Gerhard Mantel „Einfach üben“

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Bei Bedarf schreibe ich wann anders gerne mehr.

Das hat @Stilblüte hier geschrieben

Wegen der Diskussion im verlinkten Themas habe ich zuerst in Kapitel V "Pausen" gelesen. Und schon hat sich Erklärungsbedarf offenbart, denn ich verstehe diese Aussage nicht. Mantel schreibt dort:

Wenn ich mir beim Üben einen einzelnen Sachverhalt, einen einzigen Ton, »endlich« richtig einprägen will (etwa dann, wenn mir der gleiche Fehler immer wieder unterläuft), kann ich diesen sozusagen »einbrennen«. Ich verharre auf dem Einzelton und seinen Eigenschaften in höchster Konzentration mindestens fünf Sekunden lang und breche dann ab, um weitere zehn Sekunden zu warten, bevor ich den »Einbrennvorgang« noch wenige Male wiederhole. Der Fehler, soweit es sich um einen Notentextfehler, also einen zunächst kognitiven Sachverhalt handelt, dürfte damit weitgehend ausgemerzt sein.

Es folgt sein Rezept 40:
Hartnäckige Fehler und Irrtümer werden durch »Einbrennen« sicher eliminiert. Man verharrt dabei ca. fünf Sekunden lang auf dem zu merkenden Ton.


Bei Clavio wird aber immer wieder darauf hingewiesen, dass man möglichst keine Fehler machen soll, weil diese sich ins Gedächtnis verankern könnten. Wenn ich Mantels Aussage richtig verstanden habe, rät er dazu einen Fehler „einzubrennen". Das widerspricht aber doch den im Forum gemachten Ratschlägen.
 
Bei Clavio wird aber immer wieder darauf hingewiesen, dass man möglichst keine Fehler machen soll, weil diese sich ins Gedächtnis verankern könnten. Wenn ich Mantels Aussage richtig verstanden habe, rät er dazu einen Fehler „einzubrennen". Das widerspricht aber doch den im Forum gemachten Ratschlägen.
Oder doch den richtigen Ton "einbrennen"? Nicht den falschen. Doof ist nur mein Klavier. Das hat 88 Tasten und jede kann irgendwann man die richtige sein.
 
Augenroll... Es ist doch nun wirklich 110% evident,dass er selbstverständlich meint, man solle den Ton, wie er SOLL, "einbrennen".

Wie man das falsch verstehen kann und Mantel eine absurde Ansicht unterstellen kann, ist mir ein Rätsel. Facepalm.
 

Ja, in der Tat...
:dizzy:

Beim erneuten Lesen hat sich offenbart, wo mein Lese- bzw. Denkfehler gelegen hat. Aber dieser ist ja bekanntlich mein zweiter Vorname.

Ein Ex-KL und meine derzeitige KL haben nichts von "einbrennen" gesagt. Aber sie haben mir geraten, eine fehlerhafte Stelle etwa siebenmal richtig zu spielen, damit der Fehler in Vergessenheit gerät.
 
zumal es mit Cello einfacher ist, den falschen Ton auszutünchen... auf dem Klavier ist das schwieriger, da selbst der richtige Ton immer gleich verklingt:008:
 
Hartnäckige Fehler und Irrtümer werden durch »Einbrennen« sicher eliminiert. Man verharrt dabei ca. fünf Sekunden lang auf dem zu merkenden Ton
Das ist, vor allem im Zusammenhang mit dem anderen Zitat sehr missverständlich formuliert. Auf den Streichinstrumenten (Mantel ist Cellist) geht es um korrektes Intonieren und natürlich soll der korrigierte Ton eingebrannt werden.
 
