Geringschätzung vereinfachter Versionen - eine Deutsche Ideologie?

  • Ersteller des Themas Bernhard Hiller
  • Erstellungsdatum

Bei derart banalen Kompositionen ist es im Grunde genommen wurscht wie man sie spielt - in der Tanz und Unterhaltungsmusik kommt es nur auf den Wiedererkennungseffekt an. Bei den Klassikern sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. LG Henry

Danke, das wollte ich als Anfänger hören: „banal“ (aber es geht ja um „Geringschätzung“, wo sind die mitfühlenden Selbstlerner-Anfänger?)
Wenigstens sind wir uns wohl einig, dass man dann gleich das Original spielen kann.
Mit dem Stück wollte ich ursprünglich anfangen, habe es dann aber doch erstmal unvollendet beiseite gelegt, um lieber mit schönen, noch „banaleren“ klassischen anzufangen, die ich mir nach klanglichem Gefallen und leichten Noten aussuche, z. B. hierüber:
http://www.klavier-noten.com/leichte-noten/noten/

Diese Heumann-Noten von einem Notenbasar habe ich allesamt weggelegt (Dank Euch jetzt guten Gewissens, wegen der Arrangements):
Hans-Günther Heumann:
- Klavierspielen - Mein schönstes Hobby Band 1 (für Jugendliche/Erwachsene) (nach
- Piano Kids 1 (nach einmal in 2 Tagen Durchspielen)
- Piano Kids 2 (begeistert vom 1. Stück*) darin, um nur noch klassische Originale zu spielen)
- Piano Kids Classic Fun**) nehm ich ab und an sicher nochmal her.

Für Profis zum Gähnen oder Amüsieren, für Anfänger - je nach Geschmack - evtl. als Tipp:
- *) Czerny Op. 823 Nr. 7
- Isidor(e) Philipp „Wiegenlied“
- **) Rameau Menuet en Rondeau
- Spindler „Lied ohne Worte“
- Bach Musette BWV Anh. 126
 
- Petzold BWV Anh. 124 + 115, hier ab 0:50 Min. (Apropos vereinfachte Versionen: Triller werden überbewertet.
- Robert Schumann, Album Für die Jugend, Op. 68 Nr. 1 Melodie
- (Nr. 30 *** muss noch warten)
- Le Onde (habe ich zwar schon mal im Schneckentempo gespielt, aber da ist noch sehr viel Feintuning möglich, ich will jetzt lieber erst die kürzeren Stücke verinnerlichen und blinder spielen lernen)
 
Zum Thema Vereinfachungen...

Ich war neulich in der Bibliothek und hab mal nach Noten gestöbert. Unter der Rubrik Klavier bestand etwa 2/3 der Noten aus Heumann. Es ist zum heulen. Als wenn es nichts anderes gäbe. Die schönsten Stücke, allesamt nur als Heumann Version.

Ich hab da allerdings immerhin das gefunden, was ich gesucht habe, von Martha Mier das Jazz Anfängerbuch.
 
Zum Thema Vereinfachungen...


Ich hab da allerdings immerhin das gefunden, was ich gesucht habe, von Martha Mier das Jazz Anfängerbuch.

Die Martha Mier Hefte sind alle m. E. sehr gut. Was ich besonders gut finde, bei You Tube findest Du auch gute Einspielungen dazu, die einem helfen diese unbekannten Stücke auch richtig zu horen und zu spielen. Das hat mir geholfen, wenn z. B. meine KL in Urlaub war oder verhindert war, auch alleine ein Stück zu erarbeiten.
 
Der Bedarf zum Vereinfachen ist da, das ist ja nichts Neues. Sich durchzubeißen, bis man "Für Elise" endlich spielen kann, Wochen dafür zu üben, immer und immer wieder...das ist out.
Im Zeitalter von schnellen Computern und ebensolchen Internetverbindungen will man nicht mehr warten. Ich bewundere jedes Kind, das ein Instrument lernt und sich auf das Wagnis einlässt, ein Ziel zu haben und dieses zu verfolgen. Die Billigfassungen sind wie Fastfood, sie geben eine schnelle Befriedigung, denn man hat ja die Melodie, aber niemals kann man hinterher sagen: Ich habe es geschafft, ich habe mein Ziel erreicht.
Schade
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob die vielen Vorzeichen der Lisztigen Glöckchen-Sonate sie nun tatsächlich schwieriger machen, als wenn sie in C-Dur vorzeichenlos wäre, sei dahingestellt - ich weiß es nicht. Aber ich traue es einem Liszt zu, genau aus dem Grunde des Vorführens seiner spiel-technischen Überlegenheit auf die vielen Vorzeichen gekommen zu sein.

