Ersteinmal, den Blutdruck immer unten halten. Ihn schon gar nicht deshalb steigen lassen, nur weil andere eine andere Meinung haben als Du. Musst sie ja nicht teilen und richtig finden.
Das Problem, es wird häufig überhaupt nicht verstanden, was unter tiefer inspirierter Musikalität gemeint ist. Als ich an einer staatlichen Musikhochschule einmal einen Professor fragte, warum Musikalität nicht gelehrt wird, hatte er erst einmal eine andere Annahme was ich unter Musikalität verstehe. Als ich es ihm näher erklärte, eben diesen göttlichen Spirit, sagte er, „ah, das meinen sie“. „Das kann man nicht lehren, das haben nur sehr wenige und das ist angeboren“. Da ich aber an einer privaten Musikhochschule dieses Lehren der Musikalität selbst erfahren habe, gerade im Klavierspiel, wusste ich, er hat unrecht.
Und zu Thomas Quasthoff. Er hat beim Gesangswettbewerb der ARD den ersten Preis damals gewonnen, was dann auch sein Sprungbrett war. So gut habe ich ihn nie wieder gehört, es war hochmusikalisch und zutiefst beeindruckend und gänsehaut erzeugend. Bald danach gab er im Herkulessaal die "Winterreise". Sie war ebenso tief berührend. Joachim Kaiser hat ihn daraufhin leider ziemlich verrissen in der SZ und ihm vorgeworfen, er habe sich interpretatorisch nicht genügend mit dem Werk und Inhalt beschäftigt und solle sich an Dietrich Fischer Dieskau einmal ein Beispiel nehmen etc. Seitdem habe ich Thomas Quasthoff noch oft gehört, aber nie wieder so gut und berührend wie damals.
Er ist ein hochmusikalischer Musiker mit einer wunderschönen Stimme, aber gerade die Winterreise kann ich mir von ihm nicht mehr anhören, zu viel gewollt und vom Kopf gesteuert und manipuliert. (Auch seine Gesangstechnik ist nicht vorbildlich).
Ok, hier glaube ich auch nicht, dass der Grund seines Einbruchs seine Jazz- Auftritte waren, die er vorzüglich gestaltete. Für mich war er hier besser, als das, was er jahrelang in der Klassik vollbracht hat. Im Jazz ist er noch eins mit der Musik.
Aber die Klassik hat eben noch viel mehr Möglichkeiten, sie kann einem innerlich den Himmel öffnen, das kann die U-Musik nie. Sie bleibt immer irdisch, auch wenn man dabei im 7. Himmel schwebt. (Verlange jetzt allerdings nicht, dass dies jeder versteht).