Frustphase überwinden

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Hast Du es schon einmal mit einem Übeplan versucht? Dein Lehrer kann Dir sicher beim Erstellen helfen.

Ja, ich habe mir mal einen Plan gemacht, und vorab defininiert, wielange ich welches Stück übe, wie lange linke und rechte Hand separat etc. Lange durchgehalten habe ich diesen Plan nicht. Vielleicht finde ich bei Herrn Chang ein paar Anregungen, wie ein solcher Plan aussehen könnte damit er auch funktioniert.
Das umfangreiche Werk von Herrn Chang ist recht spannend, aber ich gehöre eindeutig nicht zu denjenigen, die eine Bach Invention in kürzester Zeit auswendig lernen, schön wärs. Aber man bekommt Lust, die detailliert und am konkreten Beispiel beschriebenen Techniken auszuprobieren, also werde ich mich mal an die Bach Invention machen.

Ich sitze seit vorgestern an meiner Chopin-Prélude und bin tatsächlich schon gut vorangekommen mit der schwierigen Passage - nach Herrn Chang müsste das Stück ja morgen sitzen ;-), zumindest mit separaten Händen.
Beste Grüße
 
das mit den getrennten händen ist auch so ne sache, ich übe recht schnell mit beiden Händen zusammen, und erarbeite mir nur kurz Hände einzeln, ich finde das hat große Vorteile wenn z.B. Rhythmische oder MElodische Figuren sich über beide Hände erstrecken, die fallen leichter wenn man sie direkt zusammenspielt. Bei Barockmusik wo die Hände teils recht unabhängig die Stimmen spielen müssen sieht das sicher anders aus, ist aber nicht so mein Repertoire.

Was die Übezeit angeht hab ich so meine eigene Theorie, nur konzentriertes Üben bringt Fortschritte, unkonzentriertes verfestigt lediglich (die gut laufenden Sachen, aber auch die Fehler). Deswegen bezweifle ich dass 5h / Tag wie oben vorgeschlagen Tatsächlich so der bringer ist. Deswegen übe ich regelmäßig nur 15 Minuten, dann aber mit voller Konzentration. nach ein zwei Stunden Pause dann nochmal. In der Pause hat der Kopf Zeit den Lernreiz zu verarbeiten und abzuspeichern, übt man über die Grenzen der Koordinationsfähigkeit hinaus, so ist das so als ob man in einen kleinen Trichter eimerweise Wasser schüttet, dass gar nicht so schnell durch den Trichter kann und einfach über den Rand geht.

Das selbe Prinzip wende ich beim studierne an, ich lerne, und mache dann immer wieder Pausen fester länge, (einmal ums Carree spazieren, etc.). Da studieren mein Beruf ist bin ich da dann auch wesentlich länger konzentriert und muss nicht nach 15 Minuten pausieren :-)
 
Hallo DoctorGradus,

interessante und sicher auch beachtenswerte Übungshinweise, die du da gibst!

Mit Sicherheit ist die volle Konzentration für das effiziente Üben ein wesentlicher Faktor!
Allerdings stellt sich, gerade bei Späteinsteigern, ja die Frage, ob wir genau dann üben können, wenn wir volle Konzentration aufbringen können.

Angesichts der Tatsache, dass erwachsene Späteinsteiger durch berufliche und familiäre Verpflichtungen in der Regel so eingebunden sind, dass der Luxus des Klavierübens an häufig zeitlich letzter Stelle steht, muss man Abstriche hinsichtlich des Konzentrationsvermögens machen. Daher helfen auch keine Pauschalaussagen darüber, ob eine Stunde täglich einen Übeerfolg erbringt, oder ob es mehr sein muss. Auch der Vorschlag in 15-Minuten-Einheiten zu üben ist natürlich gut und effizient, aber nicht für alle Späteinsteiger praktikabel.

