Die maßlose Orgelwelt

Vielen Dank!

Kann es "passieren", dass kleine Orgelpfeifen "sich" unknicken, oder muss da "aktiv" nachge"holfen" werden?

Hohle Rohre sind eigentlich biegesteifer(!) als "volle Rohre" (Rundstäbe).

Nicht dass nur in eine gewisse Richtung gedacht wird...hier eine kolportierte Geschichte: "Früher" (in Neufünfland nur in der Bedeutung "zu DDR-Zeiten" gebräuchlich) hatten die Betriebe oft einen Gesellschafts-/Kulturraum. In solchen Räumen standen eben Betriebsklaviere. Nach der Wende wurden sie in einer Art Bildersturm alle zerhackt.

Dazu gibt es noch eine starke Abneigung gegen "Großbürgerliches" oder "Adliges", die sich erst so nach 2010 (nach der letzten Ostalgiewelle) aufgelöst hat.

Für mich absolut möglich, dass die Pfeifen auch erst später einen Knick abbekamen.
 
Was nützt eigentlich eine großzügige "Stellenplanung", wenn man Mühe hat, die Stellen qualifiziert zu besetzen? In meine Musikhochschule sind in den letzten Tagen gleich zwei "Da-capo"-Stellenanzeigen (katholisch, hauptamtlich) geflattert, wo man auf die erste Ausschreibung vor ein paar Monaten offensichtlich keine geeigneten Bewerber gefunden hat. Vielleicht gibst Du den ganzen arbeitslosen Hamburger Kirchenmusikern in Deinem Bekanntenkreis mal ein paar Tips?
Nun ja, da müsste man wissen, was wirklich gelaufen ist. Ich habe mich auch schon auf Anzeigen beworben, nichts gehört und dann war sie wieder ausgeschrieben. Da fragt man sich, was die sich dabei denken. Und man müsste wissen, wie attaktiv die Stellen sind. Wer gute Leute haben will, muss auch etwas anbieten.
 
Für mich auch ein Kandidat: Schwäbisch Gmünd.

Spätestens seitdem man *nach* Auftragserteilung noch 4 weitere Register bestellt wegen zu viel vorhandenem Geld, darunter ein niedlicher 32'. Betteln gehen, wenn die Turnusüberholung "vom Himmel fällt" kann man ja in geübter Weise immer noch. Und auch, wenn ich die Geschichte vom vom OB verweigerten Firmenschild kenne, die Orgel klingt im verlinkten Clip nicht schlecht (trotz der schlechten Aufnahmetechnik) und es gäbe genug Musik, die darauf passt und die man den Leuten überhaupt erstmal näher bringen könnte.
Jetzt gibt's halt ein Sparpedal (trotz des 32') und Gesäusel/Gewummer satt. Seien wir uns mal nicht zu sicher, dass das künftigen Generationen nicht auch wieder schnell auf den Senkel geht.
PS Unnötig zu sagen, dass ich den "zwei unabhängigen Gutachtern" schlicht nicht abnehme, dass eine Überholung (nach dem üblichen Wartungsstau, sowas wird oft von viel längerer Hand vorbereitet als Otto Normalo ersichtlich ist) nicht möglich und rentabel gewesen wäre, gerade weil der Aspekt der "anderen Klangwünsche" nicht seiner Wichtigkeit gemäß betont wurde. Ich will nicht wissen, wieviel gutgläubige Spender denken, das Ding sei unrettbar kaputt gewesen.

PS2 Man fühlt sich dort wohl noch sparsam, weil ja "nur 2 Manuale", trotz dieses denen offensichtlich sehr wichtigen Wettbewerbs.

PS3 Oder ich habe was falsch verstanden, wäre schön, dann sehe ich mich gerne korrigiert
 
PS Unnötig zu sagen, dass ich den "zwei unabhängigen Gutachtern" schlicht nicht abnehme, dass eine Überholung (nach dem üblichen Wartungsstau, sowas wird oft von viel längerer Hand vorbereitet als Otto Normalo ersichtlich ist) nicht möglich und rentabel gewesen wäre

Unnötig zu sagen, daß Du das Instrument garantiert nie von innen gesehen hast.
 
Soso, soll das heißen, Rensch (von dem ich nur grundsolide Orgeln kenne) hätte schlampig gebaut? Vielleicht wohnt ja auch noch der böse Geist von Bornefeld darin? Für x kostspielige Änderungen (fraglich, ob die überhaupt alle sinnvoll waren, rausgenommene Septimen zB) war jedenfalls Gelegenheit. Einfacher wäre zu sagen, wir (nicht alle) wollen "andere Klänge" haben und. Könenn mit dem Spirit der Leite der Erbauungszeit nichts anfangen. Und wir haben/sammeln Geld ohne Ende, trotzdem so mancher nicht weiß, wie er die Heizrechnung zahlen soll, und sich unsere kirchlichen Leitungsfiguren von der Orgel und tradierten Musik tendenziell abwenden. Außerdem gilt heute nur der etwas, der viel Geld bewegt und wir haben ja in der Muho bei Herrn Starprofessor gelernt, dass man für den und den das braucht, sonst geht's nicht. Die fast vergessene LP-Epoche mit um Längen kreativeren Leuten wie heute straft dem einfach Lügen übrigens.

