Durchhaltevermögen trainieren

L

louiten

Guest
Liebe Kollegen,

ich habe eine Schülerin (6. Klasse), welches fast kein Durchhaltevermögen zeigt. Im letzten Schuljahr weinte sie deswegen mehrere Male während des Unterrichts.
Ich weiss, dass die Eltern sehr vermögend sind, dass sie sie Zuhause kaum zum Üben auffordern, der Vater scheint nicht so oft da zu sein; wohl wird sie stark verwöhnt; in den Unterricht kommt sie sehr gerne und auch ich unterrichte sie gerne.
Gerne würde ich sie in diesem Bereich fordern und bin nun auf der Suche nach Ideen. Kennt ihr vielleicht Übungen, welche sich bewährten?
Besten Dank für eure Hilfe!

Liebe Grüsse
Lou
 
Ich denke, die Frage ist doch: In welchen Situationen hat sie kein Durchhaltevermögen, und wie äußert sich das? Ist das immer und bei sämtlichen Konzentrationsaufgaben in ihrem Leben so, oder ausschließlich im Klavierunterricht? Dann würde mehr Abwechslung helfen: Mindestens alle fünf Minuten, besser noch alle drei, etwas verändern. Es kann sich trotzdem noch um dasselbe Thema drehen, aber die Herangehensweise kann dennoch geändert werden. Das hält wach und interessiert. Kein normales Kind kann 45 Minuten still auf dem Hocker sitzen und Noten üben :-)
 
Hallo Stilblüte, besten Dank für deine Antwort.
Wenn wir an einer Stelle üben (welche für sie gut zu meistern ist), verliert sie die Geduld und gibt auf und es äussert sich eben in weinen. Ich denke, es ist ein grundsätzliches Problem bei ihr. Dass kein Kind 45 Minuten still sitzen kann ist mir völlig klar, da ist Abwechslung sicherlich eine gute Idee.
Jedoch möchte ich gezielt am Bereich Durchhaltevermögen arbeiten (in ihrem Wissen), so dass sie an ihre Grenze stösst und lernt, nicht aufzugeben und etwas bis zum Schluss durchzuziehen.
Vielleicht haben ja gewisse Kollegen auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt.
 
Vielleicht kann man so überlegen - woher kommt Durchhaltevermögen? In diesem Wort steckt "mögen", das heißt, man hält durch, weil man durchhalten will. Und warum will man es? Weil man damit rechnet, dass es sich lohnt. Und wann lohnt es sich? Wenn man ein Erfolgserlebnis hat. Vielleicht hat das Mädchen noch nicht oft genug erfahren, wie schwer im positiven Sinne es wiegt, wenn man "hart" arbeitet und dafür am Ende die Früchte erntet. Vielleicht kann man so etwas zunächst spielerisch üben, das heißt in Situationen, die noch weniger anstrengend sind, trotzdem aber Geduld und Zeit brauchen, und wo mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Erfolgserlebnis eintritt und sie dies auch erwarten kann.
Dieses Gefühl macht süchtig :D

Möglichkeit z.B. - sehr leichte Vierhändigliteratur, ist nicht scher, bringt Spaß, klingt toll etc., oder auch leichte Musiktheorie-Spiele, Knobel-Spiele bei denen sie nebenbei noch etwas lernt - am besten solche Dinge immer im Wechsel machen, so dass auch der Lehrer mal "dran" ist und vorlebt, wie man durchhält und dafür dann etwas gewinnt.
 
@Stilblüte: das mit dem 'mögen', das sehe ich genauso, vielleicht hat sie tatsächlich noch wenig oft genug erfahren, was es bedeutet, hart zu arbeiten und dafür belohnt zu werden.
Einfache 4händige Literatur, Knobelspiele und Musiktheoriespiele finde ich gute Ideen, herzlichen Dank! Vielleicht hilft es meiner Schülerin, wenn sie Erfolgserlebnisse auch nicht am Instrument macht.
 
