Eigene Kompositionen für Klavier

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lucaceto

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18. Apr. 2021
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Liebe Leute,

ich bin froh, hier ein noch lebendiges Forum gefunden zu haben, in dem Leute sich auch über eigene Kompositionen austauschen und möchte die Gelegenheit nutzen, euch Stücke für Klavier vorzustellen, die ich selbst vor allem in den vergangenen drei Jahren komponiert und eingespielt habe.
Die Stücke könnt ihr unter folgender Youtube-Playlist finden:

Im Einzelnen brauche ich dazu hier nicht so viel sagen, da es ja auch immer eine mehr oder weniger ausführliche Videobeschreibung gibt. Nur zur Einspielung so viel: Die Stücke habe ich alle am Klavier komponiert und meistens auch einem Kawaii CN33 Digitalpiano eingespielt. Die Einspielungen sind m. E. ganz gut anhörbar aber es gibt doch meistens´in den Aufnahmen noch kleinere Fehler und vor allem sehr häufig den Fall von etwas verschluckt klingenden Tönen, der teils mit der nicht so entgegenkommenden Tastenmechanik dieses Instruments teils mit meinen beschränkten pianistischen Fähigkeiten zusammenhängt. Der Schwierigkeitsgrad der Stücke ist unterschiedlich aber jedenfalls nicht so wahnsinnig hoch. Sehr freuen würde mich natürlich, wenn jemand mit größeren pianistischen Fähigkeiten und/oder einem besseren Instrument Lust hätte, das ein oder andere Stück mal einzuspielen. Noten habe ich teils schon angefertigt, kann sie aber für alle Stücke ohne größeren Aufwand jederzeit bereitstellen.

Im Freundes- und Verwandtenkreis ist es leider mit dem Interesse für dergleichen nicht weit her und ich finde es schade (wenn auch nicht allzu schlimm), dass ich mich kaum mit jemandem, dem eher klassische Musik ähnlich am Herzen, bislang darüber habe sprechen können. Oft heißt es dann nur sowas wie die Stücke seien zu traurig oder man könne sich so richtig schön eine Geschichte dabei vorstellen... Interessant sind solche Reaktionen allemal, weil man daran sieht, dass das, was der Hörer denkt, worum es geht und dem, was der Hersteller sich gedacht hat, ganz und gar auseinander liegen können. Ich jedenfalls denke normalerweise an gar nichts außer Musik beim Komponieren. Der erste und oft noch der zweite Einfall kommen normalerweise beim Improvisieren am Klavier und der Rest ist dann eben die Arbei, den Gedanken sinnvoll musikalisch zu verarbeiten. Beim Spielen dagegen hilft es vielleicht schonmal, an etwas zu denken.
Nun erwartet aber von meinen Stücken keine Offenbarungen in irgendeiner Hinsicht. Die Formen sind meist schlicht (oft einfach Varianten von A - B - A, manchmal mit fugalen Passagen) und stilistisch ist es meistens in einem klassischen oder romatischen Rahmen, bisweilen auch mit barocken oder neoklassizistischen Ausflügen bei manchen Stücken.
Dabei geht es mir aber nicht darum, einen Stil zu kopieren, sondern einfach die Dinge zu machen, die mir gefallen und die mir natürlich sind. Und vor allem ist das Selbstmachen von Musik ja auch immer ein Erforschen, ein Herausfinden, was funktioniert. Dieser Zugang hat sich für mich jedenfalls als fruchtbarer erwiesen als das bloße Durchstudieren von Harmonielehrebüchern, auch wenn gewisse Grundlagen darin sicherlich - aber nur als Ausgangspunkt - hilfreich sind.
So viel habe ich eigentlich gar nicht schreiben wollen...

Grüße
Luca
 
Ich hab mir aus Zeitgründen nur Deinen Ravel angehört (muß gleich zur Arbeit). Du hast Dich stark von der Sonatine inspirieren lassen, stimmt's? Als Stilübung, die manchmal knapp am Direktzitat vorbeischrammt, ist das jedenfalls gelungen.
 
