Meiner Meinung nach sind wir uns alle einig, dass die Entwicklung der klassischen Musik fließend verläuft und verlaufen ist. Eine Theorie der harten Brüche zwischen Epochen gibt es meines Wissens nicht. Auch die Emanzipation der Dissonanz (Schönberg) ist ja nicht zackbum von einem Tag auf dem andern entstanden, sondern hat einen mehr oder weniger langen Weg hinter sich (Tristan ...).
Ich war nur total erstaunt, dass es die Ansicht gibt, dass Klassik und Romantik eine Epoche bilden (könnten). Und ich bin schon der Meinung, dass jede Epoche im Grundsatz (!) besondere Merkmale hat, die sie ausmachen (
die Epochen stimmen zeitlich in den Künsten oft auch gar nicht überein, die Literatur ruft z.B. wie bei der Geschichte vom Hasen und vom Igel "Ich bin schon da"! :D).
Im Zuge der Entwicklung seiner ganz persönlichen Tonsprache geht aber jeder Komponist seinen eigenen Weg. Man höre sich nur die Werke des frühen und späten Skrjabin an, das sind Welten. Noch vielfältiger und unterschiedlicher ist natürlich die Musik von Komponisten, die gemeinsam in einer Zeit leben und von vergangenen Kompositionen/Komponisten unterschiedlich beeinflusst wurden.
Also können solche Merkmale nur grob verallgemeinernd sein, hier wird es in Kürze ganz gut beschrieben, wie ich finde:
https://www.helbling.com/sites/defa...0_DEMO_Epochen-der-Musikgeschichte_Sample.pdf.
Wenn man aber mal einen Blick in die heutige Realität wirft, stellt man bei Aufnahmeprüfungen, Wettbewerben u.a. fest, dass die Unterteilung in Epochen samt klarer Trennung offensichtlich wichtig ist. Oft sind drei bis vier Werke aus verschiedenen Epochen gefordert. Tja, und dann ist es wirklich nicht mehr einfach, klare Regelungen gehen anders. Manche haben das Geburtsjahr des Komponisten als Richtschnur genommen - meiner Meinung muss jedes Werk gesondert betrachtet werden. Das Entstehungsjahr der Komposition, der Komponist und sein Werk fließen ein, aber vor allem die Tonsprache des Werks.
Ich finde es dann manchmal wirklich schwierig, ein Werk einer Epoche zuzuordnen. C. Chaminade wird im Netz wahlweise der Romantik oder dem Impressionismus zugeordnet. Gehören alle Werke von Mel Bonis zum Impressionismus? Und Beethoven? Schubert? .... Tja.
Liebe Grüße
chiarina