Hilft Wissen beim Klavierüben, wie ist das Verhältnis von Wissen und Empfindung?

  • Ersteller des Themas Alter Tastendrücker
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Er war wohl so ne Mischung aus TÜV und Fahrschulprüfer im Orgelbau und das wohlthemperierte Klavier war wohl auch noch nicht so alt.

Das Klavier hat Bach sich selber wohltemperiert, wie jeder andere Cembalist auch.

Und mit Orgel-Abnahmeprüfungen durch einen (möglichst kompetenten) Organisten mußte jeder Orgelbauer rechnen. Daß Bach Orgelstücke für Abnahmeprüfungen komponiert haben soll, wäre mir neu. Bei solchen Gelegenheiten wird er improvisiert haben.
(Für einen Orgelbauer ist es sicherlich quälender, wenn anläßlich der Abnahmeprüfung das neue Instrument von einem Stümper malträtiert wird.)
 
Doch, doch und geraucht hat er dabei auch.
 
(Für einen Orgelbauer ist es sicherlich quälender, wenn anläßlich der Abnahmeprüfung das neue Instrument von einem Stümper malträtiert wird.)
Das kommt drauf an.
Ist er selbst ein Stümper, dann freut er sich eventuell, wenn der Stümper nicht "alle Register zieht".
Dann fällt nämlich auch die eigene Stümperei vielleicht nicht auf :lol:
 
Bach als Orgelsachverständiger spielt eine große Rolle in dem fantastischen Roman Die Offenbarung von Robert Schneider!
Sehr empfehlenswert!!
 
Ok, liebe @chiarina ...

ich denke, nicht miteinander reden ist ja auch keine Lösung, ...
Und nun lese ich im Forum quer, was sich in den letzten Wochen hier so getan hat und empfinde beim Lesen vieler deiner Beiträge, lieber Dreiklang, eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Staunen, Verärgerung und Amüsiertheit.
Ich übrigens nicht... wenn ich (nach einiger Zeit der Abstinenz, in der ich das Forum auch nicht unbedingt vermisse) einmal wieder schreibenderweise in das Forum zurückkehre, dann weiss ich im Grunde im Voraus, was mich erwartet... Aussagen über Musik und Musizieren, die man guten Gewissens nur schwer stehen lassen kann, des weiteren seltsame Behauptungen über mich und mein Verhältnis zum Forum, mein (angebliches) Verhalten in Vergangenheit oder Gegenwart (neulich las ich gerade wieder, ich "schmolle" herum wie ein Kleinkind usw., das trifft nicht gerade zu und ist auch weder schmeichelhaft noch irgendwie diskussionsdienlich oder -förderlich usw., dann übelste persönliche Beleidigungen und so weiter, eben das clavio-Übliche in Bezug auf meine Person seit vielen Jahren schon, was mich gewöhnlich dann irgendwann auch wieder die Lust an der Sache verlieren läßt)
Bleib also ruhig bei deiner Herangehensweise, von der du ja überzeugt bist, benutze aber nicht solche Falschaussagen über Profis, Musikhochschulen und Klavierpädagogik, um deine Herangehensweise zu rechtfertigen
Hier wäre die Frage, was denn ein "Profi" in diesem Kontext ist. Bist Du einer (ist bitte nicht herabwertend zu verstehen!), bin ich einer (weil ich schon sehr gut klavierspielen kann und meine diversen Ansichten zumindest von sehr intensiver Reflexion der Materie und jahrzehntelanger intensiver Beschäftigung mit Musik geprägt sind), oder sind die Teilnehmer dieses Forums "Profis", oder wer ist das?

Wenn ich "Profi" lese, dann denke ich immer an die englische Serie "Die Profis" seinerzeit (durchaus unterhaltsam und kurzweilig, wie ich damals fand, kennst Du diese Serie vielleicht auch noch, wir sind ja ähnliche Jahrgänge (?)).
Nein, das hilft uns an dieser Stelle wohl nicht weiter.

Es gibt Spitzenklasse-KLs, Mittelklasse-KLs, und Holzklasse-KLs... da tummelt sich eine bunte Mischung verschiedener Charaktere da draussen, und es ist vermutlich gar nicht so einfach, jemand Bestimmten in eine dieser Kategorien griffig einzuordnen...