Danke für die Rückmeldung! Die Sonatine stand da auch im Hintergrund, stimmt! So direkt zum Vorbild genommen hatte ich mir aber kein bestimmtes Stück sondern eben einen stilistischen Gesamteindruck von verschiedenen Stücken Ravels - Ursprünglich entstand das erste Thema sogar ganz unabhängig als Melodie für eine Gedichtvertonung. Aber gerade da hatte ich bei der Begleitfigur tatsächlich Ravels Sonatine vor Augen. Ansonsten sind bewusste oder unbewusste Inspirationsquellen aus Ravel neben der Sonatine sicherlich das Menuet antique, für melodische Phrasen vielleicht auch Jeux d'eau und Ondine aus Gaspard de la nuit und im Schluss des Mittelteils kann man vielleicht auch etwas an den zweiten Satz aus dem ersten Klavierkonzert denken.
Das 'manchmal knapp am Direktzitat vorbeischrammen', das dabei herrauskam und das ich gar nicht verleugnen möchte, könnte man ja vielleicht sogar als gerade typisch für die 'manière' Ravels nehmen!
Wichtig war mir aber überhaupt ausgehend von dem ersten Thema eine möglichst konsequente Durchformung. Das zweite Thema klingt so etwa (rhythmisch) an das erste an und der Mittelteil arbeitet ausschließlich mit den beiden Themen (wobei auch die Bassführung des zweiten Themas eine große Rolle spielt), die teils auch miteinander verflochten werden.
 
Ja, die Nähe zu Ravel ist sehr spürbar, das macht mir manchmal Bauchweh, weil es eben dann doch kein Ravel ist - das meine ich nicht abwertend, ich werde nur in meiner Erwartung betrogen.
Mir gefällt gut, wie Du Motive miteinander verwebst und sie miteinander tanzen lässt. Das finde ich sehr gelungen.
Allgemein würde ich mir aber lieber Ravel selbst anhören. Vielleicht ist es nicht so eine gute Idee in der Manier von jemandem zu schreiben - dies ist konstruktiv gemeint - , weil es schnell dazu führt, dass Hörer sich enttäuscht fühlen, und das ist unfair Deiner Kreativität gegenüber.
Allerdings verstehe ich Deinen Ansatz, dass Du nur schreiben möchtest, was Dir einfällt. Das halte ich auch so. Aber doch würde ich andere nicht kopieren. Einflussnahme gibt es natürlich.
Kleiner Schwank aus meinem Leben: Konzertexamen mit einem Cello. Auf dem Programm stand die Sonate von Cesar Franck. Außerdem haben wir ein Gedicht von else Lasker-Schüler selber vertont, das durchaus improvisativ neutönerisch war. Als ich in dieser Zeit des Enstehens und Probens einmal mit dem Auto irgendwo hin fuhr und in Gedanken bei der Musik war, fiel mir plötzlich wie Schuppen von den Augen, dass wir eine Passage in unserer Neukomposition hatten, die genau dem letzten Satz der Francksonate angelehnt war. Ich meine nicht die Melodien, sondern allein der strukturelle Aufbau der Frage-Antwortspiele. Das war völlig unabsichtlich geschen. Wir sehen, wie Einflüsse wirken.
So etwas passiert, aber doch sollte die Musik immer eigen sein.
Außer uns hat das nie jemand so wahrgenommen.
 
