Ein szenario! konjunktive op.1 no I

  • Ersteller des Themas Yannick
  • Erstellungsdatum

Ich hab's leider nicht gelesen, weil ich klein geschriebene Texte nicht lese. Das ist mir zu anstrengend.

Gruß Sebastian
 
und weiterhin:
stünde "das ausgestorbene Klavier" als Metapher für Desinteresse an Kunst, so geriete die Fragestellung sehr in die Nähe einer Diskussion, welche im sehr lesenswerten Roman "Die Dämonen" (neue Übersetzung: "Böse Geister") von Fjodor Michilowitsch Dostojewski diskutiert wird:
"was ist besser: Petroleum oder Raffael?"

in die Richtung solcher Fragestellungen zu kommen, ist alles andere als sinnlos!

Gruß, Rolf

rlf du teufelskerl, du bist immer der einzige der mir auf die schliche kommt :D:( :P

mich würde dann sehr interessieren, wie du zu meiner problematik stehst. vorallem aber auch der ,dann doch für alle offensichtlichverpackten , frage nach dem gesellschaftsgefallen, das klavier als egoschmuck!


finalmente verstandene grüße yannick!
 
Hallo Yannik,
dann will ich mal Rolfs gutem Beispiel folgen, und deine Frage ernsthaft beantworten:
Dein Gedanke des Klavierspielens als "Egoschmuck" ist sicher nicht so weit hergeholt. Stichwort: Bildungsbürgertum. Theaterabonnement fällt mir auch noch ein. Auch das regelmäßige Stelldichein der feinen Herrschaften im Foyer der Oper. Das Klavier, gleichauf mit der Violine, dient heute gerne mal dazu, das kulturelle Niveau desjenigen zu betonen, der es/sie spielen kann (wehe aber, es findet sich jemand, der dieses "Können" zu beurteilen imstande ist :D).
Aber wie du schon selbst festgestellt hast, bewegen wir uns hier auf anderem Terrain als auf dem der Musik. Das, was manchen hier das Klaver ist, mögen an anderer Stelle Tolstoi und Thomas Mann im Bücherregal sein. So sind sie, die Menschen; manche!
Und hier behaupte ich: wem es beim Musizieren um Attribute gesellschaftlicher Anerkennung geht, der ist meilenweit vom unmittelbaren musikalischen Erleben weg. Wem die Musik Mittel zum Zweck ist, wer sie also als Ausdruck der Zugehörigkeit zur geistigen Elite missbraucht, der ist so wenig in der Lage, sie zum Erklingen zu bringen, wie eben gold- und diamentenbehangene Damen im Opernfoyer nicht das Leisteste von dem verstehen, was ihnen da vorgedudelt wird. Ja, im Grund hassen sie dieses Gedudel sogar, aber die gute Gesellschaft, ach, es muss halt sein.
Dir wünsche ich, dass du, falls du dich ebenfalls in einer Art imaginärem Opernfoyer tummelst, da schnellstens die Kurve kratzt.
LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das, was manchen hier das Klaver ist, mögen an anderer Stelle Tolstoi und Thomas Mann im Bücherregal sein. So sind sie, die Menschen; manche!

gottlob nur manche!!! Die Gattung Mensch verfügt auch über Exemplare, die Tolstoi oder Th. Mann lesen und sogar verstehen - auch wenn es sicher manche gibt, welche aus wunderlichen Gründen ein Bücherregal mit ungelesenen Wälzern bestücken (((hihi: aus Kostengründen nicht selten irgendwelche Bücherclub-Ausgaben...))).

...was Du zum Opernpublikum anmerkst: ja, ich kann das bestätigen, ich hab sowas sogar zu meinem Amüsement mehrmals fotografiert (u.a in Bayreuth); und ich selber mutmaße, dass je Oper nur 10 % der Besucher die Musik tatsächlich verstehen (Harmonik etc.)...

c´est la vie :D

Monet-Gemälde in Ausstellungen oder Museen werden vermutlich auch zu 90% ohne kunsthistorische Ausbildung betrachtet.

