wenigen Messungen immerhin die Mittelwerte berücksichtigt, besser als eine, die nur nur eine 08/15-Streckung berücksichtigt, wie manche Stimmgeräte sie eingebaut haben, und natürlich entschieden besser als eine, die gar nix berücksichtigt und einfach alles mit dem Stimmgerät auf 0 Cent stimmt.
Tunelab ermittelt die Meßwerte, nehme ich an, mittels Fourier-Analyse. Falls es damit genau genug möglich ist (gewünschte Genauigkeit wäre 0,5 Cent, das entspricht einem Fehler von ca. +/- 0,15 Promille bezogen auf Frequenzwerte), sollte es ja kein Problem sein, das GESAMTE Sprektrum zu messen und daraus die Stimmung zu errechnen. Nur leider gibt es dafür, meines Wissens, keinen Algorithmus; gäbe es ihn, würde ihn Tunelab wohl anwenden. Außerdem wirft schon das Messen Probleme auf, denn ein Klavierton ist keineswegs frequenzstabil, denn die Tonhöhe ist lautstärkeabhängig und pegelt sich erst allmählich ein. Das kann man an den Anzeigen von Stimmgeräten zweifelsfrei ablesen.
Ob die Tatsache, daß die Schwebungen nicht gleichmäßig zunehmen, aber die Stimmung trotzdem einen guten Eindruck hinterläßt, damit zu tun hat, daß evtl. verschiedene Intervalle berücksichtigt wurden, ist schwer zu entscheiden, da es aufgrund eines fehlenden Algorithmus eben nicht skalierbar ist. Anhand von Inharmonizitätskurven läßt sich feststellen, daß die Unregelmäßigkeiten nicht nur von Grundton zu Grundton auftreten, sondern auch von Oberton zu Oberton, d.h. die Werte des 2. Teiltons bilden evtl. eine andere Zickzacklinie als die des 3. Teiltons. Das bedeutet, daß man nicht bei allen Intervallen, also bei Quinten genauso gut wie bei kleinen und großen Terzen dieselbe Regelmäßigkeit hinbekommen kann: Entweder nehmen die Schwebungen aller Quinten gleichmäßig zu, oder es nehmen die Schwebungen der Terzen oder Quarten gleichmäßig zu. Zwischen beidem ist evtl. ein Kompromiß zu schließen. Der Stimmer, der diesen Kompromiß mit seinem Ohr anhand von Terzproben ermittelt, wird die besseren Ergebnisse hervorbringen, denn rechnerisch ist das viel schwieriger zu lösen und ist darum bisher nicht gelöst.
Aber noch einmal: In der Praxis ist Chorreinheit wichtiger als optimale Temperierung. Die Temperierte Stimmung ist ja deswegen erträglich, weil unser Gehör "ein bißchen unrein" noch in Kauf nimmt. Deswegen sind auch Fehler in der Temperierung zu ertragen, solange sie innerhalb eines gewissen Rahmens bleiben.
"Ennicke, unser bester Klavierstimmer ist tot, und ich habe nun kein nach meinem Geschmack gut gestimmtes Klavier", schrieb Chopin einst in einem Brief (aus dem Gedächtnis zitiert, ich glaube an Fontana). Seither sind Äußerungen der Unzufriedenheit mit Klavierstimmungen nicht weniger zahlreich, ich kenne aus Kollegenkreisen viele Klagen. Insofern wäre es wünschenswert, das Problem rechnerisch zuverlässig zu lösen. Damit wäre es allerdings handwerklich noch nicht gelöst. Die Klavierindustrie ist dem gegenüber aber einigermaßen ignorant und hat es bisher nicht geschafft, im Zeitalter hoch entwickelter Technik eine Vorrichtung zum Spannen von Stahldraht zu entwickeln, die von jedem bedienbar ist.