Vor einigen Tagen habe ich mich mit einem lieben und hilfsbereiten Menschen über ein Stück ausgetauscht. Mir wurde nahegelegt, es doch vielleicht einmal (ich sage jetzt: am besten öfter) anders zu versuchen. Also, nicht jeden Akkord und die Tonarten herausfinden zu wollen, sondern vielmehr den Zusammenhang und sich daraus ergebende Spannungslinien zu verstehen. Und dann bekam ich schriftlich eine harmonische Analyse für ein Stück. Dies habe ich ausgedruckt und mit ans Klavier genommen.
Dann habe ich nach und nach am Klavier nachvollzogen, was ich gelesen habe und das hat mich eine Weile beschäftigt und in Forscherlaune versetzt: Quintfall-Sequenz, Septakkorde auf den Stufen von es-Moll, Dominanten-Charakter, klingt leicht Subdominant; man erwartet dies, aber es kommt das, es müsste aufgelöst werden, wird es aber nicht.....
Ich habe also die Finger und die Ohren benutzt und gestaunt darüber was ich gehört habe (viel mehr als bisher). Und ich war beeindruckt davon, was man mit einem kurzen Stück alles ausdrücken kann (und wie man den Zuhörer in Erwartung hält, klanglich „in der Luft hängen lässt“, um ihn dann zu erlösen).
Ein Takt, der mich immer wieder ins Schleudern gebracht hat, lief auf einmal wie im Schlaf, weil ich ihn verstanden habe.
.....klingt für mich auch wieder mechanisch.......wo ist Entdeckerfreude, Lust und Spiel aus Dir selbst heraus?
Nicht so, als würdest du leicht und unbeschwert am Klavier experimentieren, dich an den Klängen erfreuen und Musik erklingen lassen, sondern als stünde da irgendwas ganz großes hinter, was du mit großem Ernst akribisch und (pseudo)wissenschaftlich angehen mußt, um dem gerecht zu werden.
Ich denke, dass ich jetzt verstehe, was Ihr meint.
Für Eure Denkanstöße danke ich Euch.