Ich selbst bedaure auch, dass ich aus diesen Gründen eigentlich nie effizient üben kann. Meine persönliche Übezeit beginnt unter der Woche erst um 21.30 Uhr (aufgrund von Berufstätigkeit und einer Familie mit vier Kindern) und dann bin ich zwar für das Klavierspielen äußerst motiviert, aber meine Konzentrationsfähigkeit ist eben nicht mehr dieselbe wie morgens um 8.00 Uhr.

Ich denke, dass es nicht nur EndlichChopin sondern vielen anderen Späteinsteigern ähnlich geht. Wahrscheinlich haben auch die wenigsten (wie ein mir bekannter Lehrer) die Möglichkeit, einfach morgens eine halbe Stunde früher zur Arbeit zu gehen und dort auf dem dort vorhandenen (Schul-)flügel zu üben.

Welchen Hinweis kann man einem Späteinsteiger zum Üben daher geben?
Ich denke in erster Linie Geduld und in zweiter Linie sich wirklich zum effizienten Üben zu zwingen, auch wenn das nach einem langen Arbeitstag nicht gerade leicht fällt.

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
Hände einzeln einzustudieren bringt meiner Meinung vor allem dann was, wenn man gezielt etwas üben will, was nur von einer Hand gemacht werden soll, z.B. einen Lauf, große Sprünge oder komplizierte Stellen, wie sie z.B. in Fugen vorkommen - oder einfacher ausgedrückt, alles das, was man nicht sofort einhändig vom Blatt spielen kann.

Ansonsten stimme ich DoctorGradus zu, daß es oft einfacher ist, beidhändig einzustudieren, da sich beide Hände oft aufeinander beziehen; und das gilt auch bei Fugen und anderen polyphonen Stücken. Gerade das Hervorheben einzelner Stimmen geht ebenfalls besser im Zusammenhang, denn wovon will man denn das Thema abheben, wenn garnichts anderes gespielt wird?

Ich spiele gezielt einhändig, um Schwächen in einer Hand wegzubekommen oder um an Details zu arbeiten. Es gibt aber viele komplexe Stellen, die mir einhändig viel schwerer fallen und "fiese" Rhythmen wie z.B. zwei gegen drei muß man meiner Meinung nach zweihändig üben, sobald man weiß, wie die einzelnen Stimmen bzw. Hände klingen sollen, das hängt also vor allem davon ab, wie gut man vom Blatt spielen kann.

Bei Fugen und ähnlicher Musik ist es natürlich wichtig, die einzelnen Stimmen zu kennen und sauber von einander zu trennen. Dafür muß man aber nicht einhändig sondern einstimmig spielen, da viele dieser Stücke drei oder mehr Stimmen haben, die auch mal von einer zur anderen Hand wechseln können.

Ein Grund für einhändiges Üben ist für mich noch das einstudieren ungewohnter Fingersätze, wobei ich das immer im Wechsel mit zweihändigem Spielen mache, um zu prüfen, ob die Fingersätze beider Hände auch zusammenpassen und um das Gefühl für das Zusammenspiel zu bekommen.
 
Angesichts der Tatsache, dass erwachsene Späteinsteiger durch berufliche und familiäre Verpflichtungen in der Regel so eingebunden sind, dass der Luxus des Klavierübens an häufig zeitlich letzter Stelle steht, muss man Abstriche hinsichtlich des Konzentrationsvermögens machen.

Hallo Debbie,

das Thema insgesamt spielt für mich auch eine große Rolle (Späteinsteiger mit 50 in 2006). Und gerade in der letzten Zeit habe ich mir auch deshalb viel Frust eingehandelt, weil ich mir Stücke heraus gesucht habe, die mich tatsächlich hart fordern. Im Moment ist das das Nordische Lied von Schumann. Da könnte ich so manches Mal in die Klaviatur beißen.

Ein andere Teil der Strategie wäre aber auch, wie man gerade solche Frust-Abschnitte überwindet. Das Sich-Wieder-Aufrappeln anstatt durch den Frust eher weniger zu üben.

