Hanon Übungen (Greg Niemczuk)

… daß ein solcher Komponist, dessen Musik weder musikalische noch pianistische Ansprüche stellt, mit seinen Fingerübungen eine derartige Popularität erlangt hat.
Sollte einem Laien zu denken geben, ob da nicht doch was dran ist.
Warum nur schwören mittelmäßige Pianisten und Klavierlehrer (allerlei Geschlechts) immer wieder auf Hanon?
Warum hacken anonyme Klavierschüler unbekannten Talents im Internet immer wieder auf Hanon herum?
Tatsächlich schwören recht erfolgreiche Pianist*innen auf Hanons Übungen, die deutlich erfolgreicher sind als so mancher Internetforum-Heckenschütze.
Ich bin als Klavierschülerin zu allen Schandtaten bereit, aber sollte mein Klavierlehrer mir Hanon vorsetzen, würde ich stante pede kündigen.
ist dein gutes Recht.
 
Warum sollte auch nur IRGENDWER etwas auf das Gelaber irgendeines "Alex S" geben? Die echten Profis hier im Forum (und da spreche ich nicht von irgendeinem Manni, der am Wochenende auf dem Dorf "Mucke" macht, oder Renate, die ein bisschen Klavier und Blockflöte unterrichtet, sondern von Konzertpianisten und auf Hochschulniveau Unterrichtenden) - und das sind einige - sind sich einig, dass Hanon Schwachsinn ist und es deutlich bessere Etüdenliteratur gibt.

Außerdem ist sich die Klavierdidaktik heute einig, dass ein bloßes mechanisches Pauken von Übungen - sozusagen in einem "Trainings"-Sinne - Quatsch ist, da Klavierspielen nichts mit "Fingerkraft" zu tun hat, sondern a) zweckmäßige Koordination das Entscheidende ist und b) das Ohr, insbesondere die Klangvorstellung, immer die Führungsinstanz der Aktion des Bewegungsapparates sein muss.

Es reicht nicht, einfach irgendwie Tonfolgen zu spielen und darauf zu hoffen, dass man, wenn man die irgendwann "flüssig" kann, ein besserer Pianist ist. Sondern entscheidend ist, WIE man die spielt - also welche Klangvorstellung, welche Klangwahrnehmung, welche Körperwahrnehmung und welche genauen Bewegungsabläufe (da entscheiden Feinheiten!) dem zugrunde liegen.

Monotone Übungen wie Hanon sind dafür schlecht, weil einfach unweigerlich Wahrnehmung und Klangvorstellung dabei "einschlafen".

Und davon, wie idiotisch Hanons eigene Vorstellungen zur Durchführung seiner Übungen sind, die er ja im Vorwort erläutert, will ich mal gar nicht erst anfangen. Wie soll etwas zufällig gut (oder gar besonders geeignet) sein, was auf völlig irrigen Grundannahmen beruht?
 
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Es kommt sicher auch darauf an, wie man an den Hanon herangeht.

Meine Klavierlehrerin hat mir 3 Hanons gezeigt, die wir zu Beginn meist spielen (nicht alle 3 am gleichen Tag). Ich hab 45min Unterricht und maximal 5min wenden wir darauf auf, vermutlich weniger. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich komme oft gestresst und abgehetzt vom Tag zu meinem Unterricht und bevor ich meinen Kopf um komplizierte Noten schlingen muss, ist das ein guter Start für mich, erst einmal herunterzukommen und mich in die Tasten reinzufühlen.

Meine Lehrerin nutzt Hanon in 1. Linie als wirklich kurzes Warm Up und wir üben daran beispielsweise, alle Tasten mit der gleichen Intensität anzuschlagen, die Tasten gebunden oder jede für sich zu spielen usw., einfach mal losgebunden von komplizierten Stücken den Fokus kurz nur darauf zu legen.

Interessant finde ich auch als kleine Kopfübung, den jeweiligen Hanon in eine andere Tonleiter umzuwandeln.

Ich verstehe, dass viele dem Hanonspiel kritisch gegenüberstehen, kann dem Ganzen allerdings auch positives abgewinnen. Zu Hause übe ich damit allerdings nicht, finde es als Einstieg in die Stunde aber ganz nett, um den Fokus zu finden.
 
