Hammerköpfe selbst austauschen

  • Ersteller des Themas maritaliano
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Es gibt die Filzfabrik Wurzen, die in 4 verschiedenen Qualitäten herstellt. Renner verwendet (ausschließlich?) Wurzen Filz.
Abel hat eine eigene Filzproduktion die ähnlich ist, kann aber auf Wunsch auch mit Wurzen befilzen. Er stellt zudem seit kurzem (im Rahmen eines EU-Projekts 2005 um Schadstoffe bzw. Chemieeinsatz zu minimieren?) Naturfilz in einer Technik her, bei der keine (oder so wenig wie möglich?) Chemie zum Einsatz kommt, also ähnlich oder gleich dem Verfahren, wie man Filz schon vor hundert Jahren gemacht hat. Der Filz ist nicht schneeweiß, fühlt sich gut an und in ein paar Tagen weiß ich auch wie er klingen wird. :-)

Ich würde die alten Hämmer auf jeden Fall Abel zur Bearbeitung überlassen.

LG
Michael
 
Er stellt zudem seit kurzem (im Rahmen eines EU-Projekts 2005 um Schadstoffe bzw. Chemieeinsatz zu minimieren?) Naturfilz in einer Technik her,

Den habe ich jetzt auch drauf (weiche Pressung). Leider ist er noch nicht intoniert, aber ich glaube schon rauszuhören dass alles wieder gut wird ;).

Gruß
Thilo
 
Er stellt zudem seit kurzem (im Rahmen eines EU-Projekts 2005 um Schadstoffe bzw. Chemieeinsatz zu minimieren?) Naturfilz in einer Technik her, bei der keine (oder so wenig wie möglich?) Chemie zum Einsatz kommt, also ähnlich oder gleich dem Verfahren, wie man Filz schon vor hundert Jahren gemacht hat. Der Filz ist nicht schneeweiß, fühlt sich gut an

Aha, das meinte also neulich ein Kollege. Er sprach von Biofilz oder Ökofilz und hat davon geschwärmt. Er meinte, dass man da sehr wenig Arbeit mit dem Intonieren hat. Der ist aber nicht kalt gepresst, oder?
 
Was hat es denn mit dem kalt pressen auf sich?

Noch eine Frage zum Neubefilzen. Werden dabei alle Hämmer nebeneinander mit einem und demselben Filz bezogen und dann aufgeschnitten, so wie bei der Hammerherstellung oder werden die Hämmer jeweils einzeln behandelt und es kommt dann für jeden Hammer quasi ein kleines Stück Filz zur Bearbeitung, das aus einer anderen Charge stammen könnte wie der Filz des benachbarten Hammers?
 
Wenn der Hammer kalt gepresst wird schmeckt er besser und ist gesünder :p
Ne - Spaß beiseite ;-)

Die alte Technik den Filz auf den Kopf zu leimen dauerte ewig und zwei Tage bis der Leim trocknete. Solange war die Presse blockiert. Man muss sich vorstellen - der Hammerkern aller Hämmer zusammen genommen, darüber die Filzlagen und darüber schwere Metallbacken mit Zwingen oder hydraulischer Vorrichtung auf schwerem Gestell montiert. (Leider finde ich kein Bild im Netz) Nirgendwo kommt richtig Luft dazu, damit der Leim schnell aushärten kann. Er verhält sich ähnlich wie Leim in der Tube. :p Eine ziemlich große Maschine, die erstens viel Geld kostet und zweitens viel Platz verstellt und die meiste Zeit ist Wartezeit ?!! Irgendwann begann man daher Maschinen zu bauen, mit denen die Arbeit schneller ging und kam auf die Idee mit Hitze zu arbeiten. Das beschleunigte den Aushärtungsprozess auf einen Bruchteil der Zeit. Nur ist es so - wenn man Wolle erwärmt, ändern sich die inneren Werte eher negativ und so schwärmt man heute wieder von den alten Maschinen, die schön langsam und kalt arbeiten.

Edit: Das untere Bild hier zeigt drei Maschinen hintereinander stehend

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Werden dabei alle Hämmer nebeneinander mit einem und demselben Filz bezogen und dann aufgeschnitten,

Ich meine das genau so mal auf irgendeinem Bild gesehen zu haben. Alles andere wäre ja auch etwas umständlich und hätte ja das Risiko, dass alles unterschiedlich klingt.

