DoctorGradus, den du Bachopin zitierst, hat natürlich auch recht, dass es am effizientesten (gibt es diesen Superlativ??) ist, wenn man 15 Minuten übt, eine Stunde verstreichen lässt und dann nochmals hochkonzentriert 15 Minuten übt.
Das trifft vielleicht zu, wenn das Üben nur aus dem mechanischen Wiederholen kurzer Abschnitte besteht, um auf diese Weise
sogenannte Bewegungsprogramme aufzubauen.
Wäre diese Übetechnik "effizient", gäbe es vermutlich keinen einzigen Pianisten.
Der menschliche Geist läßt sich nur sehr bedingt mit einem Computer vergleichen. Könnte man das Hirn wie einen PC programmieren, müsste man nach einmaliger "Eingabe" immer perfekt und identisch spielen. Der menschliche Geist hat gegenüber dem PC aber einen grundlegenden Vorteil. Er kann denken, er kann verstehen und er kann Informationen durch Kreativität in neue Zusammenhänge bringen. Das kann kein Computer.
Durch das Verstehen der Musik kann man das Wiederholen von kurzen Abschnitten zum Zwecke der Einübung auf ein Minimum reduzieren. Das heißt nicht, dass man völlig auf das Wiederholen verzichten kann.
"Üben" sieht deshalb bei mir ganz anders aus. Ein großer Teil der Arbeit besteht aus vom Blattspiel, Analyse, Experimentieren, Nachdenken, immer wieder
langsam im Zusammenhang spielen und in den "Fluss" bringen.
Beim Einstudieren eines neuen Stückes investiere ich viel Zeit für die "Kennenlern-Phase". In dieser Phase lerne ich
nicht gleich auswendig, Fingersätze lege ich noch nicht fest, es sei denn sie sind absolut klar. In keinem Fall würde ich gleich am Anfang technische Details durch Wiederholen "einbleuen". Was ist, wenn ich bei der so eingeübten Stelle später den Fingersatz ändern möchte oder muss? Fehlern gebe ich in dieser Phase übrigens keinerlei Aufmerksamkeit.
Das Auswendiglernen, das detailierte Gestalten und das Bewältigen von technischen Hürden kommt erst an die Reihe, wenn ich das Stück gut kenne und genau weiß, was ich will. Nach meiner Erfahrung geht das Auswendiglernen dann fast von selbst.
Wenn man so arbeitet, kann man ohne weiteres 2 Stunden "hochkonzentriert" am Stück "üben". Ich bin dabei tatsächlich "hochkonzentriert", denn meine gesamte Aufmerksamkeit, mein gesamtes Interesse ist beim Stück, bei der Musik. Die Zeit vergeht so im Fluge.
das was hier DoctorGradus beschreibt, ist nicht seine Theorie (
), das ist inzwischen ganz klar nachgewiesen.
"Ganz klar nachgewiesen" ist gar nichts. Was im menschlichen Geist abläuft, wenn der Mensch musiziert, wenn ein Pianist z.B. eine große Beethoven Sonate vorträgt, weiß niemand genau. Den Mensch zu einer Rechenmaschine zu degradieren ist bestimmt nicht hilfreich.
PS: In meinem Klavierunterricht kann ich auch nicht 15 Min mit dem Schüler "hochkonzentriert üben" und dann eine
Stunde verstreichen lassen. ;)