Wer eine zweckmäßige Technik hat, braucht kein "Warm Up", sondern kann einfach gleich losspielen.
 
Augenroll... Immer dieses Sprüchegeklopfe der Unqualifizierten...

Wer das Gefühl hat "ohne Warmspielen komme ich nicht wirklich klar (spiele also unbeholfener, schwerfälliger, ungleichmäßiger etc.)", der hat einfach ungünstige Bewegungsgewohnheiten am Instrument.

Wer hingegen zweckmäßig koordiniert ist, muss nicht nur deutlich weniger üben (und vor allem nicht dauernd zu üben, "um den Stand zu halten"), sondern braucht auch kein "Warm Up".

Zweckmäßige Übungen sind solche, die so angelegt sind, dass man mit ihnen - unter fachkundiger Anleitung! - zweckmäßige Koordinationen erlernen und einüben kann. Zweckmäßige Koordinationen werden vom "Körpergedächtnis" überdies weitaus schneller, zuverlässiger und langfristiger gespeichert als unzweckmäßige.

Für Einsteiger sind in dieser Hinsicht - sofern man einen guten KL hat! - beispielsweise die Burgmüller-Etüden op.100 weitaus besser als irgendein Hanon-Quatsch. Man erkennt als erfahrener Pianist und Pädagoge schon aus dem, wie die Etüden angelegt sind, dass Burgmüller damals offenbar schon vieles über das Zusammenspiel der Körperglieder richtig erkannt hat (wie ohnehin natürlich auch der geniale Chopin mit seinen Etüden).
 
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Dich muss mal ganz dringend wer in den Arm nehmen, Hasenbein.
 
Natürlich kann es sinnvoll sein, sich mithilfe von „Warm-ups“ sich mit dem Instrument vertraut zu machen, Nervosität abzubauen etc. Aber da gibt es Besseres als Hanon: z.B. die Übungen von P. Feuchtwanger. Aber auch hier steht nicht die „Mechanik“ im Vordergrund, sondern die Vorstellungskraft.

Ansonsten gilt natürlich: Jeder darf Hanon spielen, solange er will. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, seineLebenszeit zu vergeuden.
 

Wer eine zweckmäßige Technik hat, braucht kein "Warm Up", sondern kann einfach gleich losspielen.
Dann müssten sich Konzertpianisten vor dem Auftritt ja nicht einspielen. Tun sie aber in der Regel. Bei Klavierschülern kommt noch das nicht so vertraute Unterrichts-Instrument hinzu. Im Sport wärmt man sich doch auch auf, Sänger singen sich ein.

Es kommt ja auch immer darauf an, was man spielt. Z.B. ist im Vergleich zu Beethovens op. 10 Nr. 1, wo man gleich alles geben muss, der erste Satz seiner Sturmsonate am Anfang ein sanfter Einstieg, gewissermaßen ein komponiertes Warm Up.
 
Wer das Gefühl hat "ohne Warmspielen komme ich nicht wirklich klar (spiele also unbeholfener, schwerfälliger, ungleichmäßiger etc.)", der hat einfach ungünstige Bewegungsgewohnheiten am Instrument.

Oder er/sie hat eine gesundheitliche Einschränkung, und daher das Bedürfnis, etwas zum "Aufwärmen" der Hände zu tun.
Womit ich jetzt nicht für oder wider bstimme Etüden Stellung nehmen möchte.
 
Im Buch „Great Pianists On Piano Playing“ von J.F. Cooke wurde laut Maestro Rachmaninoff Hanon auch intensiv an russischen Konservatorien eingesetzt. Keine Ahnung ob das Teilen eines PDF Exports (siehe Seite 7) vom frei zugänglichen Internet Archive hier OK ist…..
 

Anhänge

  • Great Pianists on Piano Playing - S.V. Rachmaninoff (J.F. Cooke).pdf
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Dann müssten sich Konzertpianisten vor dem Auftritt ja nicht einspielen. Tun sie aber in der Regel. Bei Klavierschülern kommt noch das nicht so vertraute Unterrichts-Instrument hinzu. Im Sport wärmt man sich doch auch auf, Sänger singen sich ein.

