Hammerköpfe aus 1924 neu formen, ohne sie abzuziehen?

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Withindale Piano

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Hallo

Wenn die Rede davon ist, die Form von alten Hammerköpfen wieder
herzustellen, warum erwähnt niemand andere Methoden, den Filz zu
manipulieren, anstelle von Schleifen oder Abziehen?

Ich habe gerade die 88 Hämmer meines 1925er Schiedmayer & Soehne
Klaviers neu geformt, indem ich sie auf dem Küchentisch (ab)gerollt
habe. Die Technik besteht darin, den Hammerkopf wiederholt auf seiner
Seite/Wange entlangzurollen, zum Scheitel hin, während man mit dem
Finger soviel Druck wie möglich ausübt, wie hier in den Bildern
gezeigt:

4370d1299707730-laute-saiten-leise-saiten-hammer1_1042.jpg

Bild Nr. 1

4371d1299707743-laute-saiten-leise-saiten-hammer2_1086.jpg

Bild Nr. 2

4372d1299707766-laute-saiten-leise-saiten-hammer3_1087.jpg

Bild Nr. 3

Mein erster Gedanke war, den Filz aufzuweichen, der im Laufe der Jahre
hart geworden war. Es stellte sich schon bald heraus, dass der
wichtigste Schritt darin bestand, die Kanten aus komprimiertem Filz zu
entfernen, die sich am Ende der Saitenabdrücke befinden. Das ist relativ
schwere Arbeit, aber irgendwann waren die Fasern beweglich genug, dass
der Hammer seine ursprüngliche, runde Form wiedergewinnen konnte.

Wenn die neugeformten Hämmer wieder eingebaut sind, ist es einfach,
festzustellen, welche von ihnen noch weiterer Arbeit bedürfen: die
betreffenden Töne haben nicht denselben dynamischen Bereich
(Lautstärkenbereich) und klaren Klang wie die restlichen.

4373d1299707778-laute-saiten-leise-saiten-hammer4_1078.jpg

Bild Nr. 4

Man kann noch Reste dieser Kanten im Bild Nr. 4 sehen, und ich musste den Hammer
noch weiter bearbeiten, um dem Filz die richtige Form zurückzugeben und
die Kanten zu entfernen. Die Kanten haben vermutlich einen großen
Einfluss auf den Klang, indem sie die Fortbewegung des Impuls stören,
der vom Scheitelpunkt aus durch den Saitendraht läuft.

Der offensichtliche Nachteil für einen professionellen Klavierbauer,
die Hammerköpfe in die richtige Form zurück zu "massieren", ist
natürlich der Zeitaufwand, aber für einen Amateur gibt es große
Vorteile. Es ist keine Fachkenntnis oder Erfahrung erforderlich. Die
Mechanik muss auch nicht wegen etwaiger Veränderung der
Scheitelpunktgeometrie oder des Hammergewichts nachgestellt werden, wie
es bei Schleifen oder Abziehen der Fall wäre. Man kann die Hammerköpfe
in der Freizeit bearbeiten, zwischen einer professionellen Stimmung und
Regulierung.

Ich vermute, diese Prozedur ist hauptsächlich für ältere, kaltgepresste
Hämmer geeignet, die noch nicht mit Härter (Lack) behandelt wurden. Die
Hämmer meines Schiedmayers sehen original aus. Auf einem der Köpfe steht
"Bösch Worne" - allerdings sind die Buchstaben in "Wörne" so undeutlich,
dass ich es möglicherweise falsch buchstabiert habe - und auf einem
anderen steht "5.12.24".

Was meint ihr, wie lange dauert es, bis die Furchen und Kanten an
meinen Hammerköpfen zurückkehren? Meine Hoffnung ist es, dass die
Massage länger und besser vorhält als eine Dampfbehandlung oder Kratzen.

Es wäre sehr interessant, die Resultate vom Abziehen mit denen einer
Massage zu vergleichen, wenn jemand ein paar alte Hammerköpfe für solch
einen Vergleich zur Verfügung hat.

Thank you very much Mark (Klimperer) for the super translation.

LG

Ian
 

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My pleasure, Ian - I hope that the translation helps in getting some feedback from this forum. Have you posted this across at PianoWorld, by the way?
 
Yes Mark, PianoWorld is a good idea, I will do that. What our friends in this forum say will be especially interesting because my experience is with the felt in hammerheads from Ibach and Schiedmayer & Soehne. These pianos are not so well known in America!

Google Deutsch Ja Mark, PianoWorld eine gute Idee ist, werde ich das tun. Was unsere Freunde in diesem Forum sagen wird besonders interessant, weil meine Erfahrung ist, mit dem Filz in Hammerköpfe aus Ibach und Schiedmayer & Soehne. Diese Klaviere sind nicht so bekannt in Amerika!