Gutachten: Ich habe es ja schonmal gesagt, wieso sind diese hoffentlich einem nachprüfbaren Standard entsprechenden Schriften nicht auf Anfrage einsehbar? Das sollte doch das Mindeste sein, wenn hier mal wieder fast 1 Mio Euronen nur für ein Musikinstrument (inkl. Privatvergnügen des Organisten wie sensible Traktur) bewegt werden, gespendet hin oder her.
Besteht denn wenigstens Brandgefahr der Elektrik (als ob die VDE-Vorschriften in den 70ern nennenswert anders gewesen wären ..)?
Mir sind mittlerweile diese einfach und zu einem Bruchteil (!) der heutigen astronomischen Preise gebauten Instrumente lieber als so manches überdrehte neue und laute Ding. Jedenfalls hat man existierenden Instrumenten gegenüber auch eine Verantwortung. Dass die nun in Polen plötzlich wieder spielt, verwundert ja auch nicht. Und wie gesagt: einen Eigentümer, der sich die Kosten für sein Eigentum immer und immer wieder komplett zusammenbettelt (gerade auch bei total Krichenfernen) finde ich allgemein auch so prickelnd.
 
Soso, soll das heißen, Rensch (von dem ich nur grundsolide Orgeln kenne) hätte schlampig gebaut?
Er hat in diesem Fall tatsächlich Murks gebaut. Ich kenne die Aktenlage nicht, würde aber davon ausgehen, daß ihm der Murks haarklein vom Sachverständigen vorgeschrieben wurde.

Und auch, wenn ich die Geschichte vom vom OB verweigerten Firmenschild kenne
... kommst Du nicht auf die Idee, daß der grundsolide Orgelbauer seine guten Gründe dafür hatte.
 
Soso, die Alternative hieß offensichtlich:

Ich muss das nicht glauben.
Und der OB (fachlicher Laie, nehme ich mal an) ist auch voll dabei (ordentlich Geld bewegen ist immer gut!)
"Die einzige evangelische Stadtkirche muss auch eine Orgel haben", ist Arnold überzeugt.". Was war das wohl vorher und wieso spielt die einfach weiter? Frechheit.

Dass es Kritik gegeben hat, fand ich gut. Die paar Entscheider-Leute werkeln doch sonst meist quasi unterm Radar, müssen ggü. der Öffentlichkeit nichts rechtfertigen/offenlegen und nichts wird hinterfragt. Allerdings könnten diese armen Leute jetzt als Spielverderber gelten. Und natürlich ist es ein Luxusprojekt (für eine mäßig prominente Kirche...)

PS Ich warte übrigens immer noch darauf, dass diese reihenweise aus dem Nichts auftauchenden Firmen-Großspender mal eine Stelle finanzieren...
 
Hauptsache, eine professionelle Fundraising-Agentur beauftragt. Typisch moderne evangelische Kirche. Fast schade, das die angepriesenen "gerichtliche Geldauflagen-Zuweisungen" hier wohl nicht zur Verwendung kommen können. Obwohl, man soll nie nie sagen....
Meine Vermutung: den meisten Großspendern ist die Orgel (und das oft katastrophale Drumherum - dann, wenn die Krawatten-Sonntagsredner abgetreten sind) nachher genauso herzlich egal wie vorher. Man glaubt aber, mit "Geld für die Kirche" was Gutes getan zu haben.
 
Wo sind denn des alten Mannes argumentativ-wertvolle Kommentare hin? Und: vor kurzem hatte ich was über diese (älteste, größte, teuerste, keine Ahnung) Holzkirche in Clausthal-Zellerfeld (mir bislang nicht als Orgelzentrum bekannt) gelesen mit über 70 (!) neuen Registern schwyzer Konsistenz und Preis. Naja, bei den mehrfachen Millionen kommt so mancher eh nicht mehr mit, da ist das dann wohl auch egal. Spielen die Leute jetzt eigentlich auch millionenfach besser und die Zuhörer sind plötzlich total orgelinteressiert? Man darf gespannt sein. Und wo wurde die Ott hinverschoben?
 

