Der (unvollendete) Einspielungsfaden für alle (Niveaus)

  • Ersteller des Themas Kleiner Ludo
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Es erklingt das Anfangsthemo im doppelten Tempo,
Zum Thema doppio movimento: Ich werf da mal eine Diskussion an weil ich die 48/1 auch gespielt hatte und mir alles innerlich widerstrebt hat da doppeltes Tempo zu spielen ( was @chopinfan nicht macht und was mir gut gefällt und unabhängig davon dass ich zu dem Zeitpunkt als ich das gespielt hab garnicht doppeltes Tempo gekonnt hätte).

Aber, doppio movimento hätte ich nie als doppeltes Tempo aufgefasst, auch wenn das die Definition ist die man nachlesen kann. Ich hab es als „doppelt bewegt“ aufgefasst. Also damit nicht als Tempoangabe, sondern als charakterliche Anweisung (mehr Unruhe, Rastlosigkeit) verstanden. Meine Lieblingsaufnahme ist von Rubinstein. Da kommt meiner Meinung nach der Charakter sehr gut heraus.

Ich hab das mal im Konzert von wem anders gehört der da wirklich doppeltes Tempo gespielt hat und für mich war (ist) das musikalisch völlig unlogisch gewesen. Das hat mich so gestört dass ich ich froh war als das Stück vorbei war. Wäre es eine Tempoangabe dann hätte man doch lento/Adagio/Allegro etc. Verwenden können. Warum dann „doppelte Bewegung“.

Da ich aber über die Hintergründe nichts weiß, mich einfach nur oben genanntes immer gestört hat und ich 2021 Op.48/1 autodidaktisch noch ohne Lehrer angegangen bin, weiß ich nicht ob es unumstößliche Argumente gibt das in doppeltem Tempo spielen zu „müssen“. Von meiner musikalischen Auffassung heraus höre ich keine Aufnahme zweimal wo durch den Schlussteil durchgeprescht wird oder der Anfangsteil zu sentimental, zusammenhangslos zertragen gespielt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber, doppio movimento hätte ich nie als doppeltes Tempo aufgefasst, auch wenn das die Definition ist die man nachlesen kann. Ich hab es als „doppelt bewegt“ aufgefasst.
Sehe ich ganz ähnlich. In der Ausgabe, die ich verwende (Kullak), steht als Fußnote bei "doppio movimento": "It is not best ot hold too literally to the designation "doppio movimento"; for then it would remain only to choose between inartistic precipitation in the chief subject, or a no less critical dragging of the secondary subject. I propose: M. M. "Viertelnote" = 96".

Jan Lisiecki spielt relativ schnell. Es gibt verschiedene Interpretationsmöglichkeiten:



Und so richtig "pianissimo" spielt es auch niemand, oder höre ich schlecht?

Noch eine andere Frage: Wie schnell ist eigentlich "Lento"? Auf meinem Metronom gibt's das gar nicht....
 
pp oder p, das kann ich nicht richtig unterscheiden an der Aufnahme. Auf jeden Fall relativ leise, stimmt. Und er spielt den Anfang relativ langsam. Ein bisschen mehr innere Unruhe darf nach meinem Geschmack schon rauskommen. Aber das ist Geschmackssache.

Mir gefällt die Aufnahme von Seong-Jin Cho vom Chopin-Wettbewerb sehr gut, auch, weil sie aufnahmetechnisch perfekt ist. Musikalisch auch sehr genial. Durch diese Aufnahme habe ich das Stück zufällig vor einigen Wochen (irgendwann im April) entdeckt.

Leider habe ich das Geheimnis, wie man im ersten Teil (vor allem bei Thema 1a) die Phrasen heraushebt oder überhaupt, welche Phrasen hier vorherrschen, noch nicht geknackt :-( .
 
pp oder p, das kann ich nicht richtig unterscheiden an der Aufnahme. Auf jeden Fall relativ leise, stimmt. Und er spielt den Anfang relativ langsam.
Pp oder p ist ja keine absolute Lautstärke. Es ist ja nur das Verhältnis zum Rest der Lautstärke die gewählt wurde. Nur eine Angabe für den Grad des Kontrasts. In einem Riesen Saal ist dann p das was man zuhause als mezzoforte empfinden würde. Und es geht ja nicht um die Lautstärke sondern um den Effekt den diese Dynamikangaben vermittelt. Wenn du den Effekt spürst/ hörst ist es umgesetzt.

Dass er langsam beginnt empfinde ich als Verstärkung des pp. Es macht es noch fragiler und lässt zu dass er es über den Verlauf in mehrfache Höhepunkte steigert ohne aus dem Charakter herauszufallen. Ich finde das ist eine clevere Sache. Es erlaubt sehr viel Entwicklung aber wenn du irgendwo plötzlich in der Aufnahme wahllos hinten einsteigst und einfach irgendwo in der Mitte anfängst, ist es nie weg von dem Charakter. Das schafft er nur weil er sich den Raum dafür schafft.