Ich stimme zu: wer Kultur als Statussymbol missbraucht, ist indiskutabel. Aber das spricht zwingend nicht gegen Kunst und Kultur.

schön, dass Yannicks Faden zu solchen Überlegungen führt :D
 
Das was ihr, Sesam und rolf, da gerade eben ausgeführt habt, kann ich nur voll unterstreichen. Mich nervt diese Spezies auch enorm, die die Musik nur als Statussymbol nutzt.

[[[[Mein neuestes Erlebnis dieser Art: (es wird recht ausführlich und passt nicht wirklich zum eigentlichen Thread-Thema, wer will, sollte direkt weiter unten ab dem roten Absatz weiterlesen):
Neulich war ich mit einem Freund in einem Kirchenkonzert (die h-moll-Messe von Bach). Wir beide mit Anfang/Mitte 20 fielen da doch sehr aus dem Rahmen... natürlich sind wir auch nicht in den edelsten Klamotten in die Kirche gesessen, aber keinesfalls ungepflegt - eben so, wie wir normal auf die Straße gehen. In der Kirche waren wir dann so ziemlich die einzigen in dieser Altersklasse (abgesehen von noch jüngeren Kindern, die sichtbar lustlos an ihrer Eltern Schoß mit herbeigeschleppt wurden).

So saßen wir dann zwischen betagten und herausgeputzten Ehepaaren und wurden von diesen auch vor dem Konzert ganz argwöhnisch begutachtet. Wir waren einfach irgendwie deplatzierte Fremdkörper in dieser Kirche. Dass wir beide das Stück kannten und auch ein gutes Stück weit verstehen konnten, war in deren Köpfen wohl zweitrangig.

Kaum begann dann die h-moll-Messe, da fing der Mann neben uns schon an alle paar Minuten zu seiner Frau hinüberzufragen, wo wir uns denn nun im Text befinden. Sie hatten natürlich nur ein Programmheft dabei, in dem der komplette Messtext abgedruckt war, die Frau hielt es in der Hand und der Mann wollte dauernd abchecken, wo im Text man sich denn gerade befindet (so in etwa nach dem Motto "Wie lange geht das denn noch?"). Dann fiel noch die Bemerkung "Die Trompeten spielen ja gar nicht mit..." - da befanden wir uns noch beim Kyrie... Bach hat nunmal die Trompeten erst ab dem Gloria einsetzen lassen... etc.

Auf jeden Fall war es wieder mal typisch, uns vorher zu mustern als wären wir von einem anderen Stern, sich dann aber während musiziert wird total daneben zu benehmen und direkt zu zeigen, dass man nicht einmal im Ansatz weiß, was denn da vorne abläuft.]]]]

So, nun zum eigentlichen Thema, nach dieser langen Abschweifung:
Ich denke, wenn ich der letzte auf der Welt wäre, der noch Klavier spielen würde, dann würde mir das auch keine Freude mehr machen. Einerseits müsste ja ein sehr triftiger Grund vorliegen, warum die Abermillionen an Herzblutpianisten ihr liebstes Hobby aufgeben und ich diesem (wie auch immer gearteten, unvorstellbaren) Grund wahrscheinlich auch selbst erliegen würde.
Doch selbst wenn nicht, dann würde ich als einziger Pianist wohl auch keine Freude mehr am Klavierspiel finden. Klar, ich könnte für mich spielen. Aber ich könnte niemandem jemals vorspielen, mich mit niemandem austauschen oder bei Problemen einen Rat zum Üben und Musizieren holen. Wahrscheinlich müsste ich zudem allein schon zum Üben in eine schalldichte Kammer um nicht sofort wegen Ruhestörung angezeigt zu werden.
Die Musik lebt davon, dass sie Emotionen auslöst. Aber ob ein so exotisches Instrument wie mein Klavier es dann wäre noch genug Emotionen in mir auslösen würde? Es wäre wohl persönlich um ein vielfaches bereichernder, einfach auf ein anderes, akzeptiertes Instrument umzusteigen um dann z.B. als Cellist wunderbare Musik zu machen. Das wäre wohl der Weg meiner Wahl - ein "simpler" Instrumentenwechsel.