Und genauso gibt es sehr hohe, mittlere, und erst am Anfang stehende Musikalität (und den Terminus "professionelle Musikalität", den @mick kürzlich benutzte, den gibt es praktisch gar nicht, denn Musikalität ist entweder gerüttelt vorhanden oder halt weniger). Auf einer Skala von 1 bis 100 finden wir uns alle im Laufe unseres Lebens an einer Stelle da wieder, und der praktisch einzige Vorteil einer hohen Musikalität ist die tiefere Freude, die man an und mit richtig guter Musik empfinden kann, weil man sie dann mit allen Sinnen durchschaut, genießt, und sie einen durchdringt. Aber wirklich "kaufen" kann man sich damit (mit einer hohen Musikalität) nichts...

Zum Fadenthema: im Grunde ist es egal, wieviel ein Musiker über Musiktheorie, Aufführungspraxis und was es alles gibt, so weiss, und welches Wissen er im Kopf so mit sich herumtrug und herumträgt... all das ergibt eine Synthese und findet seine Verarbeitung in der Art und Weise, dem Stil, dem Ausdruck und so weiter, mit dem er dann musiziert, und das, was dabei entsteht, kann man dann für sich als Hörer bewerten.
Durchaus völlig individuell, und ohne einen Absolutheitsanspruch bezüglich des eigenen Urteils deswegen erheben zu müssen. Dem einen gefällt dieses, dem anderen jenes, oder jene Interpretation einer Komposition. Naja, und auf diese Art und Weise erfreut sich dann jeder an der (Art von) Musik, die einem gefällt, möglicherweise auch guttut, und so fort.

Damit erst einmal ein paar erste Gedanken dazu. Es würde mich freuen, wenn einmal (nach langer Zeit einmal wieder) auch ein Dialog zwischen uns entstünde.

Viele Grüße
Dreiklang (oder salopp gesagt: 3K ;- )
 
Zuletzt bearbeitet:
@agraffentoni wenn sich alles letztendlich als (unklärbare, unentscheidbare) Glaubensfrage herausstellen sollte, auch dann wäre schon etwas gewonnen.
 
Es würde mich freuen, wenn einmal (nach langer Zeit einmal wieder) auch ein Dialog zwischen uns entstünde.
Lieber Dreiklang,

danke für deinen Wunsch nach Austausch und Dialog. Aber ich bin dafür nicht mehr die Richtige.

Wir haben uns in der Vergangenheit sehr oft intensiv ausgetauscht und du kennst meine Ansichten so wie ich deine kenne. Sie sind nach wie vor sehr gegensätzlich. Ich sehe keine Bewegung in der Sache und möchte nicht immer die gleiche Diskussion wiederholen. Ich sagte ja schon, dass ich das Gefühl habe "Und täglich grüßt das Murmeltier". Ein Beispiel bietest du selbst im Faden "Interpretation", in dem du deinen eigenen Faden von 2010 "Heißt Interpretieren - "Spielen wie man will?" postest. Zum Vergleich:

Nein, @Demian, das ist ein (leider) häufig kolportierter Irrtum... "Interpretation" hat wenig mit "Absicht des Komponisten", Werktreue, Texttreue, oder historischer Aufführungspraxis usw. zu tun.
Preisfrage: wieso ist das so...? ;-)

Und was kennzeichnet dann eine "Interpretation"? (und das ist durchaus ein musikalischer Qualitätsbegriff, ohne Zweifel)

Es gibt einige Fragen, die mich momentan bewegen. Ich nenne sie hier einmal, aber auf sie gibt es sicher keine eindeutige Antwort, man kann wohl nur durch Antworten verschiedene Aspekte beleuchten...

Ich beschreibe einmal, was ich beim Spielen bzw. Üben tue. Im Grunde sind das einzige, woran ich mich gebunden fühle, die Noten bzw. Notenwerte eines Stückes. Alles andere (Artikulationsvorschriften, Tempi-und Dynamikanweisungen), betrachte ich nur als sehr fundierte Vorschläge des Komponisten.