Gruß
Thilo
 
XX


Gruß

Patrick
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es gibt ja heute auch noch kleinere Hersteller, die kaltgepresste Hämmer herstellen. In Deutschland ist mir keiner bekannt, aber in USA gibt es z.B. Ari Isaac und Ronsen, die für sich reklamieren, mit ihrem Herstellungsverfahren eine höhere Elastizität der Hämmer zu erzielen. In unserem amerikanischen Schwesterforum liest man, dass diese Hämmer von der Grundsubstanz her eher weich sind (oder nicht so stark unter Spannung stehen wie die verbreiteten Hämmer), und entweder durch Härten oder durch die Benutzung erst eine gewisse Härte erreichen und dann aber stabiler sein sollen als die herkömmlichen Fabrikate. Ich habe aber selbst nie Isaac oder Ronsen Hämmer gespielt, insofern kann ich nicht sagen, ob da etwas dran ist.

Mir persönlich ist aber z.B. aufgefallen, dass die originalen Hämmer alter Blüthner-Flügel einen wunderbaren Ton produzieren können, obwohl sie vom Alter her eigentlich unbrauchbar sein müßten. Vielleicht geht das ja in eine ähnliche Richtung.

Viele Grüße

Michael
 
Meines Wissens wirbt W&L damit, selbsthergestellte kaltgepresste Hammerköpfe zu verbauen. Ich hatte die dazu verwendete Presse selbst mal in Wien gesehen, sah schon etwas antik aus.

Gruß
Rubato
 
Meines Wissens wirbt W&L damit, selbsthergestellte kaltgepresste Hammerköpfe zu verbauen. Ich hatte die dazu verwendete Presse selbst mal in Wien gesehen, sah schon etwas antik aus.

Gruß
Rubato
Hallo Rubato,

Die Kernaussage soll sein: Wir machen etwas für die Zukunft im Klavierbau und zeigen Euch was alles möglich ist. Wir forschen, haben gute Leute auf unserer Seite und zeigen die positiven Innovationen! Nicht in der Massenproduktion, aber im Schauraum!

Wenn Leute dann denken, sie hätten nun eine Klaviermechanik mit Flügelhebeglieder (wie auf der Messe ausgestellt) und kalt gepresste Hammerköpfe (denn ich habe die Maschine gesehen) in ihrem Klavier, kann ich nur sagen - Bravo, der Werbegag funktioniert! ;-)

LG
Michael
 

Wenn Leute dann denken, sie hätten nun eine Klaviermechanik mit Flügelhebeglieder (wie auf der Messe ausgestellt) und kalt gepresste Hammerköpfe (denn ich habe die Maschine gesehen) in ihrem Klavier, kann ich nur sagen - Bravo, der Werbegag funktioniert!

Das stimmt wahrscheinlich, denn massenproduktionstauglich sah diese antike Presse nun wahrlich nicht aus.

Gruß
Rubato
 
...aber bestimmt funktionstüchtig und super für den kleinen Bäcker um die Ecke ;-)

LG
Michael
 
...Naturfilz in einer Technik her, bei der keine (oder so wenig wie möglich?) Chemie zum Einsatz kommt, also ähnlich oder gleich dem Verfahren, wie man Filz schon vor hundert Jahren gemacht hat. Der Filz ist nicht schneeweiß, fühlt sich gut an und in ein paar Tagen weiß ich auch wie er klingen wird. :-)

Ich würde die alten Hämmer auf jeden Fall Abel zur Bearbeitung überlassen.

LG
Michael

Hallo Michael,

erzähl doch mal, wie er klingt. Irgendwie habe ich hier keine Antwort mehr darauf gefunden....

