Zu Hasenbein:
Ich mag Hasenbeins Beiträge. Auch wenn er gern mal den Vorschlaghammer sausen lässt oder sich an Pauschalisierungen ergötzt. Er poltert halt gern.
Bei zu dünnen Saiten kann da schon mal eine reißen. Macht aber nichts, sollte man halt etwas stärkere Saiten aufziehen und nicht immer nur "buhuhuuu, meine Finger tun aber so weh mit dicken Saiten" von sich geben ;)
Hasenbein trägt nichts zum Forum bei? Unsinn! Einfach mal seine Beiträge genauer lesen und unbequeme Wahrheiten nicht kategorisch ausblenden.
Ob er nun der obercoole Jazzer und der supertolle Klavierlehrer ist ... irrelevant. Nicht jeder Fußballtrainer muss ein toller Fußballer sein.
Zu Rockmusik/Casting/etc.:
Die Schilderung von Nils bezüglich Casting, Unvermögen, Moral und Mafiamethoden mag in vielen Bereichen der Unterhaltungsmusik zutreffen. Seine persönlichen Erfahrungen will ich ihm nicht absprechen und auch gar nicht in Frage stellen.
Aber es gibt auch viele andere Seiten. Die Welt abseits der Casting-Gruppen.
Warum wird beispielsweise ein Drummer nach vielen Jahren ausgewechselt? Weil er nicht gut genug ist, weil er nicht zuverlässig genug ist, weil er nicht die Kraft für die bevorstehenden Stresszeiten hat, und viele Gründe mehr. Bands sind selten von Anfang an ein homogener Haufen mit völlig gleichen Interessen. Solange es um nichts geht, ist das kein Problem. Will man vorwärts kommen, muss was getan werden. Diese Problematik hat es immer gegeben - einfach mal beispielsweise die Geschichte der Beatles lesen!
Es ist weiters schlichtweg Unsinn zu behaupten, dass heute keiner sein Instrument beherrscht oder nicht singen kann. Im Gegenteil, noch nie war die Beherrschung des Handwerkzeugs, ob Instrument oder Stimme, im Durchschnitt so gut wie heute. Gerade im Gesangsbereich sind vor allem die weiblichen Stimmen zu gut ausgebildet, um nicht zu sagen: verbildet. Es ist extrem schwierig geworden frische und aufregende Stimmen zu finden. Weil die Ausbildung zu sehr nivelliert, zu sehr Fehler ausbügelt, die interessant gewesen wären, die zu einem Markenzeichen werden hätten können. Konnte ein Bob Dylan singen? Ein Pete Townsend? Bruce Springsteen? Jerry Garcia?
Wer heute abseits der Casting-Bands und One-Woman-Shows technisch nicht so weit ist, sein Programm live auf großen Bühnen bringen zu können, hat keine Chance. Das Risiko übernimmt kein Publisher. Warum auch? Die Bands stehen ja sowieso Schlange.
Die ewig alte Mär vom Playback kann man in die Tonne treten. Natürlich wird sehr viel Playback gespielt, nicht nur bei "Wetten,dass", auch bei richtigen Konzerten. Wer glaubt, dass eine Ü-50-Blondine trotz aller Sportlichkeit fast zwei Stunden auf der Bühne schweißtreibende Tanzeinlagen liefern und dabei noch unbeschwert singen kann, glaubt auch an das Christkind. Wer allerdings glaubt, das ist sowieso generell alles nur Playback, liest Verschwörungsseiten im Internet. Als Gegenmittel empfehle ich mal "Amy Winehouse Belgrad" zu googeln. Wenn das Playback war, wollte wohl jemand seinen Star absichtlich zerstören.
Auch das Studioargument zieht nicht. Weil es das schon immer gab. Was heute mit Technik ausgebügelt wird, wurde früher mit Manpower gemacht. Der Gitarrist schafft nach Stunden kein vernünftiges Solo? Okay, wir holen einen Studiomusiker, der soll es machen. Ebenso wie es Stimmverdoppelungen und Harmonizer auch schon zu Tonbandzeiten gab, nur die Mittel waren anders, die Perfektion nicht so groß.
Um als Musiker in der Unterhaltungsindustrie zu bestehen und vorwärts zu kommen, braucht es Durchstehvermögen, Ehrgeiz, ein dickes Fell und in den meisten Fällen auch Können. Das war früher nicht anders. Das Musikbusiness ist hart, ungerecht, unfair und teils auch unmenschlich. Das war früher nicht anders.
Im Musikbusiness strotzt es nur so vor Arroganz, Dummheit, Egomanentum, Zickenkriegen, kleinen und großen Betrügereien. Aber auch das war immer schon so.
Ein Zustand, der wohl im gesamten professionellen Kunstbetrieb zu finden ist, mit anderen Facetten, und trotzdem gleich.
Ebenso findet man aber auch sehr viel Herzblut, Ehrlichkeit, Begeisterung und Engagement bis hin zur Selbstaufgabe. Es ist halt nichts nur Schwarz-Weiß.
Wer sich mit Schaudern von der gesamten Rock- und Popmusik abwendet, weil da doch ohnehin nur betrogen und geschoben wird, begibt sich auf das gleiche Niveau wie anno dunnemals als es noch hieß: "Das ist doch gar schröckliche Negermusik." :cool:
Soweit meine(!) An- und Einsichten, die aus jahrelangem intensiven und vielfältigen Kontakt mit der damaligen und heutigen Musikindustrie resultieren.
Ach ja, ich stand nie auf der Payroll eines Publishers oder Labels und hatte nie einen Plattenvertrag. Ich kenne das Geschäft von einer ganz anderen Seite, sozusagen zwischen den Stühlen ;)