Sie sind mit Sicherheit mehr als das, und wurden bestimmt mit großer Sorgfalt vom Komponisten gestaltet. Es wurde hier im Forum Beethoven zitiert, wo er in einem Brief schrieb:"Erstes Allegro, allein Allegro, das assai muß weg. Maelzels Metronom Halbe =138.". Mehr als genau wurde also die Interpretation eines Stückes, der Charakter den es haben und ausdrücken sollte, bedacht und festgelegt.
Und jetzt kommt das vielbeschriebene Klangvorstellungsvermögen ins Spiel. Ich bilde mir eine Ansicht über den Charakter des Stückes, durch viel viel Spielen des Stückes. Oder nur durch Vorstellung, wenn ich es technisch nicht bewältige. Oder im letzteren Fall auch durch sogenanntes "Skelett-Spielen" wie ich es getauft habe, ich deute Läufe und viele Stellen nur an, weil ich sie in dieser Geschwindigkeit technisch (noch??? vielleicht irgendwann?) nicht realisieren kann, spiele aber in der von mir als passend in meiner Klangvorstellung empfundenen Geschwindigkeit, Ausdruck, Charakter, Lautstärke, und, extrem wichtig: einem mir passenden fein dosierten Pedaleinsatz. Das klingt jetzt alles toller als es ist, aber im Prinzip praktiziere ich es so, und letztlich will ich dort einmal landen.

Ich werfe also nicht leichtfertig die Interpretationsvorgaben des Komponisten über den Haufen, sondern überlege sehr viel, probiere viel, versuche musikalisches Feingefühl einzusetzen, die Antennen auszufahren und am Ende etwas spielerisch zu realisieren, das schön wirkt und den Charaker der reinen Notenklänge, der Melodien, der Bezüge und Übergänge in einer bestimmten Form zutage treten und Klang werden läßt.
Es ist ganz bestimmt besser, wenn man sich, solange das musikalische Gehör oder Harmonieempfinden noch unausgeprägt ist, an die Vorgaben des Komponisten hält. Aber mit einer großen Sorgfalt, Feinfühligkeit und Vorsicht kann man den Charakter eines Stückes später dann einmal auf eine Weise darstellen, die man selbst als angebracht, oder zumindest passend, empfindet.
Zumindest wäre das mein Endziel.

Was ich schon z.B. festgestellt habe: durch das Forum bin ich auf die erste Invention von Bach aufmerksam geworden (danke, Forum). Ich hatte diese Melodie schon lange im Kopf abgelegt, jetzt kenne ich also die Noten dazu und habe die Invention schon ein paarmal durchgespielt. Was ich jetzt schon sagen kann: die allgemein gängige eher trocken und mechanisch realisierte Interpretation von Bach empfinde ich im Moment als - sehr passend. Ich werde wohl an der Invention weiter arbeiten, bis ich sie flüssig spielen kann, und dann entscheiden versuchen, ob ich z.B. einen ganz feinen Pedalhauch über sie legen würde. Oder in welche Richtung es geht.

Nur, und jetzt kommt das zweite :oops::oops::oops:

ich verändere manchmal Kompositionen auch ganz geringfügig notenmäßig. Während der recht langwierige, oben beschriebenen Prozesses abläuft. Beim Bach (nochmal ein :oops:) gibt es eine Note in der rechten Hand, die mich stört. Alles andere ist perfekt. Schön, ausbalanciert, ein wunderbares feines Musikstück, geschrieben aus und mit musikalischer Genialität (heraus). Nur diese eine verflixte kleine Note... ich ändere sie, und das zieht das Ändern einer Note der linken Hand nach sich. Ich prüfe das Gesamt-Ergebnis, Ausgewogenheit, Klang, Melodielauf... ein kleiner Schaden ist da, bleibt aber gering, die Verbesserung ist hoch, und die Entscheidung ist getroffen... oder zumindest, ist schon mal eine Lösung gefunden für mein "Problem".

Was habt ihr für Meinungen? Heißt Interpretieren - "Spielen wie man will"?

Der zweite Post ist 11 Jahre her. Immer wieder in dieser Zeit sprichst du dieses Thema an wie auch andere Themen (Üben, Metronom etc.), dabei wechseln sich Fragen und Behauptungen ab wie diese hier, bei der sich mir die Zehennägel aufrollen:

Nein, @Demian, das ist ein (leider) häufig kolportierter Irrtum... "Interpretation" hat wenig mit "Absicht des Komponisten", Werktreue, Texttreue, oder historischer Aufführungspraxis usw. zu tun.

Ich bin der Überzeugung, dass es auch eine Begabung ist, zu erkennen, von wem man etwas lernen kann. Das Gute vom Schlechten zu unterscheiden! Das ist sehr wichtig, um effektiv zu lernen, vorwärtszukommen und seine Fähigkeiten so weit wie möglich zu entwickeln. Ich behaupte, dass man mir immer nur ein Mal etwas sagen musste - wenn ich das als sehr bedenkens- und lernenswert erkannte, hat mich das auch unbewusst so beschäftigt, dass ich diese Dinge schnell lernen konnte. So geht es mir heute auch noch.

