Ist der gleiche Klavierlehrer für Mutter und Sohn sinnvoll?

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12. Mai 2021
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Liebe Forumsmitglieder, vor allem liebe Klavierlehrer,

ich wende mich etwas ratsuchend an euch. Ich selber spiele kein Klavier, aber mein Sohn (10 Jahre) hat im Oktober damit angefangen, wegen des Lockdowns hatte er allerdings nur drei Klavierstunden. Meine Frau hat gleichzeitig mit ihm angefangen und weil die Klavierlehrerin meines Sohnes ausgefallen ist, stellt sich die Situation so da, dass die Bekannte, die ins Haus kommt und meine Frau unterrichtet, anschließend auch den Sohn unterrichtet. Dabei gab es auch eine lange lockdown-bedingte Pause und der Unterricht findet erst seit April wieder statt. Die erste Klavierlehrerin meines Sohnes hat im Übrigen in der Ganztagsbetreuung der Schule unterrichtet und da sind seit November alle Aktivitäten ausgesetzt.

Ich persönlich kann nicht beurteilen, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn Mutter und Sohn den gleichen Lehrer haben. Sofern Unterricht stattgefunden hat und meine Frau was Neues gelernt hatte, war der Sohn regelmäßig sauer, weil die Mutter schon wieder was Neues konnte. Ein Freund hat mir nun geraten, einmal in diesem Forum nachzufragen, was ihr davon haltet. Es muss keine lange Antwort sein, nur einfach ein kurzes Statement.

Über Antworten freue ich mich sehr und bedanke mich schonmal dafür,
ein ratsuchender Vater
 
Ich gehe mal noch einen Schritt weiter: Könnte es sein, dass die Mutter ihr eigenes Ego aufzupolieren versucht, indem sie die Wettbewerbssituation mit ihrem Sohn herbeiführt, um sich selbst zu beweisen, dass ihre Lernkurve ja ganz toll ist?
 
Ich gehe mal noch einen Schritt weiter: Könnte es sein, dass die Mutter ihr eigenes Ego aufzupolieren versucht, indem sie die Wettbewerbssituation mit ihrem Sohn herbeiführt, um sich selbst zu beweisen, dass ihre Lernkurve ja ganz toll ist?

Ich weiß es nicht, ach Gott, wenn ich das alles so klar sehen und verstehen könnte, würde ich hier keinen Rat suchen.
 
Ich habe das Gefühl, dieses Forum ist die falsche Adresse für guten Rat. Es geht doch nicht ums Klavierspielen sondern um was ganz anderes.

Da hast du vermutlich recht. Und verschiedene Lehrer für Mutter und Sohn wären unter den gegebenen Umständen wohl besser, das nehme ich aus den Ratschlägen hier mit.

Ich muss das jetzt alles mal sich setzen lassen, danke euch für euer Ohr und eure Ratschläge und verabschiede mich für heute mal.
 
Lieber Ratsuchender, dein Engagement ehrt dich sehr. Aber mein Rat lautet: Halte dich aus der ganzen Sache raus. Es ist nicht dein Problem. Sollen Mama und Sohnemann das schön unter sich ausmachen. Sollte irgendwann mal tatsächlicher (und nicht nur angenommener!) Leidensdruck bestehen und man auf dich ratsuchend zukommen, dann, ja dann! kannst du patriarchalen Rat geben. Und dieser Rat lautet dann: 1) zwei verschiedene Lehrer und 2) der Lehrer kommt nicht ins Haus. Basta.
 
Das ist es ja. Mit dreimal die Woche Sport (außerhalb Corona) und beruflich eingespannten Eltern geht man den bequemsten Weg. Aber du hast mit all deinen Überlegungen recht.
Vielleicht ist das alles auch ein wenig viel - nicht nur für Euch - sondern für den Jungen - Ganztagsschule, dreimal die Woche Sport plus Klavierstunden. 10 Jahre alt, kann er da auch mal Kind sein?
 
@Ratsuchender
Ähm. Kann es sein, dass Deine Frau gerne anderer Meinung ist? Sie weiß garantiert genau, dass du nachgibst. Überrasch sie doch mal, indem Du Deinen Willen durchsetzt.
 
