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tornado12
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Naja, eigentlich kann er nicht wirklich deutsch...Nun - ich hoffe er nimmt uns unsere Diskussion nicht übel, sollte er sie lesen ;)
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Naja, eigentlich kann er nicht wirklich deutsch...Nun - ich hoffe er nimmt uns unsere Diskussion nicht übel, sollte er sie lesen ;)
Mir ist generell aufgefallen, dass Kissin diesmal einen ungewöhnlich angestrengten Eindruck machte.
[...]
Tagesform
Ich glaube noch was anderes: er bremst sein Spiel so vielleicht ein, damit es nicht zu schnell wird.
Naja, eigentlich kann er nicht wirklich deutsch...
Es wäre interessant zu wissen, ob er sich bei anderen Auftritten auch so viel bewegt. Musikalisch gesehen kenne ich ihn jedenfalls auch ganz anders!
Also ich hab mit grad die Mondscheinsonate angehört, vor allem den dritten Satz. Was mir da garnicht gefällt ist, dass er bei den Passagen wo die linke und die rechte Hand quasi die Stimmen tauschen das Tempo so zieht und staucht wie er will
Die musikalischen Linien verbinden sich (an einigen Stellen, - natürlich ist das Kritik auf hohem Niveau) nicht auf natürliche Weise, sondern wirken irgendwie "gewollt" bzw. eher vom Kopf her konstruiert als spontan ihrem Lauf überlassen. Im Grunde bremsen nicht die Körperbewegungen die Musik, sondern die Körperbewegungen sind selber Ausdruck eines Gebremstseins auf einer anderen - in meinen Augen hauptsächlich psychischen - Ebene.
ich denke ich weiß, welche Stelle Du meinst. Ich nehme an (bzw. ist es ja de facto so) daß das ein Teil seiner individuellen Interpretation ist. Jeder Interpret sucht nach einer Abgrenzung gegenüber bereits bekanntem, und selbiges wird logischerweise immer schwieriger. So verstehe zumindest ich es. Und mit den hohen interpretatorischen und manuellen Fähigkeiten, die er zeigt, kann man m.E. den Beethoven dann wohl auch in dieser Weise legitim verändern, ohne daß man ihm nicht mehr gerecht würde.
Grundsätzlich hört es sich für mich schon so an, als ob er genau und authentisch das Spiel realisieren kann, was ihm innerlich vorschwebt. Andernfalls wäre wohl sicher alles nicht so akkurat, ausgewogen und stimmig (im großen wie im Detail). Ich kenne die anderen Stücke nicht gut genug, aber der Eindruck, daß er den Stücken eine unpassende Aussage unterlegen würde (das wäre ja als "Gebremst sein" zu hören?), den hatte ich beim entspannten so nebenbei Zuhören nun nicht...
Über die "musikalischen Linien" kann ich nicht viel sagen, aber ich vermute, daß er auch diese in der Weise realisiert, wofür er sich bei der Erarbeitung seiner Interpretation entschieden hat.
Übrigens fängt bei solchen Dingen m.E. die Grenze des "rein mechanisch" Erlernbaren an; denn wirkliche Musikalität und entsprechendes Verständnis schöner Musik (und damit auch die Fähigkeit, selbst schöne Musik ins Leben zu rufen) kann man wohl nur erlangen, indem man sehr lange, und entspannt, auf das achtet, was die Musik, verschiedenste Musik, im tiefsten Innersten bewirkt und auslöst. Dafür gibt es keinen Kurs, da kann einem kein Lehrer sagen: mach mal, so geht das und nicht anders ...
Das ist so in etwa meine Überzeugung dazu.
Andernfalls wäre wohl sicher alles nicht so akkurat, ausgewogen und stimmig (im großen wie im Detail).
Ich kenne die anderen Stücke nicht gut genug, aber der Eindruck, daß er den Stücken eine unpassende Aussage unterlegen würde (das wäre ja als "Gebremst sein" zu hören?), den hatte ich beim entspannten so nebenbei Zuhören nun nicht...
In meinem Empfinden äußert sich so etwas immer so als eine Art "musikalischer Fehltritt". Da stört mich selbst ein begrenzter schon ein wenig...
Ich empfinde die besagten Stellen nicht als stimmig und ausgewogen. Das ist ja grade der Punkt. Aber den habe ich oben schon deutlich gemacht.
Was meinst du mit "unpassende Aussage"?
Was verstehst du unter einem "musikalischen Fehltritt"?
U.a. spielt mir Kissin zu schnell. Für ein Allegretto paßt es schon, aber aus meiner Sicht gehört eher Andante tranquillo gespielt, um der musikalischen Aussage der Noten am schönsten gerecht werden zu können.
Nochmal zur Interpretation von Kissins "Körpersprache": es ist wohl doch zu schwierig, aus einem einzigen Konzert irgendwas herauslesen zu wollen, so wie ich das versucht habe. Ich weiß ja nicht, wie er sich sonst gibt. Genauso gut hätte er eine angehende Grippe haben können oder Kopfschmerzen. Oder vielleicht einen Kater. Naja, laßt es uns nicht übertreiben ;)
Das sehe ich anders. Wo Allegretto drauf steht sollte auch Allegretto drin sein.
Ich kann dir versichern, dass diese Bewegungen immer Bestandteil seines Spiels sind
Und hört euch unbedingt den Barber an
Ein Urteil abzugeben, das wird bei mir nicht klappen. Musik, die mich nicht vom Fleck weg völlig begeistern kann, und das von Anfang bis Ende konsequent durchhalten kann, interessiert mich persönlich nicht weiter :floet:
jahrelang schnallt man was nicht, und plötzlich klickt´s in der Birne :D:D
Zu manchen Stücken findet man schnell einen Zugang, bei anderen dauert es ein wenig, natürlich gelingt es bei manchen auch nie.