Ich vermisse das sehr bei dir. Tolle Sachen werden hier in Diskussionen genannt, von denen ich sofort weiß, dass derjenige, der das geschrieben hat, ein Profi ist und sich sehr gut auskennt. Aber du regierst völlig anders auf diese wunderbaren Einwände, Argumente etc., nämlich vorrangig mit Ablehnung, zumindest nach meinem Empfinden. Ganz ehrlich, ich fasse mir dann an den Kopf und denke: "Mensch Dreiklang, siehst du's nicht?" (o.k., kleiner Anklang an Tristan und Isolde :D). Wie glücklich wäre ich, solche Ideen, Hilfen und Argumente zu hören, wäre ich begeistert lernender Hobbyspieler!

Du hast irgendwo heute (?) geschrieben, dass du intensiv reflektierst Ich finde leider das Zitat nicht. Wie kann das sein, wenn in deinem Denken/Schreiben zumindest nach außen hin überhaupt keine Bewegung stattfindet und immer wieder die gleichen Statements und Ansichten formuliert werden? Das verstehe ich nicht - das macht mich ratlos.

Deswegen schrieb ich, dass es für mich o.k. ist, wenn du bei deinen Ansichten bleibst. Das ist dein gutes Recht. Aber diskutieren über diese Themen werde ich nicht mehr, nichts für ungut. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe chiarina,

Du hast irgendwo heute (?) geschrieben, dass du intensiv reflektierst Ich finde leider das Zitat nicht.
gleich oben drüber:
meine diversen Ansichten zumindest von sehr intensiver Reflexion der Materie und jahrzehntelanger intensiver Beschäftigung mit Musik geprägt sind

Also wenn sich, wie es scheint, keine Bewegung oder Fortentwicklung oder neue Argumente oder auch Erkenntnisse (? dafür bin ich immer zu haben) o.ä. so abzeichnen, dann können wir tatsächlich einen (einverständlichen) Endpunkt für diese Art der Diskussionen setzen.

Vielleicht gibt mir diese Endgültigkeit auch die Ruhe, nicht auf's Neue irgendwann einmal meine Ansichten zu Musik etc. hier zu thematisieren (letzten Endes entscheidet ja auch jeder selbst, was und wie er tun und glauben möchte, und auch die Leitbilder, nach denen er sich ausrichtet).

Bei allen geführten Diskussionen der Vergangenheit: wir sollten nicht völlig vergessen, dass es wohl schon einige Dinge gibt, bei denen wir einer Meinung sein würden, oder sein werden, was Musik (oder deren Qualität) anbelangt. Da bin ich mir sicher.

Auf kurz oder lang werde ich wohl tatsächlich die Diskussion über Musik, und in welche Richtungen diese vielleicht gehen wird oder zu gehen scheint, mehr an anderen Orten führen... warum auch nicht...

Viele (liebe) Grüße
Dreiklang
 
Zuletzt bearbeitet:
Du hast irgendwo heute (?) geschrieben, dass du intensiv reflektierst Ich finde leider das Zitat nicht.

Steht im zitierten Beitrag:
... bin ich einer (weil ich schon sehr gut klavierspielen kann und meine diversen Ansichten zumindest von sehr intensiver Reflexion der Materie und jahrzehntelanger intensiver Beschäftigung mit Musik geprägt sind)...




Dabei ist wurde oben eigentlich schon das Wesentliche zum Thema gesagt:
Ich sag' ja gar nicht, dass Wissen falsch ist. Und wäre der Erwerb desselben nicht mit einer erklecklichen Arbeit und Mühe verbunden... dann wäre ich da auch mit dabei...

Sag doch einfach, das du stinkefaul bist, anstatt immer wieder Diskussionen über den Sinn und Unsinn gewisser Kenntnisse anzuzetteln.:021::021::021::021:
 
Ich kann gut verstehen, wenn langjährige Forumsmitglieder irgendwann keine Lust mehr haben, wiederkehrende Diskussionen zu führen. Aus Sicht einer erst ca. 1,5 Jahre mitlesenden Forumsleserin sind diese Diskussionen aber dennoch sehr interessant! Übrigens gerade auch, wenn unterschiedliche Meinungen vertreten werden. Und gerade auch für Nicht-Profis, die sich über viele hier angerissenen Fragen noch nicht so viele Gedanken gemacht haben. Von den tollen Argumenten, die dann kommen, kriegt man eine Menge Stoff zum Nachdenken. Also vielleicht geht es weniger darum, einzelne Forumsmitglieder zu überzeugen als darum ausgelöst durch solche Diskussionen didaktisch den vielen stillen Mitlesern neue Gedanken und Erkenntnisse zu vermitteln.