@Micaiah: herzlichen Dank für deine Antwort.
Ich habe auch den Eindruck, dass ihr Problem genau in diese Richtung (Leistungsdruck/Versagensangst) geht und nicht generell mit dem Klavierspiel und -unterricht zu tun hat.
Das Weinen hat sich inzwischen gelegt, jedoch hat sie einfach grundsätzlich Mühe, an einer Übung dranzubleiben und möchte, wenn es ein bisschen schwieriger wird, auf etwas anderes ablenken (vielleicht weil sie realisiert, dass die Übung noch nicht klappt und sie wird vielleicht frustriert/ängstlich).
Ich denke, ich werde mit ihr, klar angesagt, fordernde Übungen machen, wo's ums Durchhalten geht (für konkrete Ideen bin ich natürlich sehr dankbar :) ), und mit ihr die Übungen nachbesprechen, um ihr aufzuzeigen, um was es mir geht und dass ihr Verhalten und ihre Leistung in jedemfall gut ist.
 
Eine Möglichkeit wäre Improvisation - da kann man nämlich weder falsch spielen, noch versagen. Natürlich gibt es auch objektive Bewertungskriterien und so weiter und so fort, trotzdem ist es ein ganz anderes, viel freieres Musizieren. Und auch hier kann man Aufgaben stellen, die es zu erfüllen geht - ohne dass man konkrete Fehler machen kann. Zum Beispiel: Wir komponieren ein Stück, das eine Minute dauert - das eine ABA-Form hat - das besonders die Dynamikmöglichkeiten des Flügels herauskehrt - in dem sich die Hände mehrmals überkreuzen - in dem man das Pedal von Anfang bis Ende getreten hält - in dem ein Motiv verarbeitet wird, was man sich gemeinsam überlegt - und so weiter... Wenn man ein fertiges Musikstück oder eine (aufgenommene?) Improvisation hat, ist das ein total tolles Erfolgserlebnis!
Anfangs natürlich nicht überfordern und mit ganz ganz leichten Dingen anfangen - z.B. nur drei Tasten zur Auswahl und einen Rhythmus vorgeben, oder der Lehrer begleitet links, spielt mit rechts was leichtes vor, der Schüler spielt es nach, dann spielt der Schüler vor und der Lehrer spielt nach etc.
 
Noch eine Idee:
Sind ihr ihre bisherigen "Erfolge" eher zugeflogen? Dann weiß sie evtl. gar nicht, dass sie sich jetzt richtig anstrengen muss und denkt, sie hätte es auf Anhieb schaffen sollen und weint deshalb.
Vielleicht machst du ihr klar, dass sie jetzt an einem Punkt angelangt ist, an dem sie den Knoten massieren muss, bis er sich löst - und das kann dauern, mal mehr, mal weniger lang.
 
es ist ja schon angeklungen, dass es sich evtl. um ein generelles Konzentrationsproblem handeln könnte. Deshalb würde ich möglichst bald mit den Eltern und bei Bedarf auch mit Schullehrern sprechen.
Falls es auf eine Krankheit hinausläuft, wäre es wichtig, die Krankheit zu erkennen und ernst zu nehmen, professionelle Hilfe anzubieten und nicht laienhaft herum zu doktern.
Falls es sich bei der jungen Schülerin "nur" um ein verzogenes Gör handelt, wären andere Angriffspunkte abzuklären.
 

Noch eine Idee:
Sind ihr ihre bisherigen "Erfolge" eher zugeflogen? Dann weiß sie evtl. gar nicht, dass sie sich jetzt richtig anstrengen muss und denkt, sie hätte es auf Anhieb schaffen sollen und weint deshalb.
Vielleicht machst du ihr klar, dass sie jetzt an einem Punkt angelangt ist, an dem sie den Knoten massieren muss, bis er sich löst - und das kann dauern, mal mehr, mal weniger lang.
Leider wurde nicht gesagt, ob das Mädchen eventuell überdurchschnittlich intelligent ist, nur dass sie materiell verwöhnt ist, ist meiner Meinung nach gar kein Punkt.

Wenn die Eltern sie nicht zum Üben anhalten ist das ein extremer Punkt!

Es wäre vielleicht zu ergründen,

wollte das Mädchen überhaupt Klavierlernen, oder wurde es mit einem Flügel beglückt und sieht sich unter Erfolgszwang vor Eltern, die keine 'Ahnung vom Instrumentspiel haben und denken, man "kauft" sich Klavierspielenkönnen durch Unterricht - ohne zu merken, dass der Unterricht nur die Lerninhalte bestimmt, aber nicht das regelmäßige Üben ersetzt.