Würden alle Instrumente aussterben, und nicht nur das Klavier, also würde im Endeffekt die ganze Musik zu Grunde gehen, dann muss ich sagen, dass ich absolut nicht weiß, was ich dann machen würde. Dieses Szenario ist so extrem unvorstellbar. Vorausgesetzt die Menschheit ist noch nicht in ihrer Gesamtheit ertaubt, können zumindest Geräusche nicht abgeschafft werden, und von Klopfgeräuschen zu rudimentären Schlaginstrumenten ist der Weg wahrlich kein weiter... und solange unsere Herzen schlagen, haben wir zumindest eine gewisse rhythmische Grundlage fest in uns. Noch unwahrscheinlicher ist aber, dass der Gesang ausstirbt, denn die menschliche Stimme ist nun einmal Teil von uns selbst... so sehr ich mich anstrenge, ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie eine Welt ganz ohne Musik aussehen sollte.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das was ihr, Sesam und rolf, da gerade eben ausgeführt habt, kann ich nur voll unterstreichen. Mich nervt diese Spezies auch enorm, die die Musik nur als Statussymbol nutzt.(...)

Ich finde, man darf das nicht so eng sehen.

1. auch fachunkundige Zuhörer und Menschen, die Kunst/Musik/Theater als Statussymbol nutzen, sind gute Kunden, zahlende Kunden.

2. Zeitweise findet man sie in den Reihen derjengen Leute, die junge Künstler fördern, Mäzen werden, und das über jahre hinweg. Welcher arme Student hätte nicht gerne eine wohlhabenden Gönner?

3.Kultur ist teuer. Man braucht potentes Publikum.

Natürlich geht es auch um sehen und gesehen werden. Aber das finde ich in Ordnung.
 
Hallo Don Bos,
möchte zu Deinem oberen ersten Teil sagen, dass es heute leider immer noch so bei vielen Menschen ist. Kennst Du das Sprichwort: Man schaut den Menschen auf die Stirn und nicht ins Hirn! Leider! Und das habe ich selber auch schon oft erleben müssen.
Viele Menschen schauen nur auf Dein Äuseres, auf den Schicken Anzug oder Abendkleid,
dann noch, was fährst Du für ein Auto? Je größer um besser. Dein Ansehen wächst mit diesen materiellen Dingen in den Augen vieler Menschen, leider!
Ich kann mir gut vorstellen, was da bei euch beiden so durch den Kopf ging. Ihr wahrt eventuell einer der wenigen, die diese Musik (richtig) kannten, verstanden und geschätzt haben.
Nur euer Äuseres passte nicht für die Allgemeinheit dazu.
Liebe Grüße Jörg
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...und für die, die nur für schick einen Steinway Flügel im Wohnzimmer stehen haben, gibts sowas:
http://magazin.klassik.com/records/teaser.cfm?RECID=15780

So etwas hat mich immer furchtbar geärgert. Andere spielen und haben ein Digitalpiano, umständehalber.:(

Andererseits gibt es ja auch Leute, die besitzen großartige Instrumente und geben diese in Stiftungen ein, damit sie an junge Künstler verliehen werden können. So kommen diese zum Beispiel in den Genuss, eine hervorragende Geige zu spielen.
 
also darf ich drei grundlegende sachen fessthalten?

1. Es gibt eine sorte mensch, die mit der musik so innig ist, dass sie und nur sie allein sie glücklich machen könnte, oder sagen wir sie könnten sich der musik nur der musik wegen widmen! ( wobei ich da immer noch skeptisch bin , ob es sowas giubt, genauso giubt es keinen selbstlosen menschen(ego:rolleyes:))

2. dann gibt es den egowert des klavierspielens

und
3. den gesseligkeitsfaktor, dass das klavierspielen dich einer gruppe menschen zugehörigemacht, die das selbe tun. (schon immer rotten sich menschen zusammen! nichts neues und nichts schlimmes)

lg yannick
 
also darf ich drei grundlegende sachen fessthalten?

