J Noch besser ist es, wenn solche Dinge im Unterricht erklärt werden und man sie am Instrument nachvollzieht.
Vielleicht setzt man sich einfach ans Klavier .
Im Klavierunterricht meiner Kindheit musste ich auch Kadenzen üben, habe dabei aber jahrelang tatsächlich nicht begriffen, wozu die gut sind. Ich habe die Theorie überhaupt nicht gemocht.
Nun, nachdem ich älter und hoffentlich auch klüger geworden bin, denke ich, dass es (sowohl für die Motivation zum Theorie-Lernen als auch fürs Verstehen des Gelernten) wichtig ist, die Theorie immer wieder selbst in eigenen Experimenten anzuwenden. Ich muss zugeben, dass ich keine große Improvisatorin bin - zu unbegabt, leider. Aber ich habe z.B. schon eine Menge dadurch gelernt, dass ich mir Harmonisierungen oder vollständige vierstimmige Sätze von irgendwelchen Melodien, Liedern oder Chorälen überlegt habe (zu Beginn wirklich nur ganz simpel mit Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika) und sie anschließend mit dem "Original" lesend und hörend (!) verglichen habe. Fromme Menschen nehmen dazu Kirchenlieder und vergleichen ihre Sätze mit denen von Bach oder seinen Zeitgenossen, weniger fromme können z.B. (wie rolf neulich irgendwo vorgeschlagen hat) Melodien aus Mozart-Opern nehmen. Man erkennt dann schnell, warum die eigene Lösung nicht so berauschend klingt und welche Mittel dagegen der Komponist eingesetzt hat und warum diese besser klingen. Vor manchem Bach-Choral könnte ich vor Bewunderung niederknien. Das habe ich aber erst zu verstehen und einzuschätzen gelernt, seit ich angefangen habe, mir Gedanken zu machen, welche verschiedenen Möglichkeiten es für eine Harmonisierung einer Melodielinie gibt und welche der Komponist jeweils ausgewählt bzw. welche er gerade nicht verwendet hat oder warum und wie er harmoniefremde Töne verwendet.
So bereichernd das alles ist, ist das allerdings auch viel (für mich sehr anstrengende) Arbeit, zu der ich auch nicht immer aufgelegt bin. Aber wie bei allem anderen im Leben eines Hobbyspielers ist wohl auch hier der Weg das Ziel... solche Improvisationen zu Wagner-Motiven wie Styx sie drauf hat nehme ich mir frühestens für den Ruhestand vor...