Ich habe mich gestern nicht gut ausgedrückt, als ich über Individualität schrieb. Entschuldigung, ja, aber (Achtung, jetzt kommt Ausrede) manchmal habe ich einfach Lust, zu etwas was zu schreiben, aber nicht genug Zeit, um wirklich ausreichend über die Formulierung nachzudenken. Ab und zu (staun!) arbeite ich nämlich auch.
Wie dem auch sei:
In Wirklichkeit gibt es ja keine 2 gleichen Dinge auf der Welt. Es lässt sich objektiv nichts finden, was etwas anderem tatsächlich genau gleicht.
Es gibt also, von einer bestimmten Warte aus betrachtet, nur Individualität.
Und klar, wir kennen alle Menschen, die in ihren Eigenarten ganz besonders wiedererkennbar sind, wo man also diese generelle Individualität ganz besonders gut wahrnimmt. Und wenn ein Europäer z.B. nach China fährt oder ihm im Zug eine Klasse 14jähriger Teeniemädels begegnet, nimmt er diese generelle Individualität nicht so gut wahr und denkt eher "Puh, alle irgendwie gleich!"
Nicht-Individualität entsteht durch ungenaue bzw. selektive Wahrnehmung; das ist eine Eigenschaft des menschlichen Geistes, die er zu seinem Funktionieren braucht. Ohne Kategorisieren kein Denken.
Was es jedoch nicht gibt, ist eine andere Art von Individualität: Menschliche Verhaltens- oder Denkweisen, die in einem vergleichbaren Sinne wie ein angenommener "freier Wille" nicht auf äußeren Einflüssen beruhen, sondern quasi 100% originell sind.
Das wollte ich sagen: dass da, wo man vermeint, Originalität / Individualität wahrzunehmen (bei anderen oder sich selbst), fast immer lediglich momentan nicht wahrgenommen wird, woher dieses scheinbar individuelle Verhalten kommt bzw. von welchen Verhaltensweisen anderer Menschen das inspiriert ist. Und wenn man Individualität bzw. Abgrenzung als Wert sieht (pubertierende Jugendliche sind lediglich ein Paradebeispiel für ein überaus allgemeines Phänomen), dann ist man umso geneigter, betriebsblind zu sein und Individualität dort wahrzunehmen, wo gar keine ist.
LG,
Hasenbein