Und natürlich gibt es auch noch den Punkt, dass die didaktische Herangehensweise an eine Übungssequenz von der Lehrerin selbst für dieses Mädchen unpassend ist - zu große Schritte also überfordern, oder zu kleine - ihr babyhaft erscheinende und damit erniedrigend also unterfordernd-,

Oder das Üben an sich ist nicht gelernt worden. Einfach sagen, das üb mal zu Hause, reicht manchmal nicht, man muss auch sagen wie und in welchen Schritten. Manchen Kindern hilft es, wenn man Zahlenangaben macht, z.b. erst 10x dieses, dann 10x jenes, dann etwas schwierigeres unter Einbindung der zuerst geübten usw.

Und ihr auch sagen, sie soll eine Zeit bestimmen, zu der sie immer übt - auch ein Gespräch mit den Eltern suchen, eventuell macht sie ja noch andere Sachen wie Reiten, Schwimmen und co. und es kommt keine Muße zum Üben.

Weinen allein heißt einfach, das Kind schämt sich und ist verzweifelt. Gerade die intelligenteren und ehrgeizigen reagieren so.

Im Ernstfall wäre es auch angeraten, als Lehrerin die Größe zu haben, und das Mädchen mal bei jemand anderem eine Stunde nehmen zu lassen - es kann sein, dass einfach der jetzige Unterricht ihr nicht gerecht wird.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Man kann es alles zerreden und zeranalysieren.

Aber man kann es auch kurz und knapp sagen: Ein verwöhntes, verkorkstes Gör.

Ich finde nicht, dass es Aufgabe des KL ist, sich in so einem Falle endlos den Kopf zu zerbrechen und 1000 Extra-Maßnahmen und Zugeständnisse zu ersinnen.
Sondern man spreche mit der Schülerin und den Eltern; erkläre, wie so ein Unterricht abzulaufen hat und was seitens des Schülers und der Eltern dazugehört, damit der Unterricht Sinn macht; und wenn die nicht kooperativ sind, beendet man den Unterricht halt. Peng, aus.

Wenn man sich so viel Extra-Mühe gibt, dann bestätigt man doch bei der Schülerin noch die verwöhnte Weltsicht, dass sich die Welt nur um sie dreht und dass sie nur "Piep" machen muss (oder manipulativ in Tränen ausbrechen muss), damit die Erwachsenen ihr wieder brav zu Diensten sind.

Klar, das ist nicht die Schuld der Schülerin, sondern der Erziehung durch ihre Eltern; aber das ist nun mal der Ist-Zustand und der einzige Teilaspekt, auf den man evtl. etwas Einfluss nehmen kann.

LG,
Hasenbein
 
Ich finde nicht, dass es Aufgabe des KL ist, sich in so einem Falle endlos den Kopf zu zerbrechen und 1000 Extra-Maßnahmen und Zugeständnisse zu ersinnen.
Die Grundproblematik hat mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ihren Ursprung auf außermusikalischem Terrain: Der Erfolg stellt sich nicht ein, also greift Papa nochmal tief ins Portemonnaie und alles wird gut? Genau das funktioniert nicht, sobald man sich auf einem Gebiet betätigt, auf dem es ohne Eigenleistung und eigene Anstrengungen letztlich nicht funktioniert. Die Musik gehört genauso zu diesen Gebieten wie beispielsweise der Sport: Entweder sind die Motivation und die Bereitschaft, ins Schwitzen zu geraten, stark und nachhaltig genug - oder man ist in diesem Metier fehl am Platze, egal wie teuer die Ausrüstung war. Als zusätzliche Komplikation könnten die Anfänge der Pubertätsjahre zusätzlich für Instabilität und geringe Belastbarkeit sorgen.

Bei "1000 Extra-Maßnahmen und Zugeständnisse(n)" wird diese ungelöste Problematik nur in die Zukunft verschoben und sich schlimmstenfalls ständig wiederholen.

auch ein Gespräch mit den Eltern suchen, eventuell macht sie ja noch andere Sachen wie Reiten, Schwimmen und co. und es kommt keine Muße zum Üben.
Auch das ist gar nicht so selten: Wo ausreichend Finanzmittel für alle möglichen Hobbys gleichzeitig vorhanden sind, fehlt es oftmals an Intensität und Nachhaltigkeit - da kann es sogar einen regelrechten Wettbewerb unter Eltern in den gehobenen Schichten geben, bei dem es um Repräsentation pur geht. Mein Kind besucht das teuerste Internat, hat die teuersten Hobbys, bei der Ausrüstung sind nur die exklusivsten Marken gerade gut genug - und das Bespaßen nimmt eine Größenordnung an, die nicht mehr spaßig ist. Auffallend unglückliche und unzufriedene Kinder sind keineswegs automatisch im Hartz-IV-Milieu zuhause, es kann sich auch um Nachwuchs aus schwerreichem Hause handeln. Im erstgenannten Falle ist der Mangel offensichtlich, im letztgenannten Falle wird mit dem vielen Geld der Anschein erweckt, man könne alles im Leben mit Geld lösen.