Erst nach und nach dringe ich zu ihr durch und entdecke so viele schöne Sachen in ihr, die ich einfach vorher nicht gehört habe. Schwer zu beschreiben, wie auch immer...
Mein persönliches Ziel war es immer, die - für mich - beste Musik der Welt zu finden (und diese dann für mich auch zu besitzen respektive zu genießen, wenn ich Musik genießen will). Bei der Menge an Musik, die es gibt, gibt es keinen Raum für eine zweite Chance. Die erste Minute keine geniale musikalische Arbeit des Komponisten - auf welche Art und Weise nun auch immer (!) - das wars. Wieso auch: es gibt schließlich welche, die das hingekriegt haben. Ein Dirigent das "falsche" Tempo am Anfang: das wars auch. Mehr als ein paar Sekunden sind mir seine ganze Arbeit nicht wert. Sicher krass, ich gebe das zu. Aber das ist meine Art, mich mit Kompositionen oder Interpretationen zu beschäftigen. Verstehst Du, es kann nicht sein daß ich arbeiten (= mich damit beschäftigen, darin eindringen etc.) muß, damit ich eine Musik irgendwann schön finde. Dann haben Komponist und/oder Interpretation doch schon versagt. Und auch eine komplexe Musik kann von Anfang an und beim ersten Hören schon sehr schön sein.
Ich kann nicht richtig verstehen, was Du meinst mit "neue Aspekte in der Mondscheinsonate entdeckt haben"...? Spielst Du sie selbst? Ich spiele (klimpere) sie schon lange - und dann kenne ich sie auch, und ein Interpret kann mir da keine neue Aspekte zeigen. Er kann allenfalls welche reinlegen - wie es z.B. durch Verzerrung des Spieltempos hier gemacht wurde.
Ich verstehe genau was Du meinst. Selbst beim ersten Hören schon phantastische Musik kann man mit der Zeit noch tiefer entdecken. Allerdings, irgendwann ist man damit durch und genießt diese Schönheit in Perfektion einfach nur noch - und dieses genügt.
Ich kann nicht richtig verstehen, was Du meinst mit "neue Aspekte in der Mondscheinsonate entdeckt haben"...? Spielst Du sie selbst? Ich spiele (klimpere) sie schon lange - und dann kenne ich sie auch, und ein Interpret kann mir da keine neue Aspekte zeigen.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Ich war vor Jahren in Kroatien im Urlaub. Abends, beim Spazierenfahren mit dem Auto kam ein Satz aus der Eroica von Ludwig van. Er wurde extrem langsam dirigiert, dafür aber extrem eindrucksvoll, will sagen alle Stimmen wurden fast bis zu ihrem Stillstand ausgekostet. Ich habe nicht erkannt, dass es sich um die Eroica gehandelt hat, erst als die Ansagerin es sagte war es mir klar.
Rudl, weißt Du noch, wer das dirigiert hat...
Willst du sagen, dass Barbers Sonate keine geniale musikalische Arbeit ist?
Ich kenne zum Beispiel auch sehr gut die andere Richtung, also Stücke, die mir beim ersten Hören gut gefallen haben und mich spätestens beim dritten Mal gelangweilt haben.
Es kann sehr wohl sein, dass man für ein schönes Stück arbeiten muss. Wenn ich gute Musik nicht schön finde, gehe ich in erster Linie von meinem Versagen aus und schiebe es erst auf den Geschmack, wenn ich das auch wirklich für gerechtfertigt halte. Einem Komponisten würde ich dann aber immer noch kein Versagen vorwerfen.
Ich spiele sie selbst und die Aspekte die ich meine sind sehr schwierig zu beschreiben. Es sind einzelne Phrasierungen, Ideen usw. Ich versuche es mal an einem Beispiel:
Nun ist Kissin wahrlich nicht der einzige, der das tut, nur hat es mich bei ihm zum ersten Mal im Gesamtkontext überzeugt diese Stelle so zu spielen.
Vielleicht bin ich da zu elitistisch, aber mich interessiert Musik, die ich erschöpfend begreifen kann, nicht besonders.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
P.S. und Troubadix, ich hoffe Du bist nicht böse, daß sich Dein Faden, mit dieser brillanten Einspielung von Kissin, zu einer musikalischen Diskussion entwickelt (hat) ;)
Ich beginne Dich zu verstehen. Du entdeckst neue Schönheiten in einem Stück, durch seine andere Gestaltung, z.B. durch eine (geringfügig) andere Inbezugsetzung oder Betonung von Teilen innerhalb des Stückes. Ich glaube jetzt habe ich Dich verstanden, und das kann ich sehr gut nachvollziehen....
Vielleicht mache ich irgendwann auch mal Forumseinspielungen (das würde allerdings etwas Mut brauchen, denke ich).
Ich bin wohl am ehesten ein Klassiker bzw. Romantiker. Aber es läuft immer alles auf Fragen des eigenen persönlichen Geschmacks und der eigenen Vorlieben hinaus, und die Kürung einer "Krönung aller Musikgattungen" ist daher per se obsolet.
...
Das ist auch ein interessanter Aspekt. Ich habe mir die Barber-Sonate einmal angehört, unter dem Aspekt, Musik die ich nicht durchschaue, gerade deswegen einfach mal zu genießen. Aber allzu lange ging das nicht. Ich habe dann letztlich wieder zu meinem umfangreichen Standard-Repertoire an Musik gegriffen, das mir gefällt....
Ich hatte plötzlich einen Ohrwurm von zwei Takten die sich immer und immer wieder wiederholten.
Ich habe immer an dich geglaubt! :D