Es freut mich, dass das Stück gefällt. Das 'man fühlt sich betrogen' bei solchen bewussten Stilkopien kann ich ganz nachvollziehen. Andererseits weiß ich nicht recht, wie man sich überhaupt stellen soll zu der Frage nach dem Grade der Orientierung an dem, was schon da und ja auch, sei es auch nur vor dem eigenen Geschmack, bewährt ist. Kant hat sich mal notiert: "Wenn man Erfinder sein will, so verlangt man der erste zu sein; will man nur Wahrheit, so verlangt man Vorgänger". Man könnte ja meinen, mit der Schönheit sei es ähnlich wie mit der Wahrheit, dass es da eben so eine ewige Qualität gebe und dass, was gut gemacht ist, eben gut gemacht ist, egal in welchem Stil und gleich, ob der Stil schon dagewesen ist oder nicht und gleich, wann er dagewesen ist. Andererseits kann dieses Epigonentum auch wirklich kreativitätstötend sein und am Ende entsteht der Eindruck, man habe nur versucht, sich hübsche Kleider eines Anderen anzuziehen, die einem leider gar nicht passen. (Bei Ferdinand Ries habe ich manchmal dieses Gefühl, dass er Beethovensche Gesten probiert, die ihm gar nicht gelingen. Ansonsten finde ich seine Musik allerdings ganz reizend, wenn auch nicht sehr spannend.)
Ich lege ehrlich gesagt auf beides keinen sonderlichen Wert: Weder darauf, dass das, was ich mache unerhört neu ist, noch darauf, dass es irgendeinem bestimmten Stil angepasst ist. Aber ich bin mir schon dessen bewusst, dass meine Neigung wahrscheinlich stärker nach der zweiten Richtung geht, vielleicht aber auch, weil ich immer das Gefühl habe, dass das Eigene ohnehin immer durchkommt, wenn man nur nicht allzu Schulmeisterlich die Absicht verfolgt eben nur einen Stil durchzuanalysieren, um ihn dann möglichst genau zu imitieren. Und das habe ich nie gemacht. Das geht immer nur nach dem, was eben stimmig daherkommt.
Vielleicht kann man ja auch passende Kleider finden, wenn man eben kein Schneider ist oder wenn man Anlass hat zu besorgen, dass man sich ganz nackt nicht so gut ausnehme!
Das mit dem Ravel war auch eine etwas augenzwinkernde Hommage, die sich von selbst anbot, weil das Stück in Richtung seines Klanges ging, und weil ich gerade in dem Bedürfnis, eine Maske zu tragen, bei mir eine Verwandtschaft eben zu Ravel sehe. Und da fand ich es lustig, gerade eine Ravel-Maske anzuziehen und ihm auch den Titel zu entlehnen - von ihm stammen ja die beiden Stücke: À la manière de... Borodin/Chabrier).
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Luca,
hab jetzt zum 2. Mal reingehört, dieses Mal 1 bis 10 (bei 11 las ich was mit Mai, na ja es ist ja noch nicht Mai, deshalb hörte ich auf :003: ).
Also ich muss vom 1. (oder 2.) Eindruck her sagen: Super! Du kannst was! Das ist echte kompositorische "Arbeit". (nicht so´ne Improvisation, wie es manche machen und das dann als Komposition verkaufen). Wie Du oben geschrieben hast, in welcher Art du komponierst und dass es nur um die Musik geht etc., ja, das hätte ich so auch schreiben können! Und dann "gerät" man halt mal in bestimmte Stile hinein oder es "passiert", dass man hinterher feststellt, dass es die Wendung zumindest z. T. schon gibt. Du machst, was du machen möchtest, und das ist gut so!
Um noch mehr Reaktionen zu bekommen, wäre es schön, wenn du 3 Beispielstücke nennen könntest, denn alle 15 kennen zu lernen, um was schreiben zu können, ist mir zu viel. Am besten mit Noten! Die würde ich dann gerne genau anschauen. Na gut, äh schlecht, Experte bin ich nicht, aber andere tun´s dann ja vielleicht auch.

Bei der nächsten Hausarbeit höre ich nochmal rein.
Gruß, Terbi
 
Ich freue mich sehr über die positiven Rückmeldungen zu meinen Stücken! Klar, das ist natürlich sehr viel auf einmal, was ich hier jetzt vorgestellt habe.
Darum nehme ich gerne den Vorschlag von terbi auf, erstmal allerdings nur ein Stück noch etwas näher vorzustellen. Vielleicht gehe ich später dann noch auf andere ein.
Heute also zur 'Miniatur in A' (-Moll, wenn man nach dem Beginn des ersten Themas geht. Das Stück schließt in A-Dur, welches allerdings erreicht wird, indem das selbst schon modulierende Thema am Schluss in Cis-Moll einsetzt und dann eben auf A-Dur endet):