Fazit: Durchhaltevermögen kann man nicht gezielt mit bestimmten Übungen fördern, man kann lediglich durch ein fundiertes und abwechslungsreiches Lernangebot Interesse wecken. Wo nichts oder zuwenig an Interesse vorhanden ist, kann man auch nichts wecken. Erfolgserlebnisse können die Entwicklung von Problemlösungskompetenz fördern - aber die nötigen Voraussetzungen sollte man eben auf Schülerseite mitbringen.

LG von Rheinkultur
 
@Stilblüte: ein Stück zu komponieren finde ich eine sehr gute Idee, um Erfolgserfahrungen zu machen. Danke!
@JackyJoker:
Vielleicht machst du ihr klar, dass sie jetzt an einem Punkt angelangt ist, an dem sie den Knoten massieren muss, bis er sich löst - und das kann dauern, mal mehr, mal weniger lang.
Herzlichen Dank für das schöne Bild!! :)
@elli: Sie möchte Klavierlernen und kommt gerne in den Unterricht. Ich getrau mich auch zu sagen, dass es wohl nicht an der Didaktik liegt.
Oder das Üben an sich ist nicht gelernt worden. Einfach sagen, das üb mal zu Hause, reicht manchmal nicht, man muss auch sagen wie und in welchen Schritten. Manchen Kindern hilft es, wenn man Zahlenangaben macht, z.b. erst 10x dieses, dann 10x jenes, dann etwas schwierigeres unter Einbindung der zuerst geübten usw.
Danke für den Hinweis, vielleicht hilft es, wenn ich mehr präzisiere.
Im Ernstfall wäre es auch angeraten, als Lehrerin die Größe zu haben, und das Mädchen mal bei jemand anderem eine Stunde nehmen zu lassen - es kann sein, dass einfach der jetzige Unterricht ihr nicht gerecht wird.
Dies finde ich auch eine gute Idee, danke vielmals!!
 
@hasenbein:
Ich finde nicht, dass es Aufgabe des KL ist, sich in so einem Falle endlos den Kopf zu zerbrechen und 1000 Extra-Maßnahmen und Zugeständnisse zu ersinnen.
Lieber Hasenbein, danke für den Kommentar. Ich sehe es auch so, es ist nicht unsere Aufgabe, 1000 Extra-Massnahmen für die Schüler zu ersinnen; wir sind ja schliesslich keine Psychologen und Psychiater.
Aber trotzdem vermischt sich fachliches mit methodischem mit didaktischem mit psychologischem und ich versuche auch, falls möglich den ganzen Menschen in Betracht zu ziehen und in jedem Schüler eine eigene Welt zu sehen.
Bei der Schülerin weiss ich, dass sie Klavier lernen möchte und gerne in den Unterricht kommt. Und weiss, dass sie von ihrem persönlichen Umfeld nicht gut unterstützt wird.
Ich möchte sie aber nicht aufgeben, nur weil es für mich schwierig mit ihr ist und sie sehr langsame Fortschritte macht. Für mich ist sie eine herausfordernde, schwierige Schülern.
Aber weil ich den Eindruck habe, sobald sie wirklich begreift, wieviel sie arbeiten muss, sobald sie wirklich mehr Durchhaltevermögen zeigt, wird sie gut vorwärtskommen und viel Spass am Klavierspielen haben.
 
@Rheinkultur: besten Dank für deinen Kommentar. Ich schätze die Situation ähnlich ein wie du, jedoch
Fazit: Durchhaltevermögen kann man nicht gezielt mit bestimmten Übungen fördern, man kann lediglich durch ein fundiertes und abwechslungsreiches Lernangebot Interesse wecken. Wo nichts oder zuwenig an Interesse vorhanden ist, kann man auch nichts wecken. Erfolgserlebnisse können die Entwicklung von Problemlösungskompetenz fördern - aber die nötigen Voraussetzungen sollte man eben auf Schülerseite mitbringen.

