Das Gleiche sagen ja auch die TEY-Hörer/Spieler.
Mit diesem Unterton: "Ihr TEY-Ablehner, Ihr seid einfach zu verkopft, könnt Euch nicht einfach mal fallenlassen, ohne zu analysieren."
So wie halt alle, die Flaches/Inhaltsloses oder auch Ungesundes (Rauchen, Alkohol, Ernährung etc.) konsumieren / machen: Man ist zu lahm, erschöpft, dopaminabhängig etc., um den Verlockungen des Benebelnden zu widerstehen und stattdessen zum tatsächlich Geist und Körper Nährenden zu greifen. Rationalisierungen dieses Verhaltens sind dann typischerweise so was wie "Arbeite Du mal den ganzen Tag wie ich, dann hättest Du am Ende des Tages auch nicht zu mehr Lust." Oder halt dieses Devaluieren von "Verkopfung" und das Verherrlichen von "einfach nach Gefühl". Dadurch versucht man zu vermeiden, sich selber und seine Kraftlosigkeit und seinen Betäubungswunsch (bzw. die Unfähigkeit, das eigene Leben in eine für Geist und Körper förderlichere Richtung zu ändern) kritisch zu sehen, was ja die Laune erheblich beeinträchtigen würde...
@hasenbein Verstehe Deinen Anspruch - wenn Du den zu 100% leben kannst wie Du ihn formulierst - herzlichen Glückwunsch. Es braucht so konsequente Geister.
Aber dieses von oben herab macht auch einsam. Ich hatte in jungen Jahren auch ein Phase vieles als oberflächlich abzutun und sich bewußt oder unbewusst darüber zu stellen.
Der Mensch strebt zum Guten nicht zur permanenten Betäubung.
Ich hab eine Bekannte, die weigert sich Musik nach ~1930 zu hören, dafür kennt sie sich mit den Meistern gut aus.
Es tut mir aber in der Seele weh, dass sie sich einer Musik verweigert, die nicht weniger reich ist.
Jazz, Prog-Rock ala frühe Genesis etc.
Ich bin kein TEY-Hörer und Spieler - Glass ist in meinem Kontext nicht TEY.
Gehst Du auch mal tanzen? Zur Hammerklaviersonate, die ich sehr liebe, kannst Du nicht tanzen. Zu Opus 111 schon eher.
Ich bin in einem einfachen Umfeld aufgewachsen, keine Akademiker, Kunst war nicht präsent - auch in der Schule Kunst- und Musikunterricht fällt oft aus - trotzdem entwickelt man sich, irgendwann eine Gitarre, erst als Erwachsener ein Klavier, da vorher kein Geld dafür da war. Studium was technisches ohne Bafög mit Arbeiten daneben.
Ich hab zwei Kinder mit großgezogen und ja, da gibt es viele Momente wo Du erschöpft bist.
Manchmal geht man nachts noch zum Musizieren in den Keller, aber was gibt es in diesen Momenten sonst noch "tatsächlich Geist und Körper nährendes" ausser Schlaf?
Später hab ich gelernt, es gibt Leute, die sind mit Bediensteten aufgewachsen und konnten sich mit aller Zeit schöngeistigen Themen zuwenden und den halben Tag die Zeit lesen.
Andere waren im Internat irgendwo auf der Welt...
Ein Freund von mir redet oft vom "Mob", aber der Mob hält die Welt am Laufen.