3. den gesseligkeitsfaktor, dass das klavierspielen dich einer gruppe menschen zugehörigemacht, die das selbe tun. (schon immer rotten sich menschen zusammen! nichts neues und nichts schlimmes)

Ja stimmt, so habe ich dieses Forum noch nie betrachtet: wir rotten uns also zusammen - aha! :D:D
Yannick, du gefällst mir! Sehr erfrischend!! Bin gespannt, was da noch so alles kommt.... Lass dich bloß nicht unterkriegen!! Bei der nächsten Denksportaufgabe bin ich gerne wieder dabei.

LG, Sesam
 
Ja stimmt, so habe ich dieses Forum noch nie betrachtet: wir rotten uns also zusammen - aha!
Yannick, du gefällst mir! Sehr erfrischend!! Bin gespannt, was da noch so alles kommt.... Lass dich bloß nicht unterkriegen!! Bei der nächsten Denksportaufgabe bin ich gerne wieder dabei.

LG, Sesam

über so direkte komplimente muss mansich einfach freuen;) ach ich hab noch ein paar schöne gedanken mit euch zu teilen keine angst :D:) , aber ich finde hiersind wir ncoh nciht ganz fertig, mir fehlt noch ein aspekt, Gott ist seit 128 jahren tot. hat er sich ja volle 160 000 gehalten, wie lang gibt es dann noch das klavier ? und was ohne es? Wir verlieren usnere kinder nicht nur durch demographischen wandel. ein geist geht um in europa, der geist der ignoranz.
bald digitalisiert google unsere kreativität, wen juckts, viuelleicht wird ein spannendes computerspiel daraus, dass ich in den ferien in meinem dunklen keller spielen kann. JUHUUU:)
 

Gott ist seit 128 jahren tot. hat er sich ja volle 160 000 gehalten,

Steht das so in Wikipedia?? Oder bist du gerade auf dem Nietzsche Trip?

Zitat von Yannick:
bald digitalisiert google unsere kreativität, wen juckts, viuelleicht wird ein spannendes computerspiel daraus

Na, na, Wasser predigen und Wein trinken?? Dann aber jetzt schnell den Computer aus! Oder wolltest du dich etwa noch mit uns unterhalten?? Wir, alles Nullen und Einsen in deinem Rechner, oder wie war das mit dem binären Code?

LG, Sesam
 
Geselligkeit oder nicht, es hat nur noch musealen Sinn, einen Dialekt zu pflegen, der nicht mehr benötigt wird. Musik ist gewissermaßen eine Sprache und Klaviermusik ein Dialekt. Wäre dieser Dialekt, den plötzlich niemand mehr versteht, meine einzige Ausdrucksmöglichkeit, müßte ich überlegen, ob es einfacher wäre, anderen diesen Dialekt beizubringen oder selbst einen neuen Weg einzuschlagen, um mich verständlich zu machen. Es liegt auf der Hand, daß ich bei der zweiten Möglichkeit wesentlich mehr Einfluß auf den Erfolg habe. Für Klavierlehrer und Pianisten, die bislang ihren Lebensunterhalt mit Klavier bestritten haben, muß die Umstellung noch größer sein, da kann nicht mehr viel Zeit für Nostalgie übrig sein.

Vielleicht sollte man mal iranische Musiker fragen, die den Sturz des Schahs erlebt haben. Die standen ja vor einem ähnlichen Problem, nur daß sie noch versuchen konnten, auszuwandern oder wenigstens im Verborgenen ein Publikum zu finden; das Interesse war ja nur verboten aber nicht wirklich verschwunden, eigentlich war sogar nur die Musik verboten und auch nicht komplett.
 
aber ich finde hiersind wir ncoh nciht ganz fertig, mir fehlt noch ein aspekt, Gott ist seit 128 jahren tot. hat er sich ja volle 160 000 gehalten, wie lang gibt es dann noch das klavier ?
Naja, ob Gott schon endgültig tot ist, nur weil Nietzsche das vor 128 Jahren so postuliert hat? Zumald DIESER Gott keine 160 000 Jahre vorhanden war, sondern nur etwa 2000. Zuvor waren es ganz andere Götter, welche auch irgendwann "gestorben" sind und sukzessive durch einen ganz anderen christlichen "Nachfolgegott" abgelöst wurden.

