In choralgebundenen Orgelwerken gibt es das aus den erwähnten Gründen ein paarmal, ja. Aber in der Kammermusik von Bach kommt es eben nicht vor.
Der langsame 4/4 Takt, der eigentlich ein 8/8 ist (und wo man mit Viertel nicht langsamer als 40 nicht zurecht kommt), ist keineswegs nur auf ein paar choralgebundene Orgelwerke beschränkt.
In den Kantaten und Passionen lassen sich auf Anhieb solche Sätze finden, teils mit Adagio molto / assai oder auch nur Adagio oder gar nicht überschrieben.
Johannes-Passion: Alt-Arie "Es ist vollbracht"
Matthäus-Passion: Baß-Arie "Komm süßes Kreuz" (hier verlangen schon allein die großen spieltechnischen Schwierigkeiten, die Akkordbrechungen und großen Sprünge, sowie der obertonreiche, verschleierte Klang der Gambe, der Platz braucht, ein sehr langsames Tempo.
Kantate 21 Einleitung
Kantate 23 Anfangsduett und erster Teil des Schlußchorales
Das nur vier Beispiele auf die schnelle.
Dass Sänger und Bläser mit den langen Phrasen Bachs Probleme bekommen, ist kein Gegenargument.
In unzähligen Stücken Bachs, sowohl schnellen als auch langsamen, gibt es Koloraturen, die kein Mensch auf einen Atem durchsingen oder spielen kann und wo sich taktelang keine natürliche Zäsur zum atmen ergibt.
Das schien ihm nicht wichtig zu sein, und wir wissen nicht, auf welche Weise seine Musiker sich da durchgemogelt haben.
Anscheinend hat er die menschliche Stimme (oder die Oboe, Flöte) mit einem Orgelregister oder mit einem Streichinstrument verwechselt- die Instrumente also, die er selber beherrschte.