Die Minimal Music ist in die Jahre gekommen - Same Procedure As Every Year, Mister Glass?

Worin genau manifestiert sich das, Deiner Meinung nach? Möchstest Du darüber reden?
Ich fnde es seltsam wenn man Minimalismus mit TEY oder sonstwas vergleicht. Es ist eine künstlerische Entwicklung die sich in der Kunstgeschichte seit vielen Jahrzehnten recht deutlich abzeichnet und einen regen philosophischen Diskurs ausgelöst hat. Meines Wissens war Herr Glass vor einigen Jahren der am meisten aufgeführte Opernkomponist weltweit! Immerhin hat er 25 Opern komponiert, 12 Symphonien und jede Menge Kammermusik, Filmmusik und vieles andere mehr.

Wenn ich mir dann die Kommentare hier durchlese habe ich den Eindruck dass die wenigsten hier überhaupt jemals etwas von zeitgenössischer Musik/Kunst gehört, geschweige senn sich jemals ensthaft damit beschäftigt haben. Unter "normalen" Menschen würde mir so etwas auch keinerlei Kopfzerbrechen machen, aber ich frage mich ernsthaft was viele hier während ihrer Ausbildung gelernt haben?

Liebe Grüße vom Sputnik
 
Glass hat ja riesige Hände. Der könnte wenn er kann sehr gut Rachmaninov spielen. Zur Anfangsfrage:
Ich denke schon, dass das Wissen um Berühmtheit beeinflussen kann, aber dass der Effekt geringer wird je mehr man sich dessen bewusst ist.
Ich habe mal ein Video gesehen in dem jemand sich als der Künstler eines bestimmten Kunstwerkes ausgegeben hat (es hingen Stofftaschen an der Wand) und der Interessierten erklärte "das ist die Evolution des Hipster" und sie sagte "ich verstehe" - "jaja sie verstehen". Dieses Beispiel aus der Kunst zeigt denke ich gut das Problem, das hauptsächlich bei Pseudo-/ oberflächlich Interessierten auftritt, genau so wie so manches Bild von Picasso wenn es nicht eben Picasso wäre als völlig irrelevant angesehen werden könnte.
Es kann in der Musik (aber auch generell) vielleicht auch anders herum sein so z.B. "oh, von ihm hätte ich jetzt mehr erwartet." Bei mir ist es sehr verschieden welche Musikstücke ich gut finde und welche langweilig, unabhängig von der Reputation.
Mir ist aber auch kürzlich aufgefallen, dass das alles sehr stark variieren kann. Ich habe ein altes Auto und darin einen CD-Wechsler und da kostenlose Brenn-Programme nicht immer das tun was sie sollen und ich dann keine Lust mehr hatte habe ich 1 Boogie Woogie CD und 4 CDs Beethoven Sonaten darin. Die Sonaten gab mir mein Opa und meinte sie hätten ihn nicht sehr beeindruckt, schien sie langweilig zu finden und (vielleicht so doch vorbeeinflusst "wenn Opa es schon lame findet......") so fand ich auch. Kürzlich wiederum war das Radio erneut nicht zu ertragen wie so oft, ich schaltete um und war hoch erfreut über den schönen Wohlklang ...
Das sind allerdings nur die Erfahrungen einer musikalisch ungebildeten Person, mit Harmonielehre etc kann ich nicht mithalten, ich bin froh wenn es irgendwann soweit ist und ich flüssig Noten lesen kann :D

LG Johanna
 
Guten Morgen, Clavio ist schon ein cooler Haufen.

Es ist was es ist: Ein Opa spielt ein scheinbar langweiliges Stück schlecht auf einem verstimmten Flügel.
Viele haben das so bestätigt.