Dieses Stück habe ich auch damals gleich aufgeschrieben (was eigentlich gar nicht meine Gewohnheit ist, und mir bislang jedenfalls noch nicht zum Verhängnis geworden ist), weil ich es jemandem gewidmet hatte und kann daher hier auch die Noten zur Verfügung stellen (s. u.).
Es ist auf jeden Fall eines meiner liebsten Stücke auf der Playlist:
Es ist harmonisch recht bewegt und reichhaltig einerseits, andererseits aber formal sehr dicht aus wenigen Motiven gearbeitet, die in dem langen melodischen Bogen enthalten sind, der das eigentliche Thema des Stückes T. 1-18 darstellt.
Im Mittelteil wird dann mit einzelnen charakteristischen Motiven aus diesem Thema gearbeitet. So wird zunächst einmal das Motiv aus T. 11-12 und 13-14 aufgenommen und in einer Sequenz drei Mal hintereinander gebracht, ehe es wieder in die Schlusswendung des Themas mündet. Daraufhin steht dasselbe Motiv noch drei Mal anders harmonisiert auf der Stelle, wobei im Bass (T. 28 und 30) ein typisches Vorhaltmotiv eingeführt wird (der hier wegen der Bewegung der Melodiestimme allerdings nicht ganz auflöst), das im weiteren Verlauf des Mittelteils noch eine große Rolle spielen wird. Auch dieser Abschnitt endet nach dreimaliger Wiederholung des Motivs mit der Schlussformel des Themas allerdings dominantisch und mit dem Vorhaltmotiv in der Mittelstimme.
Dann beginnt der zweite Teil des Mittelteils, in dem in einer aufsteigenden zweifachen Sequenz mit einer Umkehrung der Schlussformel, dem Vorhaltsmotiv und einer absteigenden Basslinie gearbeitet wird, die schließlich auf einem als Dominante zu Cis-Moll fungierenden Gis-Dur Akkord (der ja im Durchgang durch durch Kreuztonarten erreicht wird) zum Stehen kommt, woraufhin wieder das erste Thema, diesmal also von Cis-Moll ausgehend, einsetzt.
Das Thema wird hier harmonisch identisch und mit identischer Basstimme wie zu Beginn gespielt und lediglich melodisch etwas gebrochen, klingt weniger gefestigt und etwas tastender als am Anfang, als müsste es sich nach dem, was im Mittelteil mit ihm passiert ist, noch etwas zurückfinden, was dann schließlich auch ab T. 65 geschieht, wo wieder die übliche Schlussformel unverändert gespielt wird und lediglich in T. 68 um das Vorhaltmotiv ergänzt wird.

Das Gemälde von Watteau und dessen Titel deuten etwas darauf hin, wie mir das Stück selbst, was seinen 'Ausdruck' betrifft, vorkommt: Es ist kunstvolle, aber zarte und etwas zerbrechlich wirkende Oberfläche, die aber doch immer aufrecht erhalten wird. Es ist mehr ein ästhetisches Spielen mit dem Gefühl als unkontrollierte Leidenschaft. Dahinter mag was sein oder auch nichts, aber damit ginge man auch nicht hausieren. Von dieser Seite, weniger von einer technischen Seite, hat auch dieses Stück vielleicht etwas ravel'sches, aber eben überhaupt auch eine Verwandtschaft zum Rokkoko, sowohl eben in der Malerei etwa Watteaus als auch in der Musik französischer Komponisten wie Rameau und Couperin.

Eigentlich wollte ich ja mit diesem Beitrag einen schnelleren Zugang zu meinen Stücken erleichtern, indem ich nur eines erstmal vorstelle, aber nun habe ich vielleicht etwas viel zu lesen gegeben...
 

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als Miniatur, quasi als Albumblatt, halte ich dein Stück in A für richtig gelungen!
Eine melodiöse und abwechslungsreiche Stilübung, möglichst schlicht gehalten in spätromantischer Weise (die 2-3 großen Septimen und Sekundreibungen nehme ich nicht als speziell a la Ravel wahr - eher höre ich eine Ähnlichkeit zu den kleinen Klavierstücken von Alec Rowley)

was mir aber nicht einleuchtet:
überhaupt auch eine Verwandtschaft zum Rokkoko

zur Notation:
Takt 1-14 könnten es vertragen, wenn du den Bass (1.Viertel) als punktierte Halbe schreiben würdest, denn darauf läuft die Pedalnahme (du schreibst keine vor, aber die Aufnahme ist pedalisiert) heraus
Takt 15 lockert das dann auf, wenn hier das 2.Viertel als Halbe notiert wäre
(ab Takt 35 machst du das ja mit so einer Notation)
Takt 64-Schluß versteckt originell die "spanische Kadenz" :-)
der Schlußakkord: warum nicht oben im Diskant e-a-#c-e, also die Quinte als höchsten Ton? Den Grundton a hast du ja schon in der Bassquinte, mit Quinte ganz oben würde es schwebender klingen.
 