Tatsache ist aber schon, dass es in den heutigen Tagen enorm viele Atheisten gibt, was bis vor wenigen Jahrhunderten noch absolut undenkbar war. Ebenso gibt es aber auch heutzutage immer noch sehr viele Gläubige, welche entgegen jedweder naturwissenschaftlichen Vernunft voll an Gottes Existenz glauben. Gott kränkelt vielleicht ein wenig, aber tot ist er noch lange nicht.

Die Atheisten gibt es deshalb, weil Gott einfach nichts Greifbares ist und die Naturwissenschaften wesentlich vorstellbarere Erklärungen liefern, für welche es früher die simple "Erklärung" Gott gab. Sie brauchen Gott nicht in ihrem Leben, weil es etwas besseres gibt. In diesem Fall die Naturwissenschaften.

Anders verhält es sich mit dem Klavier. Das Klavier ist greifbar, seine Existenz ist offensichtlich (im Gegensatz zu einer Gottesexistenz). Das "Sterben Gottes" mit einem potentiellen "Sterben des Klaviers" zu vergleichen hinkt also doch sehr im Vergleich. Dennoch versuche ich es einmal: Das Äquivalent zum Beispiel Gott würde also in etwa so aussehen, dass die "Klavieratheisten/Apianisten" (mir fällt kein Wort ein) nicht mehr an das Klavier "glauben" und es sterben lassen, weil es etwas Besseres als das Klavier gibt. Etwas, das musikalisch dem Klavier wesentlich überlegen ist und sich gegenüber diesem durchsetzt. Dann würde das Klavier sterben, wie Gott. Aber so wie an Gottes Stelle die Naturwissenschaft tritt, so würde an die Stelle des Klaviers ein noch besseres Instrument treten. Und in diesem Fall wäre es gar nicht schlimm, wenn das Klavier sterben würde. Denn es gäbe ja Ersatz.

Genau dies ist in der Geschichte ja auch schon oftmals passiert. Im Mittelalter spielte man z.B. auf einem Portativ, welches für damalige Verhältnisse ein wunderbares Instrument war, welches sämtlichen Vorgängerorgeln um ein weites überlegen war. Hätte man diese Umfrage hier unter mittelalterlichen Organisten gestellt, welche das Portativ als wunderschönes Instrument spielten und liebten - sie hätten wohl auch beschworen, dass das Portativ nicht sterben würde, da es so wundervolle Musik ermöglichte. Dennoch starb das Portativ (bis auf skurrile Museumsstücke) nach und nach aus, denn es folgten Weiterentwicklungen. Warum sollte man noch auf einem Portativ spielen, wenn man z.B. eine romantische Orgel mit vielzähligen Registern spielen kann?
Vermisst heute irgendjemand das ausgestorbene Portativ? Oder wegen mir auch noch frühere Formen wie die Hydraulis (die antike griechische Form der Orgel). Auch die Orgel, welche Karl der Große zu kaiserlichen Zeremonien als "Königin der Instrumente" hatte, würde heute wohl jeder Dorforganist ablehnen im Vergleich zu seiner verstimmten kleinen Dorforgel.

Ganz allgemein lohnt vielleicht bei dieser Fragestellung auch ein Blick in alte Zeiten, denn dort gab es das Klavier schließlich auch nicht, und die Leute konnten dennoch leben.

