Gibt's irgendeinen Grund, einen Flügel auf 444,3 Hz zu ziehen, außer mich zu ärgern?

Dabei seit
17. Okt. 2017
Beiträge
2.432
Reaktionen
2.352
Nach längerer Zwischenlagerung, leider ohne Kontrolle auf Fremdzugriff, wurde am Donnerstag der Imperial ins Studio gekarrt und ich war einigermaßen überrascht, dass der auf 444,3Hz stand (Bis auf die letzten 1,5 Oktaven, die hat der letzte Stimmer sich erspart). Nunja, gestern halt wieder runter auf 443 gestimmt, heute zwei Chöre nachgezogen und mich dann am Instrument erfreut und Herrn Brahms gehuldigt.



Trotzdem, warum macht man so einen Scheiß, vor allem mit einem Instrument, das einem nicht gehört und der Eigentümer nicht gefragt wurde?
 
Trotzdem, warum macht man so einen Scheiß, vor allem mit einem Instrument, das einem nicht gehört und der Eigentümer nicht gefragt wurde?
Könnte da nicht auch "Mr. Luftfeuchtigkeit" ganz heimlich am Werk gewesen sein? 1,5 Hz in der Mittelage schafft der bei mir locker (und mehr...) in so einen feuchten Sommer, da habe ich gar keine Lust gegen an zu stimmen...
 
Vermutlich dann, wenn man dem Besitzer unterstellt, er nutze den Flügel vorrangig oder ausschließlich für Kammermusik mit Instrumentalpartnern, die unbedingt auf 445 Hz oder höher einstimmen wollen? Vielleicht in der Hoffnung auf einen brillanteren Ensembleklang?
 
Könnte da nicht auch "Mr. Luftfeuchtigkeit" ganz heimlich am Werk gewesen sein? 1,5 Hz in der Mittelage schafft der bei mir locker (und mehr...) in so einen feuchten Sommer, da habe ich gar keine Lust gegen an zu stimmen...

Nein, Mr. Luftfeuchtigkeit war da nicht am Werke, weil ich zuvor bereits einen Luftentfeuchter in dem Raum positioniert habe, der auch tut, was er soll. Und der Steinway daneben hat sich auch nicht klammheimlich nach oben verstimmt.
 
Vermutlich dann, wenn man dem Besitzer unterstellt, er nutze den Flügel vorrangig oder ausschließlich für Kammermusik mit Instrumentalpartnern, die unbedingt auf 445 Hz oder höher einstimmen wollen? Vielleicht in der Hoffnung auf einen brillanteren Ensembleklang?

Dem Besitzer sollt man nichts unterstellen, man sollte ihn fragen - und er hätte ihnen die passende Antwort gegeben, die in etwa in die Richtung gegangen wäre:"Was zum Teufel fummeln Sie überhaupt an meinem Flügel herum? Wer hat Sie damit beauftragt ohne mich zu fragen?"
 
Könnte da nicht auch "Mr. Luftfeuchtigkeit" ganz heimlich am Werk gewesen sein? 1,5 Hz in der Mittelage schafft der bei mir locker (und mehr...) in so einen feuchten Sommer, da habe ich gar keine Lust gegen an zu stimmen...

Könnte ich mir auch vorstellen, ist auch sehr wahrscheinlich wenn die letzten 1,5 Oktaven da nicht mitziehen.

Klimagerät hin oder her, es gibt Instrumente die reagieren empfindlicher, andere weniger empfindlich.

Hab schon oft Flügel gehabt, die beim niederschlagsfreudigen Wetter trotz Klimaanlage hochgegangen sind genau so wie ich schon Flügel erlebt habe, welche trotz klimatisch widriger Umstände sich kaum verzogen haben.

Kürzlich wieder ein Bechstein D gehabt, welcher trotz Raumklimaanlage auf 446 Hz hochgegangen ist (bis auf die letzten beiden Oktaven).

Und den hatte ich das letzte mal auf genau 440 Hz gestimmt.

Aber vielleicht war ja da auch der böse imaginäre Klavierstimmer am Werk :rauchen:
 
Da fehlen ein paar Informationen.

Wie lange stand der wo? Wieso war da ein Stimmer: anscheinend stand daneben mindestens ein anderer Flügel, also sollte der Stimmer vermutlich die Instrumente stimmen (dachte er)? Der Steinway daneben stand schon auf 443 Hz (wie bei Steinway üblich) und der Stimmer wollte beide gleich stimmen und dann hat der Imperial noch gearbeitet? Welche Tonhöhe hatte der Imperial denn zuvor und wann war das?