Danke, das sind wirklich gute Hinweise! Die Anmerkungen zur Notation sind natürlich ganz richtig und ich werde sie, wenn ich nochmal daran gehe, ganz übernehmen.
Auch das mit dem Schlussakkord stimmt: Es klingt viel schwebender, mit der Quinte oben. Ich habe das Gefühl, ein schwieriges Verhältnis zu Schlüssen zu haben: Früher (man hört es noch in der Aufnahme zur alten C-Dur-Bagatelle, deren Schluss ich darum auch nochmal ganz überarbeitet habe) hatte ich immer das Bedürfnis, den Schlussakkord nochmal und nochmal zu bestätigen - es konnte gar nicht Schluss genug sein! Und ein bisschen ist es hier auch so: Wenn ich die Quinte oben habe, spüre ich gleich das Bedürfnis, wenigstens zur Terz runter zu gehen (wie z. B. in der C-Dur Fantasie am Schluss). Objektiv, wenn man davon hier überhaupt sprechen kann, scheint mir aber die Lösung mit der Quinte dem Charakter des Stückes wirklich am angemessensten zu sein...

Das mit Ravel und Rokkoko wollte ich ja gar nicht technisch verstanden wissen - Da ist sicherlich wenig Ravel und Rokkoko! Da geht es eben um diese Ausdrucksseite, der wahrscheinlich am Ende doch immer ein unauslöschlicher Rest von Subjektivität (oder sogar deutlich mehr als nur ein Rest) anhaftet. Ich wollte damit nur sagen, dass dieses das Affektive zum Spiel machen, dieses Verstecken von Leidenschaft hinter Formen und Formeln etwas ist, was für mich jedenfalls sowohl zur Anmutung von Rokkokunst als auch oft der Musik Ravels gehört und mein Stück kommt mir in diesen Aspekten ähnlich vor.

Aber zu dieser Sache mit dem 'Ausdruck' noch eine Bemerkung: Ich meine nicht, dass die Qualität eines Werkes mit einem bestimmten Ausdruck zusammenhängt, den der Künstler sich vorgenommen hat zu erreichen und an dem sich sein Werk messen müsste. Der Ausdruck, oder die Möglichkeit für den Rezipienten, einen Ausdruck wahrzunehmen, kann sich bei der Produktion ganz nebenbei ergeben, einfach nur aus dem Auffinden und Arrangieren von Material. Es ist vielleicht weniger ein bestimmter Ausdruck, auf den es ankommt, und der ja immer sehr subjektiv bedingt bleibt, sondern vielmehr die Einheit des Ausdrucks überhaupt, die vielleicht bloß ein Nebenprodukt der Schlüssigkeit der künstlerischen Gestaltung ist. (Oder doch das, woran diese Schlüssigkeit erst ermessbar wird?)
 
Ich finde dein Stück einfach nur schön! :blume: :027::blume:
 

Ohne dafür gleich ein neues Thema aufmachen zu wollen, würde ich hier gerne noch mein jüngstes Stück - und endlich mal wieder eins, das gelungen finde - etwas vorstellen. Da ich Noten immer nur nach Bedarf im Nachhinein aufschreibe und das Stück erst heute fertig geworden ist, muss es leider diesmal bei der Einspielung (die in verschiedener Hinsicht auch nicht so wahnsinnig gelungen ist) bleiben. Ein Notenbedarf würde sich nun vor allem dann ergeben, wenn sich jemand dazu herablassen wollte, das selbst zu spielen - Meinesteils würde ich gerne mal jemanden, der etwas besser spielt als ich meine Stücke spielen hören...



