Nachdem ich nun alle 13 Seiten dieses Threads gelesen habe bin ich nun so frei euch meine Sicht der Dinge zu erläutern. Ich bin übrigens absoluter Klavieranfänger und habe zuvor noch kein Instrument gespielt. Ich bin 24 Jahre alt und kann mit der Klassik bisher nur bedingt was anfangen (Nur damit ihr ungfähr einschätzen könnt aus welcher "Ecke" dieser Kommentar kommt)
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warum sollte ein (junger) Mensch überhaupt in ein „Klassik“ Konzert gehen (was immer das ist)?
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Aus dem gleichen Grund weshalb er auch zu anderen Konzerten geht.
Wieso geht jemand zu einem Konzert? Weil er die Musik oder zumindest die Musikrichtung bereits kennt und sie mag. Er möchte mehr von der Musik erfahren und Gleichgesinnte treffen. Er möchte die Band auch mal "Live" hören weil sie da vielleicht nicht so perfekt und steril klingt wie auf der CD.
Daraus schließe ich: Bevor jemand auf ein Klassikkonzert geht muss er bereits Berührungspunkte mit dieser Musikrichtung gehabt haben und diese zumindest mal als interessant empfunden haben.
Und ich denke da liegt das Hauptproblem. Jeden Tag werden wir mit Musik konfrontiert aber wann ist das mal klassische Musik?
Filmmusik stellt vermutlich noch am ehesten einen Berührungspunkt für die Masse dar der zumindest in die "klassische Richtung" geht.
Darüberhinaus werden viele von der Klassik überfordert. Zumindest geht es mir so, ich bin nunmal "Musik-Bildungstechnisch" nicht auf einem ausreichend hohem Niveau um sie zu verstehen. Und deshalb habe ich sie zuersteinmal als uninteressant um nicht zu sagen als langweilig abgetan.
Vielmehr kann ich mich für einfacher aufgebaute Stück begeistern die somit auch einfacher zu verstehen und zu begreifen sind. Ja mir gefällt Yann Tiersen, Ballade pour Adeline, Für Elise usw. als auch Pop/Rockmusik wie z.B.
"Nothing Else Matters als Piano-Solo.
Nun nehme ich seit einem halben Jahr Klavierunterricht. 80-90% von Yann Tiersen ist wohl noch immer zu schwer für mich dennoch ist mir bereits aufgefallen das diese Stück meist recht simpel aufgebaut sind. Und nach mehrmaligem hören relativ schnell den Reiz verlieren. Daher habe ich begonnen mich umzusehen was der "Markt" eigentlich noch so zu bieten hat.
Auf einmal konnte ich mich für eine Etüde von Chopin begeistern, ich entdeckte Fazil Says Interpretation von einem Stück Mozarts (YouTube). Ich möchte behaupten mein musikalischer Horizont ist im Moment im Begriff sich zu erweitern. Aber so spannend das alles für mich ist, dieser Prozess geht langsam von statten.
Es motiviert mich übrigens auch weiter zu lernen vielleicht kann ich dann irgendwann ja mal wirklich was von Chopin oder Mozart selbst spielen :)
Und warum geschieht dies alles? Weil ich angefangen habe ein Instrument zu erlernen und mich dadurch eben auch mit der Materie beschäftige. Ich denke das ist auch der einfachste Weg um zur Klassik zu finden, eben selbst ein Instrument zu erlernen.
Vermutlich ist kaum möglich ein Klassikkonzert so zu gestalten, dass es einem "Klassik-Fremden" spontan gut gefällt.
Deshalb ist es bestimmt kein Fehler zukünftig auch weiterhin Ananasamerikaner anzubieten. Und das Program mit einfacheren und bekannten Stücken zu ergänzen damit "Klassikeinsteiger" wie ich auch eine Chance bekommen.
Mit freundlichem Gruß,
Chris
PS: Wenn ihr einem Grundschüler den Spaß am Lesen nahebringen wollt konfrontiert ihr ihn doch auch nicht gleich mit Goethes Faust