Abschnitt drei ist tatsächlich eine scheinbar abnehmende Fähigkeit zur Konzentration bei fortschreitendem Lebensalter. Da ich mich in der letzten Zeit wieder vermehrt in neue technische Themen einarbeiten musste, habe ich gemerkt, dass es auch da an Konzentration fehlt (obwohl mir die Themen Spaß machen, das ist es nicht). Mir fehlt da immer noch ein Homöopathikum oder eine Bach-Blüte, das da hilft. :-)

Rainer
 
Hi,

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Was die Übezeit angeht hab ich so meine eigene Theorie, nur konzentriertes Üben bringt Fortschritte, unkonzentriertes verfestigt lediglich (die gut laufenden Sachen, aber auch die Fehler). Deswegen bezweifle ich dass 5h / Tag wie oben vorgeschlagen Tatsächlich so der bringer ist. Deswegen übe ich regelmäßig nur 15 Minuten, dann aber mit voller Konzentration. nach ein zwei Stunden Pause dann nochmal. In der Pause hat der Kopf Zeit den Lernreiz zu verarbeiten und abzuspeichern, übt man über die Grenzen der Koordinationsfähigkeit hinaus, so ist das so als ob man in einen kleinen Trichter eimerweise Wasser schüttet, dass gar nicht so schnell durch den Trichter kann und einfach über den Rand geht.
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das was hier DoctorGradus beschreibt, ist nicht seine Theorie ( ;-) ), das ist inzwischen ganz klar nachgewiesen.

Beim Klaviespielen Lernen/Üben müssen sogenannte Bewegungsprogramme aufgebaut werden. Ein Bewegungsprogramm baut sich dadurch auf, dass bestimmte Bewegungen (Tasten drücken) mehrmals in gleicher Art und Weise durch bewusste Steuerung/Kontrolle wiederholt werden.
Dieser Prozess ist dann besonders effektiv, wenn die Bewegungen mit hoher Konzentration in genau gleicher Art und Weise (z. B. Fingersatz!) ausgeführt werden. Der Prozess kann auch nicht unterscheiden ob eine Bewegung falsch oder richtig ist. Alle falschen Bewegungen (des ganzen Körpers!!!) müssen daher durch Konzentration unbedingt vermieden/unterdrückt werden, da sie sonst in das Bewegungsprogramm mit aufgenommen werden.

Und es wird noch problematischer: Es werden auch alle äussere Reize und innere Reize (Gefühle), die dabei auftreten, zur Kontrolle und Steuerung mit dem Bewegungsprogramm verbunden.
Man muss durch Konzentration also auch noch seinen inneren Zustand steuern und sich auf die wichtigen Reize, nämlich den gehörten erreichten Klang konzentrieren.

Also an der Konzentration führt beim Üben kein Weg vorbei. Ich bin auch berufstätig, aber die halbe Stunde pro Tag (eher Minimum) fürs Klavier schaffe ich trotzdem.

Ein andere Teil der Strategie wäre aber auch, wie man gerade solche Frust-Abschnitte überwindet. Das Sich-Wieder-Aufrappeln anstatt durch den Frust eher weniger zu üben.

Stücke sollten keinen Frust bewirken, dann sind sie entweder zu schwer oder werden falsch geübt. Ausserdem gehört noch eigene Psycho-Hygiene zum Klavierspielen: Motivation hochhalten (Belohnungen), psychische/physische Gesundheit, etc.

@Paderblues: Hab' das Nordische Lied 'mal kurz gespielt. Das ist doch ein super Stück, um effektiv zu üben. Jeweils 4 Takte sind immer eine Phrase. Da kannst du dir jeden Tag nur eine Phrase in einer 1/4 Stunde vornehmen. Zuerst vielleicht sogar nur die LH oder RH. Und nicht immer wieder von vorne beginnen. Nach 5 Tagen biste fertig. ;-)

Gruß
 
:DHallo Bachopin und Paderblues,

m.E. habt ihr beide recht!