Findet eine, die übrigens auch gern und regelmäßig in alten Fäden stöbert, aber in den unendlichen Weiten des Clavio-Universums auch noch viele unbekannte Welten zu entdecken hat....
 

Tut mir leid, hab nicht alle Beiträge gelesen, muss gleich weg (normalerweise mache ich das ja immer bevor ich was schreibe höhöhöh)

Aber dieses Thema interessiert mich an sich auch sehr. Ich habe in letzter Zeit leider nicht mehr so häufig gespielt, bzw. geübt. Aber mich dafür anderweitig recht intensiv mit Musik beschäftigt (Kompositionsversuche, Theorie, mehr bewusstes hören, Songtexte schreiben und besonders Mixing und Electro Zeug produzieren). Und ich habe das Gefühl, dass ich, auch wenn ich weniger gespielt oder geübt hab, die Stücke heute besser interpretieren und verstehen kann, auch, weil ich mich jetzt mehr für Musik im Allgemeinen interessiere, und nicht so wie früher, wo ich mich eigentlich zu 99% nur fürs klavierspielen interessiert habe. Stilistische oder Musikgeschichtliche Hintergründe habe ich früher zwar auch immer schon sehr interessant gefunden, aber im Zusammenhang mit üben oder spielen eher immer unterschätzt (also dass man einfach mehr daran denkt, wenn man gerade ein Stück durchnimmt). Ich denke schon, dass es einen Unterschied macht mehr Hintergrundwissen zu haben, also ich zumindest merke es sehr. Kann mir auch vorstellen dass die eigene Musikalität dadurch gefordert wird. Wichtig ist allerdings, dass man das musiktheoretische Wissen (so wie den ganzen Rest eigentlich auch) auch praktisch verstehen kann, einfach nur Bücher lesen wird einen da wohl nicht weiter bringen, man muss es auch fühlen... Oder so lol
 
Wichtig ist allerdings, dass man das musiktheoretische Wissen (so wie den ganzen Rest eigentlich auch) auch praktisch verstehen kann, einfach nur Bücher lesen wird einen da wohl nicht weiter bringen, man muss es auch fühlen... Oder so lol
In der Anwendung dieses Wissens liegt mMn die größte Kraft.
Improvisiere ... du wirst schon merken, was das Wissen in dir dabei "anrichtet" :musik064:
 
Fände ich interessant. Ich kann nämlich nicht wirklich improvisieren. Ein bisschen ja, ein paar Töne. Aber für den Rest fehlt mir wirklich die theoretische Basis. Mit der ich mich jetzt erst richtig anfange zu beschäftigen. Deshalb finde ich dieses Thema hier sehr interessant. Denn ich würde gern durch mehr Wissen mein Klavierüben verbessern. Dazu muss man allerdings wissen, welche Art von Wissen.

Ich habe so eine Art Halbwissen. Eine gute Allgemeinbildung, würde ich sagen. Habe mich auch immer mit Musik beschäftigt, meistens allerdings durch Singen, was völlig anders ist als ein Instrument zu spielen, insbesondere auch das Klavier. Ich kann singend z.B. gut improvisieren, auf einem Instrument aber schlecht oder gar nicht. Beim Singen mache ich das nach Gefühl. Das ist nicht unbedingt die beste Herangehensweise, schon mal gar nicht professionell, da wäre das absolut inakzeptabel, aber für so ein bisschen Amateurhaftigkeit hat es manchmal schon ganz gute Ergebnisse gebracht. Was mir damals, als ich viel, viel jünger war, auch tatsächlich ausgereicht hat. Ich habe mich am schönen Klang erfreut, an gelungenen Phrasen, aber nicht weiter darüber nachgedacht.

Jetzt seit einiger Zeit denke ich darüber nach und ärgere mich eigentlich ein bisschen, dass mein musiktheoretisches Wissen sehr lückenhaft ist. Natürlich weiß ich, was Barock und Romantik ist bzw. war und auch, dass die Musik sich da sehr unterscheidet. Hört man ja schon. Ich kenne aus dem, was ich aus der Geschichte weiß, die Zustände, die Kleidung, das eine oder andere, was so hängengeblieben ist. Über die MUSIK-Geschichte weiß ich aber eigentlich so gut wie gar nichts. Sehr wenig. Ich hänge immer an den Lippen derjenigen Musiker, die mir etwas darüber erzählen (Instrumentenlehrer meistens, da ich das eine oder andere Instrument mehr schlecht als recht spiele), und finde das sehr spannend. Dennoch fehlen mir da über die wirklich sehr, sehr rudimentären Grundlagen wie Tonleitern etc. hinaus jegliche weitere Kenntnisse.

