Hochziehen auf 440 in zwei Schritten - Fachfrage

Otto Klimperer

Otto Klimperer

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Hallo zusammen,

seit gestern bin ich stolzer Besitzer eines Blüthner Flügels Modell 10 BJ 1981. Es ist ein Klangwunder mit 166cm und m.E. einem 180er ebenbürtig, da sehr ausladend gebaut ( Marlenes Ausdruck vom breiten Blüthner Popo trifft es genau). Just nach Ankunft habe ich das 25 Jahre nicht mehr gestimmte Instrument von 429hz auf 435hz hochgezogen. Abends bekam ich noch den Putzfimmel, und reinigte das Instrument komplett. Bei Kunden ziehe ich 11 Hertz grundsätzlich in 2 Schritten hoch, und meist ist da mind. 1 Wo. Zeit dazwischen vor dem finalen Hochziehen auf 440hz. Nun juckts mich aber in den Fingern, sodaß ich schnellstmöglich auf 440 hochziehen will, und Feinstimmung noch dazu, damit ich "endlich" losspielen kann. Deswegen meine Frage an die Klavierstimmerkollegen: Wie lange sollte man eigentlich warten, bis sich die Spannung gesetzt hat,um den nächsten Schritt des Hochziehens zu machen ? Das Instrument ist BJ 1981, keinerlei Bedenken wegen Saiten, die sind noch fit. Kleiner Wehrmutstropfen ist ein Haarriss im Reso unter den letzten Baßsaiten, der aber bis dato klanglich noch keine Zicken macht. Da der Flügel äußerst günstig war, bei sehr guter Substanz ist das aber für mich kein Problem.

Morgen mach ich mal n paar Bilder vom Baby Blüthi made in DDR.

Frohe Tastengrüsse durch die Nacht,

Otto Klimperer
 
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"Peu à peu" sagte mein Mentor. Pro Stimmung 2Hz - und wenn Du fertig bist, noch einmal nachstimmen.
 
Nun juckts mich aber in den Fingern, sodaß ich schnellstmöglich auf 440 hochziehen will, und Feinstimmung noch dazu, damit ich "endlich" losspielen kann. Deswegen meine Frage an die Klavierstimmerkollegen: Wie lange sollte man eigentlich warten, bis sich die Spannung gesetzt hat,um den nächsten Schritt des Hochziehens zu machen
Wo zu warten?

Gleich hochziehen auf 442/443 Hz und anschließend stimmen wo er dann steht, oder eben auf 440 Hz.

Viertel Jahr später dann noch mal nachstimmen.

PS: erst den Blankbezug hochziehen und anschließend den Baß anpassen
 
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wenn es recht viel ist, mache ich das so:
ich fange beim tiefen A an und stimme alle A, dann alle B, dann alle C usw.
Dadurch steigt die Spannung auf die Gußplatte einigermaßen gleichmaßig.
Auf den erreichten Zustand kann dann die Stimmung aufgebaut werden.

Gut daß Du mich daran erinnerst, sollte man beim Hochziehen wissen;

Beim Hochziehen immer in der Mitte beginnen, also beim Blankbezug.

Mit den Oktaven, ja , kann man machen aber die Oktave drunter rutscht eh wieder ab, ob so , so oder andersrum.

Wenn man ganz übervorsichtig sein will, kann man auch die Chore einzeln erst einmal nach oben ziehen.

Ist allerdings alles Zeitverschwendung - stell Dir das ganze mal beim Neubezug vor - wann soll denn da das Instrument fertig werden?

Beim Neubezug wird erst mal der Blankbezug hochgezogen ausgestrichen und wieder hochgezogen, bevor der Baßbezug rauf kommt.
 
Wozu das Gehampel mit peu a peu? In der Produktion geht das ja auch von Null auf Hundert.