Ich nehme mal an, dass La Campanella die dritte Paganini-Etüde in gis-Moll gemeint ist! Und die ist in gis-Moll aber so was von leichter als in a-Moll!!:
 
Der Bedarf zum Vereinfachen ist da, das ist ja nichts Neues. Sich durchzubeißen, bis man "Für Elise" endlich spielen kann, Wochen dafür zu üben, immer und immer wieder...das ist out.
Für Kinder ist Dein Ansatz richtig.

Für Erwachsene oder gar (Prä)Senioren , die Musikneueinsteiger sind ,muß es aber Möglichkeiten geben, auch Wunschmelodien und Evergreens zu spielen, die sie sonst höhchstwahrscheinlich niemals spielen könnten!

Es gibt auch gute Seniorenmusikschulprojekte, wo es ein Hohn wäre , die betagten Herrschaften zu emsigem Fingerdrill zu zwingen , und ihnen die Wunschmusikkost zu verweigern.

Auch für Kinder die nicht so intensiv üben wollen/können , ist es doch besser ihnen über Vereinfachungen bestimmte Kulturfelder zu eröffnen.

Wir müssen die Schätze der Musik möglichst vielen Suchenden fasslich anbieten,
wir müssen den Tisch der guten aktiven Musik
reichlich decken, auch in verschiedenen Diätformen , um nicht die kulturhungrige Menge leer heimgehen zu lassen.


VG
 
Für Erwachsene oder gar (Prä)Senioren , die Musikneueinsteiger sind ,muß es aber Möglichkeiten geben, auch Wunschmelodien und Evergreens zu spielen, die sie sonst höhchstwahrscheinlich niemals spielen könnten!
Ja, nur viele Vereinfachungen sind einfach nur miserabel gesetzt. Nehme einmal als Beispiel dieses Hallelujah von Leonard Cohen. Da gibt es Versionen, die hören sich einfach nicht gut an und andere, die sind nicht wesentlich schwieriger, die hören sich aber wesentlich besser an. Falls ich es wirklich eines Tages noch lernen möchte, würde ich doch lieber gleich eine Version wählen, die halbwegs vernünftig klingt.
 
Das Heumann grauenvolle "Light"- Versionen für Klavierschüler geschrieben hat, hängt sicher mit seinem (berechtigten) pädagogischen Konzept zusammen, dass Schüler ihnen bekannte Melodien leichter mit einer inneren Klangvorstellung verbinden, und diesen Zusammenhang auch zum Ausdruck bringen. Das kann bei manchen rhythmischen Elementen, wie Punktierungen mitunter ganz hilfreich sein. Aber alle Gegenargumente dazu stimmen natürlich auch, bedeutende Kompositionen werden zerstört, u.A. auf eine Weise, dass der Schüler diese Musik letztlich berechtigterweise als langweilig empfindet ( in einer solchen "Light"- Version), oder eben meint, er könne ja die Elise, etc.
Aber das ist nur der eine Heumann, der andere Heumann hat brauchbare Literatur für den Unterricht geschrieben, wie "Fantasy Piano", also (ohrwurmmäßige, gefällige) , nicht abgespeckte Eigenkompositionen, die erfahrungsgemäß je nach Schüler und Verwendungszweck auch Motivation und Freude signifikant steigern können. Als Didaktik sind diese Stücke zweifellos sinnvoll, auch wenn sie nicht zwangsläufig dem Geschmack des Unterrichtenden entsprechen müssen. Ähnlich würde ich sein Werk "Bar Piano" einschätzen. Der Mikrokosmos ist eben nicht für jeden Schüler einsetzbar...;-)
 

nur viele Vereinfachungen sind einfach nur miserabel gesetzt.
grauenvolle "Light"- Versionen für Klavierschüler
Ja,
doch wie ihr wißt, wir hatten das Thema kürzlich andernfadens, es gibt auch viele schlechte Energiesparlampen, aber grundsätzlich doch bitte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.

Wieso sollte es nicht vertretbar möglich sein, gute Reduktionen großer Werke fachlich ordentlich zu realisieren?

Ein Klavierauszug einer Oper hat, obgleich hochkompliziert, trotzdem eine deutliche Reduktion und Klangeinbuße hinzunehmen, für seinen Zweck.

Für einen anderen Zweck, " allgemeine " Spielbarkeit, kann wohl , sauberes musikal. Handwerk des Bearbeiters vorausgesetzt, eine weitergehende Reduktion auf tragende Bestandteile durchaus vielen Freizeitspielern Spaß und Freude erbringen und die häusliche dauerhafte aktive instrumentale Betätigung unterstützen.

Wollen wir mal den
Vergleich
Klettersteig zu Bergsteigen
in die Runde werfen.