Ich denke, dass man aus einem Musikstück durch Wissen sehr viel mehr herausholen kann. Vielleicht auch das Stück dadurch besser lernen kann. Aber eben: Wo soll man anfangen, wenn einem so viel fehlt? Das weiß ich gar nicht. So stümpere ich eben herum und mache unheimlich viel falsch. Könnte wahrscheinlich viel besser üben, wenn ich mehr wüsste. Nur wie soll ich an dieses Wissen kommen? Ein Musikstudium werde ich in meinem Alter wohl nicht mehr machen. Und nur Bücher lesen hilft da auch nicht. So habe ich eigentlich fast meine ganzes sonstiges Wissen erworben. Jetzt möchte ich ja aber Klavierspielen und nicht übers Klavierspielen lesen. Wenn es etwas sehr Hilfreiches fürs Spielen ist, natürlich schon, aber nicht ganze Bücher über Musiktheorie. Denn ein Profi kann und werde ich nicht mehr werden. Dennoch möchte ich auch nicht dumm sterben (ist jetzt ein bisschen ein Scherz, aber doch nicht ganz. Steckt auch Ernst darin).

Womit ich jetzt angefangen habe, ist, die Akkorde in einem Stück herauszufinden. Das interessiert mich und ist spannend (auch wenn ich bei manchen Takten zu keinem Ergebnis komme, weil die für mich keinen eindeutigen Akkord enthalten, denn ich kenne ja wirklich nur die normalen Dur- und Moll-Akkorde), bringt mir aber fürs Spielen doch nicht so viel, denn dadurch spiele ich nicht besser. Für Leute, die schon mehr können und wissen, ist das sicher völlig anders, aber mir fehlt einfach sonst zu viel. Dennoch mache ich das jetzt weiter. Denn dadurch beschäftige ich mich auf jeden Fall intensiver mit einem Stück als früher, als ich nur die Noten hingestellt habe und angefangen habe zu spielen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Womit ich jetzt angefangen habe, ist, die Akkorde in einem Stück herauszufinden. Das interessiert mich und ist spannend (auch wenn ich bei manchen Takten zu keinem Ergebnis komme, weil die für mich keinen eindeutigen Akkord enthalten, denn ich kenne ja wirklich nur die normalen Dur- und Moll-Akkorde), bringt mir aber fürs Spielen doch nicht so viel, denn dadurch spiele ich nicht besser. Für Leute, die schon mehr können und wissen, ist das sicher völlig anders, aber mir fehlt einfach sonst zu viel. Dennoch mache ich das jetzt weiter. Denn dadurch beschäftige ich mich auf jeden Fall intensiver mit einem Stück als früher, als ich nur die Noten hingestellt habe und angefangen habe zu spielen.
Das ist schon ein sehr guter Ansatz.
Für die Stellen, die für dich (noch) keinen Sinn ergeben, kann dir hier im Forum sicherlich der eine oder andere helfen.
Einfach ein Foto von der Stelle machen oder den Takt im Stück angeben (es macht immer Sinn, den etwas weiteren Zusammenhang zu betrachten).

Wie Akkorde aufgebaut werden, ist dir schon mal erklärt worden?
Oft (aber nicht immer) werden da nur Terzen aufeinander gestapelt.
Je nach Tonvorrat (Tonart) kommt eben ein anderer Mehrklang dabei heraus, wenn man stur einen Ton auslässt.

C-Dur kennste ... c-e-g. Da fehlen aus der Tonleiter bis zum g nur das d und f. Nächste Terz drauf ... c-e-g-h ... C Dur mit großer Septime. Noch ne Terz ... c-e-g-h-d ... C Dur mit gr .Sept und None.