Auch interessant wäre die Frage, ob die Qualität der Musik unter dem Atheismus leidet. Ich persönlich bin z.B. Bach sehr dankbar, dass er "soli deo gloria" komponierte, denn ich vermute, dass ohne seinen Gottesglauben niemals so geniale Werke herausgekommen wären, zumal die musikalische Entwicklung der "ernsten Musik" vor Bach ja auch sehr eng mit der Kirche verknüpft war. Parallel dazu entwickelte sich wohl abseits der Kirche die Musik im Volk, welche im musikalischen Gehalt aber tendenziell wohl eher äquivalent zur heutigen hier im Forum ach so verpönten "U-Musik" sein dürfte und aus sich selbst heraus (quasi ohne Kirche, also ohne Gott) wohl nicht zur Entwicklung der klassischen Musik in der uns bekannten Form geführt hätte.

ein geist geht um in europa, der geist der ignoranz.
bald digitalisiert google unsere kreativität, wen juckts
Das ist nun wieder ein ganz anderes Thema (PS. Eigentlich müsste es heißen "ein GESPENST geht um...":D).
Ignoranz gab es wohl schon immer, und ob diese früher größer oder geringer war als sie heutzutage ist, fällt uns wohl schwer zu beurteilen. Ich glaube zwar auch, dass es heute einer Mehrheit leichter fällt ignorant zu sein. Je wohlhabender und fortschrittlicher, desto mehr Möglichkeiten hat der Mensch, ignorant zu sein. Dennoch glaube ich, dass es auch immer Menschen geben wird, die eben nicht ignorant sind. Und jene sind es (und waren es wohl auch früher), die etwas voranbrachten. Bach z.B. war im Jahrhundert nach seinem Tod wohl weniger präsent, als er es heutzutage ist. Nicht zuletzt weil ein Herr Mendelssohn-Bartholdy ihn wieder ausgrub und aufführte und somit in die Köpfe zurückbrachte (das ist jetzt vielleicht nicht das passendste Beispiel, aber das fiel mir spontan dazu ein).

Ebenso glaube ich auch, dass es nicht jeder ignoriert, dass Google mehr oder minder ungefragt vorhat, mehr oder weniger alle Bücher zu digitalisieren. Zumindest die lebenden Autoren werden wohl hoffentlich dagegen auf die Barrikaden ziehen. Das Problem daran ist aber eher weniger die Ignoranz der Gesellschaft, als deren Bequemlichkeit und Geiz. Denn wenn ich ein Buch o.Ä. womöglich kostenlos oder kostengünstig und schnell am PC abrufen kann, wozu sollte ich es dann mühsam und teuer kaufen oder gar in ein Archiv fahren um einen alten Wisch unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen anschauen zu dürfen? Nicht aus Ignoranz, sondern aus Bequemlichkeit und Geiz heraus wird Googles Konzept wohl aufgehen. Und das ist sehr schade.

Und nun weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich noch musikalisch schreiben wollte. Ich weiß nur, dass ich hier nun vieles spontan heruntergeschrieben habe, ohne allzu viel darüber nachzudenken. Sorry!;) Mag sein, dass es deshalb auch an manchen Stellen in meiner "Argumentation" hakt und dass ich auch nur gequirlte Sch... niedergeschrieben habe, aber vielleicht ist ja auch doch der ein oder andere brauchbare Aspekt darunter.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
:D

sowie Du Deine Aphorismen in Buchform herausgegeben hast, bestelle ich umgehend ein signiertes Exemplar!!!

nebenbei: der Geist hat noch ein paar Kumpel, die evtl. weniger harmlos sind...

Gruß, Rolf

den band könnten sich dann einige hier auf ihren steinway neben die besitzurkunde von 100 afroamerikanern stellen... bei dem humor der hier an den tag gelegt wird könnte man noch oscars wilds lebens"werk" mit dem buchrücken zur elitäre gesellschaft drauf packen.schrecklich.


aber schön, dass hier jeder zitate erkennt. und sogar auf meine falle ist niemand hereingefallen.