Naja, aber sie üben trotzdem beide, und zumindest der Kleine wird weiterhin vergleichen/konkurrieren. Das ist eben sein Charakterzug - und da wird auch unterschiedlicher Lehrer/Literatur nichts ändern.
Denn: Das Ganze ist, fürs Kind, eine irrationale und hoch emotionale Sache, er ist noch zu klein um da zu differenzieren.
Schon richtig, aber Charakterzüge lassen sich auch kultivieren, so dass es zwar Reibungsflächen und Angriffspunkte, aber nicht unbedingt den ultimativen Knall geben wird. Hier haben wir tatsächlich zwei ausgeprägt erfolgsorientierte Alpha-Menschen auf praktisch demselben Terrain in Aktion, wobei in jüngerem Alter Gelassenheit eher erworben werden kann. Selbst differenzieren lernen ist nicht leicht, aber für die Praxis unverzichtbar - und der erste Lernschritt ist es, die Gelassenheit greifbar vorgelebt zu bekommen. Niederlagen nicht als Entwertung der eigenen Person zu begreifen, Überlegenheit anderer neidlos anerkennen, sich keine Vorteile auf Kosten anderer zu erschleichen (weil nur Erfolg zählt, egal wie er zustande kommt)... - mal darauf achten: wie kommentiert man das Scheitern anderer beim Zusehen? Hämisch, schadenfroh, persönlich abwertend? Oder bleibt immer ein gewisses Mitgefühl mit Schwachen und Erfolglosen spürbar, die vielleicht auch mit großen Hoffnungen gestartet sind? Wohl keiner unterliegt, verliert oder scheitert gerne absichtlich und niemand wird gerne ausgelacht oder verspottet. Und egal, wie begabt und leistungsfähig Ehefrau und Sohn sein mögen - es gibt immer noch Bessere und Erfolgreichere, deren Opfer im Gegenzug man selber ja auch nicht werden möchte. Übrigens wissen viele von denen, die eine internationale Karriere gemacht haben, wie steinig der Weg zu noch größeren Erfolgen sein kann - das sind meist sehr redliche Naturen, die sich nie über andere einfach nur lustig machen würden. Ich spreche aus eigenem Erleben und eigener Berufspraxis.

Aus dieser heraus zwei Impulse. Der eine kam hier bereits zur Sprache: Kammermusik und Ensemble-Musizieren ist besonders lehrreich und effektiv, da hier das Miteinander gefragt ist und kein Gegeneinander. Ehefrau und Sohn suchen sich unabhängig voneinander Sänger oder Instrumentalisten im Rahmen entsprechender Projekte, die auf vergleichbarem Leistungsstand qualifiziert sind. Vierhändiges Spiel oder das Musizieren an zwei Klavieren ist auch eine geeignete Herausforderung und gelingt nur, wenn sich beide grundsätzlich respektieren und wertschätzen. In meiner Eigenschaft als Chorleiter bin ich auch gefragt als Begleiter von Partnerchören im gleichen Programm - und ein Highlight im Programm ist es immer wieder, wenn sich die Gelegenheit bietet, gemeinsam mit anderen Chorleitern zu musizieren. Mit dem einen Chorleiter trete ich beispielsweise vierhändig am Flügel auf, eine andere Chorleiterin ist von Haus aus eine gute Geigerin, die ich dann auch mal begleite, eine weitere ist eine tolle Jazz-, Pop- und Musical-Sängerin, mit der das gemeinsame Swingen und Grooven richtig Spaß macht... - davon haben alle was, und sei es auch nur die Erkenntnis, dass der an den Tasten versierte Chorleiter zugleich ein äußerst einfühlsamer Begleiter ist. Der zweite Impuls: für Pianisten gibt es kaum Betätigungsmöglichkeiten in Orchestern, aber miteinander in einem Chor singen funktioniert auch nicht gegeneinander. Mir war es nicht nur vergönnt, den eigenen Kinder- und Jugendchor bei Konzerten begleiten zu dürfen, in dem ich zunächst im Sopran, dann im Alt sang, sondern der Chorleiter stellte mich bei Proben einfach mal als Zehnjährigen vor den Chor mit den taktisch wohlgemeinten Worten, er habe jetzt gerade nicht so die richtige Lust und ich möge einfach mal selber die Truppe einsingen und einen Teil der Probe leiten. Später praktizierte ich das dann mit einer begabten Sängerin als Chorleiter eines bekannten Mädchenchors, die heute selbst an einem norddeutschen Opernhaus als Kapellmeisterin tätig ist. Ihr Vater war als Soloflötist der hiesigen Symphoniker tätig und ich habe ihn meinerseits öfters an Klavier und Orgel begleitet. In solchen Konstellationen verbindet Musik und spaltet nicht. Warum soll das in Eurer Familie nicht auch funktionieren, wenn man ein solches Vorhaben geschickt auf den Weg bringt? Möglicherweise braucht man dann noch nicht mal einen Lehrerwechsel.