Natürlich können noch Vorzeichen vorkommen ... (z.B. ein b statt einem h ... wenn sowas passiert hat das eine Bedeutung aber ich will nicht zu viel verraten) oder es können mal Töne weggelassen werden (z.B. die Quinte) wodurch man den Akkord auch mal nicht ganz so leicht erkennt. Einem verkürzten G7 (h-d-f) fehlt sogar der Grundton.
Natürlich hat man auch mal so Gebilde, wie c-d-g, die man ohne den Kontext nicht ganz eindeutig einordnen kann.
Das könnte ein C-Dur/Moll mit Sekundvorhalt (d) sein, oder auch ein G-Dur/Moll mit Quartvorhalt (c).
In beiden ist keine Terz drin, daher ist das "Geschlecht" noch unklar ... aber an der Umgebung kann man das sehen.

Hier gibt es bestimmt einen ganzen Sack voll hilfsbereiter Menschen, die dir die Grundlagen beibringen können. Am Instrument ist natürlich praktischer, aber Forum ist besser als nix. Man sollte sich eh zwischendurch mal hinsetzen, und sich anhören, wie ein "theoretisches Konstrukt" in der Umsetzung am Klavier klingt. Die meiste Literatur bietet dazu Beispiele in Noten.
 
Also ich bringe mal mich als Gegenbeispiel. Beim Job habe ich so viele rationale Sachen zu entscheiden und zu erledigen, ich bin Vollblut-Ökonom. Ich analysiere viel, erstelle Nutzwertanalysen, schlage mich mit Juristen und Verträgen rum etc. pp.

Bei der Musik will ich das alles nicht. Es soll genau das Gegenteil sein -> KEIN STRESS. Die andere Ebene, das Gefühl. Die Lust am Spielen, die Freude daran. Mich interessiert die Musiktheorie nicht. Mich interessieren auch die Noten nicht. Wohl aber benötige ich sie zu Beginn und lerne das ohne Anstrengung und unbewusst nach wenige Wiederholungen auswendig. Wenn man so will, speichert mein Hirn die Muster ab, aber nicht die Noten, sondern viel mehr die Handgriffe, die Wiederholungen etc. Wenn mich jemand fragt, wie ich das mache: ich kann es nicht beantworten. ich weiss einfach organisch, was zu tun ist wenn ich im Stück drin bin, ich lebe es quasi.

Sobald ich das Stück auswendig kann, geht es an die Verbesserungen. Und diese Stücke immer wieder zu spielen bereitet mir Freude. Ohne Ratio, ohne Analyse, ohne Mathematik. Einfach nur ich und die Musik. Ein Zustand der Transzendenz.
 
Das ist das Optimum.
Diesen Zustand erreiche ich beim Improvisieren ... und ich bemerke immer wieder, wie ich das, was ich aus Musiktheorie und Musikanalysen kenne, teilbewusst mit einbaue.
In Moll unterwegs und Bock auf ein bischen Dramatik? Dann kommt halt statt der Subdominante mal ein Neapolitaner rein (so als Beispiel). Oder ich versuche Tonarten miteinander zu verbinden, die etwas weiter voneinander entfernt sind (funktionsharmonisch).

Ich nutze das tatsächlich sogar, wenn ich mich ans Klavier setze um "einfach mal etwas im Tonraum herum zu kneten" ... auch dabei kommt verdächtig oft Musik heraus. Ich denke dabei manchmal sogar bewusst über Leittonbeziehungen, Auflösungen und Ähnliches nach ... und darüber, ob es auch "anders" gut klingen kann.

Das Wissen und seine Anwendung erweitern meine muskalischen Möglichkeiten. Aber was bei mir gut ist, muss ja nicht bei allen gut sein. Jeder soll Musik so praktizieren, wie er das gerne möchte.
Mir ist das Wissen wichtig, aber das liegt sicherlich auch daran, dass ich praktisch über die Musiktheorie erst zum Klavier gekommen bin. Vorher war ich Gitarrist (sicher kein Guter), aber schon da hat mich besonders interessiert, was auf dem Instrument cool klingt.

Ich habe von Anfang an (auch) improvisiert und mein Ziel war auch nie, nur nachzuspielen, was andere komponiert haben.
 
Einem verkürzten G7 (h-d-f) fehlt sogar der Grundton.
Da wäre ich definitiv aufgeschmissen. :003: Aber drüben in dem anderen Faden habe ich jetzt schon Hilfe zu einem Akkord in der Arabeske erhalten, den ich nicht identifizieren konnte. Das ist für mich im Moment wahnsinnig spannend. Ich bin froh, dass es hier im Forum so viele Menschen gibt, die sich da auskennen. Und die auch unheimlich hilfsbereit sind. Das ist einfach toll. Sonst wäre ich hier in der Diaspora wirklich völlig ratlos.
 