Ian
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Ian,

für den Profi kommt diese Art der Bearbeitung schon aus Zeitmangel wohl nicht in Frage. Aber das Entscheidende ist ja wie es klingt. Die Hammerkopfbearbeitung ist ja eine der Arbeiten am Klavier, mit der man viel positive Verbesserung erreichen kann, aber mit der man sicher auch viel zum Negativen verändern kann. In einem anderen Thread ging es ja sogar darum die Hammerköpfe nach einer gewissen Zeit auszutauschen ganz unabhängig vom Verschleiß, weil der Filz mit der Alterung auch seine Eigenschaften verändert. Aber es gab hier auch schon gegenteilige Diskussionen in denen die Behauptung aufgestellt wurde dass so mancher 100-jährige Hammerkopf besser als ein neuer klingt. Wie klingen denn Deine Hammerköpfe nach Deiner Bearbeitung?

Gruß
Thilo
 
Hi Ian, Hi Thilo,

genau das ist die Frage: Wie klingen die Hammerköpfe nun??

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein derartiges drücken des Filzes was bringt. Denn man zieht ihn ja gerade deshalb ab, weil die oberen Schichten nicht mehr klingen...

Lieben Gruß
Patrick
 
Hallo,

@ Ian, just for clarification, I'll summarise the above answers in English:
Thilo mentioned that this type of repair would probably not be relavant for professionals, because it's too time-consuming. The most important factor, however, is the resulting sound. Patrick is also asking about the resulting sound, and he adds that one normally removes the top layers (by sanding) exactly because they don't produce a good sound anymore. He doubts the efficacy of a simple reshaping by pressure, as opposed to a reshaping by removal (sanding) of felt.

So, can you comment on the resulting sound? - I'll translate if you want to respond in English.

@ Patrick:
Ich dachte, Hämmer klingen nicht mehr, weil der Scheitel die falsche Form hat, und man zieht den Filz ab, damit der Scheitel, und das Polster, auf dem er liegt, seine Form wiedergewinnt?

Ian schrieb ja schon:
Wenn die neugeformten Hämmer wieder eingebaut sind, ist es einfach,
festzustellen, welche von ihnen noch weiterer Arbeit bedürfen: die
betreffenden Töne haben nicht denselben dynamischen Bereich
(Lautstärkenbereich) und klaren Klang wie die restlichen.

Daraus leite ich ab: die Hämmer, die ausreichend bearbeitet sind, klingen wieder klar, und haben einen guten dynamikbereich.
(I deduce from Ian's posting that those hammers that have been massaged sufficiently, have a clear sound and a good dynamic range.)

Gruß,
Mark
 
Hi Mark, Hi Patrick, Hi Thilo

Yes, the hammers produce a clearer, more powerful sound with more singing in the treble. While I was doing the work there was a noticeable difference between each treated note and its untreated neighbours - like the views through clean and dirty glass.

I did not make before and after recordings like Moderato in his post #1 here but the changes in the sound were similar on my piano. I can now hear minor differences in the tonal qualities of some notes. A little more massage and some professional needling may help but my piano tuner will certainly advise me to leave the hammers as they are now.

One reason I did not like the idea of removing felt is that I had read the claim about the 100 year old hammers still producing good sound. Some people say the felt used in those days had very good qualities.

Before doing the work I played around with a toilet roll as a "soft model" of a hammer. When I made grooves the roll bulged at the end of those grooves, then when I massaged from the sides the bulges disappeared, the grooves filled in (95%) and the roll returned to its original shape. Hammers seem to behave in a similar way.

I had to sand one hammer a little. It had worn unevenly because the pin had come out of the flange on one side.

Gruß
Ian
 
Zu Deutsch:

Ja, die Hämmer erzeugen einen klareren, stärkeren und im Diskant singenderen Klang. Während ich arbeitete, konnte ich zwischen den bearbeiteten Tönen und ihren unbearbeiteten Nachbarn einen eklatanten Unterschied feststellen - wie der Blick durch ein sauberes und ein schmutziges Glas.

Ich habe zwar keine Vorher-Nachher-Aufnahmen wie Moderato gemacht (siehe Links oben in Ians Post), aber die klanglichen Unterschiede in meinem Klavier waren ähnlich. Ich kann jetzt/mittlerweile kleine Unterschiede in den Klangqualitäten einiger Töne hören. Ein wenig weitere Massage und professionelle Intonierung könnten noch weiterhelfen, aber mein Klavierstimmer wird mir sicherlich anraten, die Hämmer so zu belassen, wie sie jetzt sind.

Einer der Gründe, der m.E. dagegensprach, Filz abzuziehen, war die Behauptung, dass auch 100 Jahre alte Hämmer noch einen guten Klang erzeugen können. Einige Leute sagen, der Filz, der damals verwendet wurde, habe besonders gute Eigenschaften.

Bevor ich an die Arbeit ging, habe ich eine Klorolle als "weiches Modell" eines Hammers gebraucht. Als ich Furchen hineinmachte, wölbte sich die Rolle am Ende dieser Furchen heraus, und als ich die Rolle dann von der Seite her massierte, verschwanden die Aufwölbungen wieder, die Furchen füllten sich (zu 95%) wieder aus, und die Rolle nahm wieder ihre ursprüngliche Form an. Es scheint, Hämmer verhalten sich ähnlich.