Was fehlt ist Kontext. Es ist eine Filmmusik - der erste Satz einer Komposition, das Opening trägt nach Glass'scher Art verwoben, ein Motif das immer wieder kehrt - wie in den Glassworks.
Ich sah als junger Mann zweimal den Film "Koyaanisqatsi", das erste Mal bin ich ob der Spätvorstellung und der für mich einlullenden Musik eingeschlafen.
Der Film ist ohne Text oder Sprache, nur Bilder und Musik.
Das war meine erste Begegnung mit Glass und ich kaufte die Glassworks.
Ich mag es.
Ich analysiere Musik auch nicht sondern höre sie einfach.
Manch gute Musik muss man oft hören, bis man sie lieben kann.

Gestern erst spielte ich das Opening - eine schöne Übung auch für 3 auf 4 oder wie sagt ihr 2 auf 3 (?).

Mehr vielleicht später, ich geh jetzt eine Runde Radfahren.
 
So empfinde ich das auch, tomtempest. Vielleicht ist einfach manchmal auch das Gegenteil richtig. Im Grunde ist das Stück "langweilig" und Glass spielt es auch so. Es passiert ja auch nichts Aufregendes. Und trotzdem ist "Glassworks" toll. Ich bin vor Jahren irgendwie drüber gestolpert und eine Zeitlang lief das bei mir in Dauerschleife. Es schafft so eine Atmosphäre, wie soll ich sagen. Hat was. Strengt nicht an und regt nicht auf. Manchmal braucht man das.
Und mit dem "2 auf 3" habe ich mich auch eine Weile geplagt. Jetzt klappt es und ich spiele es immer wieder mal gern.
Dann kommt es wieder auf den Stapel - irgendwie ist es ja langweilig, verglichen mit manch anderen Stücken, in denen halt mehr passiert.
 
Ich weiß nicht, wie das anderswo war, an der Oper in Stuttgart jedenfalls wurde in den 80/90ern sehr viel Glass gegeben.
An die Zeiten von Satyagraha etc. kann ich mich auch noch erinnern: Selten in der Oper so gut geschlafen. Es war die Marotte des damaligen Intendanten: Ich setze Euch diese Musik vor, bis ihr sie gefressen habt. Das Publikum (bis auf eine Handvoll Freaks) fand’s nicht so lustig.

Bei Argumentationen immer daran denken: Übertreibungen schaden den Argumenten. Zwischen „sehr viel“ und „am meisten ... weltweit“ ist ein gewaltiger Unterschied. Aber das passiert wahrscheinlich, wenn man die Hauptstadt des Musterländle für „weltweit“ repräsentativ und den Nabel der Welt hält.
 
Es gibt doch Statistiken zu Opernaufführungen. Und da steht meines Wissens langem Carmen ganz oben.
 
Habe es eh schon geschrieben, wenn man sich auf lebende Komponisten beschränkt, wer könnte für Glass ein Konkurrent sein, was Aufführungen angeht?
 
So empfinde ich das auch, tomtempest. Vielleicht ist einfach manchmal auch das Gegenteil richtig. Im Grunde ist das Stück "langweilig" und Glass spielt es auch so. Es passiert ja auch nichts Aufregendes. Und trotzdem ist "Glassworks" toll. Ich bin vor Jahren irgendwie drüber gestolpert und eine Zeitlang lief das bei mir in Dauerschleife. Es schafft so eine Atmosphäre, wie soll ich sagen. Hat was. Strengt nicht an und regt nicht auf. Manchmal braucht man das.
Und mit dem "2 auf 3" habe ich mich auch eine Weile geplagt. Jetzt klappt es und ich spiele es immer wieder mal gern.
Dann kommt es wieder auf den Stapel - irgendwie ist es ja langweilig, verglichen mit manch anderen Stücken, in denen halt mehr passiert.
Das Gleiche sagen ja auch die TEY-Hörer/Spieler.

Mit diesem Unterton: "Ihr TEY-Ablehner, Ihr seid einfach zu verkopft, könnt Euch nicht einfach mal fallenlassen, ohne zu analysieren."