Grüße Volker
 
Hallo Volker,

Verspäteter Bericht beim Verbau von neuen Naturfilz-Hammerköpfen ohne chemische Behandlung, wie man sie von Abel ordern kann und in diesem Faden besprochen wurde: Gar nicht so leicht, den Klang zu beschreiben. Ich habe bisher zwar erst 3 Sätze in unterschiedliche Flügel verbaut, war aber jedes mal überrascht, wie gut sich der Ton in jedem dieser Instrumente entfaltet. Die Dynamik, die ich auf Grund meiner Erfahrung erwartete wurde ganz klar übertroffen. Besonders auffällig im Gegensatz zu den herkömmlichen Standard-Hämmern ist für mich der Bereich von f zu fff . Ein störendes Knallen ist kaum auszumachen und das zeigt mir, dass die Filzstruktur so beschaffen sein muss, dass bei starkem zusammenpressen der Filz trotz Warmpressung immer noch eine hohe Elastizität haben muss. Man merkt das auch beim Intonieren der tiefen Filz-Regionen. Es sind aber auch keine Wattebauschhämmer und ein heller, klarer Ton ist auch bei zartestem Pianospielen vorhanden. Ich bin rundum zufrieden. :-)

LG
Michael
 
@ Michael,

lässt sich denn auch etwas zur Haltbarkeit dieser speziellen Abel-Hammerköpfe im Vergleich zu "Standard"-Hämmern sagen?
Manche Klavierbauer sagen ja auch, dass alte Hammerköpfe bei entsprechend geringer Abnutzung unbedingt erhalten werden sollten, solange dies möglich ist (auch bei meinem hundertjährigen Bechstein A der Fall), andere hingegen behaupten, dass diese nach einer gewissen Zeit auch ohne größere Beanspruchungsmerkmale getauscht werden sollten.


Grüße

Ka8
 
Hallo Ka8,
nach meiner Erfahrung (mehrere Sätze Abel-Spezial Natur an Klavieren und Flügeln) sind diese Filze ein guter Grund, mit Bedacht eine Neubefilzung zu erwägen, und zwar auch in den Fällen, wo gern zur Erhaltung der Altfilze geraten wird.
Tatsache ist: Altfilze, insbesondere solche die nicht sehr hart sind, werden mit der Zeit tendenziell härter und unelastischer, weil von den Flanken her die Spannung nicht mehr so gut gehalten werden kann. Da sind neue Filze, und insbesondere diese Naturfilze, uneinholbar überlegen. Sollte ich demnächst mal Geld überhaben, werde ich gleich mein eigenes Klavier (incl. Hammerfilz von 1929) mit denen bestücken...

Gruß
Martin
 
@ Michael,

lässt sich denn auch etwas zur Haltbarkeit dieser speziellen Abel-Hammerköpfe im Vergleich zu "Standard"-Hämmern sagen?
Manche Klavierbauer sagen ja auch, dass alte Hammerköpfe bei entsprechend geringer Abnutzung unbedingt erhalten werden sollten, solange dies möglich ist (auch bei meinem hundertjährigen Bechstein A der Fall), andere hingegen behaupten, dass diese nach einer gewissen Zeit auch ohne größere Beanspruchungsmerkmale getauscht werden sollten.


Grüße

Ka8
Ich gehe von einer guten Haltbarkeit aus. Wenn ich heute ein Produkt habe, dass ähnlich dem vor vielen Jahrzehnten erzeugtem ist, wird es schon seinen Dienst tun. Bei chemisch behandelten Hämmern ist mir schon unter gekommen, dass sich der Hammer im Laufe der Zeit stark verändert - meist verhärtet. Möglicherweise reagiert die Chemie weiter, so genau weiß ich das nicht. Jedenfalls kann ein Satz Hammerköpfe eines 20 jährigen günstig gefertigten koreanischen Klavieres auch ohne viel zu spielen ziemlich Schrott sein...

Nach einem Radiobericht soll es in Tirol einen Bäcker geben, der bäckt Brot wie früher, dass man auch nach 2 Monaten noch essen kann. Es wird nicht hart oder verschimmelt, wird nur in feuchte Tücher gewickelt und bleibt haltbar und geschmacklich gut.

LG
Michael
 
Moin,

noch einmal eine Frage zum Neubefilzen bei Abel für alle die keinen Zugang zu den Preislisten haben: wieviel teurer sind die Spezial-Naturfilze im Vergleich zu den Normalen? Ich frage, weil die Hammerköpfe bei meinem Klavier auch nicht mehr zu den Allerbesten zählen und nach dieser positiven Resonanz vielleicht ja auch die Spezialfilze für eine Neubefilzung wählen sollte.

Gruß

Ka8
 

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