lieber sesam, endgeht dir nicht die ironie deiner letzten beiden einträge?;)


naja gehen wir mal 1,538461538... Schritte weiter auf die nächste meterebene und lassen böse buben der philosophie und verehrer der industrie hinter uns und sind einfachmal ganz direkt. ihr seid alles heuchlerund barbaren. wer von euch erkennt doch noch kunst komma wenn sie mit dem fernsehr auf einen einprügelt? IHR seid das gespenst(variation no I ) seid der dämon(noII) ,der böse geist. ihr tötet das Klavier!( liebe moderatoren, das diente der veranschaulichung und war keineswegs in irgendeiner hinsicht abwertend gemeint :rolleyes:)


guendola, den anstoß mit dem iran fand ich sehr interessant.


liebste grüße der apokalyptische reiter der moderne, der mephistopheles der kunst, sohn mozarts und der herr henry E steinway der stolpersteine, liebste grüße YANNIIICKKKK*tobender applaus*


übrigens
 
Erinnert mich irgendwie an Chiefs "Roter"-umnebelte Ablässe....
 
weiter auf die nächste meterebene und lassen böse buben der philosophie und verehrer der industrie hinter uns und sind einfachmal ganz direkt. ihr seid alles heuchlerund barbaren.

wow !!!

nach all dem Frost und nun matschigen Tauwetter, hätte ich vom neuen Jahr nicht erwartet, dass es sich noch zu großem Amüsement aufschwingt!

...die innovative wortwitzige, wiewohl etymologisch flasche (aber volksetymologisch machbare) Schreibweise der Meta-Ebene ist ja allerliebst :D (muss ich erklären, was volkseymologische Gleichsetzungen sind, so a la Geten = Goten usw.?)

Aber das ist mal eine frohe Botschaft: da ich vermutlich zu allen oder wenigstens zu den meisten gehöre, heuchle also auch ich und bin zugleich ein Barbar. Also Barbar sein, das ist richtig geil: keine Tischsitten, keine Rechtschreibung (man bedenke: die berühmtesten der Barbaren, nämlich Hunnen und Vandalen, waren nicht mal in der Lage, ihre eigene Sprache aufzuschreiben...), bzgl. Kultur nur an Edelmetall interessiert - - - ja also ob man nun vor über 1000 Jahren als Wikinger einen Kirchschatz plünderte, oder heute den astronomischen Geldwert irgendeiner Armbanduhr bewundert und sich diese gerne umhängt: das ist kein großer Unterschied. Oh Wonne der heuchlerischen Kulturbarbarei: Gemälde als Wertgegenstände erwerben... :D

Wie der Einsiedel am Ende von Grimmelshausens Simplicissimus (ein schöner Titel!), hebt auch Yannick zu einer Suada über den Weltekel an - im Unterschied zu Grimmelshausen etwas kürzer und wohl doch etwas weniger wortgewandt.

(((jede Wette, dass Yannick laut lacht, wenn er das liest - denn der kapiert das!)))

aber retour zu den Barbaren:
der klassische Barbar hatte ein festes Ziel: sich notfalls mit Gewalt ins römische Imperium zu integrieren (vgl. Wolfram, Scheibelreiter, Demandt u.a.) - allerdings stellte der klassische Barbar (also solche Leute wie Attila, Alarich, Theoderich, Geyserich u.a.) seine Integrtion doch als immensen Karrieresprung vor, denn die erstrebte Integration sollte zugleich in militärische und politische Spitzenfunktionen führen (((unter heutigen Gesichtspunkten eine beschleunigte Karriereplanung...))). Und siehe da, oder besser gesagt: und siehe im Geschichtsbuch - das gelang einigen der hochrangigen Barbaren :D. Dem kriselnden weströmischen Reich konnten sie sich und ihre Kriegerkaste als Ersatz für mangelnde Legionen andienen (übrigens durch ein typisch barbarisches Mittel: Gewalt), und so waren denn Leute wie Childerich (Vater Chlodwigs) ohne den üblichen Ämtergang, ohne die übliche Karriere zivilisierter (oft patrizischer) Römer schwupps General geworden.
...ulkigerweise hatten es die barbarischen Newcomer nicht leicht, ihre Leute ebenfalls ins "gelobte Land" namens Imperium Romanum zu integrieren: die Franken wollten nix vom römischen Steuerwesen wissen und reagierten auf Steuerbeamte mit so zünftigen wie handfesten Techniken wie Steinigung... (kann man nachlesen in: Prof. Scheibelreiter "die barbarische Gesellschaft", WBG, eine Mentalitätsgeschichte der Merowingerzeit) --- ui... die Chefbarbaren waren ruckzuck zivilisierte Polit- und Militärfunktionäre im Imperium und wollten auch nichts anderes sein - ihre Leute aber wollten lieber Aquaedukte zusammenhauen (was sie auch taten, allerdings das wiederaufbauen mangels technischer Kenntnis unterließen), die nichtbarbarische Bevölkerung schikanieren und sich großspurig breitmachen...