LG von Rheinkultur
habe ich den Eindruck, dass man das Durchhaltevermögen schon trainieren kann, weil ich der Ansicht bin, dass nichts umsonst kommt (ausser der Regen :) ) und man fast alles üben kann, solange man nur will. Durchhaltevermögen üben könnte man eben vielleicht z.B. durch Interesse wecken mithilfe abwechslungsreichen Unterrichts; oder vielleicht, indem man die Thematik im Unterricht anspricht und dann gezielt in diese Richtung arbeitet.
Ob es aber als Klavierlehrer unsere Aufgabe ist, Durchhaltevermögen mit unseren Schülern zu erarbeiten, oder ob dies aber unseren Aufgabenbereich verlässt, sei dahingestellt. Dies entscheidet am Ende wohl jede Lehrperson für sich.
Ich für mich persönlich möchte mich einmal auf dieses Terrain begeben, auch als persönliche Herausforderung, und im Glauben daran, dass ich meiner Schülerin auf diese Weise weiterhelfen kann.
 
Ob es aber als Klavierlehrer unsere Aufgabe ist, Durchhaltevermögen mit unseren Schülern zu erarbeiten, oder ob dies aber unseren Aufgabenbereich verlässt, sei dahingestellt. Dies entscheidet am Ende wohl jede Lehrperson für sich.
Das hier angesprochene "Durchhaltevermögen" ist keineswegs eine Voraussetzung für das rein künstlerisch-musikalische Vorankommen, sondern etwas, das man für praktisch jede in irgendeiner Weise leistungsorientierte Tätigkeit benötigt. In der Regel muss das Lernen und Üben an sich erst einmal begriffen und verinnerlicht werden - ein Klavierlehrer kann diese Haltung und Einstellung lediglich auf das Erlernen des Klavierspiels ausrichten, wobei künstlerische Bildung und Persönlichkeitsbildung nicht klar voneinander abgrenzbar sind. Deshalb ist es weniger günstig, den Schüler einen bestimmten Übungsablauf beispielsweise zehnmal (diese Zahl ist genannt worden) absolvieren zu lassen, dafür aber seine Wahrnehmung und Selbsteinschätzung so weit zu schärfen und zu entwickeln, dass er selbst registriert, zu welchem Zeitpunkt bestimmte Abläufe wirklich verstanden und gekonnt sind. Der eine gelangt schneller an diesen Punkt, der andere braucht womöglich deutlich länger. Gerade weil die Lehrkraft außerhalb der Unterrichtszeit nicht vor Ort ist und in die Abläufe nach Bedarf eingreifen kann, wird der Anteil an Eigenverantwortlichkeit auf der Schülerseite stetig wachsen. Das Gehör ist daran maßgeblich beteiligt - und nicht zufällig nennt sich der dazugehörende Leistungsbereich Gehörbildung. Nichts anderes als diesen Prozess durchzuhalten bedeutet letztendlich "Durchhaltevermögen".

LG von Rheinkultur
 
Deshalb ist es weniger günstig, den Schüler einen bestimmten Übungsablauf beispielsweise zehnmal (diese Zahl ist genannt worden) absolvieren zu lassen, dafür aber seine Wahrnehmung und Selbsteinschätzung so weit zu schärfen und zu entwickeln, dass er selbst registriert, zu welchem Zeitpunkt bestimmte Abläufe wirklich verstanden und gekonnt sind
Ich denke aber gerade bei einem in der Selbstwahrnehmung gestörtem Kind, muss man zunächst zu Maßnahmen greifen, die die Selbstwahrnehmung zurückstellen, wenn sie denn so negativ ausfällt, dass man gleich verzweifelt und gelähmt im Weiteren Tun ist.

Wenn man dafür ein Ziel setzt ,wie z.b. 10 x etwas bestimmtes, überschaubares und verstandenes, aber noch nicht geläufig spielen könnendes wiederholen lässt, lenkt man von der hier zerstörerisch wirkenden Selbstwahrnehmung ab, und lässt in der Sache üben. Und diese "zugemuteten" aber vom Lehrer als bewältigbar ausgewählten Sequenzen werden so geübt und das Üben an sich führt zum Erfolg, dann erst wird die Selbstwahrnehmung eingeschaltet und schon hat das Kind ein positives Feedback in der Sache!

Es reicht nicht, davon zu sprechen, die "Wahrnehmung und Selbsteinschätzung so weit zu schärfen und zu entwickeln", ohne zu sagen wie! Verfahrene Situationen bedürfen einfacher und einsichtiger Lösungen!
 

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