Ich kann problemlos Orgelmusik zuhause auf der Anlage anhören, von CD oder Schallplatte und das auch genießen. Ich kann auch über Kopfhörer gestreamte Orgelkonzerte anhören bzw. entsprechende Aufnahmen oder Videos und das auch genießen. Dass es anders klingt als wenn man mit im Raum ist, ist klar und stört mich auch nicht besonders. Natürlich ist das Klangerlebnis in einer Kirche (oder auch in einem großen Konzertsaal) etwas Besonderes und das möchte ich auch irgendwann wieder haben. Aber trotzdem finde ich es schön, z.B. bei einem Livestream aus San Diego dabei sein zu können.
Wenn ich selbst Orgel spiele, möchte ich trotzdem gerne das Lebendige haben, das eine Pfeifenorgel für mich hat, selbst wenn es einen Schalter gibt und der Balg sich mit Luft füllt, ohne dass da ein oder zwei Leute irgendwie arbeiten müssen. Gerade bei älteren Orgeln mit mechanischer Traktur tut sich so viel, was man gar nicht 1:1 samplen kann. Bei meiner kleinen Kellerin vom Avatarbild bekommen z.B. ein paar der tiefen Pfeifen in einem der 8-Fuß-Register weniger Luft als ihre Nachbarn; dafür bekommt eine Pfeife im 16-Fuß-Register viel zu viel Luft und knallt richtig raus (wir arbeiten da mit dem Orgelbauer an einer Lösung - das Provisorium von der letzten Wartung hat irgendwie nicht gehalten). Das sind nur einige der Eigenheiten, die das Instrument hat; es gibt noch viel mehr. Das finde ich beim Spielen total spannend und es hat für mich einfach etwas Lebendiges.
Bei "meiner" anderen Orgel, voll pneumatisch, schaltet z.B. das Ventil für eines der Pedalregister wesentlich gemächlicher als die anderen. Man kann richtig zuhören, wie einen Moment nach dem Betätigen der Registerwippe ein leichtes Pffff aus dem Inneren der Orgel zu hören ist und dann weiß man, jetzt ist es da.
Natürlich kann ich auf elektronischen Instrumenten auch Musik machen. Aber es fühlt sich einfach anders an. Wobei ich mich mit alten Synthesizern oder Hammond-Orgeln durchaus anfreunden kann. Aber eher weniger für "klassische" Orgelmusik, sondern dann für andere Musikstile
Interessant ist, dass einige der Leute, die der Meinung sind, dass ein Digitalpiano in vielerlei Hinsicht (klanglich und vom Anschlag her) überhaupt nicht mit einem akustischen Klavier oder einem Flügel vergleichbar ist (ist es ja auch nicht), gleichzeitig meinen, Organisten sollten sich mal nicht so anstellen, denn man könne ja selbst Windstößigkeit mit dem Rechner simulieren und ein Hauptwerk-Sample klänge doch ganz prima. Damit meine ich niemanden hier im Forum; das sind nur Argumente, die ich ab und zu höre.
Das Thema bleibt spannend.