Paderblues sieht wie ich, dass die Möglichkeiten zum effizienten Üben als erwachsener Späteinsteiger deutlich eingeschränkt sind - DoctorGradus, den du Bachopin zitierst, hat natürlich auch recht, dass es am effizientesten (gibt es diesen Superlativ??) ist, wenn man 15 Minuten übt, eine Stunde verstreichen lässt und dann nochmals hochkonzentriert 15 Minuten übt. Aber in der Praxis des Späteinsteiger-Alltags zu später Stunde (wenn das Üben dann mal möglich ist) ist solch ein timing eher Wunschvorstellung.:D:D

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
DoctorGradus, den du Bachopin zitierst, hat natürlich auch recht, dass es am effizientesten (gibt es diesen Superlativ??) ist, wenn man 15 Minuten übt, eine Stunde verstreichen lässt und dann nochmals hochkonzentriert 15 Minuten übt.

Das trifft vielleicht zu, wenn das Üben nur aus dem mechanischen Wiederholen kurzer Abschnitte besteht, um auf diese Weise sogenannte Bewegungsprogramme aufzubauen.

Wäre diese Übetechnik "effizient", gäbe es vermutlich keinen einzigen Pianisten.

Der menschliche Geist läßt sich nur sehr bedingt mit einem Computer vergleichen. Könnte man das Hirn wie einen PC programmieren, müsste man nach einmaliger "Eingabe" immer perfekt und identisch spielen. Der menschliche Geist hat gegenüber dem PC aber einen grundlegenden Vorteil. Er kann denken, er kann verstehen und er kann Informationen durch Kreativität in neue Zusammenhänge bringen. Das kann kein Computer.

Durch das Verstehen der Musik kann man das Wiederholen von kurzen Abschnitten zum Zwecke der Einübung auf ein Minimum reduzieren. Das heißt nicht, dass man völlig auf das Wiederholen verzichten kann.

"Üben" sieht deshalb bei mir ganz anders aus. Ein großer Teil der Arbeit besteht aus vom Blattspiel, Analyse, Experimentieren, Nachdenken, immer wieder langsam im Zusammenhang spielen und in den "Fluss" bringen.

Beim Einstudieren eines neuen Stückes investiere ich viel Zeit für die "Kennenlern-Phase". In dieser Phase lerne ich nicht gleich auswendig, Fingersätze lege ich noch nicht fest, es sei denn sie sind absolut klar. In keinem Fall würde ich gleich am Anfang technische Details durch Wiederholen "einbleuen". Was ist, wenn ich bei der so eingeübten Stelle später den Fingersatz ändern möchte oder muss? Fehlern gebe ich in dieser Phase übrigens keinerlei Aufmerksamkeit.

Das Auswendiglernen, das detailierte Gestalten und das Bewältigen von technischen Hürden kommt erst an die Reihe, wenn ich das Stück gut kenne und genau weiß, was ich will. Nach meiner Erfahrung geht das Auswendiglernen dann fast von selbst.

Wenn man so arbeitet, kann man ohne weiteres 2 Stunden "hochkonzentriert" am Stück "üben". Ich bin dabei tatsächlich "hochkonzentriert", denn meine gesamte Aufmerksamkeit, mein gesamtes Interesse ist beim Stück, bei der Musik. Die Zeit vergeht so im Fluge.

das was hier DoctorGradus beschreibt, ist nicht seine Theorie ( ;-) ), das ist inzwischen ganz klar nachgewiesen.

"Ganz klar nachgewiesen" ist gar nichts. Was im menschlichen Geist abläuft, wenn der Mensch musiziert, wenn ein Pianist z.B. eine große Beethoven Sonate vorträgt, weiß niemand genau. Den Mensch zu einer Rechenmaschine zu degradieren ist bestimmt nicht hilfreich.


PS: In meinem Klavierunterricht kann ich auch nicht 15 Min mit dem Schüler "hochkonzentriert üben" und dann eine Stunde verstreichen lassen. ;)
 
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Ganz wichtig finde ich, dass man sich die folgenden beiden Aspekte immer vor Augen hält
Zitat von Franz:
Üben" sieht deshalb bei mir ganz anders aus. Ein großer Teil der Arbeit besteht aus vom Blattspiel, Analyse, Experimentieren, Nachdenken, immer wieder langsam im Zusammenhang spielen und in den "Fluss" bringen.
Das finde ich ganz wichtig - und insbesondere dann, wenn man als Späteinsteiger nur begrenzte (und späte) Übungszeit zur Vefügung hat.