Aber sie haben mir geraten, eine fehlerhafte Stelle etwa siebenmal richtig zu spielen, damit der Fehler in Vergessenheit gerä
Auf dem Klavier kann man mit Akzenten arbeiten. Also den vom wiederholten Falschspielen gefährdeten Ton (oder Akkord) mit Nachdruck (sozusagen tenutissimo, auch eventuell etwas verlängert) spielen. Oft sind solche regelmäßig wiederholten falschen Noten in der Wahrnehmung etwas unterbelichtet. Aber krampfhaftes Festkrallen wäre zuviel des 'Guten', weil dadurch die motorischen Abläufe nachhaltig gestört werden.
Manchmal hilft es auch sich direkt vor dem eingeübten Fehler 'Achtung' oder sowas zuzurufen!
 
Manchmal hilft es auch sich direkt vor dem eingeübten Fehler 'Achtung' oder sowas zuzurufen!

Oder:

Eine weitere gute Strategie ist es beim Üben Selbstgespräche zu führen: Achtung, hier fis! Mehr Gewicht auf die Rechte! Leicht zögern! ....

Derartiges hat mir meine KL empfohlen, als ich mich beim Üben der Romanze an den immer gleichen Stellen vergriffen habe. Am häufigsten war dies beim Akkord hinter dem "Nappi" in Takt 50 der Fall. Aber seit ich beim Spielen desselben "2-des-b" gedacht habe, lief es sicherer.
:-)

Selbstgespräche zu führen kann auch in anderen Lebenslagen hilfreich sein.
 
Sehr hilfreich bei Fehlern, v.a. bei wiederkehrenden oder an derselben Stelle:

Nicht verbessern und nicht den Finger / die Hand wegziehen, als hätte man auf die heiße Herdplatte gefasst. Sondern anhalten, Hand und Finger dort lassen wo sie sind, Tasten unten lassen und hören und hinschauen: Welchen Ton spiele ich da eigentlich? Welchen Griff? Welche Bewegung oder Annahme hat mich dorthin geführt?
Was könnte der Grund dafür sein? (Das herauszufinden ist nicht immer einfach und braucht Erfahrung oder einen Klavierlehrer. Gründe sind z.B.: eine logisch fortgeführte Figur ändert sich irgendwann - wenn man sie weiterführt wie vorher, spielt man also irgendwann einen falschen Ton. Oder: Die Bewegung der Hände ist mal parallel und mal gespiegelt. Oder: Die Fingersätze der beiden Hände spielen ungünstig zusammen. Oder: Man bewegt sich zu weit / nicht weit genug, weil vorher / nachher eine bestimmte Bewegung kommt. Oder: Das Tongeschlecht oder die Harmonie ist überraschend, und man spielt das zu Erwartende....)

Aus dieser Position heraus kann man sich dann sehr klar machen, welcher der richtige Ton / Griff / Bewegung ist, und auch die Armführung dorthin deutlich erspüren.
 

nicht den Finger / die Hand wegziehen, als hätte man auf die heiße Herdplatte gefasst. Sondern anhalten, Hand und Finger dort lassen wo sie sind, Tasten unten lassen und hören und hinschauen […]
Genau dies ist für viele das Allerschwierigste. Die unwillkürliche Reaktion ist nämlich: Die Finger wegziehen - nach dem Motto: „Das war ich nicht! Das war schon so.“ Aber es ist ja auch nicht angenehm, sich dem Elend auszusetzen, das man soeben fabriziert hat.
 
"Elend" trifft es überhaupt nicht. Es ist geradezu spannend, wirklich zu hören, wie der ungeplante Ton im Zusammenklang mit den anderen wirkt und klingt!!! Diese Dissonanz oder unerwartete Konsonanz wirklich, wirklich zu hören und wahrzunehmen. Und dann den notierten Ton spielen - das ist oft augen- und ohrenöffnend!
Ich führe solche "Fehler" nicht selten sogar absichtlich herbei. Zum Beispiel, indem ich Vorhalte weglasse, Trugschlüsse durch Ganzschlüsse ersetze, ändernde Figuren so weiterlaufen lasse, wie sie erwartet würden etc., und dann wieder das Original spiele. Das trägt enorm zum Verständnis des Stückes bei.
 
