Ich finde, dass Bach alles andere als langweilig ist. Ich als Kirchenmusiker bin davon überzeugt, dass ziemlich alle Werke von Bach dem Gottesdienst einen festlichen Charakter verleihen. Gut, es gibt Organisten, die immernoch davon überzeugt sind, ein strenges Legato zu spielen bzw. nicht mal bei größeren Werken die Registratur zu ändern. Aber gerade davon lebt die Musik: Würde Bach einige unserer heutigen Organisten hören, würde er im Dreieck springen. Da steckt eigentlich nichts mehr lebendiges dahinter. Wie man aber so schön sagt: "Barocke Musik spricht, klassische Musik malt".
Wirklich schöne (nicht geklimperte) Bach-Stücke für Orgel - ich zähle nur ein paar auf - sind folgende: Toccata F-Dur BWV 540; Toccata in d-Moll BWV 538; Präludium d-moll (aus den kleinen Präludien und Fugen); der Tag, der ist so Freudenreich; Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter; Adagio BWV 546 (eher ruhig); sowie das bekannte Air. Die Liste ließe sich beliebig erweitern.
Und auch schöne Klavier bzw. Cembalowerke von Bach: Aus dem Wohltemperierten Klavier das c-Moll, das g-Moll Präludium, das B-Dur Präludium... Damit will ich nicht sagen, dass Mozart und Konsorten nicht auch schön sind, aber selbst Mozart konnte ein ganzes Jahr nicht komponieren, als er von Bach hörte. Bach selbst war ja imstande eine dreistimmige Fuge zu improvisieren (als wäre das eine Kunst bei all den A-Musikern heutzutage :)).
An Nutzniesser: Nur weil die Toccata (BWV 565) Unisono beginnt, und die Fuge einige angebliche Pseudokontrapunkte aufweist, bedeutet das noch lange nicht, dass Bach nicht der Urheber dieses Werkes ist. Kennst du die dorische Toccata BWV 538? Gleich der zweite Ton ist ein Cis, obwohl dorisch nur weiße Tasten beinhaltet. Es ist fast schon verboten (tut zumindest dem Klang einen abbruch) die gewöhnlichen Harmonien bei dorisch (d-moll beispielsweise) zu benutzen. Und in dorisch findet sich ja auch keine schwarze Taste. Seltsamerweise hat dies der dorischen Toccata von Bach keinen Abbruch getan, obwohl das Stück nicht ausschließlich für weiße Tasten komponiert wurde. Was ich eigentlich damit sagen will: Dorische Toccata klingt auch gut, ohne dass das dorische eigentlich eingehalten wurde. Bach schrieb ja auch viele Oktavparallelen und Quintparallelen in seinen Werken. Aber es klingt gut. Und niemand kommt auf die Idee das zu revidieren, obwohl diese Parallelen überhaupt nicht erlaubt sind. Was die Behauptung (aus diversen Quellen) angeht, in Bachschen Werken gäbe es kein Arpeggio (wie in der Toccata BWV 565), muss ich leider berichtigen: Das F-Dur Präludium BWV 556 ist fast ausschließlich Arpeggio geschrieben. =)
Liebe Grüße