Ebenso fogendes Zitat von Franz:
Zitat von Franz:
Das Auswendiglernen, das detailierte Gestalten und das Bewältigen von technischen Hürden kommt erst an die Reihe, wenn ich das Stück gut kenne und genau weiß, was ich will. Nach meiner Erfahrung geht das Auswendiglernen dann fast von selbst.
 
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Hi Franz,

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"Ganz klar nachgewiesen" ist gar nichts. Was im menschlichen Geist abläuft, wenn der Mensch musiziert, wenn ein Pianist z.B. eine große Beethoven Sonate vorträgt, weiß niemand genau. Den Mensch zu einer Rechenmaschine zu degradieren ist bestimmt nicht hilfreich.
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da bin ich voll deiner Meinung: Der Mensch ist in keinster Weise mit einem Computer zu vergleichen, darauf hatte ich auch schon öfters hingewiesen.

Der Begriff des Bewegungsprogramms und dessen Eigenschaften (z. B. konzentriert Wiederholungen durchführen), auf das ich im obigen Post hingewiesen habe, stammt aus einem inzwischen klar anerkannten Modell, die motorischen Lernfähigkeiten (Klavierspielen) des Menschen zu beschreiben.

Quellen:
  • Zur Optimierbarkeit von Klaviertechnik: Erfassung und Evaluation von Bewegungsabläufen und Übestrategien von Dagmar Wolff
  • Die Kunst des Musizierens: Von den physiologischen und psychologischen Grundlagen zur Praxis von Renate Klöppel
  • George Kochevitsky, The Art of Piano Playing

Gruß
 
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Hey,

@Franz: Was du beschreibst ist sicherlich ein guter methodischer Ansatz ein Stück anzugehen, werde mir das zum Anlass nehmen etwas mehr zu reflektieren wie ich in die Tasten greifen.

Was die Übedauer angeht, so will ich 15min nicht zur Dogma Zeit erheben, ich übe manchmal auch länger, manchmal kürzer, ich wollte auf jeden Fall einen Gegenpunkt zu Je-Länger-Desto-Besser aufzeigen.

Dass du länger konzentriert üben kannst als ich, glaube ich gerne, immerhin ist Klavierspielen auch dein Beruf. Beim rechnen (meine Haupttätigkeit) bin ich auch viel länger konzentriert.

Wobei ich dich auch so verstehe, dass du vorschlägst beim Üben sehr locker zu bleiben, verschiedene Dinge auszuprobieren und ich vermute mal, dass du dir damit sehr viel Raum gibst dich beim Üben auch wieder zu erholen. Wenn man gerade nicht in die Tasten greift, so können sich die Hände etwas erholen, und tüftelt man an Fingersätzen, so gibt man sich nicht den "Stress" des Notenlesens und die Augen und kognitiven Zentren können entspannen. Ich werde mal versuchen das zu beherzigen.

Übrigens, das Thema kam ja auf, fasse ich den Menschen schon als Maschine auf, nur eben nicht als einfache Dampfmaschine oder Otto Motor, so ganz verstanden habe ich mich als Maschine dann auch noch nicht, aber ich glaube eben schon, dass unser Lernprogramm seine Grenzen hat.


Konzentrieren klingt auch als Wort immer so nach Leistungsdruck, ich meine aber auch, sich in gewisser Weise frei zu machen von anderen Dingen und ein bisschen auf sich zu achten, während man am Klavier sitzt, sozusagen Anti-Stress Programm am Klavier. Gerade nach einem langen Tag wenn der Schädel raucht.
 