So wie halt alle, die Flaches/Inhaltsloses oder auch Ungesundes (Rauchen, Alkohol, Ernährung etc.) konsumieren / machen: Man ist zu lahm, erschöpft, dopaminabhängig etc., um den Verlockungen des Benebelnden zu widerstehen und stattdessen zum tatsächlich Geist und Körper Nährenden zu greifen. Rationalisierungen dieses Verhaltens sind dann typischerweise so was wie "Arbeite Du mal den ganzen Tag wie ich, dann hättest Du am Ende des Tages auch nicht zu mehr Lust." Oder halt dieses Devaluieren von "Verkopfung" und das Verherrlichen von "einfach nach Gefühl". Dadurch versucht man zu vermeiden, sich selber und seine Kraftlosigkeit und seinen Betäubungswunsch (bzw. die Unfähigkeit, das eigene Leben in eine für Geist und Körper förderlichere Richtung zu ändern) kritisch zu sehen, was ja die Laune erheblich beeinträchtigen würde...
 
Habe es eh schon geschrieben, wenn man sich auf lebende Komponisten beschränkt, wer könnte für Glass ein Konkurrent sein, was Aufführungen angeht?

Ich habe das "lebende" nicht in "Meines Wissens war Herr Glass vor einigen Jahren der am meisten aufgeführte Opernkomponist weltweit!" gefunden. :-)

Das ist so, als wenn ich sage "Das Schlumplied ist das erfolgreichste Werk aller Zeiten!" und bei der Diskussion nachschiebe: "... wenn es um kleine, blaue Fantasiewesen geht".

Grüße
Häretiker
 

Als Kind war ich immer wieder Mal Weltmeister bei der offenen Wohnhausanlagen Tischtennismeisterschaft.
 
Solange du keine Belege lieferst, glaube ich das nicht. Du kannst doch so etwas nicht einfach behaupten.

Ich lehne die Hypothese "Schlümpfe existieren wirklich" ab, bis es genug Evidenz für deren Existenz gibt.
Selber Mechanismus wie bei Gott und den Reptiloiden auf der Innenerde.
:-)

Treffen zwei Yetis.
Sagt der eine: "Ich habe gestern den Messner gesehen!"
Sagt der andere: "Was!? Den gibt's wirklich!?"

Grüße
Häretiker
 
Bei Argumentationen immer daran denken: Übertreibungen schaden den Argumenten. Zwischen „sehr viel“ und „am meisten ... weltweit“ ist ein gewaltiger Unterschied.
richtig, aber wo habe ich denn nun übertrieben? habe ich nicht eher relativiert? Oder ist das für Dich alles dasselbe?

Aber das passiert wahrscheinlich, wenn man die Hauptstadt des Musterländle für „weltweit“ repräsentativ und den Nabel der Welt hält.
Wo Du das herausliest, ist mir ehrlich gesagt mehr als schleierhaft. Gehörst wohl zu denen, die heutzutage in lauen Sommernächten ganz gern mal rund um den Eckensee zu tief in's Glas(s) schauen :-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Gleiche sagen ja auch die TEY-Hörer/Spieler.

Mit diesem Unterton: "Ihr TEY-Ablehner, Ihr seid einfach zu verkopft, könnt Euch nicht einfach mal fallenlassen, ohne zu analysieren."

So wie halt alle, die Flaches/Inhaltsloses oder auch Ungesundes (Rauchen, Alkohol, Ernährung etc.) konsumieren / machen: Man ist zu lahm, erschöpft, dopaminabhängig etc., um den Verlockungen des Benebelnden zu widerstehen und stattdessen zum tatsächlich Geist und Körper Nährenden zu greifen. Rationalisierungen dieses Verhaltens sind dann typischerweise so was wie "Arbeite Du mal den ganzen Tag wie ich, dann hättest Du am Ende des Tages auch nicht zu mehr Lust." Oder halt dieses Devaluieren von "Verkopfung" und das Verherrlichen von "einfach nach Gefühl". Dadurch versucht man zu vermeiden, sich selber und seine Kraftlosigkeit und seinen Betäubungswunsch (bzw. die Unfähigkeit, das eigene Leben in eine für Geist und Körper förderlichere Richtung zu ändern) kritisch zu sehen, was ja die Laune erheblich beeinträchtigen würde...