Ich mache das mit Stimmgerät so: ich fange bei der tiefsten Taste an und gehe chromatisch bis zur höchsten durch. Dabei überziehe ich nach Vorgabe des Stimmgerätes. Und das kommt erschreckend gut hin. Im Bass 10-15 %, Mitte 28 %, Diskant 36 %. Je mehr man hochstimmen muss, desto mehr reduziere ich die 28 % in der Mitte. Das alles passiert im ersten Durchgang. Der zweite folgt direkt im Anschluss. Dann hat man erst mal Ruhe. Erneute Stimmung dann je nach Bedarf nach Wochen oder Monaten, aber mindestens 3 Wochen warten. Im Diskant sollte man aber ein Limit setzen: nicht höher als 25 Cent über der Zieltonhöhe.

Das Überziehen ist so gemeint (wenn z.B. 10 % im Bass überzogen werden soll): Saite ist 20 Cent zu tief, also 2 Cent höher stimmen als die eigentliche Zieltonhöhe.

Wenn man nach Gehör stimmt, ist es eigentlich auch egal, welche Reihenfolge man macht. Das wichtige ist halt, dass man direkt 2 mal hintereinander stimmt.
 
wenn es recht viel ist, mache ich das so:
ich fange beim tiefen A an und stimme alle A, dann alle B, dann alle C usw.
Dadurch steigt die Spannung auf die Gußplatte einigermaßen gleichmaßig.
Auf den erreichten Zustand kann dann die Stimmung aufgebaut werden.

Danke für Eure Antworten. Denke mal daß ich heut nachmittag gleich loslegen werde.

Ich machs genaso, um die Spannung gleichmässig zu verteilen. Wenn ich auf 435hz landen will, stelle ich das Stimmgerät auf 437hz, und mache in Quinten alle durch, also fange a1 an, dann d1, ist ja eigentlich wurscht. Wenn ich die weißen durch hab, stelle ich das Stimmgerät auf 436hz sodaß ich dann ungefähr überall ca. 435hz habe.

Das mit den 2hz pro Hochziehen ist doch ne tolle Geschäftidee ! Beim Stundensatz von 60€ und pro Hochziehen 1h Arbeitsaufwand kommt da einiges dazu. Dann je Hochziehvorgang noch Anfahrt berechnen, und schon ist der nächste Flügel quasi vorfinanziert :005:

Ich hab oft Kunden wo der Diskant viel höher abgerutscht ist als die Bässe. Dann schaue ich mir an wo der Baß steht, nehme 1-2hz mehr dafür als Grundlage, damit der Baß nicht noch mehr abrutscht, und ziehe nur den Diskant hoch. Bei den ollen Klapperklavieren ists dann auch egal wie hoch der Kammerton ist. Hochziehen mach ich da nur für den Diskant, Baßsaiten sind mir dann zu explosiv ;-) Tja, die Welt ist ungerecht, meist reißen die teuren Baßsaiten, die blanken Saiten sind ja deutlich günstiger.
 
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Ich wünsche Dir viel Freude an den am anderen Ende erzeugten Klängen. Hat er Aliquot?

Ja, das ist der kleinste mit Aliquotbesaitung. Gibt ja noch das Modell 11, aber der ist mit 154cm arg kurz, und im Baß dann doch sehr limitiert. Der 166 ist ein Klangwunder. Muss mich erst mal an das fette Viech in meinem Raum gewöhnen. Aber besser als einen blauen Elefanten !

In Deiner Collection fehlt ja eigentlich noch ein Blüthner, dann hättest Du alle großen Bs durch. Der 210 , also Modell 4 ist traumhaft, der 230 auch, der 190 ist gut, aber bissl blechern im Übergang in den Tiefmitten. Den 280 kenne ich nicht so richtig, spielte mal in Berlin-Mitte einen an, der war aber verstimmt, dennoch toll.
 
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Das habe ich vor einiger Zeit auch gedacht (und mir einige Jubiläumsflügel mit goldener Gussplatte angeschaut).