Hi Herr Doktor,
...
Was die Übedauer angeht, so will ich 15min nicht zur Dogma Zeit erheben, ich übe manchmal auch länger, manchmal kürzer, ich wollte auf jeden Fall einen Gegenpunkt zu Je-Länger-Desto-Besser aufzeigen.
...

die individuelle Übedauer definiert sich einfach dadurch, wie lange man konzentriert üben kann. Wobei natürlich auch Techniken, wie wechselnde Aufmerksamkeits-Ziele, zu berücksichtigen sind.

Konzentriert Üben kann sich natürlich unterschiedlich definieren. Ich habe es oben im Sinne vom Modell der Bewegungsprogramme beschrieben.

Gruß
 
Hi Franz,
"Klöppel" habe ich im Regal stehen. Auf welche Stelle genau beziehst Du Dich?

bin auf Arbeit, muss ich heute abend nachschauen. Wobei ich die Klöppel mehr als allgemeinen Literatur-Hinweis zum Thema angegeben habe.

Bei der Wolff ist das Bewegungsprogramm-Modell jedenfalls in aller Ausführlichkeit mit Literatur Angaben beschrieben.
Leider hat es sich in dem Buch dann damit. Die interessanten Folgerungen und praktischen Anwendungen versteckt sie dann in ihrer "Omega-Methode". Die erfährst du wohl nur dadurch, dass du dich von ihr coachen oder behandeln lässt.

Gruß
 
Hi Franz, da bin ich voll deiner Meinung: Der Mensch ist in keinster Weise mit einem Computer zu vergleichen, darauf hatte ich auch schon öfters hingewiesen.

Der Begriff des Bewegungsprogramms und dessen Eigenschaften (z. B. konzentriert Wiederholungen durchführen), auf das ich im obigen Post hingewiesen habe, stammt aus einem inzwischen klar anerkannten Modell, die motorischen Lernfähigkeiten (Klavierspielen) des Menschen zu beschreiben.

Hallo Bachopin,

einen habe ich noch für die Liste: "Mozarts Geistesblitze" von Manfred Spitzer. Ist nicht spezifisch für's Klavier, aber ganz interessant zu hören. Es geht darum, wie der Mensch Musik hört und verarbeitet.

Das Nordische Lied habe ich fast durch, es fehlen noch wenige Takte am Ende, und die Geläufigkeit. Ist ein wunderbares Stück, die Version von Rico Gulda finde ich sehr gut, habe ich mir als Leitlinie genommen.

Rainer
 
Hi Franz,

zu den Bewegungsprogrammen im Buch von Renate Klöppel.

Ich hab' mal für dich im Stichwortverzeichnis unter Bewegungsprogramm geschaut ( ;-) ):

Bewegungsprogramme werden auf den Seiten 25 und 26ff, und 226ff erläutert.

Der Abschnitt über das Bewegungs-Gedächtnis passt auch: Seite 103ff.

Gruß
 
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Ich würde zu diesem Beitrag auch gerne mal etwas sagen, da hier sehr viele Dinge beschrieben wurden, die absolut auch auf mich zutreffen.

Mit 50 bin ich nun quasi auch ein Wiedereinsteiger und nehme seit 2 Jahren wieder Klavierunterricht wobei ich mich jetzt auf Boogie Blues und Swing spezialisiere.
Es ist für mich absolut neu nicht mehr nach Noten zu spielen sondern Stücke auswendig zu lernen. In den 2 Jahren hab ich nun gemeinsam mit meinem Klavierlehrer einige Stücke erarbeitet, aber auch teilweise alleine von Originalaufnahmen runtergehört. Das klappt im Prinzip recht gut, denn obwohl ich auch Familie Haus und Garten habe nehme ich mir meistens spät Abends ab 21:00 Uhr die Zeit um ein Stück einzulernen. Da können schon mal 2 Stunden vergehen.
Nach einiger Zeit des Übens glaube ich dann auch, dass ich das Stück recht gut kann, werde dann aber beim Vorspielen vor meinem Klavierlehrer recht schnell eines besseren belehrt. Ich patze und mache Fehler, die mir zu Hause nie passiert sind, ja manchmal weiß ich gar nicht mehr wie das Intro eines Stückes geht – warum bin ich da so nervös ?

