Es ist nicht wirklich hilfreich, Diagnosen wie Schubladen zu handhaben. Es sei denn man akzeptiert, dass diese Schubladen unendlich viele Unterfächer haben.
Der von Henry verlinkte Mehrteiler macht diese Diversität
überaus deutlich.
Coping bedeutet nicht Heilung (was genau versteht man darunter überhaupt?), sondern die Fähigkeit, mit speziellen Eigenschaften, landläufig "Beeinträchtigungen" genannt, möglichst gut umzugehen. Manchen gelingt es, zum Beispiel mit konkreten Techniken, anderen nicht oder nur ungenügend. Eine perfekt integrierte Copingstrategie kann auf Außenstehende wie "Heilung" wirken und für den Betroffenen selbst aufgrund der Akzeptanz des Umfelds einen bedeutenden Zugewinn an Lebensqualität bringen. Dass dies nicht von jedem Individuum gleichermaßen (oder gleichermaßen rasch) geleistet werden kann, ist von vielen Faktoren abhängig, von denen die Schwere der Beeinträchtigung wahrscheinlich der bedeutendste ist.
Kein Grund, hier aufeinander loszugehen. Zumal die Übergänge in jeglicher Hinsicht fließend sind: Wann passt jemand definitionsgemäß in das weite Feld "normaler Persönlichkeitsvarianzen", ab wann bekommt er eine ICD-Klassifikation.
Mir ist ein promovierter Physiker bekannt, der erst dann aufblühte, als er im Alter von 40 Jahren endlich seine Asperger-Diagnose bekam. Nota bene, der Mann wirkte auf sein Umfeld vielleicht etwas schrullig, etwas neurotisch, aber Schrullen und Neuröschen haben viele Leute, manche pflegen sie sogar.
MIT der Diagnose fühlte er sich endlich
richtig, wie er es formuliert, und ab diesem Zeitpunkt ging es ihm mental gut, ohne dass er einer Therapie bedurfte, ohne dass sich an seinem Leben irgendetwas änderte als in seiner gefühlten Andersartigkeit "anerkannt" zu sein. Das Beispiel erwähne ich nur um zu verdeutlichen, wie fließend die Übergänge sind.