Ich musste einen Hammer ein wenig abziehen. Er hatte sich schief abgenutzt, weil die Achse locker saß und sich an der einen Seite aus der Kapsel gezogen hatte.
 
Hallo zusammen :)

Ja gut, wenn man bedenkt, dass der alte Filz natürlich andere Eigenschaften hat wie die neuen und es gut klingt, warum nicht?
Manchmal sind unorthodoxe Methoden doch genau passend ;)

Hey Ian,

If we think about the speciality of the old wool, and it sounds good, why not?
Maybe you can make a record of it?

Liebe Grüße
Patrick
 
Klangbeispiele

Hallo zusammen :)
Maybe you can make a record of it? Patrick

NOTEN
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D2 [MP3="http://k002.kiwi6.com/hotlink/oh3v20d99g/SDR_00170801.mp3"]0801[/MP3] Harmonik Waveform
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TRIAD
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GLISSANDO
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What can be improved? But now I must learn to play the piano and Satie!

Was kann verbessert werden? Aber jetzt muss ich lernen, das Klavier und Satie spielen!

LG
Ian
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
In den Fällen, wo man mit der Nadelintonation nicht zum gewünschten Ergebnis kommt, lohnt sich ein Versuch der Filzverlagerung unter den Scheitel durch Anlegen einer kleinen Zwinge, wobei sich Quetschdruck und -dauer sehr leicht variieren lassen. Hammer jedoch an der Kapsel vorher abschrauben.
 

Ich bin der Ansicht daß man zukünftig Hammerköpfe aus Hartgummi herstellt, diese kann man dann bei Bedarf vulkanisieren und neue Profile reinschneiden :D :D :D :D

Viele Grüße

Styx
 
Ich bin der Ansicht daß man zukünftig Hammerköpfe aus Hartgummi herstellt, diese kann man dann bei Bedarf vulkanisieren und neue Profile reinschneiden :D

Viele Grüße

Styx

Das hat Yamaha ja so ähnlich beim CP70/80 gemacht: eine Hammerauflage aus einer Art Moosgummi, abgedeckt mit einer verschleißmindernden Lederschicht. Klanglich natürlich eine Katastrophe :(
 
In der DDR gab es auch so Schlaumöpse welche Hammerkopffilz aus "Plaste und Elaste" für den HK verwenden wollten...hat sich seltsamerweise trotz erheblicher Materialersparnis ned so recht durchgesetzt :D :D :D

Viele Grüße

Styx
 
Ich bin der Ansicht daß man zukünftig Hammerköpfe aus Hartgummi herstellt, diese kann man dann bei Bedarf vulkanisieren und neue Profile reinschneiden :D :D :D :D

Viele Grüße

Styx
Wenn ich mich recht erinnere, waren die 'Hammerköpfe' beim Hohner Clavinet aus Hartgummi. Das Profil hat sich dann im Lauf der Zeit selbst eingeschnitten, so daß die Saiten beim Loslassen der Taste auch noch gezupft wurden.
File:Clavinet-Funktionsprinzip.svg - Wikimedia Commons
Im Prinzip ein elektronisch verstärktes Clavichord.

Grüße

Toni
 
Was meint ihr, wie lange dauert es, bis die Furchen und Kanten an
meinen Hammerköpfen zurückkehren?

Wenn es nicht mehr gespielt wird hält es ewig...ansonsten ist das Ding nach kurzer Zeit wie zu vor. Du vergißt eine Kleinigkeit - der Hammerkopf ist nicht verformt sondern abgespielt, er hat schichtweg im Laufe der Jahre Filz verloren......aber Du kannst des ja mal mit Haarwuchsmittel probieren :D :D :D


Viele Grüße

Styx
 
Wenn es nicht mehr gespielt wird hält es ewig...ansonsten ist das Ding nach kurzer Zeit wie zu vor. Du vergißt eine Kleinigkeit - der Hammerkopf ist nicht verformt sondern abgespielt, er hat schichtweg im Laufe der Jahre Filz verloren......aber Du kannst des ja mal mit Haarwuchsmittel probieren :D :D :D


Viele Grüße

Styx
Hm - sooo abgespielt sieht er mir nicht aus. Die Qualität des Filzes ist bestimmt sehr gut und wenn er damit klanglich Erfolge hat, warum nicht? Ich glaube er lockert mit dem Walken die zusammen gepressten Filzhaare ein wenig und der metallische Charakter ist vorerst wieder weg. Das kann man natürlich nicht bei jedem abgenutzten Hammerkopf so machen. Ein wenig abziehen würde ich ihn auf jeden Fall. Haltbarkeit vermutlich besser als bei jedem heutigen 0815 infrustiell gefertigtem Teil..

LG
Michael
 

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