Ich schreibe nicht viel, lese aber viel mit. Zu diesem Thema einmal eine Wortmeldung.
Ich möchte den Begriff der "Emotionalen Erinnerung" einwerfen, die man, so man damit Schwierigkeiten hat, gut zum Üben des Einbringens von Emotionen ins Klavierspiel nutzen kann (aus eigener Erfahrung).
Auch der "Bauch" hat ein Gedächtnis. Prägende Emotionen werden später bei ähnlichen Situationen wieder hervorgerufen. Das verursacht die meisten Ängste, wie zum Beispiel die Angst vorm Autofahren, wenn man einmal einen schweren Unfall gehabt hat. Die Gefühle kommen wieder hoch.
Auch Schauspieler nutzen das. Sobald sie wissen, welche Emotionen in einer Szene gefragt sind, erinnern sie sich in Gedanken an eine Szene ihres Lebens wo gleiche oder ähnliche Gefühle vorkamen. Durch dieses gedankliche Erinnern rufen sie ihre emotionales Gedächtnis ab und geben die erinnerte Emotion frei. Diese wird dann vom Schauspieler den Gegebenheiten hin verstärkt oder abgeschwächt.
Der Pianist kann das auch so machen. Konkret habe ich mal mit folgender Vorgehensweise versucht zu lernen (zumal ich als Anfänger oft nicht die Emotion aus den Noten herausholen konnte, was natürlich besser ist, als sie hineinbringen - wie hier schon erwähnt).
Später, fortgeschrittener kann man dann die Emotionen selbst aus dem Stück lesen, aber bis es soweit ist, hilft das vielleicht dem einen oder anderen:
- Zuerst informierte ich mich, was der Komponist ausdrücken wollte, bzw. welche Emotionen mit dem Stück verbunden sein sollen. Dies kann durch die entsprechende Literatur geschehen.
- Dann suche ich mir verschiedenste Interpretationen des Werkes heraus und höre mir sie ganz in Ruhe an. Dabei beobachte ich, welche Emotionen die einzelnen Interpretationen in mir hervorrufen.
- Die mir am ansprechensten erscheinende Interpretation und/oder die, wo die in mir auftretenden Emotionen den Vorstellungen des Komponisten am Nächsten kommen, höre ich mir intensiv einige male an.
- Genauso, wie der Autounfall sich mit einer bestimmten Emotion in das emotionale Gedächtnis einprägt, so prägt sich auch die Musik mit der Zeit mit einer bestimmten - der bestimmten - Emotion in dieses Gedächtnis ein.
- Wird die Musik später wieder gehört, so wird diese Emotion automatisch aus dem emotionalen Gedächtnis abgerufen.
Jetzt ans Werk. Zuerst muss natürlich das Stück soweit technisch sitzen, dass zumindest die Melodie erkennbar ist, um das emotionale Gedächtnis abrufen zu können (also ein Wiedererkennungseffekt muss eintreten).
Dann stelle ich mir vor das zwei Komponenten, die technische Seite vom Gehirn (dort gespeichert) und die emotionale Seite vom Bauch (dort gespeichert) gleichzeitig in meine Hände fließen.
Klingt jetzt sehr esotärisch, aber ich weiß nicht, wie ichs besser schreiben soll.
Das hat mir geholfen ziemlich rasch mit Emotionen zu üben, da ich als Anfänger sonst zu lange mit den technischen Fortschritt zu kämpfen habe, bis ich ein Stück soweit kann um eigene Emotionen zu empfinden.
Man programmiert sich quasi auf die erforderliche oder gewünschte Emotion.