Ich finde das ist (für mich) die schönste Aufnahme überhaupt.
 
1a) die Phrasen heraushebt oder überhaupt, welche Phrasen hier vorherrschen, noch nicht geknackt :-(
Hab da auch ewig dran gebastelt, klick gemacht hat es (für meine Empfindung) als ich die linke Hand nicht als Begleitung aufgefasst habe. Weil rechts ohne links ergibt keinen Sinn. Alles was da passiert wird irgendwie immer von links angestoßen.
 
Zum Thema "doppio movimento". Man muss sich sicher nicht sklavisch am doppelten Tempo festhalten, aber es gibt doch eine Orientierung, welches Tempo Chopin meint. Die gleiche Bezeichnung kommt übrigens auch am Anfang vom 1. Satz der zweiten Chopin-Sonate vor, da wird man es auch nicht ganz genau nehmen müssen.
Zum Thema pp: pp ist keine absolute Lautstärke. Da man hier aber vollgriffige Akkorde hat, wird es etwas lauter erscheinen, als wenn man ein pp im Diskant hat. Außerdem gibt es Entwicklungsraum für die folgenden Stellen, die man nicht hat, wenn man zu laut anfängt. Ich finde, dass in den Aufnahmen dieser Entwicklungsbogen ganz gut gelungen ist.
 
... jetzt habe ich alles mit Metronom gespielt. Sehr hilfreich - bei Chopin anscheinend generell (?).
Folgende Maße erscheinen momentan passend:

Thema 1a: Viertel = 60,
Thema 1b: Viertel = 50,
Doppio-Teil: Viertel = 90 (kann evtl. mit mehr Übung noch minimal mehr werden).
 

Ich hatte gestern eine wunderbare Gelegenheit Vorspielen zu üben. Ich durfte am Konservatorium zum Schluss eines Klassenabends die ganze Sonate vorspielen. Es war im großen Konzertsaal, ein schöner großer Steinway und wirklich viele Leute da. Ich war dann schon recht nervös. Ich hab die Sonate beim Frühjahrstreffen schon „unter uns“ mal vorgespielt, wenn auch mit vielen Patzern aber das Setting gestern war ein völlig anders.

Beim Einspielen hatte ich eine plötzliche Erinnerungslücke im Trio, die ich sofort mit Noten versucht hab zu kitten. Das hat meine Nervosität noch ein Stück angeheizt. Mein Hirn lief von „es zählt nicht der Augenblick sondern die Vorbereitung“ und auf die sollte ich mich ja verlassen können zu „Hilfe alles kann gleich passieren“.

Als ich dann in den Saal raufgegangen bin und alle fertig mit spielen waren außer ich verflog dann die Sorge langsam.

Eine bessere Gelegenheit es nochmal auszuprobieren konnte ich nicht haben.

ich hatte kurz bevor ich angefangen habe noch bemerkt das das Licht sehr hell ist und ich das nicht gewohnt bin, hatte einen kurzen Gedanken noch ob mich das irritieren wird. Dachte mir noch dass ich öfter an so großen Instrumenten üben sollte, weil es schon eine Umstellung ist.
Und dann hat’s Klick gemacht, Schalter umgelegt und ich hab alles um mich herum vergessen und hatte einfach nur Freude. Kein Monkey-Brain das permanent versucht zu überlegen was grad schlecht/gut lief, was noch kommt oder war, nix. Einfach völlig in der Mitte.

Es lief vieles so viel besser. Mit Pedal muss ich aber wirklich aufpassen, was man zuhause an deutlich kürzeren Instrumenten nicht so schnell merkt potenziert sich an so einem Riesen Trumm dann ganz schnell. Und die letzte Seite muss ich noch gründlich putzen. Ebenso letzter Lauf vor den Schlusstakten.

Aber….. ich bin noch immer selig über die Gelegenheit die ich hatte und darüber dass es weitaus besser gelaufen ist als erwartet.

Ich hab (eigentlich nur für mich) eine Sprachmemo mitlaufen lassen, das Handy lag am Boden unter einem Sitz im Publikum bei meiner Tasche, also Audio ist nicht gut. Aber wenn ich dran denke wie viele auf und abs es über den Verlauf meiner ersten (kompletten) Sonate gab, dass ich an dem Punkt war sie für mich als absolut unspielbar eingestuft habe und mich jetzt so wohl fühle mit dem Stück, dachte ich mir ich teil das trotzdem. Das hätte ich nie erwartet (auch wenn ich trotzdem Respekt habe vor vielen Teilen).