Es gibt tatsächlich Instrumente, die extrem empfindlich auf Feuchtigkeitsschwankungen reagieren, während andere für Klavierstimmer fast schon geschäftsschädigend stabil sind. Dass der Steinway daneben nicht hochgewandert ist, heißt also nichts.

Dass die letzten 1,5 Oktaven nicht auf 444 Hz standen (wo standen sie denn?) heißt nicht, dass der Stimmer die nicht hochgezogen oder überhaupt nicht gestimmt hat. Die können sich auch einfach so wieder verabschiedet haben.

Und zu guter Letzt: warum stimmst du von 444,3 Hz auf 443 Hz runter? Wo willst du ihn denn hin haben? 440 Hz? Dann stimm ihn doch in 2 Durchgängen dort hin.

Ich hab das schon öfter erlebt, dass Kunden sich wundern, warum der Stimmer hochgestimmt hat. Was meist in Wahrheit passiert ist: der Stimmer hat die Tonhöhe nivelliert, also hochgewanderte Stellen nicht herunter, sondern den Rest hoch gestimmt. Durchaus sinnvoll, wenn es mehr hohe als tiefe Stellen gibt und nicht eine exakte Tonhöhe explizit gefordert wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

Eigentlich fehlen keine Informationen, aber das Wort "Zwischenlagern" könnte man missverstehen. Damit war gemeint, dass der Flügel nach dem Ankauf noch ein paar Monate dort verblieb, wo er die letzten 50 Jahre auch stand, also in einer klimatisch stabilen Umgebung, wo Aufnahmen und Konzerte gemacht wurden. Der Transport ins Studio hat gerade mal eine halbe Stunde gedauert und der Flügel war davon vielleicht 3 Minuten in der Sonne.

An der ursprünglichen Location war kein zweiter Flügel, der Steinway steht in meinem Studio. Und den Imperial habe ich auf 443 gestimmt, weil der Steinway auch dort steht.

Es war nicht verabredet, dass der Flügel während der Übergangsphase überhaupt genutzt wird. Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass das Instrument über den Zeitraum von 10 Monaten, in dem er bereits uns gehörte, für Konzerte und Aufnahmen kommerziell genutzt und vermietet wurde, abgesehen von Hochzeitsgesellschaften, wo er dann auch mit Spaß traktiert wurde. Es war nur ein Klaviertechniker am Instrument, den ich kenne und schätze, bei allen anderen Gelegenheiten waren andere Stimmer zugange, von denen ich nicht weiß, wer sie sind. Habe mit PianoMeter mal die Kurve bestimmt und sie ist eine wahre Hügellandschaft. Sehr unwahrscheinlich, dass klimatische Faktoren da eine Rolle gespielt haben.

Nach wie vor verstehe ich nicht, warum der überhaupt auf 444Hz gezogen wurde, aber dem Klavierstimmer gebe ich nicht die Schuld. Die liegt bei demjenigen, der in der Übergangszeit die Obhut über das Instrument hatte und zumindest einmal hätte fragen sollen, ob das Instrument genutzt werden darf und welcher Stimmer dabei zum Einsatz kommt. Und des wegen hat er morgen Post vom Anwalt und dann werde ich auch erfahren, wer der letzte Stimmer war.
 
Es war nicht verabredet, dass der Flügel während der Übergangsphase überhaupt genutzt wird. Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass das Instrument über den Zeitraum von 10 Monaten, in dem er bereits uns gehörte, für Konzerte und Aufnahmen kommerziell genutzt und vermietet wurde, abgesehen von Hochzeitsgesellschaften, wo er dann auch mit Spaß traktiert wurde.
@Henry: Es geht hier wohl um entgangenen Gewinn und einen Verstoß gegen eine Vereinbarung, die ja eventuell auch schriftlich getroffen wurde. Da kann man schon den Rechtsweg bestreiten. Würde ich persönlich aber auch nur als letzte Möglichkeit sehen, wenn eine einvernehmliche Lösung auf anderem Wege nicht erzielt werden kann.

Mein Flügel wird übrigens immer auf 441 Hz gestimmt und ich dachte, dass für Streicher 442 Hz ideal wären. Aber ich habe mich damit auch noch nie ernsthaft beschäftigt.
 
@Henry:

Mein Flügel wird übrigens immer auf 441 Hz gestimmt und ich dachte, dass für Streicher 442 Hz ideal wären. Aber ich habe mich damit auch noch nie ernsthaft beschäftigt.