VG
 
Wieso sollte es nicht vertretbar möglich sein, gute Reduktionen großer Werke fachlich ordentlich zu realisieren?

Weil gute Klaviermusik von Fachleuten komponiert würde, die wissen was wie klingt.
Eine hübsche Melodie auf der Flöte oder der Geige gespielt oder gesungen ist schon etwas Musikalisches, auf dem Klavier mit seinem neutraleren und weniger flexiblen Klang ist oft die Begleitung (genau so, wie vom Komponisten geschrieben!!) für den charakteristischen Ausdruck zuständig.
Instruktiv ist es die Schubert-Liszt Lieder zu studieren und zu sehen, wie Liszt jede Strophe gestaltet, nicht um "Virtuosität" zu produzieren, sondern um Musik zu machen!
Deshalb ist gute Klaviermusik eben gelegentlich schwierig!
 
Deshalb ist gute Klaviermusik eben gelegentlich schwierig!
Ja, fachlich unbestritten,

nur :

und welche klare Antwort gibst Du dem "einfacher" gestricktem Freizeitspieler, der soll sich halt bescheiden und von " wohlmeinenden Experten" den Bearbeitungsmarkt schlechtreden und unterbinden lassen?

Wohl etwas zu kurz gegriffen.

Wenn der spätberufene Senior sich freut , aus einem Aldiklavierbearbeitungsband
"Rosen aus dem Süden" oder "Schneeglöckchenpolka" auf seinem Klavier zu spielen, oder ein MINT-Abiturient Silbermondtitel bearbeitet spielt, warum nicht, gibts da irgendwelche Probleme?

VG
 
Weil gute Klaviermusik von Fachleuten komponiert würde, die wissen was wie klingt.
Eine hübsche Melodie auf der Flöte oder der Geige gespielt oder gesungen ist schon etwas Musikalisches, auf dem Klavier mit seinem neutraleren und weniger flexiblen Klang ist oft die Begleitung (genau so, wie vom Komponisten geschrieben!!) für den charakteristischen Ausdruck zuständig.
Instruktiv ist es die Schubert-Liszt Lieder zu studieren und zu sehen, wie Liszt jede Strophe gestaltet, nicht um "Virtuosität" zu produzieren, sondern um Musik zu machen!
Deshalb ist gute Klaviermusik eben gelegentlich schwierig!


Ich spiele fast nur erleichterte Musikstücke . Auch von Chopin und Beethoven und Mozart . Einige auch original . Aber auch die erleichterten Sachen machen mir so einen Spass und davon will ich noch gaaaaaaanz viele lernen .
Mein KL hat sie auch schon selber umgeschrieben , so dass ich sie spielen konnte :-D.So das wollte ich hier mal kundtun . Und ich werde dadurch nicht meine Zeit verschwenden und an einem Original. 1oder 2 Jahre vergeuden um so ein Original zu lernen und mich in abwechselnder Verzweiflung oder Lustlosigkeit zu bringen .
OK manchmal werde ich ja auch traurig ,dass ich die Originale nie und nimmer spielen kann. Aber was soll’s . Viel dümmer kann ich ja dadurch auch nicht werden :-D
Viele liebe Grüsse
Monique
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Ausgangsfrage drehte sich ja nicht darum, ob man kann/soll/muss/darf, sondern um den miesen Ruf vereinfachter Stücke. Dahinter steckt auch ein psychlogisches Moment. Die Vereinfachung ist ein Ersatzprogramm. Man dampft seine Ambitionen ein und macht sich dadurch kleiner, als man vielleicht ist.
 
Die Ausgangsfrage drehte sich ja nicht darum, ob man kann/soll/muss/darf, sondern um den miesen Ruf vereinfachter Stücke. Dahinter steckt auch ein psychlogisches Moment. Die Vereinfachung ist ein Ersatzprogramm. Man dampft seine Ambitionen ein und macht sich dadurch kleiner, als man vielleicht ist.

Ja, ich frage mich , was würden die Leute davon halten wenn ich einfach mal "Light Stimmungen" hinlege, da sie ja ohnehin nur vereinfachte Stücke spielen ? Stimm ich alles auf C, F und G Dur - paßt scho - die anderen Tonarten braucht man ja eh ned :012::005:

LG
Henry
 
Ich bin nicht grundsätzlich gegen vereinfachte oder verkürzte Fassungen hübscher Stücke oder Melodien!
Aber wohl gegen einen Markt, der das so skrupellos auf niedrigsten Niveau verkauft wie eben Heumann. Jeder bessere KL müsste durch behutsamen Weglassen bessere Erleichterungen hinkriegen.
Aber das Original bleibt die Messlatte!
 

Zurück
Top Bottom