Mehr noch als der 'Ravel' ist das unter allen meinen Stücken dasjenige, das von den ersten Ideen bis zur Fertigstellung am längsten gebraucht hat. Das ist immer so eine Schwierigkeit: Wenn man mit einer Sache nicht schnell genug zu Rande kommt, besteht die Gefahr, dass man sich nicht mehr so recht in ein Stück und dessen ursprüngliche Impulse, wenn man so sagen kann, hineinversetzen kann.
Außerdem: Hier handelt es sich um ein Rondo, dessen erstes und zweites Couplet in keinem direkten motivischen Zusammenhang zum Thema stehen und sich lediglich (allerdings eindeutiger als das Thema selbst) an dessen barocken Charakter anschließen. War aber erstmal dieses Material beisammen, hatte ich sehr das Bedürfnis auch innerhalb der Rondoform (wie es ja auch nicht unüblich ist) bei den weiteren Themeneinsätzen zu variieren und auch im dritten Couplet mit dem Material zu arbeiten, das schon vorhanden war. Hier war nun die Schwierigkeit: Einerseits mit dem vorhandenen Material zu arbeiten, andererseits aber doch ein letzes Drittl gestalten zu wollen, das interessant und neu klingt und alles nocheinmal in ein anderes Licht setzt. Für mein Empfinden ist das jetzt einigermaßen gelungen.

Falls es jemanden interessiert, hätte ich sogar noch eine Aufnahme einer früheren, sehr viel bescheideneren und kürzeren und m. E. in ihren verschiedenen Teilen sich nicht gut zusammenfügenden Fassung des Stückes mit einem völlig anderen, nicht mal entfernt barockisierenden zweiten Couplet.
 
HAch, das war jetzt genau richtig als Ausklang des Tages! Ein schönes, frohes Stück Musik.
Es ist unpretenziös und leicht, aber dabei nicht billig, sondern rundum schön.
Danke Dir!
 
Schön, abwechslungsreich und durchdacht, pfiffig mit den Barock-Elementen.
Und du spielst Deine Werke sehr gut, was im heutigen YT-Zeitalter keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Gefällt mir sehr!
 
@Tastatula: Das ist natürlich überhaupt am schönsten zu hören, wenn, was man gemacht hat, nicht bloß irgendwie anerkannt wird, sondern auch wirklich erfreut - das wiederum freut mich also wirklich sehr!

@antje2410: Gerade mit dieser Aufnahme bin ich gar nicht so sehr zufrieden (bei meinen meisten Aufnahmen gibt es ja ein paar Fehler und dynamische oder sonstige Unzulänglichkeiten, aber diesmal war ich besonders wenig gewissenhaft, weil ich, nachdem das Stück nach so langer Zeit endlich mal einen Abschluss gefunden hatte, mich gar nicht mehr zurückhalten konnte, es auch gleich einzuspielen). Darum häufen sich hier auch die kleinen Fehler, Ungenauigkeiten im Zusammenspiel der Stimmen und ja ganz besonders auffällig: Das Tempo wird (etwa ab dem zweiten Themeneinsatz) merklich langsamer.

Aber im Allgemeinen ist es schon so, dass es für mich recht frustrierend wäre, die Dinge, die ich komponiere nicht auch selbst zum Klingen bringen zu können. Darum komponiere ich ja auch beinahe nur noch für das Klavier - was aber auch daran liegt, dass ich ja ohnehin auch fast nur noch am Klavier komponiere, einerseits, weil viele Einfälle bei der Improvisation entstehen, andererseits - und das ist viel wichtiger - weil meine musikalische Einbildungskraft ohne diese Stütze leider bei Weitem nicht zur Bildung einer angemessenen Klangvorstellung eines Notentextes hinreicht. Und selbst im Ausgang von der Klangvorstellung ist die merkwürfdige Erfahrung, dass der Weg von dieser zum Finger sehr viel tadelloser funktioniert als der zum Notenblatt. Das ist wahrscheinlich ein nicht endender Streit, ob man das tun sollte, am Klavier komponieren - Aber glücklich sind die, die sich das aussuchen können.
So ist dann jedenfalls auch gleich mit sichergestellt, dass ich auch einigermaßen komfortabel spielen kann, was ich komponiere.
 
Hallo Luca, willkommen bei Clavio.