Kommt auch aufs Land an. Die Orchester in der Schweiz, die ich kenne, stimmen auf 442Hz ein. Die Situation in Österreich oder anderen Ländern kenne ich nicht.
In Deutschland wird im Orchester üblicherweise auf 443Hz eingestimmt.
Wenn allerdings ein Klavierkonzert auf dem Programm steht, wird dann nochmal nach dem Flügel eingestimmt. Idealerweise steht der dann auf 442-443Hz. Wenn er aus welchen Gründen auch immer (Hitze) tiefer steht oder höher, wird's für die Orchestermusiker oder zumindest für manche Gruppen Ich z.B. bekomme mein Instrument nicht in sich stimmig auf 440-441 Hz.
Aber wenn der Flügel auf 442Hz steht, wird sich aus dem Orchester zumindest bei uns niemand beschweren.
Man muß einfach damit leben. Das geht auch gut. Allgemeine Temperaturschwankungen finde ich problematischer als wenn der Flügel auf 442 steht.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Henry: Es geht hier wohl um entgangenen Gewinn und einen Verstoß gegen eine Vereinbarung, die ja eventuell auch schriftlich getroffen wurde. Da kann man schon den Rechtsweg bestreiten. Würde ich persönlich aber auch nur als letzte Möglichkeit sehen, wenn eine einvernehmliche Lösung auf anderem Wege nicht erzielt werden kann.

Es sollten da auf jeden Fall erst einmal einvernehmliche Lösungen gefunden werden.

Sobald man einen Anwalt einschaltet, ist man für entsprechende Kreise verbrannt, das sollte einem von vornherein klar sein.

Und in wie weit es den Gewinn schmählert, wenn ein Instrument mal ein Hz höher ist als gewünscht, leuchtet mir auch nicht so ganz ein.
 
Nachtrag:

ich hab jetzt mal in die Aufnahme reingehört - Wenn das keine Digiaufnahme ist, ist der Flügel in der Tat totgestimmt.
 
Das sehe ich auch so: Nutzung fremden Eigentums ohne ausdrückliches Einverständnis geht gar nicht. Zusätzlich zu dem entgangenen Gewinn, von dem dem Besitzer ein gewisser Anteil zusteht, kann bei 10 Monaten Nutzung auch schon ein Service nötig werden bzw. sonstige Wartungskosten anfallen. Dazu kommt noch das Risiko einer Beschädigung je nach Veranstaltung.

Von "Post vom Anwalt" bis zur Gerichtsverhandlung ist übrigens noch ein weiter Weg. Da kann man sich vorher noch außergerichtlich einigen.

Warum steckt da noch ein Keil im Diskant?
 
dass der Flügel nach dem Ankauf noch ein paar Monate dort verblieb, wo er die letzten 50 Jahre auch stand, also in einer klimatisch stabilen Umgebung, wo Aufnahmen und Konzerte gemacht wurden. Der Transport ins Studio hat gerade mal eine halbe Stunde gedauert und der Flügel war davon vielleicht 3 Minuten in der Sonne.
In einer Konzertumgebung gibt es keine klimatisch stabilen Bedingungen, Luftentfeuchter hin oder her. Alleine die Anzahl an Personen und deren Ausdünstungen reichen schon für eine Verstimmung. Das krasseste habe ich selber mal erlebt, als ich für ein Konzert ein Instrument gestimmt habe und mir das Konzert am Abend angehört habe und mir selber auf die Schulter geklopft habe, weil mir die Stimmung echt gut gelungen ist. Am nächsten Mittag ruft ein Pianist an, der am Abend dort konzertieren sollte. Der meinte, das Instrument sei total verstimmt, ich müsse sofort kommen. Ich habe das natürlich für Künsterallüren gehalten. Aber als ich zur Stimmung kam, war es tatsächlich so. Hätte ich selber nicht gedacht.
Habe mit PianoMeter mal die Kurve bestimmt und sie ist eine wahre Hügellandschaft. Sehr unwahrscheinlich, dass klimatische Faktoren da eine Rolle gespielt haben.

Die Instrumente verstimmen sich nicht gleichmäßig. Meist wandert der Tenor hoch oder runter und der Diskant sackt ab. Der Bass bleibt meist, wo er vorher war (was dann natürlich nicht mehr zum Rest passt). Das würde durchaus zu deinen Messungen passen. Kann natürlich auch sein, dass der letzte Stimmer wirklich komisch gestimmt hat. Also die Stimmung in sich, ich meine die Spreizung. Aber niemand stimmt freiwillig hoch, wenn es nicht sein muss. Klavierstimmer sind faul, wozu sollten wir uns also so einen Stress mit ungefragtem Hochstimmen machen? Viel zu anstrengend.
 

Zurück
Top Bottom