Sobald ich das Stück auswendig kann, geht es an die Verbesserungen. Und diese Stücke immer wieder zu spielen bereitet mir Freude. Ohne Ratio, ohne Analyse, ohne Mathematik. Einfach nur ich und die Musik. Ein Zustand der Transzendenz.
Das würde bei mir schon daran scheitern, dass ich das Stück nicht auswendig lernen kann. Ich brauche immer die Noten. Bis jetzt jedenfalls. Ich arbeite daran, Stücke auswendig zu lernen, aber das ist wahnsinnig schwer. Es gelingt mir einfach nicht.
Wenn ich Stücke so "automatisch" auswendig lernen könnte, wie Du das hier beschreibst, würde ich das gern auch so machen wie Du. Ich würde gern spielen, ohne darüber nachzudenken, mich nur den Tönen, der Melodie, den Klängen hingeben. Der Interpretation. Dem, was ich fühle. Das geht aber nur, wenn man sich völlig von den Noten lösen kann, glaube ich. Vielleicht gelingt mir das noch irgendwann einmal.
Das Transzendente würde ich gern erreichen. Nur denke ich, dass ich dafür wahrscheinlich noch jahrelang üben muss, bis ich sozusagen "automatisch" spielen kann. Ich habe einfach nie richtig Klavierspielen gelernt und muss mich deshalb noch mit den ganzen Anfängerproblemen (wo sind überhaupt die richtigen Tasten? Wie greife ich das? etc.) herumschlagen. Solange man darüber nachdenken muss, ist es glaube ich Essig mit der Transzendenz. :005: Aber es ist ein Ziel, auf das man hinarbeiten kann. Auf das ich hinarbeiten will.
 
Das ist das Optimum.
Diesen Zustand erreiche ich beim Improvisieren ... und ich bemerke immer wieder, wie ich das, was ich aus Musiktheorie und Musikanalysen kenne, teilbewusst mit einbaue.
Das ist genau der Punkt. Man muss sich erst einmal bewusst damit auskennen, um es unbewusst oder auch wie Du sagst teilbewusst einbauen zu können. Oder man spielt schon so lange, dass man das ganz automatisch macht, auch ohne Analyse, wie @Sunstorm76 sagt.

In Moll unterwegs und Bock auf ein bischen Dramatik? Dann kommt halt statt der Subdominante mal ein Neapolitaner rein (so als Beispiel). Oder ich versuche Tonarten miteinander zu verbinden, die etwas weiter voneinander entfernt sind (funktionsharmonisch).
Cool. Wenn ich das könnte ...

Ich nutze das tatsächlich sogar, wenn ich mich ans Klavier setze um "einfach mal etwas im Tonraum herum zu kneten" ... auch dabei kommt verdächtig oft Musik heraus. Ich denke dabei manchmal sogar bewusst über Leittonbeziehungen, Auflösungen und Ähnliches nach ... und darüber, ob es auch "anders" gut klingen kann.
Dazu muss man aber erst einmal wissen, was das alles ist und wie das zusammenhängt. Ein paar Sachen weiß ich auch, Leitton, Auflösung ... das ist mir mittlerweile ein Begriff. Aber es ist mir viel zu wenig vertraut, als dass ich darüber in dieser Art nachdenken oder es einsetzen könnte.

Das Wissen und seine Anwendung erweitern meine muskalischen Möglichkeiten. Aber was bei mir gut ist, muss ja nicht bei allen gut sein. Jeder soll Musik so praktizieren, wie er das gerne möchte.

Ich habe von Anfang an (auch) improvisiert und mein Ziel war auch nie, nur nachzuspielen, was andere komponiert haben.
Das ist eben auch ein sehr interessanter Punkt. Ich habe eigentlich nie improvisiert. Oder nur sehr selten. Wenn überhaupt, dann mit Gesang, und da musste ich nicht wissen, welche Akkorde das sind. Da bin ich nur nach dem Klang gegangen, nach dem, was in meinem Kopf als Melodie oder vielleicht auch Erinnerung einer Melodie oder einer Technik (z.B. Ella Fitzgerald. Wie sie singt. Wie sie improvisiert) entstand und was ich dann einfach so gesungen habe.

Auf einem Instrument geht das aber nicht. Da muss man erst einmal wissen, was für ein Ton das ist, bevor man ihn greifen und damit spielen kann. Das hat mir immer Probleme gemacht. Deshalb habe ich mich da lieber an die Noten gehalten.
 

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