@hasenbein Verstehe Deinen Anspruch - wenn Du den zu 100% leben kannst wie Du ihn formulierst - herzlichen Glückwunsch. Es braucht so konsequente Geister.
Aber dieses von oben herab macht auch einsam. Ich hatte in jungen Jahren auch ein Phase vieles als oberflächlich abzutun und sich bewußt oder unbewusst darüber zu stellen.
Der Mensch strebt zum Guten nicht zur permanenten Betäubung.

Ich hab eine Bekannte, die weigert sich Musik nach ~1930 zu hören, dafür kennt sie sich mit den Meistern gut aus.
Es tut mir aber in der Seele weh, dass sie sich einer Musik verweigert, die nicht weniger reich ist.
Jazz, Prog-Rock ala frühe Genesis etc.

Ich bin kein TEY-Hörer und Spieler - Glass ist in meinem Kontext nicht TEY.

Gehst Du auch mal tanzen? Zur Hammerklaviersonate, die ich sehr liebe, kannst Du nicht tanzen. Zu Opus 111 schon eher.

Ich bin in einem einfachen Umfeld aufgewachsen, keine Akademiker, Kunst war nicht präsent - auch in der Schule Kunst- und Musikunterricht fällt oft aus - trotzdem entwickelt man sich, irgendwann eine Gitarre, erst als Erwachsener ein Klavier, da vorher kein Geld dafür da war. Studium was technisches ohne Bafög mit Arbeiten daneben.
Ich hab zwei Kinder mit großgezogen und ja, da gibt es viele Momente wo Du erschöpft bist.
Manchmal geht man nachts noch zum Musizieren in den Keller, aber was gibt es in diesen Momenten sonst noch "tatsächlich Geist und Körper nährendes" ausser Schlaf?

Später hab ich gelernt, es gibt Leute, die sind mit Bediensteten aufgewachsen und konnten sich mit aller Zeit schöngeistigen Themen zuwenden und den halben Tag die Zeit lesen.
Andere waren im Internat irgendwo auf der Welt...

Ein Freund von mir redet oft vom "Mob", aber der Mob hält die Welt am Laufen.
 
Es gibt doch Statistiken zu Opernaufführungen. Und da steht meines Wissens langem Carmen ganz oben.
In den meisten Jahren steht die Zauberflöte ganz oben. Das wird sich aber ändern, sobald die dauerempörte Twitteria mitkriegt, dass darin ein lüsterner Mohr vorkommt und so schöne Passagen wie
Zitat von Sarastro:
Ein Mann muß eure Herzen leiten,
denn ohne ihn pflegt jedes Weib
aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.
 
Gehst Du auch mal tanzen? Zur Hammerklaviersonate, die ich sehr liebe, kannst Du nicht tanzen. Zu Opus 111 schon eher.

Später hab ich gelernt, es gibt Leute, die sind mit Bediensteten aufgewachsen und konnten sich mit aller Zeit schöngeistigen Themen zuwenden und den halben Tag die Zeit lesen.
Andere waren im Internat irgendwo auf der Welt...

Ein Freund von mir redet oft vom "Mob", aber der Mob hält die Welt am Laufen.
Gleich wieder 2 der üblichen Shaming-Taktiken:

1) "Du bist bestimmt so ein freudloser Typ, der nie einfach mal tanzt, nie einfach mal Party macht."

2) "Einfache Leute sind besser als Gebildete und Bessergestellte, weil die noch den natürlichen Zugang zu den Dingen haben."

Ist natürlich kompletter Quatsch; gehört einfach zu den von mir oben genannten Rationalisierungsmethoden.
 
Kunststück: Die Zauberflöte wird ja auch bereits seit 1791 gespielt.

@sputnik57 's Aussage war logischerweise auf zeitgenössische Komponisten bezogen. Sie jetzt aus dem Kontext zu reissen, ist auch nicht die feine englische Art.
 

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