Das passiert mir aber auch sehr oft wenn ich jemanden mein gut eingelerntes Stück vorspielen möchte. Da reißt mir plötzlich der Faden und ich habe ein derartiges black out, dass ich mich oft nicht einmal drüber schwindeln kann und sogar kurz das Stück unterbrechen muss.
Ich habe festgestellt, das es sehr gut läuft wenn ich beim Spielen gar nicht denke sondern mehr oder weniger im Unterbewusstsein spiele. Die Finger spielen dann wie von selbst, sobald ich aber dann mitten im Stück plötzlich aus dem automatisierten Ablauf erwache und Denke: aha was kommt eigentlich jetzt, was sollen meine Finger jetzt tun – krieg ich die Panik und dann ist es aus. Manchmal sehe ich es schon einen Takt voraus, dass ich jetzt bald nicht mehr weiterwissen werde - und dann passiert es tatsächlich.

Aus dieser Tatsache schließe ich, dass ich das Stück eigentlich noch gar nicht richtig kann, ich meine ich hab das Stück nicht im Kopf sondern meine Finger spielen es einfach nur motorisch ab.
Jetzt weiß ich auch, dass ich das Stück beim Üben ganz langsam und bewusst spielen sollte, ich falle aber immer wieder ins alte Schema zurück und anstatt die schwierigen Passagen einzeln zu üben spiele ich das Stück hundert mal durch.

Ich glaube ich brauche da irgendwie mentale Unterstützung .......
 
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Nach einiger Zeit des Übens glaube ich dann auch, dass ich das Stück recht gut kann, werde dann aber beim Vorspielen vor meinem Klavierlehrer recht schnell eines besseren belehrt. Ich patze und mache Fehler, die mir zu Hause nie passiert sind, ja manchmal weiß ich gar nicht mehr wie das Intro eines Stückes geht – warum bin ich da so nervös ?

Das passiert mir aber auch sehr oft wenn ich jemanden mein gut eingelerntes Stück vorspielen möchte. Da reißt mir plötzlich der Faden und ich habe ein derartiges black out, dass ich mich oft nicht einmal drüber schwindeln kann und sogar kurz das Stück unterbrechen muss.
Ich habe festgestellt, das es sehr gut läuft wenn ich beim Spielen gar nicht denke sondern mehr oder weniger im Unterbewusstsein spiele. Die Finger spielen dann wie von selbst, sobald ich aber dann mitten im Stück plötzlich aus dem automatisierten Ablauf erwache und Denke: aha was kommt eigentlich jetzt, was sollen meine Finger jetzt tun – krieg ich die Panik und dann ist es aus. Manchmal sehe ich es schon einen Takt voraus, dass ich jetzt bald nicht mehr weiterwissen werde - und dann passiert es tatsächlich.



Ich glaube ich brauche da irgendwie mentale Unterstützung .......

Hallo robimarco,

ich bin selbst Späteinsteiger und kenne die von dir beschriebenen Probleme:

1) Nevorsität beim Vorspielen in der Klavierstunde und daher viele Fehler trotz guter Vorbereitung

2) Lampenfieber beim Vorspielen vor irgendwelchen Leuten (muss gar nicht mal ein großes Publikum sein) - zittrige Finger, Verwirrung, der Faden geht verloren etc.

Ich glaube das ist zunächst ein typisches Späteinsteiger-Problem. Ähnliches wird hier im Forum zumindest von zahlreichen Späteinsteigern berichtet.

Tipps und Diskussionen hierzu findest du soweit ich mich entsinne in diversen Fäden zum Thema Lampenfieber.

Dort wird auch erklärt, was man tun kann, um ein Stück nicht nur aus dem Fingergedächtnis spielen zu können.

Die enstsprechenden links zu diesen Fäden habe ich momentan nicht parat, aber ich denke, dass du sie überdie Suchfunktion leicht finden wirst.

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 

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