Hanon?

Warum sollte man das nicht können? Es sind Stücke, die die Technik entwickeln.

Ubik, wenn du unbedingt Czerny ( was eigentlich schöne Musik ist) mit stumpfsinnigen Hanon- und Tonleiterübungen in einen Topf werfen musst, dann lass dabei bitte Chopin Etüden außenvor.
Bei denen wird die Technik genutzt, um schönere Musik zu machen, und nicht, um die Technik selbst zu üben.
 
Vor allem sauberes Spielen, das heißt: Die Taste zum richtigen, gewünschten Zeitpunkt anzuschlagen. Das kann man nicht, wenn man keine Etüden wie Czerny oder Hanon oder Tonleitern spielt.
Jetzt erklär mir doch mal genau, wieso man all das nicht auch (und besser) bei Bach, Mozart, Scarlatti und anderen lernen kann.

Des weiteren: Hanon (1820-1900) war Klavierlehrer. Namhafte Schüler hat er meines Wissens nicht hervorgebracht, als Pianist ist er der Nachwelt ebenfalls nicht in Erinnerung geblieben. Auch als Komponist ist er nicht in Erscheinung getreten (wenn man von diesen "unsäglichen" Fingerübungen einmal absieht). Es zeugt von ziemlicher Ignoranz, wenn ein Klavierpädagoge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit derart banalen Figurationen den Kosmos der Pianistik durchmessen zu können. Da hat ja selbst Czerny noch größeren Weitblick besessen.

Ich kenne zahlreiche Pianisten, die als Fingerübungen Brahms, Cortot und Dohnanyi empfehlen (was ich auch nicht immer für sinnvoll halte). Aber mir ist noch keiner begegnet, der in Hanon irgend einen pianistischen oder sittlichen Nutzen sähe (außer als stupide Beschäftigungstherapie).

Erschreckend finde ich, wie unreflektiert Klavierlehrer auch heutzutage immer noch unterrichten.

Hier noch als Literaturtip eine lesenswerte Auseinandersetzung mit dem Phänomen "Fingerübungen":
Martin Gellrich: Üben mit Lis(z)t. Wiederentdeckte Geheimnisse aus der Werkstatt der Klaviervirtuosen. CH-Frauenfeld (Waldgut, logo) 1992. ISBN 3-794-0067-3​
 

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