und dann gibts noch die geschichtsphilosophische Überlegung, dass die "Barbarenepoche" - welche nur wir als Völkerwanderung bezeichnen - eine Achsenzeit der europäischen Geschichte war (verkürzt gesagt: weg von der mediterranen europäischen Orientierung hin zur regionaleren nördlich ausgerichteten Orientierung, kurzum zum finstren Mittelalter). Jewgeni Zamjatin beschreibt das in seinem faszinierenden Roman Die Geißel Gottes (Hauptfiguren sind Attila und der byzanth. Historiker Priskos)

...übrigens waren Heuchelei, mehr aber noch Heimtücke die typischen Tricks der klassischen Barbaren, was sich sogar noch in den rudimentär überlieferten Gesängen derselben niederschlägt (Beowulf, Edda, Niebelungenlied)

und das wundersame: ob Franken, Goten, Burgunden, Vandalen oder Langobarden - die barbarische Kriegerkaste nebst Anhang machte nur ca. 5-10% der Bevölkerung des jeweils "beherrschten" Gebietes aus... da liegt der Schluss nahe, dass die "Barbaren" im spätrömischen Krisengebiet gar nicht ungern gesehen waren oder aber gar nicht als Barbaren, sondern als ganz normale imperiale Streitkraft wahrgenommen wurden...

ok, es gibt die leges barbarorum - Gesetzessammlungen, welche in vereinfachter Form nach dem Muster der römischen Rechtschreibung das zeitweilig kritische Nebeneinander von ethnischen Gruppen zu regulieren versuchte (besonders das burgundische und das westgotisch Recht)

schaut man sie sich mal genauer an: die sind gar nicht so uninteressant, die Barbaren :D

geschichtsbuchmäßige, dabei barbarisch geheuchelte Grüße,
Rolf
 
Metrische Metaphorik?

Was die Barbaren betrifft, sollte man nicht vergessen, daß sie Barbaren waren und ohne Hemmungen die nächstbeste Lyra benutzt hätten, um Rom anzuzünden, wäre Nero ihnen nicht zuvorgekommen. Allerdings braucht man für gute Rockmusik die Nachfolger von Barbaren und Lyren - schwere Entscheidung...

Im Übrigen - DonBos - gab es auch früher schon viele Atheisten, es kommt bei der Zählung immer auf die Sichtweise und nebenbei auch auf die Definition an (ein Atheist kann z.B. auch sein, wer nicht an einen personifizierten Gott aber trotzdem an eine höhere Macht glaubt). Es gibt zwar heute Bestrebungen, die Religionen als unterschiedliche Auslegungen der göttlichen Wahrheit zu verstehen, aber wo Bestrebungen sind, ist das Ziel in der Regel noch fern. Aus der Sicht unseres Kulturkreises waren Ketzer und Wilde jedenfalls praktisch immer in der Überzahl.

Aber noch ein neuer Gedanke zum konjunktiven Klavierschwund: Wer sollte mein Klavier stimmen? Ich würde ja vermutlich nicht mal einen Stimmhammer finden.

Und eine Frage: Wie sollte Kreativitität digitalisiert werden? Im ASCII Code? Der erzeugt immerhin abhängig vom verwendeten Browser manchmal ziemliche Kreativität in der Darstellung von Sonderzeichen, das wäre schon mal ein Anfang. Allerdings hat Google darauf kein Patent.
 

Zurück
Top Bottom