2 Wochen spiel ich sie noch, dann Fokus auf Op.110.

 
Ich hatte gestern eine wunderbare Gelegenheit Vorspielen zu üben. Ich durfte am Konservatorium zum Schluss eines Klassenabends die ganze Sonate vorspielen. Es war im großen Konzertsaal, ein schöner großer Steinway und wirklich viele Leute da. ...
Mein Glückwunsch zur gelungenen Darbietung! Das ist wirklich etwas Besonderes, vor "grossem" Publikum zu spielen und dann noch auswendig! Ich merke bei solchen Gelegenheiten immer, wie wenig ich ein Stück eigentlich geübt habe und es noch nicht gut genug kann. Und ich spiele bisher nur vom Blatt, nachdem ich beim ersten Klassenvorspiel nach 30 Jahren Unterrichtspause so ein grossen Patzer hatte, dass ich die Noten noch aufschlagen musste. Nun ja, die Stücke werden schwieriger und schneller. Wahrscheinlich muss ich zukünftig doch noch etwas auswendig spielen müssen, denn so schnell kann ich gar nicht mehr gucken beim Vortrag. :004:
Warum hast du eigentlich zum Schluss gespielt? Geht es dort nach Können/Schwierigkeitsgrad des Stücks oder nach Alter der Schüler? Bei unseren Klassenvorspielen ist es meist ein Mischung von beidem, die Jüngsten kommen natürlich zuerst mit den leichten Stücken und ich befinde mich dann mehr zum Ende hin. Nach mir gibt's dann noch ein paar Berufsschüler-Pianisten oder vierhändige Werke.
Beim Spielen vor grossem Publikum macht mir das Licht nichts mehr aus, denn auf unsere Konservatoriumsbühne komme ich schon ein paarmal im Jahr. Aber das Lampenfieber macht schon zu schaffen. Im Kopf gehen mir dann alle möglichen Gedanken rum, nur nicht die Musik. Das ist etwas, an dem ich unbedingt arbeiten möchte. Eine Möglichkeit ist wohl, so viel wie möglich aufzutreten, um diese Konzertsituation irgendwann "normal" werden zu lassen.
 
Beim Spielen vor grossem Publikum macht mir das Licht nichts mehr aus, denn auf unsere Konservatoriumsbühne komme ich schon ein paarmal im Jahr.
Oh schön! Ja da hast du dann natürlich viel mehr Erfahrung als ich. Ich spiel ja nur ganz selten vor. Letztes Jahr 3 mal und dieses Jahr mit dem neuen Stück war das mein zweites Mal. So viele Gelegenheiten hab ich nicht. Mir ist nur einmal aufgefallen dass grelles Licht auf den Tasten mich schummrig machen kann. Oder Schatten auf der Tastatur mich verunsichern.

Ich bin nicht am Kons, ich hatte nur das Angebot in dem Klassenabend zu spielen. Eben um Übung im Vorspielen zu bekommen. Aber ehrlich gesagt hab ich mir über die Einteilung der Reihenfolge bisher keine Gedanken gemacht nur dass ich finde dass anzufangen deutlich leichter ist als am Schluss zu spielen, weil man sich dann von den anderen nicht mit Nervosität anstecken lassen kann. Aber das liegt vielleicht einfach an der mangelnden Erfahrung, vielleicht legt man das irgendwann ab?
 
Bisher sass ich beim Vorspiel irgendwo in den ersten Reihen, zusammen mit den anderen Schülern. Vor Kurzem hatte ich mit meiner Lehrerin ein Gespräch darüber, dass sie damit auch eine Absicht hat. Dass die Kinder da vorne nicht so viel Unfug treiben, dass sie auch dem Spiel der anderen zuhören, dass sie die besondere Situation erkennen. Klappt natürlich nicht alles immer wie gewünscht. ;-)
Beim Weihnachtsvorspiel habe ich dann noch eine Videokamera bedient und sie ganz hinten im Saal aufgestellt. Deswegen sass ich ganz hinten in der letzten Stuhlreihe, mit Rücken an der Wand. Mein Stück war erst kurz vor Ende dran. Es war also genug Zeit, sich der Nervosität im Vorfeld zu widmen. Aber es fiel mir auf, dass es da hinten im Saal gar nicht mehr so gross war, wie früher. Vielleicht hat das was mit der menschlichen Biologie zu tun: von hinten den Überblick über die gesamte Situation behalten, keine überraschenden Angriffe hinter dem Rücken usw. Ich werde auf jeden Fall weiterhin beobachten, was am besten funktioniert.
Was wäre eigentlich, wenn man mal eine Vorspielwoche organisieren würde, wo nonstop gespielt wird vor Publikum. Man könnte mit seinem Stück oder Stücken beispielweise drei- oder viermal am Tag auftreten, immer mit einem Zeitraum dazwischen, wo sich der Körper und Geist wieder normalisieren kann. Das an fünf Tagen in Reihe. Da hätte man dann 20 Auftrittssituationen hinter sich. Würde man dadurch Nervosität abbauen können, in dem die Erfahrung steigt und die Situation normaler wird?
 

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