PS: Wenn die Technik durch die Musik kommt, dann kann man auch mit Kopfstand auf der Klavierbank spielen. :D
dieses Bonmot habe ich leider jetzt erst gesehen :) - - also da warten wir voller Spannung auf weitere logische Aphorismen :D
...als fieser Skeptiker und Spielverderber befürchte ich, dass der Kopfstand auf der Klavierbank beim Spielen ganz anderen Zwecken dienlich ist: nämlich durch clowneske Kapriolen von nicht vorhandener Technik abzulenken
Spaß beiseite: eine kleine Anregung, wie man Liszts berühmten Satz
anwenden und verstehen kann, findest Du im Thread über die Rigoletto-Paraphrase - - - ok Du magst Liszt nicht, aber das ist dann halt Pech :), die Paraphrase ist halt mal von ihm... - - - allerdings ist es wirklich nur eine Anregung, denn noch lange geht es dort nicht um irgendeine mechanisch-manuelle Bewältigung (denn die, wie Liszt es pointiert auf den Punkt bringt, wird sich erst nach dem Begreifen und Verinnerlichen der
Musik einstellen können - dann aber unter Umgehung vieler nutzloser Sackgassen). Vorerst geht es dort nur um das
Begreifen, womit man es zu tun hat und das zuletzt am Beispiel einer Melodie, die anfangs von der rechten Hand und bald darauf von der linken Hand gespielt wird. Eigentlich eine scheinbar banale Angelegenheit, eine Art Basis oder Grundlage - aber mit dieser steht und fällt das alles schon (aber das findest Du dort).
Ich nutze die nächtliche Gelegenheit, und schweife mal ein wenig ab, indem ich aus meiner Sicht einen von mehreren Kardinalfehlern beschreibe:
- das Dümmste, was man machen kann, ist unreflektiert "drauflos üben" a la ersten Takt klimpern, dann den zweiten usw. und sich dabei allerlei Falsches angewöhnen; und das in der trügerischen Hoffnung tun, es würde sich nach und nach bessern, wenn man sich erst mal "hineingearbeitet" hat...
Ein ritter so geleret was,
daz er an den buochen las
(Hartmann von Aue)
Bücher sind hilfreich, wenn sie zu erklären vermögen. Wenn die Erklärungen einseitig oder unvollständig sind, mindert das den Nutzwert solcher Bücher. Angenommen, in einem "Lehrbuch" würde nur die anatomische, physiologische und körperlich-motorische Seite des Klavierspielens erläutert, so würde es diesem Werk an Sinn mangeln: man weiß ja gar nicht, wofür das alles da ist und wofür man es einsetzt. In diesem Sinn ist z.B. ein geschickter Fingersatz zur Erklärung einer kniffligen Pasage Fluch und Segen zugleich: Segen, weil er eine praktikable Lösung enthält - Fluch, weil man ihm allein weder den motorischen noch den musikalischen Sinn entnehmen kann.
Der Autor, um den es eigentlich in diesem Thread hier geht, vermag sich umfangreich zu vermarkten (ok, why not), sein Produkt neigt sich insgesamt mehr zu einer vordergründig mechanischen Erklärungsweise (was in herberen Worten PianoAktiv schon angemerkt hat) - und damit füllt es eine Lücke, denn die Fragen zur mechanischen Seite des Klavierspiels sind Legion. Ich ginge nicht so weit, zu behaupten, das Produkt sei nicht hilfreich - aber mir fehlt das Wesentliche: die Begründung in der Musik. In diesem Sinne halte ich z.B. Neuhaus oder Georgii oder Feuchtwanger oder Kratzert zu lesen für hilfreicher. Denn wie auch schon angemerkt: allein und isoliert den motorisch-mechanischen Aspekt betrachtend gibt es seit mehr als zwanzig Jahren Publikationen, denen das hier vorgestellte Produkt keine Neuigkeiten beifügt.
Gruß, Rolf