Ist mir durchaus bekannt, hatte ich doch den Organ index-Eintrag angelegt und die Bilder organisiert. Zu dieser typisch evangelisch-modernistischen Aktion eines Abrisses einer 60 Jahre alten Kirche sage ich nichts weiter.
PS Ausverkaufsliste bis hin zum Schirmständer (sowas gibt's in meinem Kopf auch theologisch), alternativ war auch ein "Pfeifenbasar" angedacht (no comment)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hamburg St. Nikolai, bescheiden "Super-Orgel" genannt:
3,3 Mio, iirc. Wahnsinn. Trotz der ganzen Übernahme des Altbestandes (hoffentlich nicht allzusehr gegen den Strich gebürstet, oft genug schüttelt man nur den Kopf, was da verbogen wird, um einem angeblichen heutigen Geschmack zu schmeicheln - oder man kann es vielleicht auch nicht besser). Dürfte trotzdem "die große Lösung" sein. Und natürlich schon wieder Klais, größere Sachen können oder dürfen ja nur wenige in deutschen Landen machen. Kann das gesund sein, wenn solche vergleichsweise durchaus nicht so große Unternehmen am laufenden Band diese Riesenumsätze machen für einen Luxus der Nische der Nische?
Und wie war wohl das Einweihungskonzert? Dass die Massen strömten, bezweifle ich mal vorerst.
Und, tut mir leid, bei Hamburg muss ich automatisch an die katastrophale katholische musik. Stellensituation denken. Eine Handvoll Hauptamtlicbe für ein Riesenbistum, ansonsten neben- und meist wohl aufwands"entschädigte" Leute, die de facto Geld von woanders (reiche Ehefrau angenehm) mitbringen müssen. Ja, man kann sagen, diese Kirche schmarotzt auf Kosten der Allgemeinheit. Aber immer schön teure Spielzeuge bauen. *kopfschüttel*

PS Was ist jetzt mit dem tollen hässlichen superteuren fetten Chororgelkasten in Ulm? Außer einem pompösen schwäbischen Kleinmeisterlein hörte ich da noch nicht viel tolles.
PS2 Nein, ich bin nicht neidisch oder sonst todsündenbelastet. Ich will dazu einfach nur nicht schweigen. Dass Interesse und Verständnis für Orgelmusik nicht an teuren Kisten hängt, müssten uns egentlich die 50er/60er zeigen, wenn sie nicht erfolgreich verdrängt wurden.
 
Ach ja, wir wissen heute natürlich alles besser. Und vor allem haben wir viel mehr Geld - und gelernt, wie man Plattitüden perfekt aufblasen kann, ganz im Trend der Zeit.
Ich darf diese rein spendenfinanzierten Ausgabeorgien trotzdem unverantwortlich finden in einer Kirche, die (angeblich oder tatsächlich) an Grundlegendstem sparen will oder muss.
 
Erfurt Dom: 400000 EUR (!!) für so einen läppischen Spieltisch (auf dass die Akustik zugunsten der Optik (das meiste will ich gar nicht sehen..) immer unwichtiger werde, und nein, man darf von Organisten größerer Orgeln erwarten, dass sie sehr genau einschätzen können, was wie wo klingt) und Steuerungstechnik? Finde nur ich das schlicht pervers? Da gab es in den 60ern mehrere große Orgeln für.
Machen sich da vielleicht im Verborgenen die Orgelbauer die Taschen voll? Selbst wenn es eine ordentliche Ausschreibung gab: so viele machen das ja nicht (Eisenschmidt?). Ob es da überhaupt ordentliche Konkurrenz ubd Preisdruck gibt? Kopfschüttel...
PS Ich kann nur hoffen, dass für solche Luxusspielzeuge nicht wieder der arme ungefragte Steuerzahler angezapft wurde über merkwürdige Argumentationen.
 
Potsdam Garnisonkirche. Eine "Traditionswerkstatt" nebenan baut zu einem unbekannten Preis eines unbekannten Mäzens (wenn Eigentümer sich grunsätzlih die Einrichtung von außen bezahlen lassen, stimmt was nicht, mal schauen, ob man sich zu einer 100%-Stelle durchringen kann, wenn ca. 260% erwartet wird) und irgendwie ist wieder alles superlativ und berühmte Orgelbauernamen sind natürlich wieder mit von der Partie; fehlt nur noch, dass es deswegen Denknalschutznittel gibt, heutzutage ist ja irgendwie alles möglich, siehe die mehrfachen in der Auenkirche. Zwei an die Wand geklatschte mäßig kreative Prospekte (was ist eigentlich da dran schon wieder so einmalig- oder muss man heutzutage so reden, um überhaupt wahrgenommen zu werden?). Elektrischer (gähn) Spieltisch mit tausenden Knöpfen/Möglichkeiten und Romantik für einen bislang aus wohl guten Gründen eher ungehörten "Reger in der Kapelle" (hoffentlich fliegen den Leuten da nicht die Ohren weg).
 

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