Es kommt ja auch immer darauf an, was man spielt. Z.B. ist im Vergleich zu Beethovens op. 10 Nr. 1, wo man gleich alles geben muss, der erste Satz seiner Sturmsonate am Anfang ein sanfter Einstieg, gewissermaßen ein komponiertes Warm Up.
Hier ist aber die Rede nicht von relativ virtuosem Zeug, sondern von 08/15-Klavierspielern in der Einstiegs- oder Mittelstufenklasse.
Bis einschließlich der gesamten Mittelstufe ist definitiv, sofern die erlernte Technik stimmt, KEIN "Aufwärmen" notwendig, um alles gleich flüssig und gleichmäßig hinzukriegen, ohne das Gefühl zu haben, dass "die Finger nicht mitkommen" oder so.

Dass ein Einspielen in MENTALER und AUDITIVER Hinsicht oft Sinn macht - sogar viel Sinn -, ist ein anderes Thema!

Wer nicht nur zweckmäßige Technik hat, sondern auch viel auf unterschiedlichen Instrumenten spielt und stets unterschiedliche Arten von Stücken (Tempos, Dynamik, Artikulation, Pedalgebrauch etc.) spielt, wird auch derartiges Einspielen weit weniger brauchen als andere.

Vielleicht sagen @rolf oder @mick, unsere virtuosesten Forenmitglieder, mal was zu ihrem Aufwärmen oder Nicht-Aufwärmen.
 
@hasenbein hat völlig Recht.
Aber auch haben diejenigen Recht, die sagen, sie müssen sich einspielen.
Aufwärmen muss man sich nur, wenn man physisch kalte Arme und Hände hat.
Ein Aufwärmen vor dem Spiel kann in Gymnastikübungen bestehen.
Interessanterweise ist das "Aufwärmen" vor dem Auftritt - zumindest kann ich das für mich sagen - in erster Linie eine psychische Beruhigung.
Es tut gut, wenn man am Instrument sitzt und nicht mit schwitzigen Händen die letzte halbe Stunde hinter dem Vorhang verbringen muss.

Das Videobeispiel von @Fotomanni zeigt nur, wie blöd die Übungen sind. Die Pianistin dort spielt sie genauso unmusikalisch, wie man es von diesen Holzübungen erwartet. Für mich ein absolutes, ich wiederhole: Absolutes Nogo!
Niemals soll man auf dem Klavier auch nur einen einzigen Ton ohne Musik spielen!
Natürlich achte ich auch beim Musizieren auf eine sinnvolle Choreographie, weil ich ja den Klang im Sinn habe und sie ist ein wesentlicher Baustein dabei.
Wenn man nur auf seinen Körper achten möchte, dann macht man besser Yoga.
 
Ich sehe ein gewisses Optimum darin, mit möglichst kräftigen Fingern möglichst kraftsparend zu spielen:-)
Kommt meiner Meinung stellenweise auch dem Klang zu Gute, wenn die Finger auch mal Leistung im phyiskalischen Sinne bringen (können), die sind eben feingranular gesehen am beweglichsten, da ja im Vergleich zu ihrer Fortsetzung in Richtung Schulter fast masselos. Wie viel man mit dem Arm / Hand wo sinnvollerweise beitragen kann, ist auch stark davon abhängig, wie kompatibel das Stück mit solcherlei größeren Schwüngen ist, die zur Entlastung und auch zur musikalischen Gestaltung absolut sinnvoll sind.
Bei mir waren Tonleitern und Arpeggien als das tägliche Einspielen. keine Zeitverschwendung, denn neben (technischer) Gleichmäßigkeit, auch indem das Unter- und Übersetzten geschmeidiger wurde, wurde damit auch ein Verinnerlichen der harmonischen Basics erzielt.
Hanon ist an mir komplett vorbeigegangen, Czerny und Burgmüller gab es zeitweise, die wurden aber nie rein technisch runtergerissen, sondern auch "schön" gespielt.
 
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