Sehr cool ! Jubiläumsplatte ist klanglich nicht anders, claro ! Der 210 oder der 230 wäre mein Tipp, wenns noch halbwegs "handlich" sein soll, sind allerdings deutlich seltener zu finden. Den 190 findet man überall. Einen 280 muss man stellen können, ein 210 passt jedoch in jede Hundehütte :021:Hatte meinen 210 damals nur abgegeben, weil er Patentmechanik hatte, während ich mir einen 230 mit Doppelrepetition angelacht habe, BJ 1893, den ich dann in Kalisz überholen ließ.

@Henry
Bei mir hängt der obere Diskant auch etwas, werd gleich mal etwas überspreizen. Naja, ich kann ja selbst stimmen, kostet mich keinen Cent. So, jetzt arbeiten :-)
 
Wenn man nach Gehör hochzieht (geht auch) , die obere Oktave deutlichst überspreizen - ansonsten hast nach obenhin n ziemlich merklichen Abfall.
ja genau. Und da ist natürlich ein Stimmgerät Gold wert, sofern es einen Überziehungs Modus hat. Früher nach Gehör hab ich halt irgendwie überspreizt. Jetzt nach Gerät landet man erschreckend genau dort, wo man hin wollte. Schon erstaunlich. Und spart jede Menge Arbeit.
 
Wozu das Gehampel mit peu a peu? In der Produktion geht das ja auch von Null auf Hundert.

Ich habe Dir darauf schon einmal geantwortet: Der Flügel war monatelang eingelagert und stand bei 432 Hz. Bis zum Konzert hatte er vier Tage, um sich zu akklimatisieren.

Und wenn ich meinen Techniker frage, ob ich in einem auf 443 hochziehe, oder schrittweise, bevor er reguliert und intoniert, dann höre ich auf den.
 
Jeder wie er mag. Ich hätte ihn 4 Tage vorher in 2 Durchgängen hochgestimmt und am Tag des Konzerts dann noch einmal.
 
ja genau. Und da ist natürlich ein Stimmgerät Gold wert, sofern es einen Überziehungs Modus hat. Früher nach Gehör hab ich halt irgendwie überspreizt. Jetzt nach Gerät landet man erschreckend genau dort, wo man hin wollte. Schon erstaunlich. Und spart jede Menge Arbeit.

Lass mich raten, Du hast ein TLA CTS 5 ? Klassiker :-) Nur bei mir geht der Automatikmodus nicht mehr,vll.sind ein paar Kondensatoren müde geworden. Muss ich mal einschicken. Das Teil ist sicher über 20 Jahre alt, aber sehr zuverlässig. Überspreizen nach Gehör kann natürlich auch schiefgehen, wenn man ohnehin schon bei 442hz oder noch höher ist, aber nichts gerissen heute. Ein Überspreizungsmodus hat das CTS 5 nicht, also nur die normale Spreizung schwach, mittel, stark 1 , stark 2,und meist nehm ich sowieso stark 2. Schlimmstenfalls stimmt man den Diskant halt nochmal neu.

Nunja, bei dem Instrument was so lange unberührt stand, kann man schon recht fix hochziehen, während es bei Konzerten ja schon eher um Feinheiten geht. Baby Blüthilein hat zumindest den Schritt auf 440hz gerade gut gepackt, keine Saiten gerissen, ahora la Siesta,und am späten Nachmittag die Feinstimmung.
 
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, aber sehr zuverlässig. Überspreizen nach Gehör kann natürlich auch schiefgehen, wenn man ohnehin schon bei 442hz oder noch höher ist, aber nichts gerissen heute.

So lange keine Baßsaite reißt, ist s doch wurscht.

Der "Klingeldraht" im Blankbezug, der kost ned viel - zumal, wennst die neue Saite ordentlich ausstreichst, muß die auch so schnell nimmer nachgezogen werden.
 

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