In einer Konzertumgebung gibt es keine klimatisch stabilen Bedingungen, Luftentfeuchter hin oder her. Alleine die Anzahl an Personen und deren Ausdünstungen reichen schon für eine Verstimmung.
Da würde mich aber schon sehr die Physik hinter dieser Aussage interessieren.
Durch Unterschiede in der relativen Luftfeuchtigkeit verändern sich ja nicht die klingenden Saitenlängen, dafür sind extreme Temperaturschwankungen zuständig. Bleibt also noch der Sitz der Wirbel im Stimmstock, Ausdehnungen im Resonanzboden und Veränderung der Stegposition, vielleicht noch Reibungen in den Agraffen oder am Capo d'astro.
In meinem Dachgeschoss habe ich es aufgegeben, einigermaßen stabile klimatische Verhältnisse herzustellen. Gerade im Sommer schwankt die Zimmertemperatur im Flügelzimmer zwischen 22°C und 31°C (ab da machen wir die Klimaanlage an) und die Luftfeuchtigkeit bewegt sich in einem Schwankungsbereich von locker 30-70%, je nach Wetterlage.
Und trotzdem sind beide Flügel stabil und müssen nicht jeden Tag bei leicht anderem Wetter neu gestimmt werden.
Dasselbe im Studio: Am Drehtag morgens waren wir bei knappen 45% Luftfeuchtigkeit, am Abend dann bei über 80%, weil mehrere Menschen auf engstem Raum mit ziemlich viel Technik auch noch einen erheblichen Temperaturanstieg erzeugten, von 22°C auf 27°C. Der Flügel war schon am Morgen nicht wirklich gut gestimmt und ich bin davon ausgegangen, dass ich am Mittag noch einmal eine Stunde haben würde, um das zu korrigieren. Dazu kam es nicht, aber dass der Flügel jetzt komplett in die Knie gegangen ist, das kann man wahrlich nicht sagen. Eher, dass sich an der Stimmung überhaupt nichts geändert hat.
Der Steinway im Studio hat erst im März eine komplette Neubesaitung bekommen, der Bechstein daheim vor knapp einem Jahr, also eigentlich beste Voraussetzungen dafür, dass die Kisten sich binnen kürzester Zeit massiv verstimmen.
Taten Sie aber nicht.