Bei Blüthner gibt es die Prägung im Stimmstock "tiefe Stimmung" oder "Pariser Stimmung", da muss man vorsichtig sein mit höher Stimmen, weil tatsächlich Saiten reißen können. 440 bei Bechstein ist kein Problem, ich hatte einen alten Bechstein von 1875, später dann einen von 1880 (das Modell V), beide Flügel hatten mit 440Hz keine Probleme. Auch andere mir bekannte Bechstein-Instrumente aus dieser Zeit klingen gut mit 440 und es gibt auch keine Probleme mit gerissenen Saiten oder Stimmhaltung.
In der Fabrik selbst werden die Instrumente ja auch beim Beziehen häufig höher gestimmt, um dem Setzen der Saiten etwas entgegen zu wirken. Wenn alles auf "Kante" berechnet wäre, dann könnte man das nicht machen.
Mich würde interessieren, gibt es tatsächlich Kollegen, denen mal eine Gussplatte beim höher Stimmen gerissen ist, oder sind das nur generelle Empfehlungen, der Vorsicht wegen? Bei Bechstein gibt es in manchen Jahrgängen gern Plattenrisse an den Diskantstreben, aber das ist ein anderes Thema und hat mit höher Stimmen nichts zu tun. Dass ein älteres Klavier nicht bedenkenlos auf 440 gezogen werden kann, steht außer Frage. In diesem Zusammenhang gerissene Saiten und schlechte Stimmhaltung kennt wohl jeder Klavierstimmer. Aber ein Bruch der Platte?