Mit „Elend“ meinte ich die psychologische Wirkung auf den Spieler, der die Mechanismen des effizienten Übens noch nicht verinnerlicht hat.
 
Dafür, daß ChatGPT noch nicht so alt ist, ist sein Wissen über
gar nicht mal schlecht. Hier das Ergebnis:
Klavierspielen ist eine Kunst, die viel Übung erfordert. Doch wie übt man richtig und effektiv? Hier sind einige Tipps, die dir helfen können, dein Klavierspiel zu verbessern:

- Übe regelmäßig und mit einem Plan. Es ist besser, jeden Tag eine halbe Stunde zu üben, als einmal pro Woche mehrere Stunden. Erstelle dir einen Übeplan, der deine Ziele, deine verfügbare Zeit und deine Lerninhalte berücksichtigt. Teile dir deine Übezeit in verschiedene Abschnitte ein, zum Beispiel Technik, Notenlesen, Stücke, Improvisation etc.

- Übe mit musikalischem Ausdruck. Klavierspielen ist nicht nur das mechanische Wiederholen von Noten, sondern das Gestalten von Klängen und Emotionen. Achte von Anfang an auf die musikalische Struktur, die Dynamik, die Artikulation und den Klang deines Spiels. Höre dir selbst kritisch zu und versuche, deine Klangvorstellung zu verwirklichen.

- Übe langsam und bewusst. Schnell spielen bedeutet nicht unbedingt gut zu spielen. Wenn du ein neues Stück lernst, spiele es zunächst langsam und mit viel Aufmerksamkeit für jedes Detail. So vermeidest du Fehler und Unsicherheiten, die sich sonst festsetzen können. Erhöhe das Tempo erst, wenn du das Stück sicher beherrschst.

- Übe schwierige Stellen gezielt. Wenn du auf eine schwierige Stelle in einem Stück stößt, überspringe sie nicht einfach, sondern widme ihr besondere Aufmerksamkeit. Spiele sie mehrmals isoliert und in verschiedenen Variationen (z.B. mit anderen Fingern, mit anderen Rhythmen, mit anderen Tonarten etc.). Integriere sie dann wieder in den Zusammenhang des Stücks.

- Übe mit verschiedenen Übetechniken. Es gibt viele verschiedene Übetechniken, die dir helfen können, dein Klavierspiel zu verbessern. Zum Beispiel kannst du mentales Üben ausprobieren, bei dem du dir das Stück ohne Klavier vorstellst oder singst. Oder du kannst dich selbst aufnehmen und deine Aufnahme analysieren. Oder du kannst mit einem Metronom oder einer Begleitung üben, um dein Rhythmusgefühl zu schulen. Hier sind noch einige weitere Beispiele für Übetechniken:

- Übe mit verschiedenen Fingernummern oder Händen getrennt.
- Übe mit verschiedenen Anschlagsarten oder Pedalen.
- Übe mit verschiedenen Tempi oder Akzenten.
- Übe mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden oder Stilen.
- Übe mit verschiedenen Hilfsmitteln oder Medien (z.B. Noten, Videos, Apps etc.)
Leider fehlt der Hinweis auf den "Nürnberger Trichter".
 
"Elend" trifft es überhaupt nicht. Es ist geradezu spannend, wirklich zu hören, wie der ungeplante Ton im Zusammenklang mit den anderen wirkt und klingt!!! Diese Dissonanz oder unerwartete Konsonanz wirklich, wirklich zu hören und wahrzunehmen. Und dann den notierten Ton spielen - das ist oft augen- und ohrenöffnend!
Ich führe solche "Fehler" nicht selten sogar absichtlich herbei. Zum Beispiel, indem ich Vorhalte weglasse, Trugschlüsse durch Ganzschlüsse ersetze, ändernde Figuren so weiterlaufen lasse, wie sie erwartet würden etc.,
So hat Franz Liszt gespielt. Den falschen Ton als absichtsvoll richtig gespielt präsentieren und dann improvisieren, um den angeblich falschen Ton zu erklären.
 
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