LG von Rheinkultur
 

@Rheinkultur sehr schöner Beitrag und ja, ich weiß aus Erfahrung, wie sehr es ein Kind prägen kann, WIE die Eltern mit seinen Misserfolg umgehen.
Mein Sohn und ich sind uns sehr ähnlich, wir sind aufbrausend und müssen manchmal eine Lappalie zu Tode diskutieren. Aber diese Erkenntniss hatte ich erst vor ein paar Jahren. Mein Mann hat mich immer wieder darauf hingewiesen, aber ich empfand es nicht so.
- Und tja, @Ratsuchender - jetzt habe ich meinen Beitrag oben ad absurdum geführt, haha -
Irgendwann kam der Aha-Effekt bei mir, und ab da wurde es besser, und auch Sohnemann hat gemerkt, dass ich an mir arbeite. Das hat bewirkt, dass auch er lernte, sich zu reflektieren. Seitdem ist unser Verhältnis sehr viel besser, und wir können auch Witze über unser "xxx"(mein Mädchenname)-Gen machen (weil mein Vater genauso Aufbrausend und manchmal rechthaberisch ist).
 
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Vielleicht ist das alles auch ein wenig viel - nicht nur für Euch - sondern für den Jungen - Ganztagsschule, dreimal die Woche Sport plus Klavierstunden. 10 Jahre alt, kann er da auch mal Kind sein?

Mit diesem Argument muss man vorsichtig sein. Wir kennen den Sohn nicht, wissen aber, dass er in den Dingen, die er tut, eher zur oberen Leistungsklasse gehört. Das heißt: So ein Kind braucht auch Input! Die verdorren, wenn sie nichts zu tun haben! Was heißt denn schon "Kind sein" ? Ich hab als Kind alles mögliche gemacht, zeitweise in vier (!) Chören gesungen + Klavierunterricht, ich fand das toll.

Die wichtigste Frage für mich lautet: Hat der Sohn grundätzlich Freude und Spaß am Musizieren und am Klavierspielen? Wenn ja, ist das toll und er soll dabei bleiben. Dann gilt es, die Umstände "anzusehen". Ihn zu fragen, was er sich wünscht. Und zu überlegen, ob das sinnvoll und umsetzbar ist. Wenn nicht: Dann muss er lernen, damit klarzukommen.

Ich würde evtl. auch den Klavierlehrer ins Gespräch mit einbeziehen. Vielleicht hilft auch die Flucht nach vorn: Sohn und Mutter spielen Vierhändig. Es geht nicht darum, sich gegenseitig zu übertumpfen, sondern gemeinsam möglichst gut zu sein.

Mehr als von Mutter + Sohn kenne ich das Problem von zwei Geschwistern, die beide gut und gerne spielen. Ich kenne mehrere Fälle, wo das jüngere von zwei sehr guten Kindern besser war, das war natürlich unschön für das ältere Kind.
 
Er könnte sich z.B. mal aufraffen, ein Machtwort zu sprechen: "Hört auf, mit diesen komischen Konkurrenzspielchen hier rumzunerven! Maaann, Musik ist ein Hobby und was Schönes, und Ihr spackt hier rum und verbreitet schlechte Laune, wer das oder das schon besser hinkriegt. Geht's noch?"

Aber der Zug ist vermutlich schon lange abgefahren ;-)
 
Eben. Es kann ja auch sein, dass der Mann mit der Konstellation zufrieden ist. Meine Bemerkung oben mit dem Willen durchsetzen sollte bedeuteten: manchmal kann es befreiend sein, diese zu durchbrechen.
Aber das ist alles Spekulatius meinerseits, denn ich kenne die Leute ja nicht.
 
hilft nur dummerweise selten, wenn es gilt, einen Konflikt zu lösen.

Wenn er hingegen genau die Aussage, die Du in Deinem "Machtwort" sehr agressiv und konfrontativ formuliert hast, wertschätzender und lösungsorientierter formuliert, dann sähe ich deutlich größere Chancen, dass damit was erreicht werden kann.

Wobei all das mit der Frage "wer die Hosen anhat" allerdings immer noch nix zu tun hat. Und das ist hier auch komplett irrelevant. ;-)
 
Zwischen den Zeilen lese ich , dass die Eltern nicht genug Zeit miteinander verbringen.
 
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