Die Stücke sind musikalisch nicht so meine Richtung ... aber dafür bin ja allein ich verantwortlich.
Ich erkenne jedenfalls die kompositorische Arbeit, die du in die Stücke gesteckt hast und mir gefällt sehr, dass man eben nicht einfach Melodie und Begleitung hört, sondern beide einander auch melodisch umspielen, miteinander korrespondieren und so weiter.
Ein Ohrenschmaus für jemanden, der selbst komponiert, nur eben in einer ganz anderen Richtung.
So ist dann jedenfalls auch gleich mit sichergestellt, dass ich auch einigermaßen komfortabel spielen kann, was ich komponiere.
Da sage ich dir aus meiner eigenen Erfahrung mit meinen Stücken:
Das ist echt Gold wert.

Ich habe vor kurzem ein Notenblatt gefunden ... eine Komposition von mir ... das liegt nun seit fast zwei Monaten auf dem Notzenpult am Digi und ich kann allenfalls einzelne Passagen davon spielen und habe mich schon gefragt, ob das eventuell ein Klavierauszug aus einem meiner drei Stücke für kl. Orchester sein sollte (wenn es das sein sollte, dann ist der so schlecht gemacht, dass ich es nicht wiedererkenne).
Natürlich steigert das nicht gerade meine Motivation, mir diese Eigenkomposition draufzuschaffen ... oder auch nur effektiv an ihr zu arbeiten. Momentan kommt mir das alles noch so unbekannt vor (es muss jahrzehnte alt sein ... leider habe ich es damals nicht datiert) und mein ansonsten recht gutes Muskelgedächtnis zuckt bei den Sachen, die ich spielen kann, auch nur mit den Schultern.

Wenn du das umgehen kannst, dann ist das sehr sehr gut.

Ich kann mir immer wieder nur sagen:
"Was interessieren mich meine elendigen Finger, wenn der Geist über mich kommt".
Manchmal schreibe ich halt Zeug, das ich erst nach jahrelanger Übung auch sauber durchspielen kann.
 
Danke für's Willkommen.

Naja, ob man für seinen Geschmack verantwortlich ist? Aber ich versteh schon, was du meinst und denke auch, dass es entscheidend ist, diese beiden Seiten zu unterscheiden: Die Frage, ob ein Stil oder ein bestimmter Ausdruckswille einem zusagen und man sich damit identifizieren kann und die davon ganz verschiedene Frage nach musikalischer Qualität (Schlüssigkeit, Nichttrivialität ein gewisses Maß an Kunstfertigkeit usw.) und da freut mich natürlich besonders, wenn du letztere in meinen Stücken erkennst, auch wenn sie ansonsten nicht so dein Fall sind.
Hast du von dir auch mal was hier vorgestellt? Jetzt wäre ich doch etwas neugierig, in welche Richtung das bei dir geht.
Dieses Spiel der Stimmen miteinander ist jedenfalls auch etwas, was ich besonders gerne mag. Das schlägt natürlich mehr durch, wenn das im ersten Einfall eines Stückes schon angelegt ist, wie hier im Thema. Ich hab ja auch ein paar Sachen, die doch mehr dem klassischen Schema Melodie - Begleitung folgen, aber auch da bekomme ich dann wohl unbewusst bisweilen so ein schlechtes Gewissen, dass wenigstens ein Fugato nicht fehlen darf (wie etwa in der C-Dur-Fantasie)...

Ja, mit meinem Geist ist es, wie gesagt, wohl so, dass er mir am liebsten durch die Finger fährt, wenn ich am Klavier sitze - In meinen Kopf will wohl nicht so recht Geist einkehren...

Übrigens habe ich eben das Stück noch mal neu aufgenommen. Es gibt noch immer einige Dinge, die mich stören, aber die Aufnahme dürfte jetzt etwa auf einem Niveau sein, das ich sonst habe durchgehen lassen. Ich häng das mal hier an. Ob ich das bei Youtube reinstelle oder vielleicht nochmal neu aufnehme (zumindest das Rauschen würde ich auch gern nochmal reduzieren), überleg ich mir lieber nochmal vor einem weiteren Schnellschuss.
 

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  • Rondo in d Moll Neue Aufnahme.mp3
    6,8 MB
Sehr erfrischend - und erfreulich obendrein, da man mitlerweile beim Kapitel Clavio/Eigenkompositionen meist mit irgendeinem TEY-Versuch rechnen muss. :-(

Kompliment und Hut ab!
 

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